Immer noch "Kassensturzmodus", ich sammle Erinnerungen und Erkenntnisse zusammen, um sie neu zu bewerten, wo nötig, bzw. um sie auf Stichhaltigkeit zu prüfen, wo ich mir noch unschlüssig bin.
Ich komme jetzt zu meinen eigenen Wahrnehmungen, was Sex von Kindern, genauer Mädchen v.a. im Alter zwischen 6 - 7 Jahren angeht. Es ist eine Gratwanderung, für mich, weil ich in meinen Formulierungen nicht für "Zündstoff" sorgen will, möglicherweise auch allgemein, weil ich bislang (mehr als Mitleserin denn als Mitdiskutantin) mehrfach erlebt habe, was für heftige Abwehrreaktionen gerade in diesem Bereich kommen. Gesunde Reaktionen, finde ich, allerdings insofern belastend für mich und möglicherweise andere frühere Opfer, weil es den Bereich angeht, in dem eigene Scham und Schuldgefühle und/oder Abwehr bis hin zur Verleugnung eigener Gefühle sehr stark sein können.
Gebt auf euch acht.
Ich habe oft als Babysitter gearbeitet, habe auch zeitweise als Art "Tante" sehr nach an/mit der Familie einer früheren Schulfreundin gelebt und so das Aufwachsen ihrer Tochter vom Säuglingsalter bis etwa zum 8. Lebensjahr hautnah miterlebt. Ich habe sie oft tagsüber betreut.
In der Zeit ungefähr habe ich mich auch sterilisieren lassen, weil mir nach einem Abgang (Fötus spontan verloren) bewußt geworden ist, daß ich als Mutter mit Sicherheit mein Kind mißhandeln würde, ich war zu unkontrolliert und weiß heute, daß ich damals heftig dissoziiert haben muß.
Der Freundin hatte ich den Grund für die Sterilisation genannt, sie hat immer wieder gesagt, daß ich niemals mein Kind mißhandeln würde, das könne ich als Mutter nicht und sie kenne mich (wenn wir Streit hatten, habe ich oft einen Rückzieher gemacht). Ich wußte es besser. Ihre Tochter war nie in Gefahr, kein Kind, mit dem ich zu tun hatte, war in Gefahr, durch mich zu Schaden zu kommen. Das war mir klar, sonst hätte ich mich solchen Situationen überhaupt nicht ausgesetzt. Grund: es waren nicht meine Kinder, ich war keine 25 Stunden rund um die Uhr für sie zuständig, egal, wie nervig, quengelig oder was auch immer sie waren. Ich konnte ganz gut durchatmen, selbst in der stressigsten Situation, weil ich wußte: heut Abend geb ich das Kind wieder ab und ich kann mich erholen.
Das können Mütter nicht. Mißhandlungen finden nicht statt, weil jemand Kinder nicht mag. Sie finden statt, weil jemand überfordert ist, unter Druck gerät, keine Möglichkeiten findet, eigenen Emotionen Luft zu verschaffen. Ich wußte das, ich wußte auch, daß ich für eigene Kinder zur echten Gefahr werden würde.
Irgend wann sah ich eine Dokumentation über
Jürgen Bartsch.
Ich war erschüttert und hab geweint. Er tat mir leid. Er hatte eine entsetzliche Kindheit gehabt. Und er hat Kinder getötet.
Es wird immer wieder gefragt und vermutet, daß Opfer später zu Tätern werden können. Es wird immer wieder auch vermutet, daß jeder Täter selbst Opfer gewesen sei.
Das stimmt so nicht. Genauso wenig wie es stimmt, daß Kindesmißbraucher immer Pädophile wären. Auch das stimmt so nicht.
Wie das bei Jungen ist, weiß ich nicht, mir fehlt dazu der Zugang. Viele Mädchen im genannten Alter 6 - 7 scheinen ihren Körper, ihre ersten sexuellen Gefühle sehr intensiv zu entdecken. Ich selbst hab in dem Alter angefangen, mir regelmäßig Höhepunkte zu verschaffen und das beibehalten. Meine jüngere Pflegeschwester hatte eine Zeit lang Interesse, das irgendwann aber wieder abgelegt. Mehr als einmal habe ich Mädchen in dem Alter beim Onanieren "erwischt". Eines war die Tochter einer Exfreundin, die gelegentlich im Wohnzimmer in unserer Gegenwart onanierte, wenn sie glaubte, wir bekämen davon nichts mit. Einmal war ich mit einer Mutter und mehreren Kindern in dieser Altersgruppe im Kino - irgend ein Kinderfilm. Eins der Mädchen mochte mich, sie hatte es sich auf meinem Schoß bequem gemacht. Irgendwann wurde sie unruhig, hat sich so hingesetzt, daß sie nur noch auf einem meiner Knie saß und fing recht eindeutig an, herumzurutschen.
