Steirer's Ostergeschichte

Karsamstag. Draußen neigt sich der Tag seinem Ende entgegen.

In der feuchtkalten Luft hängt der Rauch der Osterfeuer, er wird sich die ganze Nacht halten, durch die geöffneten Fenster in die Wohnungen ziehen, und den Menschen das Gefühl geben, an einem offenen Kamin zu sitzen.

Der Steirer sitzt heute auch vor seinem imaginären Kamin, aber so recht warm will ihm nicht werden.

Ich denke an einen Freund, der mich plötzlich und unerwartet verlassen hat. Dabei haben wir uns vor noch gar nicht so langer Zeit erst kennen gelernt, ich habe ihn geschätzt wegen seiner geraden und ehrlich erscheinenden Art, er war ein "g'rader Michl", wie wir im Steirischen sagen, und nebenbei noch ein lustiger Kumpel und angenehmer Gesellschafter.

Viele angenehme Sommertage haben wir gemeinsam mit einem kleinen Kreis von Freunden verbracht, bei ihm und seiner netten Frau, haben gegrillt und uns unterhalten, meist bis spät in die Nacht hinein, und mir war's eigentlich wurscht, dass ich für dieses Vergnügen tour-retour 500km fahren musste.

Dann hat der gute Mann hier im Forum eine Frau kennengelernt, auf eher kuriose Art, denn sie wurde ihm quasi von einem Engel ins Haus gebracht. Wie auch immer, jedenfalls hat er an die Frau sein Herz verloren. Sie wiederum, obzwar sie schon den Verführungskünsten selbstgemachter kaiserlicher Marmelade zu widerstehen wusste, hat sich ebenfalls Hals über Kopf in den urwüchsigen Anwalt der Geradlinigkeit verliebt. So war es nur eine Frage der Zeit, bis unser aufrechter Freund die bisherige Gefährtin seines Lebens mit der Mitteilung überraschte, dass sich außer der mit ihr geplanten Zukunft auch eine weitere Option bieten würde, welche er zu ergreifen gedenke.

Bis hierher ist die Geschichte nun nicht sonderlich aufregend. Dass eine Beziehung - auch nach 18 Jahren - ein jähes und einseitiges Ende nimmt, kommt weltweit täglich wohl zigtausend Mal vor. Aber unsere Geschichte hat eine tragische Entwicklung erfahren.

Um den Schmerz über den Verlust der langjährigen Gefährtin in erträglichem Rahmen zu halten, wohl auch, um ein paar Stücke zur lieben Erinnerung sein Eigen nennen zu dürfen, hat er kurzerhand in sein Reisegepäck auch den Schmuck sowie einen Teil der Ersparnisse seiner Frau eingeschlossen. Da ich nur ungern zugebe, mich in einem Menschen derart getäuscht zu haben, will ich sein Tun dem Umstand zuschreiben, dass Verliebtheit mitunter zu einer nicht unwesentlichen geistigen Beeinträchtigung führen kann, unter welcher dann offenbar auch das Unrechtsgefühl seine Tätigkeit einzustellen scheint.

Nun ist nur zu hoffen, dass er seine Beteuerungen wahr macht und sowohl Geld als auch Schmuck der rechtmäßigen Besitzerin rückerstattet, so dass sie die laufenden Anzeigen zurückziehen kann, um ihm auf diese Art wenigstens die Peinlichkeit zu ersparen, dass seine Disqualifikation als Gentleman auch noch gerichtskundig wird.-

Der Steirer hofft weiters, dass die neue Liebe seines Ex-Freundes von ihm auch eine der unzähligen Geschichten erfahren hat, welche er mitteilungsfreudig jedem zweiten im Forum erzählt hat, und dass sie über den tatsächlichen Hergang nicht Kenntnis hat. Sonst könnte es leicht sein, dass ihre Verliebtheit ins Nachdenkliche umschlägt, und dass die geplante Hochzeit ins Wasser fällt.

