Ist es eigentlich so schwierig, Menschen frei leben zu lassen? Menschen, die anderen keinen Schaden zufügen, sondern nur ihr Leben gestalten wollen, wie sie es für richtig und angenehm empfinden?
Ist die Missgunst ein so starkes Gefühl, dass sich so viele davon treiben, zuweilen sogar fanatisieren lassen? Ist die Lust, anderen etwas zu verbieten, so groß?
Sind wir in Österreich, in Europa, auf einer Art "Insel der Seligen"? Bei uns ist ja zum Glück vieles erlaubt, sind verschiedene Lebensstile akzeptiert. Oder gibt es auch bei uns Regeln und Gesetze, die keine objektiven Sinn haben, sondern rein von Missgunst getrieben werden? Gibt es Tendenzen in diese Richtung?
Puhh, da hast du ja ein Thema angerissen, da könnte man wahrscheinlich ganze Bücher damit füllen...
Natürlich sollte in der zivilisierten Welt jeder mit größtmöglichen Freiheiten ausgestattet sein, doch die Frage ist immer bis wohin darf die persönliche Freiheit gehen? Solange niemanden Schaden zugefügt wird? Ein geflügeltes Schlagwort, wo man aber wieder genau bei "Niemand" ein sehr weites Interpretationsfeld hat.
Wen stört es, wenn z.b 2 Frauen oder 2 Männer miteinander leben und Sex haben? Rein von den Menschen her hat keiner einen Schaden (im doppelten Sinne
) aber für den Staat ist das nicht gerade von Vorteil, denn wo keine Familie mit Kindern, da keine vernünftige demographische Entwicklung, und das Schneeball-Pensionssystem nicht mehr funktioniert... Jetzt als überspitztes Beispiel, ganz so einfach ist es leider nicht...
Wenn die persönlichen Freiheiten die oberste Direktiven sind, dann könnte man einen guten Teil der Gesetze für obsolet erklären, da man ja z.b. des nächtens, wo nix los ist, ja ruhig mal 200 auf der Autobahn fahren kann, man gefährdet ja niemanden ausser sich selbst...
Nein, auch wenn es gerne anders gesehen wird, haben die diversen Gesetze und Vorschriften primär den Sinn, das Zusammenleben geordnet und unter für jeden gültige Regeln zu ermöglichen und ein gewisses Maß an Sicherheit zu bieten. Und letztendlich muß die höchste Instanz und Gewalt immer der Staat sein und bleiben, denn andernfalls würde er schlichtweg nicht funktionieren, oder läuft Gefahr als netter Aufputz von Einzelpersonen/Gruppierungen und/oder der Wirtschaft zu werden, mit deren Entscheidungen alles steht und fällt.
Es ist daher ein steter Balanceakt, nicht allzu sehr in diese persönlichen Freiheiten einzugreifen, doch als Staat trotzdem die Kontrolle über die Entwicklung des Landes und seiner Bevölkerung zu behalten.
Wie das geschieht, was man erlaubt und was nicht, unterliegt natürlich mehreren Faktoren wie kultureller Kreis, geographische Lage, nicht zuletzt der vorherrschenden Religion, und und und
Die Notwendigkeit von Beschränkungen stehen also nicht zur Debatte, doch über die Art und Weise, wie sie umgesetzt werden, und wie sie kontrolliert werden sind manigfältig und da wird es wohl kaum einen Konsens geben, mit dem jeder zufrieden ist und sich keiner benachteiligt fühlt...
Zugegeben, die in dem Anfangspost zitierten Beispiele zu Minirock und Homosexualität sind ziemliche Extreme, doch auch bei uns ist es noch gar nicht so lange her, daß Männer mit langen Haaren als Sandler und/oder Warme tituliert wurden, bzw. der Rock einer Frau gefälligst bis zu den Knien oder darüber zu gehen hatte... Man denke nur an den Aufschrei als die ersten Bikinis aufkamen, da konnte man plötzlich den nackten Bauch sehen!
Aber nicht jeder Wandel ist auch immer schlecht: So war es bis in die 70-er und 80-er Jahre am Bau und bei den Handwerkern mehr oder weniger völlig normal, daß während der Arbeitszeit Alkohol getrunken wurde, daß die Tür nicht zugeht. Wenn der klassische Land-Postler die Pensionen ausgezahlt hat, hat der regelmässig spätestens zumittag einen Fetzen gehabt, daß die Hälfte gereicht hätte. Heutzutage unvorstellbar, und wohl in den meisten Firmen ein sofortiger Kündigungsgrund.
Oder die Tabakwerbung: Noch vor ein paar Jahrzehnten empfahlen sogar Ärzte gegen alles Mögliche zu rauchen, es hingen überall Werbeplakate für Marlboro, Memphis und Co und selbst als sich herausgestellt hat, daß es gesundheitsschädlich ist, wurde munter weiter geworben.... Inzwischen gibt es ein Werbeverbot, und nicht zuletzt über den Preis wird versucht, den Leuten das Rauchen abzugewöhnen.
Natürlich wird es auch weiterhin die Entscheidung eines jedes Einzelnen bleiben, ob er raucht oder nicht, (und mMn will der Staat gar nicht, daß plötzlich alle das Rauchen aufgeben, denn die Tabaksteuereinnahmen sind ja herzlich willkommen) aber trotzdem soll es möglichst erschwert werden, und wenn es nur über den Preis ist...
Oder gibt es auch bei uns Regeln und Gesetze, die keine objektiven Sinn haben, sondern rein von Missgunst getrieben werden?
Auf Bundesebene eher nein.... ich seh da vielmehr das Problem bei den Ländern oder gar Gemeinden!
Ein Beispiel: Ein Bekannter von mir führt ein konsumkritisches und sehr naturnahes Leben. Hat seit zig Jahren einen Baugrund (ohne expliziten Bauzwang), den er als "Naturgarten" mit einer kleinen Holzhütte genutzt hat. Also jetzt keine "ungepflegte Gstettn", sondern eben einen gepflegten Naturgarten, der nunmal seine eigenen Gesetzmäßigkeiten hat, und für Otto-Normal-Eigenheimbesitzer eher ersteren Eindruck vermittelt. Kurz und gut, die Gemeinde ist im massiv auf`s Dach gestiegen und hat in einem jahrelangen Streit eine Bebauung erzwungen (Flächenwidmung, Ortsbild, bla bla bla) also blieb ihm nichts anderes übrig als ein Haus zu bauen, wodurch ein Großteil des alten Gartens augrund der Bebauungsvorgaben flöten ging.
Er wollte das Haus autark bauen, mit Solarstrom ohne Netzanbindung, Erdwärme, und Senkgrube, eigenem Brunnen. Die Gemeinde hat ihm allerdings die gesamten Anschlüsse aufgezwungen da die anderen Sachen aufgrund irgendwelcher halbseidener Verordnungen nicht möglich gewesen wäre "...schliesslich wären die ganzen Anschlüsse ja direkt vor der Tür auf der Strasse, und daher muß er sie nutzen..." (wegen den Gebühren wär`s gewesen...)
Letzendlich hat er also nun alle Anschlüsse an der Grundstücksgrenze, zahlt fest Gebühren und Abgaben dafür, ohne auch nur irgendetwas davon zu nutzen. Protest und Einspruch zwecklos, frei nach dem Motto "wenn`s ihm nicht passt, kann er ja gerne wegziehen..."