Hepatitis C (Leberentzündung durch Hepatitis-C-Virus)
Hepatitis C ist eine Entzündung der Leber aufgrund der Infektion mit dem Hepatitis-C-Virus (HCV). Vor der Entdeckung dieses Virus wurde die Erkrankung auch Non-A-Non-B-Hepatitis genannt. Im deutschsprachigen Raum leiden etwa 0,4 Prozent der Bevölkerung daran.
Wie wird das Virus übertragen?
Die Ansteckung mit dem Hepatitis-C-Virus erfolgt durch den Kontakt mit infiziertem Blut. Das Risiko einer Übertragung durch Geschlechtsverkehr ist hingegen relativ gering. Eine Infektion über verseuchte Nahrungsmittel kommt nicht vor. Bei nahezu der Hälfte der Patienten kann nicht herausgefunden werden, unter welchen Umständen die Infektion erfolgte.
Infektionsrisiko besteht bei:
Drogenabhängigen, die ihr Suchtmittel spritzen und Nadeln gemeinsam mit anderen verwenden (Needle-Sharing)
Piercings und Tätowierungen unter nicht sterilen Bedingungen
Patienten, die Blutprodukte erhalten (Operationen, Dialyse, Hämophilie). Dieser Ansteckungsweg kann durch Testung aller Blutkonserven und verbesserte Techniken der Dialyse mittlerweile weitgehend verhindert werden)
Empfängern von Organtransplantaten
Sexualpartnern von Hepatitis-C-Virusträgern
Ärzten, Krankenschwestern, Laboranten etc. Diese Berufsgruppen sind besonders gefährdet, da sie tagtäglich mit infektiösem Blut oder Blutprodukten in Kontakt kommen.
HCV-positiver Mutter. Das Übertragungsrisiko auf das Ungeborene ist allerdings relativ klein und von der Anzahl der Viren im Blut der Mutter abhängig. Durchschnittlich kommt es bei 6% der Geburten von Hepatitis-C-positiven Müttern zu einer Infektion des Neugeborenen.
Es existieren sechs verschiedene Typen des Hepatitis-C-Virus, mit insgesamt über 100 Subgruppen. Die Ansteckung mit mehreren verschiedenen Typen gleichzeitig ist möglich. Eine durchgemachte Infektion hinterlässt keine Immunität gegenüber den anderen Virustypen.
Eine Impfung gegen Hepatitis C gibt es derzeit noch nicht.
Wie macht sich die Hepatitis C bemerkbar?
Die Zeit zwischen der Ansteckung und dem Auftreten der Krankheit (Inkubationszeit) beträgt zwischen zwei Wochen und sechs Monaten. In der Mehrzahl der Fälle (80%) bleibt die Hepatitis C ohne frühzeitige Symptome bzw. sind die Beschwerden so gering, dass kein Arzt aufgesucht wird. Falls doch Beschwerden auftreten, verläuft die Erkrankung in zwei Phasen.
Akute Hepatitis C
Im ersten Stadium beginnen die Beschwerden ähnlich wie bei einer Grippe (Prodromalstadium: 2 bis 7 Tage)
Müdigkeit, Abgeschlagenheit
Appetitlosigkeit, Abneigung gegen bestimmte Lebensmittel
Übelkeit, eventuell Durchfall
Muskel- und Gelenkschmerzen
Leichtes Fieber
Druckschmerzen im rechten Oberbauch
Etwa 30 Prozent zeigen in der nächsten Krankheitsphase weitere Symptome einer erkrankten Leber:
Gelbfärbung von Haut, Schleimhäuten und Augenweiß (Gelbsucht/Ikterus)
Entfärbung des Stuhls
Dunkelfärbung des Urins
Juckreiz
Druckschmerzen im rechten Oberbauch
Üblicherweise dauert diese Phase insgesamt vier bis acht Wochen. Danach tritt in den meisten Fällen eine Besserung ein.
Durch eine Kombinationstherapie mit Interferon-alpha und Ribavirin kommt es in über 90% der Fälle zu einer Ausheilung, wenn in diesem frühen Stadium behandelt wird.
Chronische Hepatitis C
Leberentzündungen werden als chronisch bezeichnet, wenn sie nach sechs Monaten noch nicht ausgeheilt sind. Bei ca. 85% der Hepatitis-C-Infizierten nimmt die Krankheit diesen chronischen Verlauf, bei dem die HC-Viren weiter in Leber und Blut nachweisbar bleiben. 25% der Betroffenen haben damit keinerlei Probleme, sind zwar Virusträger und können andere anstecken, erkranken aber nicht selbst.
