Spätestens seit der Veröffentlichung des Buches „Fifty shades of grey“ ist BDSM in aller Munde. Die Geschichte um Christian Grey und Anastasia hat einen regelrechten Boom ausgelöst, viele Pärchen wollten auch einmal die „andere Gangart der Erotik“ ausprobieren, die Baumärkte wurden regelrecht gestürmt um sich ganz unverfänglich mit diversen Werkzeugen und Hilfsmittel einzudecken und die heimischen Schlafzimmer wurden kurzerhand zur „Sado-Maso-Folterkammer“ umfunktioniert.
Was ist dran an BDSM und was macht die Faszination des Beherrschens und der Unterwerfung eigentlich aus? Was bewegt den Herren und die Sklavin bzw. die Domina und den Sklaven?
Flogger, SM-Gerte und Bondage-Rope auf rotem Tuch - m.mphoto / stock.adobe.com
Sehen wir uns einmal genauer an, für was BDSM eigentlich steht.
Schriftzug BDSM mit BDSM-Fotos auf schwarzem Hintergrund - alexkoral / stock.adobe.com
BDSM-Toys-Sammlung auf Holzbrett - rotozey / stock.adobe.coom
Was damals ein Skandal war und sogar in der Politik kritisiert und abwertend behandelt wurde, dass es sich dabei nur um eine reine Männerfantasie handelt (Anm.: Der Roman kam aus dem Füller einer Frau), war in Wirklichkeit der Turbo, dass BDSM auch der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde.
Und nein, es ist keine reine Männerfantasie, dass der Mann der dominante Part einer „SM-Beziehung“ ist und die Frau unterwürfig zu sein hat, die Machtverhältnisse teilen sich innerhalb der BDSM-Szene zu ungefähr gleichen Teilen auf.
Sei es die absolute Machtkontrolle, oder das Gegenteil, der vollständige Verlust der Macht, das Ausgeliefert sein, sich vollends dem:der Partner:in hinzugeben, das vollständige gegenseitige Vertrauen, die Lust am Schmerz… die Motivationen für einen Hang zu BDSM sind vielfältig. Diese Fantasien sind weiter verbreitet als angenommen, bei diversen Umfragen haben ca. die Hälfte aller Befragten angegeben, dass sie schon mindestens einmal an z.B. Fesselung beim Sex angegeben haben.
Für Einsteiger ist es auch oft das anrüchige Image, das „Verbotene“, das „Nicht-0815“ oder „fremde, außergewöhnliche“, das BDSM für sie so faszinierend macht. Und nicht selten kommt es vor, dass Paare, die ursprünglich „nur Vanillasex“ kannten, diese breitgefächerte Spielart immer öfter in ihr Liebesspiel einbauen.
Handfessel und Gerte mit roter Rose auf dunklem Tuch - M.Dörr & M.Frommherz / stock.adobe.com
SSC (Safe, Sane, Consensual): Dieses „sicher, vernünftig und einvernehmlich“ hat sich als Grundprinzip für BDSM etabliert, in der alle Beteiligten sich vollends bewusst über ihr Handeln sind. Nichtsdestotrotz steht die körperliche und psychische Unversehrtheit im Vordergrund und jedenfalls über der Befriedigung der Lust. Und nur wenn beide gewisse Spiele als SSC einstufen, werden sie sich auch darauf einlassen.
Ein zweites Modell, das noch nicht so lange im BDSM-Kontext zu finden ist, ist RACK (Risk-aware consensual kink). Es unterscheidet sich etwas von SSC, hier steht die Einvernehmlichkeit im Vordergrund. Begründet wird dies, dass Begriffe wie sicher sehr individuell wahrgenommen werden und auch schwer messbar sind. Zumal auch gewisse Praktiken trotz aller Vorsicht und Vorbereitung immer ein gewisses Restrisiko beinhalten. Daher wird bei Einigung auf RACK statt SSC neben Einvernehmlichkeit das risikobewusste Handeln in den Vordergrund gestellt.
Ein sehr "junges" Sicherheitskonzept, das in BDSM Einzug gehalten ist FRIES, welches sich besonders für Anfänger im BDSM eignet, da es einfache und klare Regeln beschreibt, die für die größtmögliche Sicherheit sorgen.
Zu guter Letzt gibt es noch das Prinzip des Metakonsens (CNC), das in der Szene heftig umstritten und diskutiert ist, und sollte - wenn überhaupt - nur von sehr erfahrenen BDSMler:innen praktiziert werden, die darüber hinaus ihren BDSM-Partner auch sehr gut kennen.
