Adventskalender - gemeinsam durch den Advent :-)

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Türchen 22 - ich mag das Lied einfach :)

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Wünsche allen hier einen schönen 4. Advent. :)

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Heute gibt´s wieder eine kleine Geschichte aus MacGif.er´s Feder...

Die Nachbarschaft

Erich Fricke wohnte in einer kleinen Stadt, wie es viele in Deutschland gibt. Er war Rentner, er war Wittwer und er war allein. Irgendwie hatte der alte Mann es im Laufe der Jahre verlernt Anschluss an die Gesellschaft zu suchen und zu finden. So hatte sich mit der Zeit eine tiefe Verbitterung in ihm breit gemacht, derer er sich selbst allerdings gar nicht bewusst war. „Der alte Fricke“, wie seine Nachbarn ihn nannten, war zu einem Einzelgänger, Nörgler und Querulanten geworden. Er fand stets an allem und jedem etwas auszusetzen und für nichts und niemanden kam ein freundliches Wort über seine Lippen. Darum hörte ihm inzwischen auch kein Mensch mehr richtig zu oder nahm wirklich ernst was er zu sagen hatte. Statt dessen wurde er weitgehend ignoriert und die Leute gingen ihm so gut sie konnten aus dem Weg. Genau das aber bestätigte den alten Mann immer wieder in seiner Überzeugung das die Welt ein schlechter Ort geworden sei.
Eines Tages bemerkte Erich Fricke das sich auf dem Nachbargrundstück etwas tat. Das Haus der Kramers stand schon seit fast einem Jahr leer, nachdem die Familie fortgezogen war. Ihm war es egal gewesen, hatte er doch ohnehin keinen großen Wert auf Kontakte zu seinen Nachbarn gelegt. Nun aber hatte er vom angrenzenden Grundstück Geräusche gehört. Es waren Stimmen und das Schlagen von Autotüren gewesen. Schließlich trieb die Neugier den alten Mann vor die Tür. In der Absicht unbemerkt zu bleiben, schlich er sich durch den verwilderten und mit Unkraut durchwucherten Vorgarten seines Hauses zur Grundstücksgrenze vor und versteckte sich dort hinter einer großen Tanne. Sein erster Blick fiel auf den Möbelwagen, der in der Einfahrt des Nachbarhauses stand. Offensichtlich zog dort jemand ein. Von dieser Tatsache war Erich Fricke wenig begeistert und in seinen Gedanken malte er sich bereits die schlimmsten Dinge aus. Jugendliche, die des Nächtens laute Partys feierten, oder Ausländer wohlmöglich, die sonderbaren und fremdartigen Sitten frönten. Solche Dinge gehörten nicht hier her und das würde er diesen Leuten bei passender Gelegenheit auch deutlich zu verstehen geben. Für den Moment hatte er genug gesehen und gerade als er sich wieder in sein Haus zurückziehen wollte, wurde er doch noch entdeckt.
„Guten Tag Herr Nachbar.“ Die gut gelaunte Stimme eines jungen Mannes riss Erich Fricke aus seinen apokalyptischen Gedanken.
„Ob dieser Tag wirklich gut ist wird sich erst noch zeigen.“ Die Antwort des alten Mannes fiel mürrisch und abweisend aus.
„Mein Name ist Clemens Hoffmann. Das sind meine Frau Katrin und meine Tochter Nina.“ Unbeeindruckt von der Reserviertheit seines Gegenübers und mit einem Lächeln im Gesicht deutete der neue Nachbar auf die Frau und das etwa sechsjährige Mädchen, die unablässig Kartons aus dem Möbelwagen luden. Während er sich vorstellte war an den Zaun getreten und streckte dem alten Fricke die Hand entgegen.
Für einen Moment dachte Erich Fricke daran sich umzudrehen und den Neuankömmling einfach stehen zu lassen, entschied sich dann aber doch anders. Dem angebotenen Handschlag wich er allerdings aus, indem er die Arme vor der Brust verschränkte. Gerade als er damit beginnen wollte eine ganze Reihe von Dingen aufzuzählen, die von den Hoffmanns zukünftig getan oder unterlassen werden sollten, um keinen Ärger heraufzubeschwören, stoppte ihn das Bellen eines Hundes.
