Bondage und Fessel-Spiele: Tipps für Anfänger zu Sicherheit, Gefahren, Materialien und mehr beim Fesseln

Du bist kein Profi was BDSM angeht, das Thema Bondage bzw. Fesseln hat aber dein Interesse geweckt? In diesem Artikel erfährst du, auf was du als Einsteiger im Bondage achten solltest, damit die Fesselspiele auch gefahrlos über die Bühne gehen.

Fesselspiele – nur für eingefleischte BDSMler:innen?

Einen allgemeinen Überblick über Bondage kannst du in unserem Magazin schon nachlesen, in diesem Artikel wollen wir dir ein paar Tipps geben, auf was du als Einsteiger in diese Materie zu achten hast und wie du mit Fesseln etwas Abwechslung in den Vanilla Sex bringen kannst.

BDSM vs. Vanilla

Vielleicht hast du sogar schon in die Welt der Fesselkunst hineingeschnuppert, ohne es dir bewusst zu sein. Wenn du im Liebesspiel schon einmal Handschellen verwendest hast, dann hast du die ersten Schritte bereits hinter dir. Handschellen sind gerade für Anfänger sehr geeignet, da sie extrem schnell und sehr leicht zu öffnen sind und so bei Unwohlsein der:des Bottom diese:r aus der Zwangslage befreit werden kann.

Rotbeleuchteter Raum mit Frau in schwarzen Dessous und Handfesseln hinter dem Rücken

Rotbeleuchteter Raum mit Frau in schwarzen Dessous und Handfesseln hinter dem Rücken - alexkkoral / stock.adobe.com

Was gibt es bei Fesselspielen zu beachten?

Die allererste Frage, die du wahrscheinlich stellen wirst, ist die Wahl des richtigen Equipments. Wenn du nicht sofort losrennen willst um den nächsten Erotikshop regelrecht zu plündern um dich mit Unmengen an Equipment einzudecken, dann sieh dich mal zu Hause um. Du wirst das eine oder andere Utensil entdecken, das sich wunderbar für die ersten Versuche eignet. Ein Baumwollschal oder eine Krawatte sind ein guter Einstieg, oder vielleicht hast du sogar schon geeignete Sex-Toys wie Handschellen daheim, die du verwenden kannst.

ACHTUNG! Auf keinen Fall verwendest du Kabelbinder oder Nylonstrümpfe bzw. Nylonschals! Die Gefahr, das Blut damit abzusperren ist einfach zu groß!

Wenn du auf den Geschmack von Bondage gekommen bist und deine Ausrüstung erweitern willst, dann gibt es auch viele kostengünstige Artikel, die obendrein einfach anzuwenden sind (Mehr dazu in unserem Artikel über BDSM-Toys). Bondage Tapes zum Beispiel, sie sehen aus wie Klebebänder, sind aber Kunststoffbänder, die durch Adhäsion bei Überlappung aneinander haften ohne zu verkleben. Zudem sind sie vielseitiger einsetzbar als zum Beispiel Handschellen. Für die fortgeschrittenen Techniken kannst du dann zu Bondage-Ropes, also Seilen, greifen.

Apropos Seile: Bei Verwendung von Seilen achte auf die richtigen Knoten. Ein guter Knoten im Bondage ist flach um übermäßige Druckstellen zu vermeiden und lässt sich schnell lösen. Hier empfiehlt es sich besonders, sich vorher mit den verschiedenen Knoten und deren Technik auseinander zu setzen und die ersten Versuche am "nicht lebenden Objekt" durchzuführen.

Das A und O beim Bondage ist, dass du darauf achtest, dass die Session jederzeit schnell und mit wenigen Handgriffen beendet werden kann. Es kann immer vorkommen, dass die gefesselte Person in Panik gerät (schließlich erlebt man es nicht alle Tage, wehrlos und in der Freiheit/Bewegung eingeschränkt zu sein). Daher bist du gut beraten, wenn ihr eine Schere griffbereit habt, trotz großer Sorgfalt kann es immer mal vorkommen, dass sich ein Knoten eben nicht so schnell wie gewünscht lösen lässt.