BDSM-Möbelstück und Flogger in SM-Zimmer - m.mphoto / stock.adobe.com
Dies ist ein Erkennungszeichen innerhalb der Szene, wobei das Halsband ausschließlich von Bottoms getragen wird, der Fingerring, abhängig von der Hand, an der er getragen wird, symbolisiert den Top oder Bottom (rechte Hand: Bottom, linke Hand Top) Dieses Erkennungszeichen heißt „Ring der O“, benannt nach dem gleichnamigen Roman, der weiter oben schon erwähnt wurde.
Was ist dran an BDSM und was macht die Faszination des Beherrschens und der Unterwerfung eigentlich aus? Was bewegt den Herren und die Sklavin bzw. die Domina und den Sklaven?
Flogger, SM-Gerte und Bondage-Rope auf rotem Tuch - m.mphoto / stock.adobe.com
Was ist eigentlich BDSM?
Wenn man in der Gesellschaft fragt, was BDSM ausmache, dann bekommt man häufig die Antwort, dass es mit Schlägen und Schmerz zu tun hat. Das ist aber nur zum Teil richtig. Hinter dieser Spielart steckt viel mehr als ein bisschen „Popoklatschen“.Sehen wir uns einmal genauer an, für was BDSM eigentlich steht.
- BD (Bondage & Discipline)
- DS (Dominance & Submission)
- SM (Sadism & Masochism)
Schriftzug BDSM mit BDSM-Fotos auf schwarzem Hintergrund - alexkoral / stock.adobe.com
Für was stehen die einzelnen Begriffe?
- Bondage ist die Fesselung. Ziel ist einerseits die Bewegungseinschränkung, die der sexuellen Erregung dienst, aber auch die Konzentration steigert. Das Spektrum reicht von der Fesselkunst Shibari bis hin zu den Handschellen, die auch bei Paaren abseits von BDSM immer öfter Verwendung finden
- Discipline steht für Züchtigung. Sehr oft steht hier Spanking im Vordergrund, wofür meist spezielle Toys verwendet wie Rohrstöcke, Paddles, Gerten, Peitschen usw.,… oder aber auch einfach nur die flache Hand. Unter Discipline fallen aber auch zum Beispiel Tunnelspiele.
- Dominance & Submission sind 2 Begriffe, die unweigerlich zusammengehören. Im Gegensatz zu S&M oder B&D geht es hier um ein einvernehmliches Machtgefälle, dass sich durchaus auch alleine im Kopf abspielen kann, aber auch sehr oft körperliche Aspekte beinhaltet. Der Dom (auch Top genannt) übernimmt bei dieser Spielart vollständig die Kontrolle des Geschehens über seine Sub (oder auch Bottom), was gerade den Dom in der Verantwortung sehr fordert. Die Bandbreite bei D/S Praktiken geht von Tease & Denial, Petplay, Rollenspiele, Erziehungsspiele oder Unterwerfung.
Dominance & Submission ist oft Teil des erotischen Spiels, einige Paare leben das aber auch 24/7, wo ein Part einvernehmlich die Kontrolle übernimmt und dieses Machtverhältnis auch im täglichen Leben gespielt wird, wie beispielsweise in einer Female Led Relationship. Eine weitere Form ist das Switchen, wo entweder während einer Session oder von Session zu Session die Rollen getauscht werden.
- Sadism & Masochism sind ebenfalls zwei Begriffe, die in einem Atemzug genannt werden und zusammengehören. Sadomaso, wie es auch oft genannt wird, ist ähnlich wie Discipline, wo es um Schmerz geht. Auch hier dient das Zufügen oder Empfangen von Schmerz dem Lustgewinn, wobei bei S&M der Schmerz nicht Mittel zum Zweck ist und erotisierend wirkt, sondern der Schmerz an sich erotisiert wird.
BDSM-Toys-Sammlung auf Holzbrett - rotozey / stock.adobe.coom
Was ist die Geschichte hinter BDSM?
Schon lange vor Christian und Anastasia übt BDSM eine Faszination für viele Menschen aus. Vorreiter war die Geschichte der O., ein Roman aus dem Jahr 1954, wo erstmals der Öffentlichkeit ein Roman „zugemutet“ wurde, wo es um Lustgewinn durch Dominanz, Unterwerfung und Schmerz ging.Was damals ein Skandal war und sogar in der Politik kritisiert und abwertend behandelt wurde, dass es sich dabei nur um eine reine Männerfantasie handelt (Anm.: Der Roman kam aus dem Füller einer Frau), war in Wirklichkeit der Turbo, dass BDSM auch der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde.
