Wo ist die Grenze von normal, wo wird etwas krankhaft?

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Ich bin gerade über diese Frage gestolpert. In einem anderen Thread hat jemand geschrieben, dass seine Freundin immer heftiger mit der Peitsche geschlagen werden wollte, was er nur bis zu einem gewissen Grad mitgehen konnte, und sie war dann frustriert. Kurz später ist sie aus der Beziehung ausgebrochen und hat sich so verprügeln lassen, dass sie dabei physisch zu schaden gekommen ist, ich habe dem Tread entnommen: keine blauen Flecken oder blutige Striemen, sondern deutlich übler.

SM soll übrigens nicht das Thema sein, ein SM Thema ist nur der Anlass für meine Gedanken.

Ich tendierte dazu, Praktiken als krankhaft zu betrachten, wenn der nötige Reiz ständig gesteigert werden muss, und physische, psychische oder materielle Schäden entstehen können. Die Sache beginnt sehr harmlos, aber es gibt kein Genug, es muss immer mehr und immer spektakuläreres passieren. Bis es zu irreversiblen Schädigungen kommt.

Ich hatte einmal eine Bekannte, die - wenn sie kam - gewürgt werden wollte. Den Trieb kann ich irgendwie nachvollziehen, die Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff führt zu rauschähnlichen Zuständen. Einmal wäre sie daran beinahe gestorben. Nach einigen Tagen Krankenhaus ist sie beinahe unverletzt - in die psychiatrische Abteilung - entlassen geworden, das Verfahren (wegen Mordversuch) gegen ihn wurde so weit ich mich erinnern kann ohne Urteil eingestellt. Heute kann sie sich selbst nicht mehr verstehen und hat das überwunden, also scheinen solche Neigungen durchaus auch Therapierbar zu sein?

Bin ich da zu kleinkariert, wenn ich sage: ab einem gewissen Grad gehörten Neigungen therapiert, um Schaden zu vermeiden? Und, um das vollkommen klar zu bekommen: ich distanziere mich in aller Deutlichkeit von Radikalkatholen, die Veranlagungen wie Homosexualität als krankhaft ehen: ich weiß, dass das Gegenteil der Fall ist. Um es frömmlerisch auszudrücken: Homosexualität ist Gottgegeben. Ich habe auch nicht das geringste Problem mit Ehibitionismus, Voyeurismus, Sado/Maso etc., NS und was es da nicht alles gibt, auch wenn ich manches für mich als eklig ablehne. Als Krankhaft bezeichne ich nur das, was die oben angesprochenen Grenzen überschreitet, was echten Schaden anrichtet und Existenzen ruiniert; Insbesondere dann, wenn es immer weiter gesteigert werden muss.
 
also ich finde auch vieles geil aber was zu weit geht geht einfach zu weit.
Ok Geschmäcker sind verschieden aber ich könnte mir nie von einer Frau etwas in den Penis einführen lassen oder mich schlagen lassen bis ich nur noch blaue Flecken davon habe, sowas macht mich einfach nicht an.
Ich verstehe es auch nicht was einem dabei Geil macht wen man sich etwas in den Hintern schiebt ... naja bei den Frauen ok aber beim Mann? (ist nichts für mich).
Und von Kaviar will ich gar nicht erst anfangen ...

In meinen Augen gibt es sehr viel Krankes Zeug auf der Welt das wir zur Genüge kennen :D
 
Da hast Du mich völlig falsch verstanden. Das finde ich nicht krankhaft, was Du schilderst mag vielleicht widerlich erscheinen, krankhaft ist es durchaus nicht. Es ist, wie Du korrekt schreibst, eine Frage des Geschmackes.
 
ich find das alles ok, wenn es beiden partnern gefällt, ist das alles nur einseitig, kann es zu einer ziemlichen belastung werden, die meistens mit dem aus der beziehung endet.
 
Bin ich da zu kleinkariert, wenn ich sage: ab einem gewissen Grad gehörten Neigungen therapiert, um Schaden zu vermeiden?

nö - find ich nicht. bevor jemand nachhaltig schaden nimmt gehört er (vor sich) geschützt. das muss sich ja ned amal nur auf körperlichen schaden reduzieren - wenn ich da in richtung geld-dominas und deren "zahlschweine" (ja, die gibts wirklich, und ned nur im fernsehen) denk...

die grenzen werden immer fliessend sein, und eine klare definition wird sich kaum finden lassen. in einer beziehung gehörts jedenfalls dazu zu lernen, seinen partner derart einschätzen zu können, dass man erkennt wann besser schluss ist.
 
