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Morgen ist es wieder so weit, wir feiern Nationalfeiertag.
Ich habe mich ein wenig mit der Entstehung unseres Nationalfeiertages befasst. Dabei tauchen viele Fragen auf. Um dieses Fragen verständlich zu formulieren, muss ich etwas weiter ausholen. Geschichte hat immer mit Politik zu tun, doch habe ich mich redlich bemüht, neutral zu formulieren. Werden wir sehen, ob es den Moderatoren neutral genug erscheint.
Unser Staat in der heutigen Form entstand am 15. Mai 1955. Wieso feiern wir nicht diesen Tag? Eine mögliche Antwort: Im Mai gibt es ohnehin schon so viele Feiertage, noch ein arbeitsfreier Tag mehr, das geht nicht. Nicht sehr überzeugend, da ja der 26. Oktober nicht bereits 1955, sondern erst 10 Jahre später zum Feiertag erklärt wurde. Aufgrund der Berührungsängste mit dem Begriff „Nation“, legte man den Gedenktag (Feiertag war es damals keiner) weit weg vom Mai und man nannte ihn bis 1964 „ Tag der Fahne“. Oktober ist weit vom Mai entfernt, so konnte man immer im Falle des Falles argumentieren: Der 26. Oktober hat mit NATION überhaupt nichts zu tun und war bis 1964 ohnehin kein Feiertag, sondern der Tag der Fahne. Mitte der 1960er Jahre war die Angst vor dem Wort „Nation“ etwas gewichen. Stimmen, welche nach einem Nationalfeiertag riefen, wurden laut. Man traf eine österreichisch- salomonische Lösung: Diejenigen, die beim Wort „Nation“ die Gänsehaut bekamen, beruhigte man, indem man ihnen klar machte: Ist ja gar kein richtiger NATIONALfeiertag, der wäre ja am 15. Mai. Die Rufer nach einem NationalFEIERTAG konnte man beschwichtigen, da ja der 26. Oktober ohnehin zum Feiertag erklärt wurde.
Egal was Mitte der 1960er-Jahre an diesem Tag laut offizieller Erklärung gefeiert wurde, für die Bevölkerung war klar: Wir feiern unsere Freiheit. Der Begriff „Besatzer“ wurde mit Soldaten aus der Sowjetunion gleichgesetzt, welche im Volksmund „die Russen“ genannt wurden. Da Sowjet- Besatzer der Bevölkerung das größte Leid zufügten, wurde „russisch“ als der Inbegriff des Negativen und Primitiven. Beispiel: der „Russische Luster“ oder das Schimpfwort „Du Russ‘“ usw. Wenn auch der letzte Besatzungssoldat bereits Mitte September 1955 Österreich verließ, so verfestigte sich in der Bevölkerung die Meinung: am 26. Oktober feiern wir den Abzug des letzten „Russen“. Wenn diese Einstellung auch nicht unbedingt den historischen Fakten entsprach, es empfand sich niemand veranlasst, daran etwas zu ändern. Diese Haltung wechselte während der 1970er Jahre. Man gelangte zur Überzeugung: Unsere vermeintlichen Besatzer waren ja gar keine Besatzer, sondern unsere Befreier. So lautete der Beschluss: das unwissende Volk muss aufgeklärt werden. Schluss mit dem Unsinn, dass wir den Abzug unserer Besatzer feiern. Viel treffender wäre es, den Abzug unserer edlen Befreier zu beweinen.
Doch an einem Feiertag wird gefeiert und nicht getrauert.
Deswegen musste man in Geschichtsbüchern kramen und wurde fündig. Tatsächlich wurde vertraglich festgehalten, dass bis zum 25. Oktober 1955 sämtliche Besatzungstruppen (oder politisch eigentlich korrekter „Befreiungstruppen“) Österreich verlassen mussten.
Am 26. Oktober 1955, also der erste Tag, an dem sich laut Vertrag in Österreich keine fremden Truppen befinden durften, stand auf dem Tagesplan: Beschluss des Neutralitätsgesetzes. Freude hatte damals keiner mit dem Gesetz. Doch versprochen ist versprochen. Ohne unsere Zusage, solch ein Gesetz zu beschließen, wären wir nie zu unserem Staatsvertrag gekommen. Also schritt die damalige Regierung schweren Herzens zur Tat.
