Ursachen: So ensteht Migräne
Mediziner konnten die genauen Ursachen für den quälenden Kopfschmerz nicht endgültig klären. Viel zu unterschiedlich und individuell sind Auslöser und Ausprägung der anfallsartig auftretenden Marter. Sie gehen aber davon aus, dass genetische Faktoren eine Rolle spielen oft sind nämlich mehrere Familienmitglieder betroffen. Für eine Sonderform der Migräne, familiär-hemiplegische Migräne, bei der es zu vorrübergehenden halbseitigen Lähmung kommt, wurden Gendefekte identifiziert.
Wissenschaftler der Universität Kiel setzten Migräne-Patienten wie auch Gesunde einem unregelmäßig wiederkehrenden Reiz aus: Während sich die Hirnaktivität der gesunden Versuchspersonen normalisierte, blieb das Denkorgan Migräne-Kranker weiter unter Stress. Es nahm die Reize intensiver wahr und verbrauchte mehr Energie. Kam es dann noch zu einer zusätzlichen Belastung etwa durch bestimmte Nahrungsmittel, Alkohol oder psychischen Stress kollabierte die Reizverarbeitung im Kopf. Die Nervenzellen produzierten innerhalb kürzester Zeit eine Überdosis Botenstoffe. Dazu gehörte auch das Glückshormon Serotonin. Es verengt die Adern und hemmt Entzündungsprozesse.
Als Gegenreaktion beginnt der Körper, die Überdosis des Botenstoffs abzubauen. Und zwar so heftig, dass schließlich zu wenig Serotonin übrig bleibt. Das entstehende Leck wird für den Patienten zur Falle, erläutert der Leiter der Kieler Schmerzklinik Hartmut Göbel. Die Hirnhautgefäße weiten sich und werden durchlässig für gewebefeindliche Stoffe. An den Gefäßen entstehen kleine Entzündungen, die den pochenden Druck im Kopf verursachen. Bis der Organismus seine Schutzmechanismen gegen Entzündungen hochgefahren hat und diese wirkungsvoll arbeiten, vergehen bis zu 72 Stunden. Dann lässt der Schmerz nach, eine Phase der Erschöpfung tritt ein. Das Gehirn braucht etwa zwei bis drei Tage, um sich zu erholen, so Göbel.
Frauen trifft Migräne häufiger als Männer. Das liegt vermutlich an ihrem hormonellen Zyklus. Schwankungen des Östrogenspiegels während des Montaszyklus können Migräne auslösen.
* Die Vorbotenphase beginnt etwa zwei Tage vor der Attacke. Das Gehirn steht zunehmend unter Spannung. Gereiztheit, Depressionen, aber auch hohe Motivation, Euphorie oder Konzentrationsfähigkeit kündigen den Anfall an.
* Wenige Stunden vor dem Schmerz setzt bei etwa jedem zehnten Migräne-Patienten die so genannte Auraphase ein. Neurologen stellten bei Patienten mit Aura-Syndrom fest, dass Areale im Hinterhirn schlechter durchblutet waren. Diese Mangelversorgung könnte für Sehstörungen, wie Flimmern oder Doppelbilder, Kribbeln, Sensibilitäts- oder Sprachstörungen verantwortlich sein, über die betroffenen Patienten klagen.
* Danach setzt die Schmerzphase ein.
* In der sich anschließenden Rückbildungsphase verschwinden die Symptome.
Selbsthilfe: Was Sie tun können
Wie Allergiker können auch Migräniker an Ihrer Veranlagung nichts ändern. Die beste Strategie gegen die eigene Migräne ist, dass man sie möglichst genau kennen lernt. Die Schmerzklinik Kiel hält dafür eine Checkliste bereit. Sie nennt die häufigsten Auslöser.
Führen Sie ein Kopfschmerztagebuch. Dort beschreiben Sie genau, wie häufig, wie intensiv und unter welchen Umständen die Anfälle auftreten und können so die Auslöser entlarven. Bei vielen Patienten reizen plötzliche Veränderungen im Tagesablauf das Gehirn zur Überreaktion, sagt Hartmut Göbel von der Kieler Schmerzklinik. Eines der obersten Gebote sei deshalb einen möglichst regelmäßigen Tagesablauf einzuhalten. Dazu gehört auch ein fester Schlaf-Wach-Rhythmus.
Gerade am Wochenende, wenn sie einmal ausschlafen, fängt bei einigen der Tumult im Kopf an. Entspannung nach einer stressreichen Woche kann Migräne genauso auslösen wie Stress nach einer Entspannungsphase. Prüfen Sie, ob es die Tage zuvor hektisch zuging oder ob Sie nach einer relaxten Zeit plötzlich unter Strom standen.
Oft sind Attacken an Nahrungsmittel gekoppelt. Schokolade, Nüsse, Alkohol oder eine allgemein veränderte Ernährung können Auslöser sein. Koffein-Junkies, die unter der Woche mehr als drei bis vier Tassen Kaffee am Tag trinken, bekommen z. B. durch Koffeinmangel einen Ausbruch. Wenn klar ist, dass Nahrungsstoffe für den Migräne-Anfall verantwortlich sind, sollten Sie diese möglichst meiden. Bevor man aber mit dem großen Verzicht startet, sollte man die Umstände klären. Interessant ist, dass zum Beispiel bei vielen nicht etwa der Alkohol allein, sondern auch die Tageszeit die Attacke auslöst, sagt Göbel. Es gäbe einige Patienten, die am Abend problemlos Wein trinken können, während nach einem Gläschen Sekt am Vormittag die Schmerzen mit 100-prozentiger Sicherheit den Kopf terrorisieren.
Bei fast der Hälfte der Migräne-Opfer helfen Entspannungsübungen wie progressive Muskelentspannung, Massagen, autogenes Training oder die Biofeedback-Therapie. Es geht darum, die Reizüberflutung in den Griff zu bekommen und mehr Selbstsicherheit in konfliktreichen Situationen zu erhalten.
Außerdem raten Experten: Treiben Sie Sport. Auch wenn während der Attacke jede Bewegung unerträglich ist, entspannt und regeneriert regelmäßiger und ausdauernder Sport nach einem stressreichen Tag.
quelle:focus.de
vielleicht hilfts ja