Ich bin über sieben Jahre im Ausland gewesen, unter anderem in San Francisco und L.A., und in Zürich - und bin sehr, sehr gerne wieder zurückgekommen. Viele meiner Freunde leben im Ausland - alle wollen zurück nach Österreich.
Wien wurde kürzlich im renommierten Mercer-Ranking zur lebenswertesten Stadt der Welt gewählt (nach jahrelangen Positionierungen unter den Top 3) und rittert mit Zürich (fades, langweiliges, reaktionäres Hochpreis-Nest), Genf (detto) und Vancouver (OK, nix dagegen) um die Plätze.
Wo, bitte, wäre es wirklich besser? Norwegen - ja, stimmt, Lebensstandard und -qualität sind am Weltindex gemessen, am höchsten; aber 6 Monate Winter? Keine Kulinarik? Keine Café's, keine Wirtshausbrauerei, kein Heuriger - kein Abendessen auf annehmbaren Niveau, das dauerhaft leistbar wäre?
Leben in Italien? Ein Horror, wird jeder bestätigen, der einmal eine öffentliche Leistung in Anspruch nehmen musste, ein Wahnsinn, wer einmal im Krankenhaus war. Spanien? Wirklich besser? Bei wochenlangen 45 Grad in Madrid? Schon mal in Sao Paolo gelebt und abends nicht mal einen Anzug anziehen können, weil schon das ein zu gefährliches Signal für die Straßengangs ist, weil Dich allein schon schöne Lederschuhe als Besitzenden ausweisen.
Oder eben nicht mehr Europa - Gut, schon mal zu Ostern in San Francisco gewesen und Heimweh gehabt nach Osterfeuer, - schinken, -eiern, Bockbier und den ersten Honigbienen? Schon mal Sehnsucht gehabt nach einem Sommergewitter in den Bergen, mit Blitz und Donner nach 6 Monaten Clear Sky in L.A. Schon mal nach 3 Jahren "Trash Land" staunend (jawohl, selbst als Österreicher wieder staunend!) durch Wien gegangen und die Wucht der Architektur, die perfekte Anlage dieser Stadt wiederentdeckt?
Jeder sollte den Schritt ins Ausland machen, um den Blick dafür zu schärfen, was wir haben. Schade, ein Jammer ist, wie wir damit umgehen, das stimmt - Österreich gehört unter die Top 3 - Nationen der Welt, bei den Voraussetzungen, die wir haben. Aber wir sind zu blöd, uns z. B. als universitäres Bildungszentrum Europas zu positionieren und uns das - natürlich - BEZAHLEN zu lassen. (Studiengebühren sind selberständlich und OK, wenn auch das Gebotene Spitzenniveau hat - ETH Zürich und Universität St.Gallen machen es vor!)
Wir sind lustiger und charmanter als die Schweizer, netter und geiler als die Deutschen, wir kochen und lieben besser als der Rest des deutschen Sprachraumes, wir sind lässig und arbeiten trotzdem ordentlich, wir haben Witz und Charisma, wir haben es wirklich gut!!!!
Ich habe meine Lektion gelernt - ich berausche mich herbstlich mit dem Schilcher in der Südsteiermark, tobe mich auf Skiern in der Winterwunderwelt der Alpen aus, erlebe die blühenden Gärten Wiens im Frühjahr und wenn ich im Sommer mit einem Kopfsprung in einen Trinkwassersee Kärntens springe, weiß ich: Verdammt viel Schwein gehabt - oder, wie mein Bruder immer sagt: wir alle haben unseren ersten Lotto-Sechser schon bei der Geburt in Österreich gezogen.
Die wichtige Frage: was muss sich ändern, damit es so bleibt, wie es ist?