Früher war alles besser.... oder nicht? Oder doch?

Mitglied #236900

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Hallo liebe EF-Gemeinde.

Wer kennt sie nicht: Die inflationär gebrauchte Floskel "Früher war alles besser..."
Egal ob in soziologischen Fragen, in der Politik, ja selbst der Sex war früher besser. Die Winter waren noch richtige Winter, mit 2m Schnee von November bis März, das Essen war noch grundehrlich gekocht, und ungleich leckerer und gesünder, und die Kinder haben im Freien gespielt und nicht bloß vorm Computer gesessen!
Aber was ist mit den positiven Aspekten? Daß man jetzt aufgrund des Handys nicht mehr wie ein Vollidiot in der Gegend herumläuft, auf der Suche nach einer funktionierenden Telefonzelle? Daß Umweltschutz in den 80-ern eher noch kein Thema war und man z.B. die Laschen der Coladose einfach weggeschmissen hat. Die Autos Abgaswerte hatten, daß man an der Kreuzung nach einem Lungenzug hinter einem alten Volvo 10min lang voll drauf war, bei gut dem doppelten Verbrauch eines heutigen Autos? Daß da die Familien noch in Ordnung waren, der Mann das Sagen hatte, und die Schwuchteln sich auch nicht so ungeniert zur Schau stellen durften? :ironie:
Oder ist es nicht vielmehr, daß sich die "Probleme" schlichtweg verlagert haben? Wir durch die zunehmende Haushaltsautomatisierung schlichtweg mehr Freitzeit zur Verfügung haben, und sich die gesellschaftlichen Strukturen und Wertesysteme einfach gewandelt haben?
Worauf fußt diese romantische Verklärung, daß das Neue offenbar so viel schlechter ist, als man es selbst erlebt hat, bzw. zumindest glaubt es so in der Art erlebt zu haben?...

Ich weiß, ich hab hier jetzt eine Vielzahl an Themenbereichen angerissen, doch ich denke mir, daß man nicht nur einen Bereich isoliert für sich betrachten kann, da es einfach zuviele Überschneidungen und Abhängigkeiten gibt...

Freu mich schon auf eure Ansichtsweisen und
LG
ToyotaBus
 
OT ich denke ein Grundthema, warumdie Phrase immer wieder kommt, ist, dass der Mensch ein Gewohnheitstier ist, und sich nur sehr schwerfällig von seinen gewohnten Dingen und Strukturen trennt ...
Gleichzeitig werden wir, angefangen mit der Bibel über schulische Lehrinhalte, Gesetzgebungen bis hin zur Werbung geradezu dogmenartig an Direktiven gewöhnt ... was uns das Loslassen nicht gerade erleichtert ;)
Sobald wir dann mit etwas Neuem Probleme haben, fällt uns das "gelernte" und die "gute alte Zeit" wieder ein ;)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Steht doch schon alles da. Dem ist kaum was hinzu zu fügen.
Ich wüsste nichts, was früher besser war, außer dass ich früher jünger war, aber das war auch nicht unbedingt besser.
Ich freue mich, dass ich so eine tolle Entwicklung hab miterleben dürfen.
Das gilt sowohl für die technik, als auch im persönlichem Bereich.
 
ich denke unsere erinnerung blendet einfach negatives aus, eine art selbstschutz um unbekümmert(er) in die zukunft zu sehen.
solang man die gegenwart nicht vergisst zu genießen ist eine idealisierung der vergangenheit oder zukunft auch nicht so schlimm, entspricht aber nicht der realität.

Das Merkwürdige an der Zukunft ist wohl die Vorstellung, dass man unsere Zeit mal die gute alte Zeit nennen wird. (Ernest Hemingway)
 
ich denke unsere erinnerung blendet einfach negatives aus, eine art selbstschutz um unbekümmert(er) in die zukunft zu sehen.
solang man die gegenwart nicht vergisst zu genießen ist eine idealisierung der vergangenheit oder zukunft auch nicht so schlimm, entspricht aber nicht der realität.
Ja okay, die Selbstschutztheorie. Doch denke ich mir "Was nutzt mir die verklärte Vergangenheit jetzt in der Gegenwart?"
Daß ich mich anderen gegenüber höherstelle? Weil wir es gegenüber unseren "ach so verwöhnten Kinder viel schwerer hatten"? Oder wir uns "mit unserer Freizeit noch was sinnvolles anfangen zu wußten"? Ist es nicht viel mehr eine angeberische Selbsterhöhung denn ein Selbstschutz?...