„Natürlich, dich habe ich ja völlig vergessen.“ Clemens Hoffmann drehte sich
um, ging leicht in die Hocke und klopfte sich dabei mit beiden Handflächen auf die Oberschenkel.
Kurz darauf erschien der angesprochene Hund schwanzwedelnd und fröhlich hechelnd im Blickfeld der beiden Männer. Er war etwa kniehoch, trug ein schwarzes Lederhalsband mit einem grünen Anhänger in Form eines vierblättrigen Kleeblatts und hatte ein grau-weiß gelocktes Fell. Offensichtlich war es ein Mischling, in dem aber auf jeden Fall auch eine gute Portion Pudel steckte.
„Das ist Caleb. Unsere Tochter hat sich so hartnäckig einen Hund gewünscht, dass wir irgendwann einfach nicht mehr nein sagen konnten.“
Auch das noch. Es hatte nur wenige Sekunden gedauert um Erich Frickes Bild von feiernden Jugendlichen und unangepassten Ausländern in der Nachbarschaft zu zerstören. Allerdings hatte er dieses Motiv gedanklich mindestens ebenso schnell durch die Vorstellung von kläffenden Hunden und lärmenden Kindern ersetzt. Ein Haar in der Suppe blieb schließlich ein Haar in der Suppe und dabei spielte es keine Rolle ob selbiges nun blond oder schwarz war. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren zog sich der alte Fricke nun tatsächlich wieder in seine vier Wände zurück. Er tat dieses jedoch nicht ohne zumindest noch die Haustür laut hinter sich zuzuknallen und seinem Missmut auf diese Art und Weise Ausdruck zu verleihen.
Ein paar Tage später stand zu allem Überfluss auch noch die gesamte Familie Hoffmann vor seinem Gartentor. Zum Glück hielt er selbiges immer sorgfältig verschlossen, so das niemand unbefugt einen Fuß auf sein Grundstück setzen konnte. Damit lag während des folgenden Dialogs wenigstens eine sichere Distanz zwischen den Parteien. Niemals wäre Erich Fricke auf den Gedanken gekommen das sein Verhalten als unhöflich gewertet werden könnte. Und selbst wenn er diese Einsicht erlangt hätte, wäre es ihm gleichgültig gewesen. Schließlich hatte er weder um ein Gespräch, noch um einen Besuch gebeten.
„Was wollen sie?“, hatte er ihnen barsch durch ein halb geöffnetes Fenster zugerufen. Für eine Unterhaltung von Angesicht zu Angesicht hatte er keine Veranlassung gesehen und somit seine neuen Nachbarn – wie jeden anderen Menschen auch - mit einem unverkennbaren Misstrauensvorschuss bedacht. Nach Erich Frickes Ansicht tat ohnehin niemand etwas ohne dabei Hintergedanken an einen eigenen Vorteil im Kopf zu haben.
Dieser Vorstellung folgend hatte er auch die Einladung der Hoffmanns abgelehnt. Die Zugezogenen wollten eine Einweihungsfeier im Garten ihres jüngst erworbenen Hauses geben, um die neue Nachbarschaft kennen zu lernen.
Argwöhnisch saß Erich Fricke am Abend des darauffolgenden Samstags in seinem Wohnzimmer vor dem Fernseher und lauschte gespannt den Geräuschen der Feier, die aus Nachbars Garten an seine Ohren drangen. Er hatte extra seine Terrassentür offen gelassen, um auch wirklich alles mitzubekommen. Jedweden Lärm hatte er sich ausdrücklich verbeten und nun ärgerte es ihn, dass es in der Tat kaum welchen gab. Nur zu gerne hätte er die Feiernden zur Ordnung gerufen, aber man bot ihm einfach keinen Anlass. Sogar die Sperrstunde wurde eingehalten.