In beiden Fällen habe ich gar nicht reagiert und so getan, als würde ich nichts bemerken. Gespürt hab ich die Erregung der Mädchen und fühlte mich hilflos.
Und eine Zeit lang hatte ich Angst, selbst pädophile Neigungen zu haben. In der Zeit, als diese Angst sehr stark war, habe ich jeden Körperkontakt zu Kindern vermieden. Ich bin ohnehin nie der Typ gewesen, der von sich aus Körperkontakt sucht, ich hab auch bei Kindern immer gewartet, daß die von sich aus auf mich zukommen. In der Zeit bin ich allerdings Körperkontakten ganz ausgewichen.
Ich hatte Angst, ich dachte, daß es mich "erwischt" hätte und ich vielleicht wegen meiner Erlebnisse nun auch noch pädophil wäre. Ich war für diese "sexuelle Ausstrahlung" der Mädchen empfänglich, habe sie wahrgenommen und konnte den besonderen Reiz, den diese Kinder ausstrahlen, nachvollziehen. Das ist das, was Pädophile beschreiben, was sie anzieht, eine Mischung aus Unschuld und Sinnlichkeit.
Es ist nur keine Sinnlichkeit, in die sich Erwachsene einzumischen hätten. Immer wieder wird behauptet, daß die Mädchen doch gelockt, gereizt und zum Sex aufgefordert hätten. Das ist falsch, das können die Mädchen gar nicht, sie haben in dem Alter noch gar keine konkrete Vorstellung von Sex.
Wie auch immer, es hat lange gedauert, bis ich mir wieder selbst über den Weg getraut habe, und so 100 % scheint das noch nicht zu klappen, obwohl ich heute wieder sehr unbefangen mit Kindern umgehe und es sehr genießen kann, wenn sie sich wie kleine Beutelratten an mich hängen.
"Nicht 100 %" - damit meine ich, daß immer wieder so eine gewaltige Scham hochkommt. Kann ich nicht näher benennen, so eine fürchterliche Scham und dann auch die Angst: vielleicht doch durch und durch verdorben zu sein. Dieses Gefühl hätte ich nicht, wenn ich mich öffentlich an einer Autobahnraststätte von unzähligen Typen bespringen ließe - es ist eine andere Art von Scham, die nicht mehr oft auftaucht, wenn aber, dann so heftig, daß ich mir nicht vorstellen kann, daß überhaupt jemand sich überwinden könnte, mit mir in einem Raum zu sein.
Kann ich nicht näher beschreiben.
Pädophilie wird heutzutage als Krankheit, als Störung in der Sexualpräferenz und als nicht heilbar beschrieben. Etwas daran stört mich. Nicht jeder, der sich an Kindern vergreift, ist selbst sexuell mißbraucht worden. Nicht jeder, der sexuell mißbraucht worden ist, wird pädophil. Die wenigsten, die mit Gleichaltrigen Doktorspiele gespielt haben, entwickeln ein Interesse an Sex mit Kindern.
Etwas daran stört mich. Ich kann's nicht greifen. Vielleicht verstehe ich sexuelle Präferenz falsch. Man ist schwul, man ist lesbisch oder heterosexuell. Wenn man pädophil ist und das eine sexuelle Präferenz wäre, dann hat man nie die Chance, sexuelle Erfüllung zu finden, ohne dabei zum Täter zu werden.
Etwas daran stört mich. Wie kann eine sexuelle Präferenz durch Kindheitserlebnisse "entstehen"? Eine Störung im Sexualleben, ja. Das kann passieren. Aber eine sexuelle Präferenz?
Ich glaube, da sind die Wissenschaftler auf einem fürchterlichen Holzweg. Ich will das nicht glauben.