Sunshine
In der Früh läuft mein Hirsebrei über und brennt sich in die Herdplatte ein. "Papa, du musst selber putzen!" schnauzt mich mein Sohn an.
Es ist, verdammt noch mal – Freitag!
Meine Assistentin hebt herausfordernd das Kinn, neigt ihren Kopf nach links und wendet sich ab. Ich erkenne dies als Höflichkeitsform des Stinkefingers.
Es ist, verdammt noch mal – Freitag!
Liebchen massiert mir den Kopf, streichelt zärtlich und sanft meine Wangen, Schläfen und die Stirn. Herrlich! "Ich habe Antifalten-Creme verwendet...", grinst sie mich an.
Es ist, verdammt noch mal – Freitag!
"Hallo Heli! Du solltest mal Sunshine aufsuchen. Supermassage! Hier die Kontaktdaten..."
Es ist soeben – Samstag geworden!
Sogleich tippe ich: "Liebe Sunshine, ... wann und wo?"
Bereits nach wenigen Minuten die Antwort: Am x-ten da und dort. Good vibes, Sunshine!
Und am nächsten Samstag ist es so weit.
Ich erwarte eine etwas ausgeflippte Tanzperformerin. Tatsächlich empfängt mich ein manierliches und artiges Mädchen. Marke liebe nette Nachbarin, von der Mütter gerne klugreden: "Das wär doch eine für dich..." Weniger, weil sie annehmen, dass dem Sohn heiße und schwitzende Nächte bevorstehen, sondern weil sie sich sicher wähnen, dass sie jeden Sonntagnachmittag auf Kaffee und Kuchen eingeladen werden.
Laut eigener HP müsste Sunshine 41 sein, aber die hübsche mittelgroße Vorzugsschülerin mit ihrem vollen, über die Schultern fallendem braunen Haar könnte gut und gern als ihre Tochter durchgehen. Dass sie "ganzkörperliche Sensibilisierung und Bewusstheit in einer Verbindung von Lustvollem und Heilsamem" macht, nehme ich ihr sofort ab. Aber kann sie auch "schlimm" sein? Zumindest ein wenig?
Ich bin etwas verdutzt, aber das kommt ihr entgegen, denn sie ist keineswegs der kecke Bussi-Bussi-Typ, sondern hat eher die Ausstrahlung einer Hatha-Yogalehrerin. Aber einige Scherze und Komplimente später taut sie merklich auf, lächelt interessiert und signalisiert mir durch ihre Körpersprache, dass unsere Chemie von neutral auf positiv zugänglich gewechselt hat.
Freundlich weist sie mir den Weg zur "Waschgelegenheit". Sie ordiniert am Kama-Institut im 15. Bezirk, dessen Duschen den Charme eines Pfadfinderlagers der 70er Jahre haben. Mehrere Wasserspritzen nebeneinander, keine Trennwände dazwischen. Nach der Verrichtung ist das Gebrauchtwasser mit einem riesigen Schaber in einen Abflusskanal zu schieben. Böse Zungen behaupten gar, dass am Institut "einmal im Monat" geputzt werde. Ich rege mich darüber jedoch nicht auf. Es ist aufgeräumt und irgendeinen sichtbaren Schmutz erblicke ich auch nicht. Als Drittewelterfahrener ist man ja nicht zu pingelig.
Außerdem sollen bei zu viel Sauberkeit allerlei Allergien drohen
Das Behandlungszimmer befindet sich hinter dem großen Seminarraum. Auf dem Boden ist die Massagestatt ausgebreitet - drei nebeneinander gelegte Übungsmatten aus dem Seminarraum, bedeckt mit mehreren roten Laken und Handtüchern. Eine wackelige und rutschfreudige Angelegenheit!
Es ist Altweibersommer. Den Altbau beschleicht trotzdem eine unangenehme Kühle. Daher steht ein Heizstrahler bereit. Brennende Kerzen oder sonstige liebliche Accessoires, die eine warme und kuschelige Atmosphäre vermitteln könnten, gibt es keine. Im Gegenteil, die großen Fenster sind unverhangen und ermöglichen dem gleißenden Sonnenlicht freien Einfall.
Es fällt mir auch sogleich auf, dass die Utensilien, die bei der Massage zum Einsatz kommen werden, ziemlich systemlos und weit zerstreut herumstehen. Der Ölwärmer hat ein zu kurzes Kabel, weil das längere offenbar für den Heizer verwendet wird, zwei Straußenfedern befinden sich ebenso außerhalb der Reichweite der Masseurin wie die runden Sitzkissen, Wischtücher, Unterlegekissen usw.
Aber dafür kann Sunshine nichts, denn sie ist hier genauso Gast wie ich.