So vergingen die Tage, wurden zu Wochen und schließlich zu Monaten. Die Befürchtungen des alten Fricke wurden nicht erfüllt. Weder der Hund der Nachbarn bellte, noch machte die Tochter übermäßigen Krach beim Spielen. Es gab nichts das Erich Fricke hätte stören können und genau das störte ihn. Im Großen und Ganzen unterschied sich sein Verhältnis zu den Hoffmanns also nicht wesentlich von dem, welches er zur sonstigen Menschheit unterhielt. Bis auf eine Ausnahme. Während alle anderen Nachbarn es schon längst aufgegeben hatten ein Gespräch zu suchen oder ihn überhaupt nur zu grüßen, hatten die Hoffmanns immer ein freundliches Wort parat. Und das obwohl sie schon früh vor dem grantigen Alten gewarnt worden waren. Auch wenn Erich Fricke selbst den wohlwollendsten Versuch einer Kontaktaufnahme stets abgewehrt und den Gruß zur Tageszeit nur selten erwidert hatte, änderten die Hoffmanns nichts an ihrem Verhalten. Sie blieben ihm gegenüber höflich und lächelten stets, wenn sie ihn sahen. Selbst Caleb, der Hund, wedelte bei jeder Begegnung freudig mit dem Schwanz und schien manchmal sogar die Nähe des alten Mannes zu suchen.
Inzwischen hatte der Herbst eingesetzt und so schön es auch anzusehen war, brachte das bunte Laub doch jede Menge Arbeit mit sich. So kam es das auch der alte Fricke eines Tages – bewaffnet mit einem Besen – den Bürgersteig vor seinem Haus von der glitschigen Blätterflut befreite. Während er das tat schimpfte er halblaut über die Faulheit jener Nachbarn, die dieser Bürgerpflicht vor ihren Häusern noch immer nicht nachgekommen waren. Er wünschte ihnen das sie selbst auf dem Laub ausrutschen und die eigene Müßigkeit dann unter den Schmerzen der durch den Sturz gebrochenen Glieder bereuen sollten. Derart beschäftigt bemerkte Erich Fricke auch die Tochter der Hoffmanns nicht. Ihr Heimweg von der Schule führte sie stets an seinem Haus vorbei.
„Guten Tag Opa Fricke. Du bist aber fleißig.“ Sie grüßte freundlich und war in Anbetracht des großen Laubhaufens, den der alte Mann bereits aufgetürmt hatte, um Anerkennung seiner Arbeit bemüht.
„Himmel! Willst du mich zu Tode erschrecken?!“ Der alte Fricke fuhr wie vom Blitz getroffen herum.
„Nein, das will ich nicht.“ Die kleine Nina sah ihn mit großen Augen an. Es tat ihr leid, den Nachbarn derart überrascht zu haben.
„Haben deine Eltern dir keine Manieren beigebracht? Wie kommst du dazu mich zu duzen? Und dein Opa bin ich schon gar nicht!“ Nun geriet der alte Fricke vollends in Rage.
„Und haben deine Eltern dir nie beigebracht das Opas eigentlich nett sind und nicht immer schimpfen sollen?“ Die Antwort des Mädchens klang bestimmt und ein leicht trotziger Ausdruck legte sich auf ihr Gesicht.
„Ach, lasst mich doch alle in Ruhe.“ Erich Fricke wandte sich ab. Er tat dieses nicht etwa um einem weiteren Wortwechsel aus dem Weg zu gehen, sondern vielmehr wollte er den Anflug des Lächelns verbergen, das die Reaktion des Kindes in ihm hervorgerufen hatte. Schlagfertig war die Kleine, das musste man ihr lassen.
Während der folgenden Tagen blickte der alte Fricke mit gemischten Gefühlen der nächsten Begegnung mit den Hoffmanns entgegen. Er befürchtete aufgrund seines rüden Auftretens gegenüber der Tochter zurechtgewiesen zu werden. Auch wenn er es niemals zugegeben hätte, plagte ihn deswegen ein schlechtes Gewissen. Es geschah jedoch nichts. Entweder hatte die Kleine ihren Eltern von der Begegnung gar nicht erzählt, oder aber selbige maßen dem Vorfall keine große Bedeutung bei.