Hallo Steirer!
Tja, in einen Menschen kann man nicht reinsehen! Eine Erfahrung, welche ich auch schon das Eine oder andere Mal machen mußte!
Diese Art der Trennung ist mehr als unschön! Schade, daß man einen Menschen, welcher einen 18 Jahre durchs Leben begleitet hat auf diese Art verläßt!
Doch wie heißt es so schön--->Liebe macht blind!
Das Erwachen ist meist doppelt hart!
Auch nach so langer Zeit sollte man sich nie in Sicherheit wiegen!
Ich weis wovon ich rede.
lG Satyr

Ich weiß genau, warum ich nie jemanden aus dem Forum treff... Ich will ja nicht der Grund für solche Dramen sein...


ja ich weiß, laßt mir halt die Illusion

Lieber steirer,
es ist immer unschön wenn ma sich in einem menschen den ma kennengelernt hat so getäuscht hat, aber das traurige ist nunmal das ma jedem nur bis vor die stirnschauen kann, und ja, liebe macht wirklich blind und in manchen fällen sogar rücksichtslos.
Ich selbst wie sicherlich sehr viele andere haben solch ähnliche erfahrung auch schon machen müssen und es tut immer weh, und manchmal ist es gut das es weh tut!
Man wird genau dadurch skeptischer und vorsichtiger den menschen gegenüber.
Leider ist es auch für die Frau sehr unschön, nicht nur das sie ihren geliebten mann verloren hat ( 18 jahre sind schon ne sehr lange zeit ) sondern auch noch den Schmuck ( welcher ja immer auch einen idealen wert, nicht nur nen finanziellen wert hat ) und die ersparnisse!
Ich selbst habe es umgekehrt leider auch schon erfahren müssen, nur leider noch härter was das wirtschaftliche anbelangt. Es ist und bleibt einfach nen sch..... gefühl!!!
Man kann sicherlich leider nur hoffen das dieser mann wieder zur besinnung kommt und den entstandenen schaden wieder gut machen wird.
Ich wünsche dir jedenfalls alles gute und das du damit klarkommen wirst, das dir solche täuschungen in einem menschen nicht zu oft wiederfahren werden.

Alles liebe, der speedy

Also, schönen Abend ins Obersteirische...

Steirerbua, so ganz sicher bin ich mir bei deiner Ostergeschichte nicht.... was ich davon halten soll, wie ich sie verstehen kann....

Nun, zumindest hab ich Ostern freudvoller verbracht und mit meiner Hände Arbeit die Ernte des Sommers vorbereitet.
Da ist mir innen wie außen warm geworden und gewesen - es tat einfach gut, es tat aber auch einfach weh in den Muskeln und im Buckel.

Nun lese ich deine Ostergeschichte schon ca zum sechsten Mal... und bin mir noch immer unklar - was belastet bzw was motivierte dich am meisten?

However - ich hoffe die vermutete Enttäuschung wirst du im Griff haben. Und wenn du mehr als Nachdenklichkeit im Gemüte trugst, war es hoffentlich mit guter und edler Absicht.

Jedenfalls habe ich selbst bittere Trennungen erlebt aber auch miterlebt. Und mehrfach gesehen, wozu unter Druck und Schmerz einander (einstmals oder noch immer) liebende Menschen imstande sind. Da ist nichts Überraschendes in deiner Ostergeschichte.

Ein Fehler ist dir unterlaufen - wenn ich mir erlauben darf - es ist ein ganz wesentlich Unterschied zwischen Eigentümer und Besitzer.... und nicht in allen Fällen hat der/die Eigentümerin recht, auch wenn der Besitzer im Unrecht ist.

Aber ich hoffe du hast einen Kristallisationspunkt für Gerechigkeit, Einsicht und Wahrheit gesetzt - und die trüben Ostertage sind bereits Erinnerung.