Sie erscheint in einem um die Hüften gebundenen Lunghi. Ein wunderbarer Anblick, der nicht allein wegen ihrer offenen samtigen Haarpracht Südsee-Flair vermittelt. Wenn da nur nicht ein störendes Stückchen Textil wäre. Sie trägt einen BH! Das passt zur Tantramassage wie die Faust aufs Auge. Ach, liebes Mädchen, zum Heiraten sind zwei zu wenig! Neben der Braut und der Schwiegermutter bedarf es auch eines Bräutigams...
Eine wie sie hat Tantramassage natürlich gscheid glernt: Ausgebildet bei AnandaWave in Köln und Andro in Berlin. Das sind tantrisches Cambridge und Harvard. Mehr wäre bloße Kosmetik.
Ihre Massage ist top, gar keine Frage: Gemeinsame Atemübungen, liebevolles spinnen des tantrischen Glücksfadens, ausgezeichneter Chakrenausgleich, sehr gelungene Herz-Genital-Verbindung. Natürlich kennt sie den Unterschied zwischen Nadis und Meridianen, weiß, welche Marmapunkte wann und wie zu drücken sind. Sie beherrscht sogar eine Technik, die man in Österreich nicht ohne Weiteres antrifft: Von hinten kommend gleitet sie mit ihrem Körper (der BH ist mittlerweile weg, das Höschen nicht) den Rücken des Massierten hoch und behaucht dabei äußerst sanft die vorher leicht eingeölte Wirbelsäule, was unglaublich erotisierende Luftwirbel erzeugt. Bravo!
Alles brav, vorzüglich und nahezu perfekt. Eine glatte Eins!
Gleiches gilt für Sunshines Figur: Laut HP ist sie 41 Jahre, hat aber keinerlei Anzeichen von Cellulite; nichts hängt, alles ist straff. Welch ein Unterschied zu manch anderen Masseurin, die in ihrem Alter bereits Obelix gleichsieht und – wenig verwunderlich – den Hinkelstein ihres Gegenübers längst nicht mehr bewegen kann.
Aber ich will endlich wissen, ob die Klassenbeste auch ein wenig "schlimm" sein kann...
Als ich mich in Bauchlage befinde und sie zwischen meinen geöffneten Beinen sitzend an den Innenschenkeln Richtung Kronschatz hochgleitet, denke ich mir: So, Mädchen, jetzt woll ma sehen, ob ihr im Bio-Unterricht schon die "Aufklärung" durchgemacht habt! Kokett ziehe ich das rechte Knie in Richtung Schulter. Die so entstehende "Spreizung" öffnet das Körbchen mit seinen Köstlichkeiten. Wird sie die Nüsse knacken und die Banane schälen? Kurzes Zögern. Dann folgt ihr beherzter Griff an die Peniswurzel und ein kurzes, entschlossenes Abstreifen. Ich kenne das, so bedeutet eine Tochter aus gutem Hause: Bist zwar ein interessanter Typ, aber zu eingebildet brauchst auch nicht sein. Eingefahren! Eins zu null für die Prima! Na, wart nur, wir haben ja Zeit...
Nachdem ihre Hände wieder zärtlichst meine Pohälften zerteilen und verheißungsvoll im Perineum anstreifen, ziehe ich das linke Knie an und gebe ihr durchs Anheben des Beckens einen eindeutigen Wink mit dem erstarkten Zaunpfahl. Was jetzt?
Schwupps, schnappt sie mit beiden Händen zu, spannt die Feder gegen den Strich und säuselt: "Dreh dich bitte um!" Gleichzeitig macht sie im Haltegriff einen Schwenk und weist dem umzangten Stehaufmännchen den Weg in die Lingam-Ordination...
Was folgt, ist ein österreichischer Rekord: 32 Minuten durchgehende Lingammassage! Was soll ich sagen, natürlich kriegt sie auch dafür eine Eins.
Außerdem ist sie keine Abzockerin.
Vor- und Nachgespräch, zurückhaltendes "Flirten", Nachruhe, Duschen ist nicht klingelbeutelpflichtig. Dass dies keineswegs selbstverständlich ist, lässt sich in meinem letzten Testbericht nachlesen.
Für etwa drei Stunden zahlte ich 200 EUR.
Neben diesem Standardpreis bietet Sunshine den gleichen Service auch zu einem "Sozialtarif" an. Somit auch fürs "Betragen" ein Einser!
Nur hin und wieder täte auch unserer Vorzugsschülerin ein Achterl gut – es macht wunderbar locker
Diese Quintessenz gefällt mir so gut, dass ich sie noch nachträglich hier rein schreibe:
Ein bissl mau bleibt zurück.
Wenn die VorzugschülerInnen nicht auch ein bissl schlimm sind, sind's halt meist ein bissl fad