So vergingen weitere Wochen, der Herbst neigte sich dem Ende zu und bald schon stand Weihnachten vor der Tür. Erich Frickes Schuldgefühle waren inzwischen längst wieder vergangen. Er hatte sich erfolgreich eingeredet im Recht gewesen zu sein. Kinder und Jugendliche besaßen keinen Respekt mehr vor der älteren Generation und die Erzeuger legten offensichtlich auch keinen Wert mehr darauf, ihren Zöglingen Moral und Anstand beizubringen.
Noch zwei Kalenderblätter trennten die Welt vom 24. Dezember. Für Erich Fricke würde dieser Tag jedoch ein Datum sein, wie jedes andere auch. Seit dem Tod seiner Frau hatten Feiertage für ihn die Bedeutung verloren. Sie waren lediglich Anlässe, zu denen ihm schmerzlich bewusst wurde wie allein er eigentlich war. Aus diesem Grund hatte er auch im ganzen Haus keine Dekoration aufgestellt. Es gab keinen Adventskranz und auch keinen Tannenbaum. Lediglich die alte Weihnachtspyramide, die seine Frau so sehr gemocht und über all die Jahre hinweg sorgsam verwahrt hatte, hatte er vom Dachboden geholt und mit frischen Kerzen bestückt. Während er abends vor dem Fernseher saß, blieb sein Blick oft minutenlang an dem liebevoll geschnitzten Holzkarussell hängen. Die aufsteigende Wärme der Kerzen lieferte den Lamellen an der Spitze Antriebskraft und mit jeder Umdrehung der Flügel schien eine Erinnerung an bessere Zeiten verknüpft zu sein. Manchmal hielt der alte Mann es dann vor Wehmut nicht mehr aus und ging schon früh zu Bett, um den Kummer in seinem Herzen mit Schlaf zu überdecken. Auch heute war wieder so ein Tag gewesen. Plötzlich jedoch schreckte Erich Fricke hoch. Ein Geräusch hatte ihn geweckt. Es war das laute und aufgeregte Bellen eines Hundes gewesen, das schließlich in einem durchdringenden Jaulen endete und sich nach kurzer Zeit wiederholte.
„Hab ich´s doch gewusst! Verdammter Köter!“ Mit einer Mischung aus Zorn und Genugtuung im Bauch kroch der alte Fricke aus seinem Bett. Schon am Tag ihres Einzugs war ihm klar gewesen das es mit den neuen Nachbarn über kurz oder lang Ärger geben würde. Nun lieferte ihm ausgerechnet der Hund der Familie endlich den Grund, auf den er so lange gewartet hatte.
Der alte Mann streifte sich seinen Morgenmantel über und stapfte behäbig hinaus auf den Flur. Bereits im Treppenhaus bemerkte er den beißenden Geruch und je weiter er hinabstieg, desto schwerer fiel ihm das Atmen. Rauch lag in der Luft und als er das Erdgeschoss erreicht hatte sah er auch den Grund dafür. Das Wohnzimmer stand lichterloh in Flammen. Der Gedanke an die Kerzen in der Holzpyramide schoss ihm durch den Kopf. Hatte er vergessen sie zu löschen, bevor er zu Bett gegangen war? Noch immer am Fuße der Treppe stehend sah er sich hilflos um. Was sollte er jetzt nur tun? Das Telefon befand sich im Wohnzimmer, doch es lag bereits eine solche Hitze in der Luft das er den brennenden Raum nie und nimmer mehr würde betreten können. Zaghaft rief er um Hilfe, doch der dichte Qualm brannte in
seinen Lungen und drohte ihn zu ersticken. Nur mehr ein heiseres Krächzen drang aus seinem Mund. Kurz darauf hörte er hinter sich ein lautes Krachen und im selben Moment flog die Eingangstür aus ihren Angeln. Durch den Tränenschleier vor seinen Augen konnte der alte Mann verschwommen die Gestalt sehen, die sich gegen das Rechteck der Türöffnung abhob und schließlich seinen Namen rief. Es war sein Nachbar, Clemens Hoffmann. Die starken Hände des jungen Mannes packten beherzt zu und bereits wenige Augenblicke später befand sich Erich Fricke im Freien und in Sicherheit. Aus scheinbar weiter Entfernung und wie durch Watte gefiltert hörte er die Worte seines Retters.