Für einen Rigger oder Rope Top ist es unerlässlich, während der Fesselung permanent beim Rope-Bottom oder „Bunny“ zu bleiben. Nicht nur um einen Absturz zu vermeiden (im englischen Drop genannt) wenn der oder die Gefesselte in Panik verfällt und nicht sofort aus der Situation befreit werden kann. Der Top hat die Aufgabe, sich um das Wohlergehen des:der Bottom zu kümmern, da gehört auch die Beobachtung der Haut dazu. Verfärbt sich diese blau oder gar weiß bzw. fühlt sich kalt an, dann ist das ein Zeichen für abgesperrtes Blut. Dann ist spätestens jetzt der Moment gekommen, um die Fesseln zu lösen, damit keine Schäden zurückbleiben.

Wenn du weiter fortgeschritten bist, kannst du dich auch an die nächsten Schritte wagen und das gefesselte Bunny "in luftige Höhe" bringen. In der Zierbondage, auch Shibari genannt, ist das ein wesentlicher Bestandteil. Für die ersten Versuche und der Sicherheit wegen ist dafür eine Liebesschaukel sehr zu empfehlen.

Du denkst dir jetzt vielleicht, das klingt alles schon sehr extrem und nach hartem BDSM und überaus gefährlich. Wenn du Bondage vorsichtig und bedacht angehst, dann wird es für dich durchaus ein risikoarmes Erlebnis sein, es ist aber besser, du kennst die zu ergreifenden Maßnahmen für den Fall des Falles und gibt die außerdem noch ein Gefühl der Sicherheit.

Sicherheit: Stichwort SSC oder FRIES, auch so Schlagwörter, die viele Anfänger abschrecken, und auch wenn die Fesselspiele noch so harmlos sind, wie zum Beispiel mit Spielzeughandschellen, eine Vereinbarung eines Safewords sollte für dich selbstverständlich sein. Fällt dieses Wort beim Spiel, dann wird damit signalisiert, dass genau jetzt an dieser Stelle das Spiel zu beenden ist, ohne Wenn und Aber.

Ein Tabu ist der Hals! Wenn du mit Seilen, Bondage Tapes oder auch mit zweckentfremdeten Dingen wie einem Schal oder einer Krawatte fesselst, der Hals bleibt aus Sicherheitsgründen ausgespart, selbst wenn du ein Profi bist.

Je nachdem, wie „extrem“ du in die Welt der Fesselkünste hineingeschnuppert hast bzw. die Session praktiziert wurde, sollte Aftercare ein fixer Bestandteil sein. Nach der Session ist es wichtig, über die Gefühle und Emotionen zu reden, Liebkosungen zu geben und zu empfangen um den oder die Bottom wieder „aufzufangen“. Bei einem „normalen“ Geschlechtsverkehr, wo der passive Part vielleicht nur an einer Hand mit einer Handschelle oder Schal ans Bett gebunden wurde, ist es vielleicht nicht notwendig, wenn ein Spielpartner aber bewegungsunfähig und wie ein Paket zusammengeschnürt verharrt hat, dann sollte Aftercare zum fixen Bestandteil der Session gehören.

Bett-Bondage-Set auf Bett bereit für Session

Bett-Bondage-Set auf Bett bereit für Session - Михаил Решетников / stock.adobe.com

FAQ's zum Bondage

↘ Ist Bondage sicher?
Wenn man die Sicherheitsrichtlinien einhält und Bondage nicht als "Extremsportart" ausübt, dann ist Bondage an sich eine sichere Praktik im Bereich des BDSM.

Wird die Fesselung extremer ausgeführt, so sollte man sich im Vorfeld auf alle Fälle informieren, welche Bereiche nicht durch die Fesselung abgedrückt werden dürfen.

Ein Beispiel dafür ist die "Fallhand", das kommt dann vor, wenn die Informationen vom Gehirn nicht mehr bis zur Hand durchdringen, weil der Radialisnerv zu lange abgedrückt war. Man kann den Arm kurzfristig nicht mehr selbst heben, in schwereren Fällen kann die Verheilung der Nervenläsionen allerdings auch Tage oder Wochen dauern, im Extremfall kann es sogar Monate dauern, bis man wieder das vollständige Gefühl im Arm/in der Hand hat.

Meistens ist das aber keine ernsthafte Verletzung und das Taubheitsgefühl vergeht recht schnell wieder. Vielleicht kennst du das Gefühl, wenn du schlecht gelegen bist und nach dem Aufwachen den Arm nicht bewegen kannst, weil er "eingeschlafen" ist. Selbst erfahrenen Shibari-Meistern kann einmal bei seinem Fesselobjekt eine Fallhand passieren, da der Radialisnerv bei vielen Menschen eine leicht unterschiedliche Lage hat. Anatomisches Wissen vermindert das Risiko aber wesentlich.

