BDSM & Aggression?

A

Gast

(Gelöschter Account)
Nach einer interessanten Diskussion die ich gestern führen durfte möchte ich nun die Meinung der werten Forumsmitglieder dazu lesen:

Wie weit spielt Aggression beim dominanten/sadistischen Part einer BDSM-Begegnung eine Rolle?

Ist Aggression notwendig, erlaubt oder gar verpönt (SSC)?

Oder lauert sie unerkannt - von DOM(ME) unbewusst - auf ihre Chance?

Bin schon gespannt auf eure Wortmeldungen!!
 
Echte Aggressionen bei einem SM - Spiel auszuleben wäre IMHO verantwortungslos.

Es ist und bleibt ein SPIEL.

Beide Partner - Sub wie Dom - sollten seelisch ausgeglichen sein, sonst kann die Sache böse enden.

Also: Aggression verpönt.

LG BF
 
Echte Aggression wäre, wenn ich als Dom auf meinen Sub im "realen Leben" einen Haß aufgebaut hätte und diesem nun freien Lauf ließe... Das wäre ein NoGo.

Im Gegensatz dazu:
Gespielte Aggression bei SM-Spielen mit Unterdrückung etc.

BF
 
meine Antwort hier hast am wenigsten erwartet,oder?

lt. Wikipedia
Als Aggression (lat. aggredi: herangehen, angreifen) wird eine Verhaltensweise bezeichnet, die beabsichtigt, Schaden oder Schmerzen zu verursachen. Aggressives Verhalten steht eng im Zusammenhang mit Angriffs-, Flucht- und Verteidigungsverhaltensweisen (siehe auch: agonistisches Verhalten).

Aggession ist mit SCHADEN verbunden und sowas hat mit SSC nicht zu tun. Im Spiel wollen wir doch keinem einen Schaden zuführen, sondern nur gemeinsam die Grenzen testen.
 
Innerhalb der Richtlinien des SSC bleibt sie mit Sicherheit verpönt, ja sogar vollkommen unerwünscht
Bei erweitertem Bedarf/Neigung kann sie jedoch auch als effektives Ventil dienen, solange ihr Ziel eben nicht in der gezielten Verletzung des Gegenübers liegt.

Als SM´ler kennt man das ja schlisslich wohl auch irgendwoher ... :shock:

Da sehnste Dich nach einer schönen Session mit dem Ergebnis eines funkelnden Pavianhinterns, und dann hat das Gegenüber die "Brutalität" eines Swiffers, der auf die Haut niederfährt!
Wie um Himmelswillen, soll dadurch aber die Haut entsprechend lustvoll durchblutet werden? :mauer:
Da isses dann doch wohl besser das der/die Betreffende schon die entsprechende "Agression" in sich birgt welche derartige Neigungen sinnvoll und glaubwürdig unterstützen kann?

So gesehen hat da doch wohl die Agression ihren Sinn und Nutzen, verleiht der Session erst die entsprechende Würze?

Deshalb auch mein Statement:

Kontrollierte, kanalisierte Agression Ja!. In Form bloßer, unkontrollierbarer Wut jedoch ... Never !
 
Grüß Euch,

ein sehr, sehr interessantes Thema, welches Du hier aufgegriffen hast, Alex.
Freu mich schon auf sehr interessante Gespräche und Diskussionen mit Euch. In der Tat eine sehr heikle Geschichte!

Jeder, der mich ein wenig kennt, weiß, daß ich von dem ganzen SSC-Schmafu wenig halte. Meiner Meinung nach brauchen zwei erwachsene Menschen, die vernüftig mit dem nötigen Hausverstand spielen das alles nicht.
Daher ist es für mich auch selbstverständlich, daß Agressionen nicht wirklich was in einem SM-Spiel verloren haben. Manchmal können sie, wenn sie ganz leicht vorhanden sind, das eine oder andere Spiel vielleicht ein wenig anheizen, jedoch bedarf es in einem derartigen Fall, nicht nur einer(m) sehr verantwortungsvollen Dom, einen Menschen, der sich selber im Griff hat.

Sind die Agressionen jedoch wie bereits erwähnt im alltäglichen Leben gegen die Person gerichtet, sollte man sich zu keinem Spiel arufraffen - also ich würde es z.B. nicht tun.

Ein Beispiel:
Ich hatte einmal vor einigen Jahren einen Besucher im Studio, der es nach ein paar Besuchen geschafft hat, mein Agressionspotential gegen ihn zu schüren.
Als ich das mitbekam, habe ich ihn weggeschickt und bei zukünftigen Treffen abgelehnt.
Tut mir nicht gut und ihm noch weniger. Obwohl ich bemerkt habe, daß dies manchen durchaus gefallen würde. In der Tat.

Nur ist es nicht meine Welt - weil ich SM mag, als etwas wunderschönes empfinde und auf keinen Fall irgendwelche Agressionen in mir spüren möchte.
Es gibt durchaus auch Tage, da spiele ich eben nicht - manchmal ist man einfach schlecht drauf - bissi agressiv. Da würde ich auch im Studio ablehnen.