Und nein, es ist keine reine Männerfantasie, dass der Mann der dominante Part einer „SM-Beziehung“ ist und die Frau unterwürfig zu sein hat, die Machtverhältnisse teilen sich innerhalb der BDSM-Szene zu ungefähr gleichen Teilen auf.
Was ist die Faszination an BDSM?
Sehr viele Menschen wollen ausbrechen aus den Normen der Gesellschaft, da bietet sich BDSM geradezu an, um im erotischen oder sexuellen Kontext so manche Grenzen zu durchbrechen. Oft ist es auch der Gedanke, dem:der Partner:in vollständig ausgeliefert zu sein, was den sexuellen Reiz ausmacht.Sei es die absolute Machtkontrolle, oder das Gegenteil, der vollständige Verlust der Macht, das Ausgeliefert sein, sich vollends dem:der Partner:in hinzugeben, das vollständige gegenseitige Vertrauen, die Lust am Schmerz… die Motivationen für einen Hang zu BDSM sind vielfältig. Diese Fantasien sind weiter verbreitet als angenommen, bei diversen Umfragen haben ca. die Hälfte aller Befragten angegeben, dass sie schon mindestens einmal an z.B. Fesselung beim Sex angegeben haben.
Für Einsteiger ist es auch oft das anrüchige Image, das „Verbotene“, das „Nicht-0815“ oder „fremde, außergewöhnliche“, das BDSM für sie so faszinierend macht. Und nicht selten kommt es vor, dass Paare, die ursprünglich „nur Vanillasex“ kannten, diese breitgefächerte Spielart immer öfter in ihr Liebesspiel einbauen.
Handfessel und Gerte mit roter Rose auf dunklem Tuch - M.Dörr & M.Frommherz / stock.adobe.com
Klare Abgrenzung zu Gewalt!
Auch wenn es im BDSM um Züchtigung, Schmerz und Erniedrigung geht: Es gibt eine klare Abgrenzung zu Gewalt. Alle diese Praktiken werden im Einvernehmen durchgeführt, in der Szene haben sich 2 Begriffe etabliert, die die Spielregeln für BDSM klar definieren und an die sich auch alle halten.SSC (Safe, Sane, Consensual): Dieses „sicher, vernünftig und einvernehmlich“ hat sich als Grundprinzip für BDSM etabliert, in der alle Beteiligten sich vollends bewusst über ihr Handeln sind. Nichtsdestotrotz steht die körperliche und psychische Unversehrtheit im Vordergrund und jedenfalls über der Befriedigung der Lust. Und nur wenn beide gewisse Spiele als SSC einstufen, werden sie sich auch darauf einlassen.
Ein zweites Modell, das noch nicht so lange im BDSM-Kontext zu finden ist, ist RACK (Risk-aware consensual kink). Es unterscheidet sich etwas von SSC, hier steht die Einvernehmlichkeit im Vordergrund. Begründet wird dies, dass Begriffe wie sicher sehr individuell wahrgenommen werden und auch schwer messbar sind. Zumal auch gewisse Praktiken trotz aller Vorsicht und Vorbereitung immer ein gewisses Restrisiko beinhalten. Daher wird bei Einigung auf RACK statt SSC neben Einvernehmlichkeit das risikobewusste Handeln in den Vordergrund gestellt.
Ein sehr "junges" Sicherheitskonzept, das in BDSM Einzug gehalten ist FRIES, welches sich besonders für Anfänger im BDSM eignet, da es einfache und klare Regeln beschreibt, die für die größtmögliche Sicherheit sorgen.
Zu guter Letzt gibt es noch das Prinzip des Metakonsens (CNC), das in der Szene heftig umstritten und diskutiert ist, und sollte - wenn überhaupt - nur von sehr erfahrenen BDSMler:innen praktiziert werden, die darüber hinaus ihren BDSM-Partner auch sehr gut kennen.
Tipps (nicht nur) für BDSM-Einsteiger
- Redet miteinander
Was für viele andere Praktiken gilt, hat hier erst recht seine Gültigkeit. Dadurch werden Wünsche und Erwartungshaltung wahrgenommen, aber auch die Ängste abgebaut. Erst wenn das gegenseitige Vertrauen auch wirklich vorhanden ist, kann man sich auch voll dem:der Partnerin hingeben.