Denn ein solcher Selbstschutz, um optimistischer in die Zukunft blicken zu können; ja, das wäre noch am ehesten anwendbar, daß man z.B. bei der Angst vor "Vereinsamung infolge der Technik" z.B. Parallelen zu dem Aufkommen von Walkman und Discman und der Befürchtung, daß nun die Tanzlokale alle zusperren müßten ziehen könnte, oder bei Befürchtungen, daß die Energiereserven demnächst zu Ende gehen, kann man sich vergegenwärtigen, daß die Geräte in den letzten 20-30 Jahren immer leistungsfähiger, bei weniger Verbrauch wurden, und somit dieser Entwicklung zumindest verlangsamend entgegen gewirkt wird, und und und...

solang man die gegenwart nicht vergisst zu genießen ist eine idealisierung der vergangenheit oder zukunft auch nicht so schlimm,
Das ist es ja gerade: Wie willst du dein Leben geniessen, wenn du dich dauernd darüber beschwerst, daß alles den Bach runtergeht und früher alles besser war?.... Es wäre doch viel zielführender die Veränderungen zu akzeptieren und dein eigenes Leben und dein unmittelbares Umfeld bestmöglich damit zu arrangieren...
 
Ja okay, die Selbstschutztheorie. Doch denke ich mir "Was nutzt mir die verklärte Vergangenheit jetzt in der Gegenwart?"
Daß ich mich anderen gegenüber höherstelle? Weil wir es gegenüber unseren "ach so verwöhnten Kinder viel schwerer hatten"? Oder wir uns "mit unserer Freizeit noch was sinnvolles anfangen zu wußten"? Ist es nicht viel mehr eine angeberische Selbsterhöhung denn ein Selbstschutz?...

Denn ein solcher Selbstschutz, um optimistischer in die Zukunft blicken zu können; ja, das wäre noch am ehesten anwendbar, daß man z.B. bei der Angst vor "Vereinsamung infolge der Technik" z.B. Parallelen zu dem Aufkommen von Walkman und Discman und der Befürchtung, daß nun die Tanzlokale alle zusperren müßten ziehen könnte, oder bei Befürchtungen, daß die Energiereserven demnächst zu Ende gehen, kann man sich vergegenwärtigen, daß die Geräte in den letzten 20-30 Jahren immer leistungsfähiger, bei weniger Verbrauch wurden, und somit dieser Entwicklung zumindest verlangsamend entgegen gewirkt wird, und und und...

Das ist es ja gerade: Wie willst du dein Leben geniessen, wenn du dich dauernd darüber beschwerst, daß alles den Bach runtergeht und früher alles besser war?.... Es wäre doch viel zielführender die Veränderungen zu akzeptieren und dein eigenes Leben und dein unmittelbares Umfeld bestmöglich damit zu arrangieren...


wenn man immer in der vergangenheit hängt, dann stimmt sowieso etwas nicht.
diese "früher war alles besser"-sager seh ich als ausdruck aktueller unzufriedenheit...also quasi einfach mal sudern, weil grad alles scheiße ist und wenn man sich da einen "vergleich" hernimmt, der nichts an der gegenwart ändern kann, fällt es einfacher sich in selbstmitleid zu suhlen - es IST dann eben einfach so, es liegt nicht an mir/meinen entscheidungen, ich hab es nicht in der hand und lass diese "ungerechtigkeit" über mich ergehen.
realistisch gesehen müsste man sich in den arsch treten und etwas tun, reflexion statt flucht in die vergangenheit.
 
diese "früher war alles besser"-sager seh ich als ausdruck aktueller unzufriedenheit...also quasi einfach mal sudern, weil grad alles scheiße ist und wenn man sich da einen "vergleich" hernimmt, der nichts an der gegenwart ändern kann, fällt es einfacher sich in selbstmitleid zu suhlen - es IST dann eben einfach so, es liegt nicht an mir/meinen entscheidungen, ich hab es nicht in der hand und lass diese "ungerechtigkeit" über mich ergehen.
Sudern, "weil man mit der Gesamtsituation unzufrieden ist" (© by Schuh des Manitu ;) ) okay, aber das erklärt nicht, warum man es anderen gerne an den Kopf wirft, ala "Ihr wißt ja gar nicht wie gut ihr es habt/ wie schlecht ihr das heutzutage macht"...
 
Sudern, "weil man mit der Gesamtsituation unzufrieden ist" (© by Schuh des Manitu ;) ) okay, aber das erklärt nicht, warum man es anderen gerne an den Kopf wirft, ala "Ihr wißt ja gar nicht wie gut ihr es habt/ wie schlecht ihr das heutzutage macht"...