„...plötzlich war Caleb ganz unruhig und rannte ständig hin und her. Wir dachten er müsste mal raus und kaum hatte ich die Tür geöffnet, ist er auch schon losgerast und hat gebellt wie verrückt. Das hat er sonst nie gemacht und ich hatte Mühe, ihm zu folgen. Er ist direkt auf ihr Grundstück zugelaufen und dabei sogar über den Zaun gesprungen...“
Der Hund, den er zum Anlass hatte nehmen wollen um einen Streit vom Zaun zu brechen, hatte ihn also vor dem sicheren Tod bewahrt. Offensichtlich hatte das Tier die Gefahr gespürt und durch sein Verhalten überhaupt erst seine Rettung ermöglicht.
Kurz darauf traf die Feuerwehr ein und begann mit den Löscharbeiten. Der Trubel, die Sirenen und das Blaulicht waren in der Straße nicht unbemerkt geblieben. Sämtliche Nachbarn hatten sich in kleinen Gruppen versammelt und sahen neugierig dem Schauspiel zu. Nur Erich Fricke stand allein auf dem Gehweg. Niemand kam um ihn zu trösten oder ein paar aufmunternde Worte an ihn zu richten. Doch plötzlich spürte er eine Berührung und als er zur Seite schaute sah er die kleine Nina, die neben ihm stand und wortlos nach seiner Hand griff. Fast zeitgleich tauchte aus dem Dunkel der Nacht auch Caleb wieder auf. Er wedelte gewohnt freundlich mit dem Schwanz und setzte sich mit einer solchen Selbstverständlichkeit neben Erich Fricke als wolle er einem Familienmitglied beistehen. Als nächste erschien Katrin Hoffmann mit einer wärmenden Decke, die sie Erich Fricke um die Schultern legte. In Anbetracht dieser Fürsorge fehlten dem alten Mann die Worte. Er war alles andere als ein guter Nachbar für diese Familie gewesen und nun waren sie die einzigsten, die sich um ihn kümmerten. Zum ersten Mal seit Jahren bahnten sich seine Gefühle einen Weg und Tränen rannen über sein Gesicht.
„Sei nicht traurig, Opa Fricke. Du hast ja gesehen, Caleb passt auf dich auf und bis dein Haus wieder repariert ist, kannst du ja bei uns wohnen.“ Die kleine Nina sah zu ihm auf während sie noch immer seine Hand hielt.
„Warum eigentlich nicht? Das ist eine gute Idee. Wir haben doch das Gästezimmer und so kurz vor dem Fest wird sich wohl auch nichts besseres mehr finden lassen. Auf jeden Fall wären sie in unserem Haus herzlich willkommen. Verbringen sie die Weihnachtstage doch einfach mit uns.“ Es war Clemens Hoffmann, der als letzter zu der kleinen Gruppe gestoßen war und der nun die Worte seiner Tochter in ein konkretes Angebot fasste.
Nach kurzem Zögern und begleitet von reichlich Verlegenheit, Scham und schlechtem Gewissen willigte Erich Fricke schließlich ein. Trotz allem, was geschehen war, verbrachte er im Kreise der Familie Hoffmann das schönste Weihnachtsfest seit langer Zeit. Er war kein reicher Mann und hatte nicht viel zu geben, aber der kleinen Nina vermochte er in den folgenden Jahren doch das schönste aller Geschenke zu machen. Sie bekam den Opa, den sie sich immer gewünscht und den sie von Anfang an in Erich Fricke gesehen hatte. Der alte Mann wurde ihr der liebste, fürsorglichste und verständnisvollste Großvater, den sich ein Kind nur vorstellen konnte.
 
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