Die Frage gibt es männliche Feministen ist einfach zu kurz gegriffen und gehört in einem weitaus größeren Zusammenhang betrachtet.
Wenn Mann für die Gleichberechtigung eintritt, muss er noch nicht unbedingt Feminist sein. Ich denke für jeden halbwegs normal und modern empfindenden Menschen, sollte diese Frage leicht zu beantworten sein. Und zwar in beiden Richtungen da schließe ich mich den Vorrednern durchaus an!
Wenn ich mich aber als Feminist bezeichne, dann deshalb, weil ich eine generelle Änderung der menschlichen Gesellschaftsstrukturen herbeisehne. In den politischen, wirtschaftlichen und religiösen Schalt- und Machtzentren der Welt sitzen mehrheitlich Männer und manchmal auch vermännlichte Frauen. Damit Frau in hoch disponierte Positionen gelangt, muss sie zumeist 120% Einsatz und Energie aufbringen, während bei Mann oft 80% und ein wenig Ellenbogen genügen.
Die Machtdominanz des Männlichen hat im Verlaufe der Jahrtausende eine Vermännlichung der Gesellschaft (Patriarchat) herbeigeführt. Die zum guten Teil weiblichen polytheistischen Gottheiten wurden durch großteils monotheistische männliche Gottheiten ersetzt. Die Göttinnen der Fruchtbarkeit und Liebe mussten zornigen bösen allein regierenden Kriegsgottheiten Platz machen.
Was das Jahrtausende währende Patriarchat mit sich gebracht hat und bringt kennen wir mittlerweile zu genüge. Kriege mit Abermillionen von Toten, die Atombombe, Unterdrückung, Raubbau an der Natur, versklavte und zur Arbeit gezwungene Menschen, welche der Wirtschaft dienen müssen und nicht umgekehrt, den Götzen Geld usw. usf.
Wobei ich das Patriarchat nicht von Grund auf verurteilen möchte, brachte es schließlich auch die Aufklärung und technologischen Fortschritt (hab ich an anderer Stelle bereits geschrieben).
Um die Erde und die Menschheit vor dem Untergang zu retten, geht es nunmehr aber darum eine Zeitenwende herbei zu führen. (Die Hippies der 60-er Jahre bejubelten in diesem Zusammenhang den Eintritt des sogenannten Wassermann-Zeitalters, welches ein friedliches und weibliches sein soll). Es geht darum, wieder mehr sogenannte weibliche Elemente in die Gesamtgesellschaft einzubringen. Fürsorge, Wärme, Fülle (als Gegenteil der im Patriarchat vorherrschenden Knappheit), Liebe.
Um dies zu bewerkstelligen gehören die Machtpositionen der Welt mit Weiblichkeit unterwandert und zwar mit echter und nicht vermännlichter (à la Magret Thatcher). Weil ich dies möchte, bezeichne ich mich als Feministen. Auch wenn ich trotzdem ein Mann bin, mit all seinen Schwächen und Fehlern, der viel zu oft mit dem Schwanz denkt.
lg