Ihr wisst ja gar nicht wie gut ihr es heute habt ... ist sehr häufig Ausdruck von Neid, wenn man den Personen das "gut haben" im Verhältnis zum eigenen "schlecht gehabt haben" eigentlich nicht vergönnt ist ... in manchen Ausnahmefällen ist es Ausdruck der Ohnmächtigkeit gegenüber dem "Sudern auf sehr hohem Niveau ... dass man zwar nicht richtig findet, aber denjenigen mangels Argumenten nicht austreiben kann ... thats it!
 
Ihr wisst ja gar nicht wie gut ihr es heute habt ... ist sehr häufig Ausdruck von Neid, wenn man den Personen das "gut haben" im Verhältnis zum eigenen "schlecht gehabt haben" eigentlich nicht vergönnt ist ... in manchen Ausnahmefällen ist es Ausdruck der Ohnmächtigkeit gegenüber dem "Sudern auf sehr hohem Niveau ... dass man zwar nicht richtig findet, aber denjenigen mangels Argumenten nicht austreiben kann ... thats it!
:hmm: Ändert die eigene frustrierende Situation aber jetzt genau wie?.... Eben ;)
Ist daher in meinen Augen schlichtweg verlorene Zeit (ich meine das Nicht-Vergönnen, nicht die Vergangenheit) und Energie, die man eventuell in das Ändern dieses Umstandes stecken könnte.
Natürlich kann man z.B. eine unbeschwerte Kindheit nicht mehr nachholen, aber man könnte doch versuchen sich mit seinem aktuellen Leben anzufreunden, bzw. störende Faktoren dahingehend zu ändern, daß man mit seinem Leben zufrieden ist.
Denn irgendwie drängt sich mir schon das Gefühl auf, daß die Leute zunehmend unzufriedener/unglücklicher mit ihrem Leben sind, obwohl es ihnen eigentlich eh gut geht... Also jene, die einen Job haben, eine mehr oder weniger schöne Wohnung oder Haus, ev. eine gesunde Familie und trotzdem sudern, daß sie ein neueres Auto, einen größeren Fernseher und ein neues Handy brauchen, obwohl das alte noch funktioniert, und ständig mit sich und ihrem Leben unzufrieden sind... Warum können wir uns nicht mehr am Hier und Jetzt erfreuen und definieren uns teilweise über den Konsum, anstatt das zu schätzen und zu lieben, was wir haben?....
 
... Warum können wir uns nicht mehr am Hier und Jetzt erfreuen und definieren uns teilweise über den Konsum, anstatt das zu schätzen und zu lieben, was wir haben?....
weil der konsum die leute auch übersättigt...

man gibt ihnen etwas in die hand und sie können schlicht und einfach ned damit umgehen...

weil du handy angesprochen hast, den vorteil ned a telefonhüttl suchen zu müssen...
du magst schon recht haben, ein handy hat so seine vorteile, aber wenn ich dann die menschen sehe, die nix mehr mitkriegen rechts und links weils dauernd aufs handy schauen und drauf herumstreicheln, dann möcht ichs erna so richtig gern aus der hand hauen...

und um die jugend mal ein bisserl in schutz zu nehmen, ned dass man meint des machen nur die jungen (die wieder gehen mir mit ihren 398x selfies fuchtbar auf die nerven, am end no mit text: schnappschuss...von de 93 versuche vorher erzählens ja nix)

kleines beispiel...
heuer sitzen wir im shamu stadium in seaworld... die show hat zwar noch nicht begonnen aber es gibt immer wieder interessantes zu sehen... vor uns sitzt eine familie... ein mann, ein kleineres kind schätzungsweise 5,6 jahre und die mutter mit einem baby im arm, die eltern schätzungsweise so um die 35....

der mann schaut mit dem kleinen interessiert herum.... der kleine aufgeregt hoch zehn...mama schau, mama dort und mama da und ein herumgezipfel an mamas ärmel... und die werte frau mutter?? in einem arm des baby, in der anderen hand des handy und schaut was auf facebook so neues gibt während sie gekonnt den kleinen ignoriert...
ich hätt es ihr so gern und mit genuss ins gfries g'stopft...

des gleiche spiel natürlich bei den warteschlangen bei diversen attraktionen... jeder 2-3 kinder rundherum und die mütter klotzen aufs handy obs ned grad was verpassen, während die kinder aufgeregt die soeben gesehenen dinge mitteilen möchten

und da denk ich mir dann auch des sprücherl...früher hätts des ned geben, ja wir san auch scho vor dem fernseher geknotzt den einen oder anderen tag, aber wenn ein familienausflug angestanden ist, dann war die familie auch geistig mit und ned die ganze welt via handy und die kinder "dürfen" ihre erlebnisse dafür alleine verarbeiten weil erna keiner mehr zuhört oder erlebtes mit ihnen teilt...