Ja. Ungefähr da hin bin ich auch gekommen. Ich sehe die Grenze dort, wo Schaden entsteht, insbesondere, wenn es sich um ein Suchtverhalten mit Tendenz zur Steigerung handelt.

Nunja, da sind wir natürlich auf einer Definition, die nichts mehr mit Sex zu tun hat, das Selbe gilt für Alkohol, Glücksspiel, ...

Was Assi gemeint hat, das hab ich nicht ansprechen wollen: das ist etwas, das die Grenzen des Schlafzimmers nicht überschreiten muss: wenn einer etwas bekommen will, das der andere gerne geben möchte, dabei kein Schaden entsteht, dann sollen die beiden es tun. Was sonst sollten sie mit einander tun? Sex dient ja dazu, sich an einander zu erfreuen, mit allen Sinnen und allen Möglichkeiten, die man dazu hat.
 
alois, problematisch wird bei derart eigentlich heiklen themen halt immer die einschätzung dritter. kaum jemand, der postet oder einen thread erstellt breitet sein komplettes leben aus - was im grunde genommen ja auch verständlich ist.

was genau jemand aus einer vielfalt von antworten für schlüsse zieht bleibt ihm selbst (und seinem eigenen, hoffentlich vorhandenen, gefühl für verantwortung) überlassen.

nur ein unreflektiert hingerotztes: "du bist krank / das ist krank!" ist einfach dreck.

aber das hätt ich dir jetzt auch nicht bis in die allerletzte konsequenz unterstellt.


p.s. um zu hinterfragen, was meinen partner glücklich macht schau i ned ins lexkon.
 
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Bin ich da zu kleinkariert, wenn ich sage: ab einem gewissen Grad gehörten Neigungen therapiert, um Schaden zu vermeiden? Und, um das vollkommen klar zu bekommen: ich distanziere mich in aller Deutlichkeit von [...] Als Krankhaft bezeichne ich nur das, was die oben angesprochenen Grenzen überschreitet, was echten Schaden anrichtet und Existenzen ruiniert; Insbesondere dann, wenn es immer weiter gesteigert werden muss.

Ich denke nicht, dass man Neigungen hinwegtherapieren kann (oder überhaupt sollte), gewisse Ausprägungen hingegen eindämmen. Und nein, ich halte dich nicht für kleinkariert, eher im Gegenteil, naja, fast.
Wenn man Freiheit so definiert, dass sich jeder selbst schaden kann, so viel er möchte, bis er daran stirbt - dann ist das eine bittere Art der Großzügigkeit.
Zwischen Sein und Therapie gibt es noch etwas, das du nicht erwähnt hast - die Reaktion des individuellen Umfelds. Und hierbei geht die Grauzone von der Einmischung bis hin zur Verantwortung. Letztere bestimmt, wie couragiert du einem solchen Verhalten entgegentrittst und sie für jemanden übernimmst, der es offensichtlich nicht selbst kann. Im allgemeinen liegt dir dann etwas an dieser Person...
Umgekehrt, jemandem ständig "die Freiheit lassen", ist oft nur ein bewußtes Wegschauen - und zeichnet sich in der Scheinmoral aus, dass "man es gar nicht glauben kann, dass niemand rechtzeitig eingegriffen hat, wo es doch bereits offensichtlich war", wenn etwas passiert.
 
Also ich würde auch dazu tendieren zu sagen: "Ja, Sex der im Krankenhaus, in der Klappsmühle, im Knast oder ähnlichen sozialen Einrichtungen endet ist krankhaft." Hoffentlich werde ich jetzt nicht für den verklemmtesten, intolerantesten, konservativsten Hinterwältler gehalten.

Nebenbei: Ich habe das Gefühl daß die ganze SM-Geschichte im Moment ziemlich in Mode ist und das sich da viele tummeln die eigentlich nicht so drauf sind, aber weil sie jetzt auch so "wilde Hund" sein wollen spielen sie das mit. So nach dem Motto: Ohne einen Fetish bist heut ein Langweiler...
 
ich find das alles ok, wenn es beiden partnern gefällt, ist das alles nur einseitig, kann es zu einer ziemlichen belastung werden, die meistens mit dem aus der beziehung endet.

genau wie du sagst ja ...