20 Jahre später – das großes Aufatmen. Welch eine Erleichterung, dass dieses Neutralitätsgesetz gerade am 26. Oktober beschlossen wurde. Da man ja im Zuge der Aufarbeitung der Geschichte in den 1970er-Jahren nicht mehr den Abzug der vermeintlichen Besatzungstruppen feiern durfte, konnte man dem Volk doch wieder eine Erklärung für den 26. Oktober liefern. Das Gesetz, welches am 26. Oktober 1955 teils mit Zähneknirschen, teils mit Seufzen beschlossen wurde, konnte in den 1970er Jahren dem Volke als freudiger Anlass zum Feiern unseres Nationalfeiertages geliefert werden.
Dies ging bis zum Jahre 1995, als Österreich der EU beitrat, gut. Österreich trat weder der EWG noch der EG, sondern der EU bei. Ein nicht unwesentliches Ziel der EU ist die Ausarbeitung einer gemeinsamen Verteidigungspolitik. Wie ist dies mit der Neutralität vereinbar? Man fand wieder eine Lösung: Ganz neutral können wir nicht sein, doch wir sind bündnisfrei. Oder in anderen Worten : wir gehören keinem reinen Militärbündnis an, sondern einer Union, zu deren Aufgaben u.a. auch die gemeinsame Verteidigung zählt. Also eine Union mit gemeinsamer Verteidigung, aber da die EU auch andere Ziele verfolgt, ist sie ja kein reines Militärbündnis. Fazit: Wir sind nicht ganz, aber schon noch ein bisserl neutral.
So , da stehe ich nun ich armer Tor……..und habe keine Ahnung, was wir morgen, am 26. Oktober feiern.
1. Sind es die legendären Worte Figls, mit einer jeweiligen Phasenverschiebung von 5 Monaten?
2. Ist es vielleicht doch der Abzug des „Letzten Russen“, wie es lange Zeit der Volksmund formulierte?
3. Soll ich den Abzug unserer Befreier beweinen ?
4. Soll ich mich über ein Gesetz freuen, das seinerzeit widerwillig beschlossen wurde und das im Augenblick des Entstehens von keinem Österreicher gewollt wurde, doch im Laufe von Jahrzehnten der Bevölkerung mit viel Aufwand schmackhaft gemacht wurde?
5. Soll ich mich über unsere „geschickte Verteidigungspolitik und –diplomatie“ freuen, wonach wir bei einem militärischen Angriff ohnehin von unseren Nachbarn verteidigt werden, aber auf Grund unserer Neutralität niemandem anderen helfen dürfen?
Ich ersuche um Aufklärung !
Ich habe mich ein wenig mit der Entstehung unseres Nationalfeiertages befasst. Dabei tauchen viele Fragen auf. Um dieses Fragen verständlich zu formulieren, muss ich etwas weiter ausholen. Geschichte hat immer mit Politik zu tun, doch habe ich mich redlich bemüht, neutral zu formulieren. Werden wir sehen, ob es den Moderatoren neutral genug erscheint.
Unser Staat in der heutigen Form entstand am 15. Mai 1955. Wieso feiern wir nicht diesen Tag? Eine mögliche Antwort: Im Mai gibt es ohnehin schon so viele Feiertage, noch ein arbeitsfreier Tag mehr, das geht nicht. Nicht sehr überzeugend, da ja der 26. Oktober nicht bereits 1955, sondern erst 10 Jahre später zum Feiertag erklärt wurde. Aufgrund der Berührungsängste mit dem Begriff „Nation“, legte man den Gedenktag (Feiertag war es damals keiner) weit weg vom Mai und man nannte ihn bis 1964 „ Tag der Fahne“. Oktober ist weit vom Mai entfernt, so konnte man immer im Falle des Falles argumentieren: Der 26. Oktober hat mit NATION überhaupt nichts zu tun und war bis 1964 ohnehin kein Feiertag, sondern der Tag der Fahne. Mitte der 1960er Jahre war die Angst vor dem Wort „Nation“ etwas gewichen. Stimmen, welche nach einem Nationalfeiertag riefen, wurden laut. Man traf eine österreichisch- salomonische Lösung: Diejenigen, die beim Wort „Nation“ die Gänsehaut bekamen, beruhigte man, indem man ihnen klar machte: Ist ja gar kein richtiger NATIONALfeiertag, der wäre ja am 15. Mai. Die Rufer nach einem NationalFEIERTAG konnte man beschwichtigen, da ja der 26. Oktober ohnehin zum Feiertag erklärt wurde.