und auf so ein handysüchtler-gesocks...da spuck ich, aber sowas von.



um zu "früher war alles besser" zurückzukommen....des is der normale werdegang......und unsere kinder und enkelkinder werden genauso früher oder später "raunzen" dass "früher alles besser war"
 
du magst schon recht haben, ein handy hat so seine vorteile, aber wenn ich dann die menschen sehe, die nix mehr mitkriegen rechts und links weils dauernd aufs handy schauen und drauf herumstreicheln, dann möcht ichs erna so richtig gern aus der hand hauen..
Ich arbeit im 1.Bezirk... Was glaubst wie viele Leute mir traumtänzerisch jeden Tag vor`s Auto rennen, weil das Handy scheinbar wichtiger ist, als der Verkehr?.... Ich meine, ich nutz das Handy auch, um z.b. am Plan zu schauen, wo ich bin und wo ich hingehör, oder um schnell Öffnungszeiten nachzuschauen. Aber da bleib ich doch stehen dazu verdammt! FB-status und emails mach ich von daheim, oder im Büro!

der mann schaut mit dem kleinen interessiert herum.... der kleine aufgeregt hoch zehn...mama schau, mama dort und mama da und ein herumgezipfel an mamas ärmel... und die werte frau mutter?? in einem arm des baby, in der anderen hand des handy und schaut was auf facebook so neues gibt während sie gekonnt den kleinen ignoriert...
ja wir san auch scho vor dem fernseher geknotzt den einen oder anderen tag, aber wenn ein familienausflug angestanden ist, dann war die familie auch geistig mit und ned die ganze welt via handy und die kinder "dürfen" ihre erlebnisse dafür alleine verarbeiten weil erna keiner mehr zuhört oder erlebtes mit ihnen teilt...
Wir haben uns selbst und unseren Kindern bei solchen Aktivitäten Handyverbot auferlegt. Meist haben wir nur mein 0815 Handy für Notfälle mit, aber die anderen bleiben daheim! Denn man muß nicht ständig, überall erreichbar sein und alle 10 sek seinen Status auf FB checken. Wobei meine Frau und Kids g.s.d. eh nicht so sind...
 
War früher alles besser. Hmm. Ja.
Früher war man Kind und hatte keine Sorgen. Finanzwelt, Politik, Wirtschaft, Jobaussichten, Pension etc. das sind alles Themen die ein Kind nicht mal ansatzweise tangiert. Dazu die abenteuerlichen Geschichten des Opas über irgendwelche Kriegs Erlebnisse oder irgendwas anderes spannendes, was vermutlich eh zur Hälfte erfunden war. Deswegen sagen viele Menschen früher war alles besser. Als Kind wars auch besser. Heute als Erwachsener ist man ständig mit Problemen und Konflikten konfrontiert und sehnt sich nach der xten Diskussion in der Arbeit die Zeit zurück als man noch eine Junge war.
 
Früher war man Kind und hatte keine Sorgen.... ...Heute als Erwachsener ist man ständig mit Problemen und Konflikten konfrontiert und sehnt sich nach der xten Diskussion in der Arbeit die Zeit zurück als man noch eine Junge war.
Nun, daß man als Kind unbeschwerter lebt, weil man sich mit dem alltäglichen Leben nicht herumschlagen muß, ist klar, war jedoch nicht gemeint.
Mir gehts um die romantische Verklärung der Vergangenheit, mit der meist nur die Probleme der heutigen Zeit verglichen werden, während die positiven Aspekte ignoriert, oder ausgeblendet werden...
 
Wer kennt sie nicht: Die inflationär gebrauchte Floskel "Früher war alles besser..."

sofern man diese floskel konsequent durchzieht landen wir über kurz oder lang beim urknall.
 
womit sich die frage stellt ob's vor'm urknall auch besser war? fragen über fragen ... :mrgreen:
 
womit sich die frage stellt ob's vor'm urknall auch besser war?
ja - definitiv. weil damals war die frage noch nicht existent.

kleines beispiel...

und noch eins: ein lauer frühlingsabend in einem lokal auf key west. am nebentisch nimmt ein junges pärchen platz. so jung, dass der kellner nach den ausweisen verlangt als sie cocktails bestellen.

minuten später sitzen sie wortlos bei ihren gläsern und wischen beide auf ihren telefonen herum.

tjo... früher, als es noch keine mobiltelefone gab oder als sie die grösse einer kleinen aktentasche hatten war es ein komfort immer und überall erreichbar zu sein.

heute ist es eigentlich ein luxus auch mal nicht kommunizieren zu müssen - zum beispiel um in die welt zu twittern, dass man heute schon erfolgreich gekackt hat.
 
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