- Bereitet euch gemeinsam vor
Das kann schon im Geschäft sein, wo man sich das Equipment gemeinsam aussucht. Auch dadurch bekommt ihr schon Einblicke über die Fantasien des:der jeweils Anderen, und bereitet so ganz nebenbei bereits Vorfreude auf die Session.
- BDSM ist kein Wettbewerb
In vielen Sportarten gilt: Höher, schneller, weiter…
Nun, das gilt nicht im BDSM. Wenn ihr „euren Kink“ gefunden habt, dann bleibt dabei. Ihr müsst nicht immer noch extremere Sachen ausprobieren.
- Langsam anfangen
Es muss nicht immer nur um Schmerzen gehen. Lernt das Gefühl des „Fallen lassen können“ langsam, wie es sich zum Beispiel anfühlt, dem:der Partner:in vollständig ausgeliefert zu sein. Verbundene Augen und Handschellen reichen da oft schon bevor man sich an aufwendige BDSM-Möbel wie einen Pranger, ein Andreaskreuz oder einen Gynostuhl wagt.
- Informiert euch
Gewisse Spiele und Techniken erfordern ein gewisses Know how, um risikolos durchgeführt zu werden. Egal ob Wachs- oder Fesselspiele, wenn ihr euch nicht sicher seid, dann holt euch Rat von erfahrenen Leuten, auf Messen oder auch im Internet. Aber Vorsicht: Stellt sicher, dass es sich dabei wirklich um Spezialisten handelt.
- BDSM wird mit der Zeit immer besser
Gerade am Anfang ist es wichtig, auch nach einer Session miteinander zu reden. Ob ihr beide Neulinge auf dem Gebiet seid oder als Paar gemeinsam schon länger auf der Reise durch die BDSM-Welt seid. So richtig auf den:die Partner:in eingehen bzw. sich dem:der Partner:in hingeben kann man erst, wenn man ein eigespieltes Team ist.
- Sex muss nicht sein
Wenn ihr mit BDSM beginnt, dann konzentriert euch genau darauf, Sex während oder danach kann zwar sein, muss aber nicht. Es gibt auch eingeschworene BDSMler:innen, die BDSM und Sex strikt trennen, entweder das eine, oder das andere.
- Aftercare: Nehmt euch nach der Session Zeit für euch selbst, eine BDSM-Session kann physosch und psychisch - gerade für den oder die Sub - eine regelrechte Herausforderung sein. Die Zeit unmittelbar nach der Session ist der geeignete Moment, um sich fürsorglich um den oder die Sub zu kümmern und ihn:sie aufzufangen und etwaige Wunden/Hautreizungen zu versorgen. Aftercare nicht nur Drops, das stärkt auch emotional die Verbindung zwischen Dom und Sub.
BDSM-Möbelstück und Flogger in SM-Zimmer - m.mphoto / stock.adobe.com
Schon gewusst?
Vielleicht ist es Dir schon einmal aufgefallen, manche Menschen tragen auch in der Öffentlichkeit, auf Partys, im Nachtleben, aber auch im täglichen Leben ein Lederhalsband mit einem eisernen Ring vorne oder den weniger auffälligen Fingerring mit einem aufgesetzten, frei beweglichen kleineren Ring.Dies ist ein Erkennungszeichen innerhalb der Szene, wobei das Halsband ausschließlich von Bottoms getragen wird, der Fingerring, abhängig von der Hand, an der er getragen wird, symbolisiert den Top oder Bottom (rechte Hand: Bottom, linke Hand Top) Dieses Erkennungszeichen heißt „Ring der O“, benannt nach dem gleichnamigen Roman, der weiter oben schon erwähnt wurde.
FAQ's zu BDSM
- ↘ Wie weit verbreitet ist BDSM?
- ↘ Wie gefährlich ist BDSM?
- ↘ Auf was muss ich vor einer Session achten?
Fazit:
Viele Männer als auch Frauen haben diese Macht- oder Unterwerfungsfantasien, relativ selten werden sie aber auch ausgelebt. Meist wird einfach aus Scham oder Angst, vom Partner nicht ernstgenommen oder ausgelacht zu werden, nicht darüber gesprochen. Doch das ist unbegründet. Die Wünsche und Fantasien zu BDSM haben nichts mit perversen Gelüsten oder abartiger Neigung zu tun.Ein kleines BDSM-Lexikon:
- Herr, Herrin, Dom, Dominus, Domina, Top: der:die beherrschende Partner:in
- Sklave, Sklavin, Sub, Bottom: der:die beherrschte Partner:in
- mehr dazu im Erotik Dictionary
- oder im Sex-Lexikon der Abkürzungen