Beschwerden treten nur selten auf. Wenn es dennoch zu Beschwerden kommt, sind diese meist sehr uncharakteristisch:
Müdigkeit
Gelenk- und Muskelschmerzen
Appetitlosigkeit
Uncharakteristische Oberbauchbeschwerden
Gefährlich an der Hepatitis C ist die Möglichkeit der Entwicklung einer Leberzirrhose (Schrumpfleber) oder eines Leberkarzinoms: Bei 20% ist die Leberentzündung so stark ausgeprägt, dass das Organ innerhalb von 20 Jahren vernarbt (Zirrhose). Zirrhosepatienten wiederum tragen ein Leberkrebs-Risiko von 1 bis 7% pro Jahr.
Mit schlechter werdender Leberfunktion treten typische Hautveränderungen auf:
Zunge und Lippen werden glatt und rot
Kleine Knäuel von Blutgefäßen (Gefäßspinnen) werden dicht unter der Haut sichtbar
Juckreiz
Gerötete Handflächen
Weiße Nägel
Verkürzungen der Muskelsehnen an der Handinnenfläche
Darüber hinaus kann es bei Frauen zu Regelstörungen bis hin zum völligen Ausbleiben der Periode kommen. Bei Männern können hormonelle Störungen zu einer Verminderung der Körperbehaarung mit der Entwicklung eines weiblichen Behaarungstyps führen, Brustentwicklung und Hodenschrumpfung führen. Hepatitis C ist die Ursache für 70% der chronischen viralen Leberentzündungen, 40% aller Leberzirrhosen und 60% der bösartigen Leberkrebs-Fälle.
Wie stellt der Arzt die Diagnose?
Die Diagnose erfolgt durch den Nachweis der HCV-Erbinformation (RNA) oder durch den Nachweis von Antikörpern gegen Bestandteile des Hepatitis-C-Virus im Blut. Die so genannten Leberwerte (ALAT, ASAT, AP, Gamma-GT), die aus einer Blutprobe bestimmt werden, geben Aufschluss über die momentane Aktivität der Erkrankung.
Bei einer chronischen Hepatitis C können Gewebeproben der Leber Hinweise auf das momentane Ausmaß der Krankheit liefern. Nur mit Hilfe einer solchen Biopsie ist der Zustand der Leber genau zu beurteilen.
Mittels Ultraschalluntersuchung lässt sich die Struktur der Leber gut beurteilen. Bei speziellen Fragestellungen können weitere bildgebende Verfahren (Computertomographie, Magnetresonanztomographie) nötig sein. Nur sehr selten ist zur Beurteilung der Leber eine Bauchspiegelung erforderlich.
Wie wird Hepatitis C behandelt?
Wird die Infektion bereits im akuten Stadium erkannt, kann sie durch eine Kombinationstherapie mit Interferon-alpha und Ribavirin in etwa 90 Prozent der Fälle geheilt werden.
Chronische Hepatitis wird ebenfalls mit dieser Kombinationstherapie behandelt. Allerdings liegt die Erfolgsquote der Eliminierung des Virus nur noch etwa bei 50%.
Dabei wird das Interferon mit einer dünnen Nadel unter die Haut gespritzt, Ribavirin als Tablette verabreicht. Die Behandlung wird je nach Virustyp zwischen sechs Monaten und einem Jahr durchgeführt.
Mögliche Nebenwirkungen des Interferon-Therapie:
Rötung und Schwellung an der Einstichstelle
Grippeähnliche Beschwerden mit Fieber
Muskelschmerzen
Kopfschmerzen
Übelkeit, Bauchschmerzen, Durchfall
Möglich sind weiters Depressionen, Geschmacksstörungen, Verwirrtheit, Gedächtnisstörungen, Schwindel, Lähmungen, Gefühlsstörungen oder der Ausbruch einer Autoimmunerkrankung.
Das neuere PEG-Interferon-alpha hat gegenüber Interferon-alpha eine längere Wirkdauer und muss daher nur einmal in der Woche gespritzt werden.
Falls keine Heilung erreicht wird, kann eine Dreifachkombination gegeben werden (Ribavirin, Interferon, Amantadin)
Patienten mit chronischer Hepatitis C müssen gegen Hepatitis A und B geimpft werden, da diese Erkrankungen die Leber zusätzlich schädigen und einen schwereren Verlauf bedingen würden.
Zu den die Heilung unterstützenden Allgemeinmaßnahmen gehören das Vermeiden leberschädlicher Substanzen (vor allem Alkohol, Medikamente). Im entzündlichen Schub sind Schonung und eventuell Bettruhe angezeigt.
Autor: Dr. Christian Maté
Quellen: Herold, "Innere Medizin" 2002 Leitlinien der GPGE "Hepatitis C" AMWF-Leitlinien-Register Nr. 068/012
Letzte Aktualisierung: Oktober 2004