unser gscheiter herr bürgermeister hat z.b. spender für sackerl fürs gackerl aufstellen lassen, nur leider haben sie die mistkübel zum wegwerfern vergessen, also kannst dein gackerl einpacken und mit nach haus nehmen macht ja sicher ein jeder
Passend zu Deiner - vollkommen richtigen Feststellung - eine kleine Geschichte
OT von Martin Suter.
Tierfreund Talberg
Für Hundebesitzer hat Talberg kein Verständnis. Er beobachtet,
wie sie sich von ihren Kötern an mit Plastiksäckchen
verzierten Leinen vor seinem Gartenzaun vorbeischleppen
lassen. Und wie sie fachkundig die Wolken studieren, während
der treue Begleiter mit gekrümmtem Rücken auf die
Spielstraße kackt. Und wie sie nonchalant eines der Plastiksäckchen
von der Leine lösen, die Hand hineinstecken, den
warmen Hundedreck greifen, das Plastiksäckchen umstülpen
und es mit der Eleganz und Fingerfertigkeit einer altgedienten
Traiteurverkäuferin verknoten.
Talberg würde sich alldem nie freiwillig unterziehen. Im
Leben der karrierebewussten Führungskraft lauern schon
Demütigungen genug.
So ist er denn auch entsprechend schockiert, als ihn eines
Abends im Entree seines eigenen Hauses eine Boxerhündin
verbellt. Das Tier ist zwar keine Anschaffung seiner
zu autonomen Entscheidungen neigenden Frau. Aber Brandy
(Brandy!) gehört ihrer Schwester und ist für die unbestimmte
Dauer einer Ehekrise bei Talbergs in Pflege.
Er versucht, Brandy zu ignorieren. Aber Brandy adoptiert
ihn innerhalb von Minuten als ihr neues Herrchen. Versuchen
Sie einmal, eine Boxerhündin zu ignorieren, die sich
nie weiter als fünfzig Zentimeter von Ihnen entfernt.
So kommt es, dass Talberg gegen seinen Vorsatz eines
Abends, während seine Frau im Beckenbodenturnen ist,
Brandys Drängen nachgibt und mit ihr im Schutz der Dämmerung
auf einen wirklich nur ganz kurzen Spaziergang
geht. Das mit dem Säckchen, schwört er sich, wird er aber
auf keinen Fall tun.
Die Straße ist menschenleer. Aber genau in dem Moment,
als Brandy einen auch für den geübten Hundebeobachter
Talberg gewaltigen Haufen mitten vor das Gartentor
von Renners setzt, schaut Frau Renner aus dem Fenster
und grüßt betont laut zu ihm herüber. Ihm bleibt nichts anderes
übrig als das mit dem Säckchen.
Aber damit nicht genug: Auf dem Rückweg kommt ihm
Bergmeier entgegen, einer der letzten, mit denen er sich mit
zweihundert Gramm warmem Hundekot in der Hand über
die Börsenlage unterhalten möchte. Talberg lässt das Säckchen
in der linken Regenmanteltasche verschwinden.
Die beiden Nachbarn und Branchenkollegen plaudern
eine Weile angeregt im Nieselregen. Als Talberg ins Haus
zurückkommt, hängt er den Regenmantel zum Trocknen in
die Waschküche. Er braucht ihn am nächsten Tag, er rnuss
auf die erste Maschine nach London.
Das Säckchen fällt ihm erst wieder ein, als sich die Dame
am Security Check den Inhalt seiner linken Manteltasche
zeigen lassen will.
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