Egal was Mitte der 1960er-Jahre an diesem Tag laut offizieller Erklärung gefeiert wurde, für die Bevölkerung war klar: Wir feiern unsere Freiheit. Der Begriff „Besatzer“ wurde mit Soldaten aus der Sowjetunion gleichgesetzt, welche im Volksmund „die Russen“ genannt wurden. Da Sowjet- Besatzer der Bevölkerung das größte Leid zufügten, wurde „russisch“ als der Inbegriff des Negativen und Primitiven. Beispiel: der „Russische Luster“ oder das Schimpfwort „Du Russ‘“ usw. Wenn auch der letzte Besatzungssoldat bereits Mitte September 1955 Österreich verließ, so verfestigte sich in der Bevölkerung die Meinung: am 26. Oktober feiern wir den Abzug des letzten „Russen“. Wenn diese Einstellung auch nicht unbedingt den historischen Fakten entsprach, es empfand sich niemand veranlasst, daran etwas zu ändern. Diese Haltung wechselte während der 1970er Jahre. Man gelangte zur Überzeugung: Unsere vermeintlichen Besatzer waren ja gar keine Besatzer, sondern unsere Befreier. So lautete der Beschluss: das unwissende Volk muss aufgeklärt werden. Schluss mit dem Unsinn, dass wir den Abzug unserer Besatzer feiern. Viel treffender wäre es, den Abzug unserer edlen Befreier zu beweinen.
Doch an einem Feiertag wird gefeiert und nicht getrauert.
Deswegen musste man in Geschichtsbüchern kramen und wurde fündig. Tatsächlich wurde vertraglich festgehalten, dass bis zum 25. Oktober 1955 sämtliche Besatzungstruppen (oder politisch eigentlich korrekter „Befreiungstruppen“) Österreich verlassen mussten.
Am 26. Oktober 1955, also der erste Tag, an dem sich laut Vertrag in Österreich keine fremden Truppen befinden durften, stand auf dem Tagesplan: Beschluss des Neutralitätsgesetzes. Freude hatte damals keiner mit dem Gesetz. Doch versprochen ist versprochen. Ohne unsere Zusage, solch ein Gesetz zu beschließen, wären wir nie zu unserem Staatsvertrag gekommen. Also schritt die damalige Regierung schweren Herzens zur Tat.
20 Jahre später – das großes Aufatmen. Welch eine Erleichterung, dass dieses Neutralitätsgesetz gerade am 26. Oktober beschlossen wurde. Da man ja im Zuge der Aufarbeitung der Geschichte in den 1970er-Jahren nicht mehr den Abzug der vermeintlichen Besatzungstruppen feiern durfte, konnte man dem Volk doch wieder eine Erklärung für den 26. Oktober liefern. Das Gesetz, welches am 26. Oktober 1955 teils mit Zähneknirschen, teils mit Seufzen beschlossen wurde, konnte in den 1970er Jahren dem Volke als freudiger Anlass zum Feiern unseres Nationalfeiertages geliefert werden.
Dies ging bis zum Jahre 1995, als Österreich der EU beitrat, gut. Österreich trat weder der EWG noch der EG, sondern der EU bei. Ein nicht unwesentliches Ziel der EU ist die Ausarbeitung einer gemeinsamen Verteidigungspolitik. Wie ist dies mit der Neutralität vereinbar? Man fand wieder eine Lösung: Ganz neutral können wir nicht sein, doch wir sind bündnisfrei. Oder in anderen Worten : wir gehören keinem reinen Militärbündnis an, sondern einer Union, zu deren Aufgaben u.a. auch die gemeinsame Verteidigung zählt. Also eine Union mit gemeinsamer Verteidigung, aber da die EU auch andere Ziele verfolgt, ist sie ja kein reines Militärbündnis. Fazit: Wir sind nicht ganz, aber schon noch ein bisserl neutral.
So , da stehe ich nun ich armer Tor……..und habe keine Ahnung, was wir morgen, am 26. Oktober feiern.
1. Sind es die legendären Worte Figls, mit einer jeweiligen Phasenverschiebung von 5 Monaten?
2. Ist es vielleicht doch der Abzug des „Letzten Russen“, wie es lange Zeit der Volksmund formulierte?
3. Soll ich den Abzug unserer Befreier beweinen ?
4. Soll ich mich über ein Gesetz freuen, das seinerzeit widerwillig beschlossen wurde und das im Augenblick des Entstehens von keinem Österreicher gewollt wurde, doch im Laufe von Jahrzehnten der Bevölkerung mit viel Aufwand schmackhaft gemacht wurde?
5. Soll ich mich über unsere „geschickte Verteidigungspolitik und –diplomatie“ freuen, wonach wir bei einem militärischen Angriff ohnehin von unseren Nachbarn verteidigt werden, aber auf Grund unserer Neutralität niemandem anderen helfen dürfen?
Ich ersuche um Aufklärung !
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