DER FROSCH
Ein Frosch saß auf des Teiches Blatt
und fraß sich an den Mücken satt,
die dort im Sommerwinde flogen,
hübsch dichtgedrängt und ausgewogen.
Er blähte auf des Halses Blase,
und sprach zur Kröte, seiner Base,
ein dreifach laut gedonnert: Quaak!
Was für ein wunderschöner Tag.
Ein Storch der grad im Tiefflug nahte
und diesen Frosch sogleich erspahte,
der unterbrach des Fliegens Zweck,
zu fangen ihn vom Teiche weg.
Doch hatte er dabei vergessen,
dass er doch sehr darauf versessen
ein Kind mit seinen starken Schwingen
Catinka grad nach Haus zu bringen.
Er öffnet seinen langen Schnabel,
ihn nutzend als Besteckes Gabel.
Doch als den Frosch am Bein er hält,
das Kind dabei ins Wasser fällt.
Den Frosch zu schlingen war von Nöten,
ohn´ daß das Kind ging dabei flöten
So hat, den Frosch im Halse klebend,
der Storch das Kind gegriffen lebend.
Wenn Pflicht und Hunger sich liiert,
man leicht die Übersicht verliert,
und als zum vorbestimmten Orte
er flog, der Frosch im Storch rumorte.
Und später über Catys Haus,
hing ihm der Frosch zum Halse raus.
Es fiel der Frosch, es fiel das Kind
zur Erde runter ganz geschwind.
Auf das es künftig recht weich liege,
fiel dieses Kind gleich in die Wiege,
die dort in Catys Garten stand.
Der Frosch im Gras sich wiederfand.
Der Storch der parkte gleich daneben,
sein Blick blieb auf dem Frosche kleben.
Der aber lachte nur und sagte,
was unsrem Storch auch nicht behagte:
Willst künftig Du noch Kinder bringen,
darfst niemals Frösche Du verschlingen,
denn die bekommen nicht beim Fliegen,
die kannst Du so nicht runterkriegen.
Und als der Frosch noch kräftig lachte,
da saß der Storch dabei und dachte:
Jetzt muß ich um Entscheidung ringen,
ob Frösche fressen? Kinder bringen?
Soll ich spazieren im Salat,
als Rohköstler von früh bis spat?
Er fraß den Frosch mit viel Genuß.
Mit Kinderbringen ist jetzt Schluß.
Und nun auf Brechen und auf Biegen
müssen die Kinder selber kriegen,
die Frauen! - Das ist die Moral.
Dem Storch zur Lust - dem Frosch zur Qual.