Leider ist es aber oft der Fall, daß einige Studiodominas da etwas groß verwechseln. Ich hatte mal ein Gespräch mit einer, die meinte - geiler Job, man verdient viel Geld und kann die Agressionen gegen die Männer abbauen. Nur hat sie da wohl ein wenig was mißverstanden.

Natürlich ist es ein schweres Thema.
Aber wie richtig gesagt wurde - SM hat bzw. sollte eigentlich nicht wirklich was mit Agression zu tun haben.

Es ist viel zu schön!

Lieben Gruß,
Katarina



 
Aggession ist mit SCHADEN verbunden und sowas hat mit SSC nicht zu tun. Im Spiel wollen wir doch keinem einen Schaden zuführen, sondern nur gemeinsam die Grenzen testen.

Wobei natürlich weiterführend auszudiskutieren wäre was Schaden ist und was nicht.
Ich kenn genug Kontaktanzeigen in denen Steht "wir spielen SSC also keine sichtbaren Spuren" und dann gibts genug Subs (m und w) die gerade auf schöne, tagelang sichtbare, großflächige Spuren unheimlich stolz sind.

Wobei ich auch der Meinung bin das Agressionen bei BDSM nix zu suchen haben.
 
Sagen wir mal so ... Solange allen Parteien wunschgemäss ein steuer und kontrollierbares Agressionspotential der Glaubwürdigkeit einer Session beiwohnt isses ok.
Betrifft es jedoch das Charakterbild der Agierenden selbst, dann ist und bleibt es ein absolutes : No go!
 
Ist Aggression notwendig, erlaubt oder gar verpönt (SSC)?

ich denke schon, dass ein gewisses mass an aggresivität eine rolle spielt - und sei's eine "künstlich herbeigeführte".

wenn dabei ein gemeinsames ziel angestrebt und im auge behalten wird, nämlich das der beiderseitigen befriedigung (vice versa also nicht bloss ein einseitiges abreagieren stattfindet) find ich keinen fehler dabei.
 
Es sind jetzt schon eine ganze Reihe sehr interessanter Ansichten geäußert worden und ich erkenne schon gewisse Unterschiede in der Betrachtung.

Bevor ich meinen Senf dazugebe hoffe ich auf weitere Reaktionen, stelle aber noch folgendes zusätzlich in den Raum:

Ist es denn nicht auch Aggression, wenn es manchmal (oft?) beim GV, in extatischen Situationen, dazu kommt, dass die Partner einander beißen, kratzen oder unkontrolliert ordinärste Bezeichnungen für den Anderen verwenden?
 
Ist es denn nicht auch Aggression, wenn es manchmal (oft?) beim GV, in extatischen Situationen, dazu kommt, dass die Partner einander beißen, kratzen oder unkontrolliert ordinärste Bezeichnungen für den Anderen verwenden?

Ist das nicht Leidenschaft?

Es stellt sich eher die Frage der Definition der Aggression. Für mich ist es das zuführen von Gewalt/Schaden ohne Einverständnis des anderen. Des weiteren der Verlust der Kontrolle in diesem Zeitpunkt.

Ich habe noch nie einen aggressiven Menschen getroffen mit dem man vernüftig umgehen konnte. Diese haben auch nicht die Kontrolle über ihr Handeln und tun (in weiterer Folge).
Aggressiven Leuten gehe ich so weit wie möglich aus dem Weg.
So einem soll ich mich anvertrauen?
Dann fällt das Safewort und er wird "aggresiv" davon und macht weiter?

Gespielte "Aggression" im Sinne einer gewollten Session, wo beide um das Rollenspiel wissen, sehe ich anders. Für mich fällt es nicht unter den Begriff. Eine Vergewaltungung fällt normalerweise unter diesen Begriff "Aggression", da sie nicht gewollt ist und Gewalt/Schaden herbei führt, jedoch wenn beide eine Vergewaltungsszene spielen/wollen ist es was anderes. Das Ganze ist unter Kontrolle und kann jederzeit von beiden abgebrochen werden.
 
Aggression sollte meiner Meinung nach nur gespielt sein, im Gegenteil große Zuneigung macht SM erst zum lustvollem Spiel.
Zärtlichkeit und Schmerzreiz sollten sich abwechseln und machen das Spiel erst zum absoluten Genuss.
Mir tun alle leid, die SM als Freifahrtschein für Gewalt ansehen, die haben meiner Meinung nach nichts davon verstanden.:domina:
 
Agression kann sich doch auch mal "nur" in der Ausdrucksweise, dem Auftreten äußern. Das Outfit selbst kann ebenso dazu führen sie zu schüren. Dennoch sagt dann das Ganze wohl noch immer nichts zu den eigentlichen Charakterzügen aus.