Tipps für ein genussvolles Bondage

Bevor du dich „spezialisierst“ und dich für eine Seite, also Top oder Bottom, entscheidest, probiere beide aus. So kommst du drauf, was dir besser gefällt und dir den besonderen Kick gibt, und hat zudem den Vorteil, dass du als Rigger dich auch besser in das Bunny hineinversetzen kannst.
  • Besprecht eure Grenzen, bevor ihr mit der Session beginnt. Es ist besser, sich im Vorhinein klar zu sein, wie weit man gehen kann/darf, als während der Session zu bemerken, dass man die Grenzen schon überschritten hat.

  • Bevor du/ihr mit dem Fesseln beginnt, lernt das Material kennen und setzt euch mit den Eigenschaften auseinander. Ein Seil ist z.B. ganz anders in der Handhabung als ein Bondage Tape oder eigens dafür gemachte Hand- oder Fußfesseln, und selbst beim Seil gibt es Unterschiede im Material und somit auch in den Eigenschaften.

  • Beginnt langsam, übertreibt es nicht zu Beginn. Steigert euch lieber Schritt für Schritt bei jeder Session und geht es vorsichtig an. Seid euch eines bewusst: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.

  • Nach dem Verschnüren ist vor dem Liebesspiel: Es gibt viele Paare, auch innerhalb der BDSM-Szene, die es nicht nur beim Fesseln belassen. Es spricht nichts dagegen, wenn der:die Bottom jetzt verwöhnt und belohnt wird. Das kann eine Massage sein, aber auch eine Intimmassage, Oralsex (je nachdem, ob das Bunny ein Mann oder eine Frau ist: Blowjob oder Cunnilingus, ein Rimjob geht natürlich immer ) oder Geschlechtsverkehr. Viele Gefesselte berichten darüber, dass die Berührungen und Stimulationen in dieser Situation extremer wahrgenommen werden und gefesselt auch der Orgasmus sehr intensiv empfunden wird.
Es ist extrem wichtig, beim Spielen mit Fesseln und Bondage-Zubehör auf Sicherheit und Einvernehmlichkeit zu achten. Kommunikation und Einvernehmen zwischen den Partnern sind von entscheidender Bedeutung, um die eigenen Grenzen kennen zu lernen und zu respektieren. Verwende nur hochwertige und sichere Materialien, um Verletzungen zu vermeiden, und halte im Notfall immer eine Schere in der Nähe, um die Fesseln schnell lösen zu können.

Bist du auf den Geschmack gekommen? Dann haben wir noch einen Tipp für dich: Es gibt Studios oder auch Dominas, die Bondagekurse anbieten. Dort wird nicht nur Sicherheit groß Geschrieben und dir erklärt, auf was du besonders Acht geben musst, du lernst auch besondere Kniffe und Tricks, wie man das Fesseln anwendet und du diese ins Liebesspiel einbauen kannst.

Fazit

Fesseln und Bondage-Zubehör können eine aufregende Ergänzung zu deinem Liebesleben sein, aber es ist wichtig, sie verantwortungsbewusst und mit gegenseitigem Vertrauen zu verwenden. Erkunde gemeinsam mit deinem Partner oder deiner Partnerin die Welt des BDSM und entdecke neue Formen der sinnlichen Erfüllung.

Deine Erfahrung und Meinungen sind gefragt!

Wie hast du deine ersten Erfahrungen mit Bondage gemacht? Welche Hilfsmittel hast du dafür verwendet und wie hast du den Aspekt der Sicherheit umgesetzt? Hast du weitere Tipps für Bondage-Einsteiger? Klicke weiter unten auf ein Suchergebnis deiner Wahl und schreibe uns deinen Erfahrungsbericht über deinen Einstieg in die Welt des Bondages!

In diesem Artikel waren viele Fachausdrücke für dich dabei, die du so noch nie gehört hast? Schau mal ins Lexikon der Abkürzungen und ins Nachschlagewerk nicht alltäglicher Begriffe.

Über den Autor
M
Mein Name ist Jürgen. Ich bin beruflich schon lange in die Themen Sex, Erotik und zu einem großen Teil auch Gesundheit involviert. Aber auch in meiner Freizeit bin ich sehr oft mit diesen Bereichen in Berührung, ständig auf der Suche nach neuen Erkenntnissen oder aber auch Themen, die kontroversiell diskutiert werden.

Kategorie Fetisch & BDSM

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Autor
Magazin-Jürgen
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