Ok Krankhaft sind die Sachen die ich erwähnt habe nicht aber schon heftig für meinen Geschmack sag ich jetzt mal ...

Aber alles was mit Verstümmelung zu tun hat ist für mich Krankhaft dazu zählen (Harte Schläge, Körperteile Amputieren usw) auch Sex mit Toten ist extremst Krankhaft das ist zwar verboten aber es gibt sicherlich welche die das Praktizieren ...
 
Sex mit Toten ist extremst Krankhaft das ist zwar verboten aber es gibt sicherlich welche die das Praktizieren

aha..., hmm..., tja...

ist das alles nur einseitig, kann es zu einer ziemlichen belastung werden, die meistens mit dem aus der beziehung endet.

fein, simma uns einig - zumal in diesem fall ja schon zwei voraussetzungen erfüllt sind: zum einen ist das ganze ist eine recht einseitige angelegenheit - und die beziehung ist (zumindest in diesem leben) zu ende Keine Berechtigung Bilder zu betrachten - Bild entfernt.
 
.... Insbesondere dann, wenn es immer weiter gesteigert werden muss.

Das ist heute, mit einer fragwürdigen "Offenheit" der Gesellschaft, und dem Einfluss der neuen Medien, sowieso ein Problem.... jeder hat irgendwo den Ansporn, , noch weiter zu gehen, das was ihm andere vorspielen nachzuäffen oder zu übertrumpfen... das kommen dann eben fallweise Exzesse heraus.


Ich verstehe es auch nicht was einem dabei Geil macht wen man sich etwas in den Hintern schiebt ... naja bei den Frauen ok aber beim Mann? (ist nichts für mich).

Auch nicht meins, aber verstehen tu ichs sehr wohl... die Prostata ist halt mal sehr empfindlich, und als Mann hat man daher u.U. mehr davon wie eine Frau.
 
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Spannender Thread, Alois :daumen:

Spannend deshalb, weil ich dich aus anderen Diskussion nicht als "Moralisten" kenne, der Dinge schnell als richtig oder falsch, krank oder gesund abstempelt. Dennoch finde ich es gut und sinnvoll, sich über (fließende) Grenzen der Normalität, Halbnomralität, und Abnormalität in Dingen der Erotik zu unterhalten.

Wenn ich dich richtig verstanden habe, geht es dir aber darum zu hinterfragen, wo die Grenze liegt und hinter einer sexuellen Praktik eine Suchttendenz zu erkennen ist, Schmerzen, den Kick, das Neue zu steigern, die einer Kompensation ähnelt, wie dies auch bei anderen Süchten der Fall ist. Dies finde ich deshalb sehr spannend, weil ich mir diese Frage auch schon öfters stellte. Ich finde die Welt des Swingens spannend, mag offen gelebte Sexualität, bin von Natur aus eine sehr neugierige Person, habe Erfahrungen in der SM Welt auf beiden Seiten gesammelt und hatte oft den Eindruck, dass die Grenze zwischen dem offenen Ausleben seiner eigenen Bedürfnisse, dem zu sich stehen und eines Suchtverhaltens tatsächlich fließend sind. Die SM-Szene bietet zusätzlich Raum für eine besonders spannende, erregende, achtsame Art der Erotik, aber leider halt auch Raum für - politisch korrekt ausgedrückt - kranke TypInnen, die im normalen Leben wenig zustande bringen und sich daran aufgeilen, in irgendeinem Bereich über irgendjemanden Macht ausüben zu können. Wer mit Hausverstand in die Szene eintritt, lässt die Finger von diesen Typen und Typinnen, denn da kann wirklich Gefährliches passieren. Grenzen, die - selbst in einem Spiel - brutal und ohne psychologisches Know-How überschritten werden, können in "normalen" Verletzungen, aber durchaus auch in psychotischen Schüben enden....Also: alles Andere als ein Kinderspiel. Darum ziehe ich immer schon meinen Hut vor Menschen wie Katharina, die nicht nur ihr Handwerk versteht, sondern auch weiß, wie sensibel dieser Bereich ist.