Erst die gewollte, rücksichtslose Übertretung des Sicherheitsbereiches des Gegenübers führt die Form von Agression herbei vor der wir alle uns schützen sollten, ja die wir sogar sogar berechtigt fürchten:

Die in keiner Weise noch einvernehmliche Verschiebung persönlicher Machtverhältnisse und Rechte, mit dem Ziel den anderen oder die Situation in welcher er sich befindet, auszunützen, somit die Unterdrückung seiner Interessen zu erzwingen oder gar bewusst sein körperliches, seelisches Wohl gefährden zu wollen ...
 
Hatte gerade wieder kurz Zeit mich dem Thema geistig zu widmen und fand u. A. folgende Seite dazu.

http://www.stangl.eu/psychologie/definition/Aggression.shtml


Besonders dabei angetan hat es mir der Absatz:

„ ... Wenn man von Gewalt spricht, muss man auch über Aggression sprechen, da Gewalt ohne Aggression nicht möglich wäre. Deswegen folgen zunächst einmal ein paar Definitionen von Aggression. "Aggressivität meint die Einstellung und Bereitschaft zu aggressivem Handeln." "Aggression ist die Handlung selbst. Somit verhält sich Aggressivität zu Aggression wie Gewaltbereitschaft zu Gewalt." Des Weiteren kann man über Aggression sagen, dass sie ein Verhalten ist, dessen Ziel eine Beschädigung oder Verletzung eines anderen Individuums ist.“ (http://www.lui.uni-linz.ac.at/)


Hier wird für mich eindeutig Aggression und Gewalt in Zusammenhang gesetzt - und geht BDSM ohne Gewalt (auch wenn sie noch so kontrolliert ist ....) überhaupt?
 
Der Unterschied ist, dass Könner ihr Handwerk verstehen und Leute die glauben mit SM mal schnell ihre Aggressionen abbauen zu können sich wahrscheinlich nicht unter Kontrolle haben.
Außerdem kommt mir vor, dass die meisten das Wesen dieser Spielart nicht verstehen und einfach experimentieren ohne Vorkenntnisse und event. med. Grundwissen. Ich zumindest glaube man sollte sich zuerst einschlägig in Literatur vertiefen bevor man unkontrolliert etwas macht, was jemanden anderen schaden könnte.
 
Genau, dora ....

Deshalb sehe ich persönlich auch BDSM

als

B egabung
D isziplinierter
S elbstbewußter
M enschen


also als wahre Bereicherung des Erl(i)ebens an.


Und

S innlichkeit
S ensibilität
C harme


lässt das Ganze erst zum wahren Genuss reifen.
Dazu braucht es nunmal ein bißchen mehr als nur den bloßen Willen allein, gelle?

Und dazu passt absolut keine Unkontrollierbarkeit, Unzuverlässigkeit oder Unaufrichtigkeit, wie sie in jeder Form von bewusster, dafür aber unkontrollierter Agressivität zugrunde liegt.
 
Agression, Brutalität, Gewalt ...
Dies trifft meiner Meinung nach nicht auf BDSM zu.

Ja - Sub stöhnt, jammert, schreit, weint ...
aber mal ehrlich - wenn ich agressiv wäre, und brutal
gewaltätig werden würde, dann weiß ich daß ich meine
Kleine nie wieder sehen würde ...

Wenn ich schlecht drauf bin spiel ich nicht mit meiner
Kleinen - ebensowenig wenn ich bissi grantig auf sie
bin - und das eben weil Agression nichts in BDSM
verloren hat.

Wenn negative Emotionen im Spiel sind, dann endet
es in den meisten Fällen hässlich - jetzt nicht auf BDSM
alleine bezogen, sondern allgemein behauptet.

Und im Endeffekt sehe ich es so:
Agression fügt nicht nur der Person, sondern auch der
Verbindung zu ihr Schaden zu.
Nach einer Session leidet die Bindung aber nicht ...
 
Wenn Alex_at nun versucht Gewalt nur mit Aggression zu koppeln, muss man die Bezeichnung der Gewalt mit hinterfragen. Wenn ich Gewalt = Schaden zusammen ziehe kommt es näher hin, da ein Schaden ohne Gewalteinwirkung nicht entstehen kann.
 
....Aggression sinnvoll ja oder nein ?

Das kann und darf man nicht verallgemeinern, es kann hier keine kollektive und sinnvolle Antwort für alle Persönlichkeiten geben, es muß sich aus der Situation finden.

Da wir nicht alle den selben Geschmack haben und schon garnicht die selben Persönlichkeitstrukturen, muß man von mal zu mal neu erkennen das sich diese Situation immer wieder neu ergeben kann und dadurch immer wieder neu entschieden werden müssen.

Grundsätzlich läßt sich aber sagen, Aggressionen und Gewalt in sexuellen Handlungen müssen immer, ich betone immer, einer Selbständigen Entscheidung beider Partner entspringen und dürfen niemals durch Androhung eben dieser Gewalt verordnet werden.

Aber eine schnelle Antwort auf dieses sehr komplexe und umfangreiche Themenfeld zu geben ist unmöglich, führt uns doch gerade diese Thematik in das Tiefenpsychologische Seelenleben der einzelnen Menschen/Persönlichkeiten hinab und ist nicht zuletzt auch nur Philosophische zu lösen.
 
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