Um den Thread nicht völlig in die Richtung Pensionen zu lenken (Wer da Bedarf sieht, der kann ja einen passenden Thread starten), möchte ich ein ganz spezielles Umweltthema zur Sprache bringen. Nein, das Klima wäre dadurch nicht beeinträchtigt worden. Aber unsere Umwelt wurde in einer Weise vergiftet, dass die (gesunde) Zukunft der Menschheit ernsthaft gefährdet war, hätte nicht Clair Cameron Patterson durch Messungen am Meteoriten Canyon Diablo mitgeholfen, das Alter der Erde zu bestimmen.
James Usher, der Erzbischof von Armagh und Primas von Irland war angeblich der erste, der das Alter der Erde durch eine Berechnung bestimmt hat. Er stütze sich dabei auf die Bibel und das darin erwähnte Geburtsdatum des Babyloniers Nebukadnezar. Von diesem Punkt weg rechnete er mit Hilfe der in der Bibel zitierten Generationen zurück und kam auf ein Schöpfungsdatum von 4004 vor Christi Geburt.
Was aber hat das Alter der Erde mit einem Umweltproblem zu tun? Clair Cameron Patterson entwickelte Verfahren, um mit Hilfe der Massenspektrometrie kleinste Gehalte von Bleiisotopen im Gesteinsproben exakt zu bestimmen. Aus den Isotopenverhältnissen (Blei und Uran) errechnete er ein Erdalter von 4,55 Milliarden Jahren. Diese Zahl ist bis heute allgemein akzeptiert.
Bei seinen Analysen stand er vor allem vor dem Problem, dass überall auf der Welt (Luft, Wasser, Erde) die Bleigehalt um ein vielfaches höher waren als in seinen Gesteinsproben. Dadurch wurden die Ergebnisse massiv verfälscht (Kontamination). Er musste also ein spezielles bleifreies
Reinraumlabor entwickeln. Gleichzeitig stellte er sich aber die Frage, wie es zu den hohen Bleigehalten in unserem Lebensumfeld kommt. Dieses Problem beschäftigt ihn für den Rest seines wissenschaftlichen Lebens. Er entwickelte eine Methode, mit deren Hilfe er Bohrkerne aus dem Polareis analysierte. Mit diesen Analysen konnte er nachweisen, dass vor 1923 keine so hohen Konzentrationen an Blei in der Atmosphäre vorhanden waren.
Was aber war im Jahr 1923 geschehen? Mit der Beantwortung dieser Frage landen wir wiederum beim Verbrennungsmotor und beim Benzin. Um die "Qualität" des Treibstoffes zu erhöhen, wurde ab 1923 damit begonnen, dem Benzin die Verbindung
Tetraethylblei zuzusetzen. Und damit wurde unsere Umwelt systematisch mit Blei vergiftet. Patterson führte einen harten Kampf gegen die Industrie, der schließlich erfolgreich war. Ende der 80 - er Jahre wurde Blei aus den meisten Benzinsorten (ausgenommen Flugzeugbenzin) verbannt.
Messungen bei Kleinkindern haben ergeben, dass der Bleigehalt im Blut dieser Kinder inzwischen auf 1/4 des Wertes vor dem Verbot der Verbleiung abgesunken ist. Auch Patterson hatte mächtige Gruppen und Lobbies gegen sich, die seine Messergebnisse bezweifelten und die Gefahr des Bleis für die menschliche Gesundheit in Abrede stellten.