F
Gast
(Gelöschter Account)
Aber für Behinderte kommen all die Vorurteile, die Hemmschwellen dazu, die Menschen Behinderten gegenüber so haben.
Und ich bin davon überzeugt, daß es in den meisten Fällen weniger mit Vorurteilen zu tun hat (die gibt es zweifellos auch), sondern mit verschiedenen Dingen, wie z.B. Unsicherheit (wie reagiert ein Behinderter auf Witze, hat der Humor oder isser auf dem Jammertrip, will der Hilfe oder kommt der allein zurecht, all solche Dinge, die man sich generell beim Kennenlernen neuer Leute fragt. Nur: wenn jemand offenkundig behindert ist und sich saublöd anstellt, kann ich den nicht guten Gewissens zur Sau machen, ohne mich nicht gleich mies zu fühlen --> also lassen es viele gar ned erst auf einen näheren Kontakt ankommen).
Zweitens - geht ja schließlich nicht nur um allgemeinen Kontakt, sondern um Beziehung und Nähe. Ich sehe 'nen Rollifahrer, der mich anbaggert. Kriegt der überhaupt einen hoch? Wie will der Sex mit mir haben? Isser womöglich inkontinent? Wie viel Tageszeit wird für seine Pflege draufgehen? Will ich meine Tage danach richten, wann er Physiotherapie, Blasenentleerung, Tabletteneinnahmen oder was auch immer geplant hat? Wie schaut's aus, wenn ich mit ihm mal ausgehen will: haben die Gasthäuser rollifreundliche Rampen, sind dort Behindertentoiletten oder wird's ein Staatsakt, ihn dorthin zu begleiten (falls nötig). Wenn ich mit ihm verreisen will: was für eine Logistik ist dafür erforderlich?
Und und und - sorry, Gletscher, wenn ich's so deutlich beim Namen nenne, all das sind sehr wohl Kriterien, die bei einer Partnerwahl eine Rolle spielen, ohne daß potentielle Partner/innen deswegen von Vorurteilen zerfressen sind.
Ich habe schon miterlebt, wie Leute mit körperlichem Handicap auch Beziehungspartner gefunden haben, aber: es waren Ausnahmen, und es müßte (zumindest für mich) schon eine ausgesprochen interessante, spannende Persönlichkeit sein, um mich auf die Einschränkungen, die ein Leben mit Handicap zwangsläufig mit sich bringt, einzulassen. Nicht ausgeschlossen (wäre ich noch "auf dem Markt"), aber sicher nicht so unbefangen, wie das mit einem nicht gehandicapten Menschen der Fall wäre.