Rotlicht statt Zollamt: Wieso es im Innviertel so viele Bordelle gibt
BRAUNAU. In Braunau eröffnet bald das 5. Rotlicht-Lokal der Stadt: Wegen der strengen Gesetze in Bayern floriert das Gewerbe im Innviertel.
06.09.2018 - Artikel OÖ Nachreichten
Das Puff-Geschäft im Bezirk Braunau floriert: Noch im Herbst will ein Salzburger Laufhausbetreiber eine Filiale am früheren Grenzübergang in Braunau zu Bayern eröffnen. Dies ist dann das 10. Bordell im Bezirk. Für die Bordelldichte im Innviertel gibt es eine einfache Erklärung – das strenge Bayern. Im gesamten knapp 120.000 Einwohner großen Landkreis Rottal-Inn etwa gibt es kein einziges derartiges Etablissement, denn in einer bayrischen Gemeinde mit weniger als 30.000 Einwohnern ist es gesetzlich verboten, ein Freudenhaus zu eröffnen.
Zum Vergleich: In der rund 17.000 Einwohner großen Bezirksstadt Braunau gibt es bald 5. Im Oktober 2018, November 2018 soll das frühere Zollhaus einen neuen Nutzen finden. Mit der Neueröffnung wirbt das Laufhaus "Roma" auf der Homepage. Für weitere Auskunft waren die Betreiber auf OÖN-Anfrage nicht bereit, doch auch so ist klar, dass die Standortwahl vielversprechend ist.
Unter den Gästen sind etliche aus Bayern, bestätigt eine Braunauer Nachtclubbetreiberin, die dem 5. Freudenhaus in der Stadt skeptisch gegenübersteht, der "Bedarf" sei allmählich gedeckt!
Gut 1600 Einwohner und 2 Bordelle: Auch die kleine Gemeinde Obernberg im Bezirk Ried profitiert von der Grenzlage. Die Nähe zu Bad Füssing und Passau sehen die Betreiber als Kassenerfolg. Der Großteil kommt von "drüben". Karl Hinterholzinger (68) führt hier sein "Samtpfötchen".
Kurgäste als Kunden
Eigentlich wollte der frühere Masseur sein Erotikmassagehaus bei ihm daheim in Bad Füssing eröffnen, rechtlich war das unmöglich, und so sperrte er es vor 15 Jahren im fünf Minuten entfernten Obernberg auf. "Den Leuten ist das ja egal, ob sie über die Grenze fahren müssen oder nicht", sagt er. Bad Füssing ist ein Kurort mit mehr als drei Millionen Übernachtungen pro Jahr. Die Kurgäste, Herren älteren Semesters, würden die Kassen im "Massagehaus" klingeln lassen. Von Konkurrenten sieht Hinterholzinger sich nicht bedroht: "Ich könnte auch noch mehr vertragen."
Sodom und Gomorrha herrschen freilich auch im Innviertel nicht: Es gibt Vorschriften. Nach dem Sexualdienstleistungsgesetz darf die Bewilligung für ein Bordell nur erteilt werden, wenn sich u. a. im Umkreis von 150 Metern keine Kindergärten oder Schulen befinden, die Nachbarn nicht belästigt werden und die Ausstattung den Hygieneanforderungen entspricht. Eine Genehmigung erteilt in der Regel die Gemeinde.