Naja, für mich bedeutet Sexarbeit "Arbeit mit der Sexualität der KlientInnen", und nicht etwa "Arbeit in Form von Sex". Um Menschen zu schönen Erfahrungen zu verhelfen, gibt es viele Wege, die sich nicht gegeneinander ausspielen lassen sollten. Ich persönlich lehne den Klassismus zwischen verschiedenen Angebotsformen schon allein aus politischen Gründen ab. Dass Domina sich für was besseres hält als Escort, Escort sich für was besseres hält als Studio, Studio sich für was besseres hält als Laufhaus, Laufhaus sich für was besseres hält als Straße... ist altbekannt und eine schlichte Folge der gesellschaftlichen Stigmatisierung von Sexwork an sich: Es ist eine sinnvolle Copingstrategie, um den sozialen Abstand zu denen zu vergrößern, die (noch) diskriminierter erscheinen. Dasselbe gilt auch für die Kunden. "Um Gottes Willen, ich nehme doch nicht sowas Profanes wie Sexwork in Anspruch, ich bin doch kein Freier, nein, ich gehe zu einer Domina!"
Wer jedoch ein großes Spektrum anbietet (oder auch nachfragt!) nennt möglicherweise wirklich ein großes Spektrum sein eigen. Ob man das nun alles tatsächlich konkret anbietet, in verschiedenen Identitäten je nach Angebotsform in Erscheinung tritt, oder auch nur einen Ausschnitt anbietet, ist einfach Frage persönlicher Vorlieben und individuellen Marketings.
Wer bestimmte Details des Angebots als igitt empfindet, ist natürlich gut beraten, diese nicht in Anspruch zu nehmen, sollte dies jedoch nicht verallgemeinern, da die personalunione Existenz einer bestimmten Angebotsform nicht zwingend etwas über die Qualität einer anderen Angebotsform aussagt.
Es wäre also fair, wenn ihr diese Diskussion nicht an meinem Beispiel führt, sondern woanders/allgemein.