Krank oder nichtkrank ist immer eine heikle Diskussion. Für einen Großteil der Gesellschaft gelte ich als krank, weil ich nicht monogam lebe. Blicken wir in die Geschichte aller Völker und Kulturen, wissen wir erst Recht, wie gefährlich es ist, in moralisch-ethischen Debatten zu endgültigen Urteilen zu kommen, die auch Sanktionen mit sich bringen (Verachtung, Bestrafung...).

Dennoch lehne ich mich gerne aus dem Fenster wenn ich aus den Erfahrungen meiner letzten Jahre zu der Erkenntnis komme: ja, die Swingerwelt, insbesondere die SM-Welt bietet Raum für Menschen, die tendenziell Kompensation für irgendetwas suchen. Selbstkritisch hinterfrage ich mich diesbezüglich natürlich auch selber. Dies heißt nicht, dass ich nicht sehr liebenswerte, liebenswürdige und liebevolle Menschen fand - auch unter denen, die offensichtlich etwas zu bearbeiteten hätten.

Die Aussage übrigens: solange es für beiden passt, ist auch eine heikle. Wir erinnern uns an erotisch-kannibalistische Vorfälle, wo nachweislich das Opfer sich freiwillig töten und verspeisen lies und der Täter dennoch verurteilt wurde.
 
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@Salome.

:bussal:,Sehr schön wie das schreibst,wer will schon die Grenzen sogenau festlegen.Was er eine in Liberalismus verpackt ist für den anderen Desintresse.
LG
Raiser
 
Krankhaft finde ich Feeding und wenn man dadurch erregt wird, den Partner während des Sex beim Essen/Trinken zuzuschauen oder ihn sogar noch zu füttern. Da hört bei mir der Spaß echt auf, das ist einfach unsagbar krank. Der Feedee wird dadurch oft so fett, dass er sich selber gar nicht mehr rühren kann, er zum Pflegefall wird und trotzdem noch weiter gemästet wird. Ekelhaft... andere Sachen, bei denen niemand zu Schaden kommt, sollen praktiziert werden, so viel diejenigen wollen, das ist mir egal. Jeder so wie er will...
 
ich glaube das hier die grenze fließend sind .
und zu Feeding ich glaube das fast alle die Szene aus 91/2 Wochen wo sie mit verbundenen Augen gefüttert wird als interessant empfindet !!
und denke immer an ein Zitat das ich mal gehört habe :" ich habe keine Moral! trotz allen bin ich ein sehr moralischer Mensch!"

meine Meinung ist zu dem Fall ich muss nicht alles verstehen aber solange es mich nicht persönlich betrifft ,ist es mir auch egal was andere machen!
 
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Ich würde auch sagen, es ist nicht "krank" oder "pervers" so lange niemand zu Schaden kommt.

Wenn sich zwei Menschen gegenseitig mit Kot einreiben wollen, passiert ja niemandem etwas. Für viele ist das sicher krank. Mir selbst würde es nicht gefallen, aber da es ja ungefährlich ist, denke ich mir: Wieso nicht?

Schwer wird es bei hartem SM. Ist schwierig da Grenzen zu ziehen, wo Schaden entsteht.
Manche stehen ja zB auf schneiden und mögen es Blut zu sehen und zu schmecken. Wenn man es richtig macht, bleiben aber wohl keine Narben. Ist das schon gefährlich?
Ich weiß es nicht.
Kommt wahrscheinlich auch darauf an, wie überlegt und vorsichtig man damit umgeht.
 
Manche stehen ja zB auf schneiden und mögen es Blut zu sehen und zu schmecken. Wenn man es richtig macht, bleiben aber wohl keine Narben. Ist das schon gefährlich?
Ich weiß es nicht.
Kommt wahrscheinlich auch darauf an, wie überlegt und vorsichtig man damit umgeht.

Gefühlsmässig ist da die Grenze überschritten. Ganz einfach weil da natürliche Schutzmechanismen ausgeschaltet sind... und es liegt doch in der Natur der Sache, daß man immer mehr will... zuerst einkleiner Schnitt, wenn dann der Kick nicht mehr genug ist, halt ein bisschen tiefer... wo führt das hin?
So ähnlich wie der TE geschrieben hat, zuerst hatte sie nicht genug, dann Krankenhaus.
 
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