S
Gast
(Gelöschter Account)
Hallo!
Gestern ruft mich ein Freund an:" Oida, host a bissl Zeit?"
"Ja, um was geht es?"
"Kum afoch hea. Des muast g`segn haum! Kaffe oda Biea?"
"Beides."
"Guad, oiso in 15 Minuten?"
"Ok, bin unterwegs."
Dort angelangt, höre ich es schon im Stiegenhaus.......
Es gibt also wieder mal Zoff! Ich läute und ein total entnervter Freund öffnet.
"Kum eine. Gemma ins Wohnzimma."
Auf dem Weg dorthin nimmt er gleich 2 Bier mit.
Im Wohnzimmer sitzt sein Sohn. 16 Jahre alt. Mit vor der Brust verschränkten Armen, die Beine übergeschlagen und mit trotzig zur Schau gestelltem Gleichmut betrachtet er eingehend die Zimmerdecke.
"Schau da den Trottl au. I kennt eam ane druckn, daß eam 14 Tog da Schädl wockelt!"
"Was ist überhaupt los?"
Mein Freund reicht mir ein paar Zettel........Matheschularbeit!
Das Papier erinnert an ein mögliches Gemälde von Picasso in seiner "roten Phase"! Keine Rechnung, bei der nicht der Korrekturstift des Lehrers sein Werk getan hätte!
Ich überfliege die "Arbeit" und lese:"Ist das dein Ernst?"
Eine Frage des Lehrers.
Ganz unten prangt groß und gut leserlich eine 5!!!
Ich beobachte den Sohn mit leicht gesenktem Kopf aus den Augenwinkeln, als müßte ich seinen Geisteszustand überprüfen.
Er zieht lässig ein Bein hoch, faltet seine Hände darum und lächelt frech vor sich hin.
"Eine gute Frage. Die deines Lehrers, oder?": frage ich ihn. Er zuckt mit den Schultern und brummt etwas vor sich hin.
Obwohl ich schon länger nicht integriert und differenziert habe, sehe ich dennoch sofort, daß da etwas nicht stimmen kann. Der liebe Sohn, welcher diese Rechnung erst erlernt hat, sollte es demnach noch viel besser wissen.
Jetzt erscheint eine neue Figur in dem Drama. Die liebe Tochter (15) betritt die "Bühne"!
"MAMA!!! Kann ich heute mit dem XY fortgehen? Spätestens um 12 sind wir zu Hause!"
Das Gesicht meines Freundes läuft rot an!
"Wos hob i da g`sogt? Du host Hausarrest! Und des fia 3 Wochn! Oiso wos soi de Frog?"
"Aber ich versäum da die Geburtstagsparty meines Freundes!"
"Des is ma wuascht! Hest in da Schui mea auzaht!"
Krachende Tür!!! Lautes Geheul!!!
Jetzt kommt seine Frau. Sie ist ziemlich fertig.
"Du, ich weis nicht mehr, was ich tun soll. Ich habs im Guten und im Schlechten probiert. Helfen tut nichts!"
"Was soll ich euch raten? Ich selbst hab (Gott sei Dank) keine Kinder."
Wir haben dann noch ein Bier und einige Kaffee getrunken und ein wenig versucht, auf den Sohn einzuwirken. Ich befürchte, helfen wird es nichts.
Vor einiger Zeit habe ich ein interessantes Buch gelesen, welches auch diese Problematik bearbeitet.
"Die Bildung des Menschen" von Ernst Peter Fischer.
Ich zitiere:
Zu den großen Themen der professionellen Erzieher und der zuständigen Laien namens Eltern gehört die Zeit, die wir als Teenager verbringen. Aus Kindern, die etwa ein Dutzend Jahre brav und adrett waren, in der Schule glänzten und pünktlich zum GEIGENUNTERRICHT gingen, werden plötzlich Nervensägen.
Sie werden rebellisch, verstreuen ihre Kleidung, greifen zu Zigaretten und Alkohol und beginnen zu rülpsen. Was bislang entweder verzweifelt als Problem der Erziehung gedeutet oder als hormonal bedingte Dysfunktion zur Kenntnis genommen wurde, bekommt mit neuen technischen Entwicklungen der Wissenschaft eine zusätzliche Dimension. Wie sich nämlich herausstellt, wird bei den Teenagern das Gehirn "umgebaut", und zwar massiv!!!
Zwar bleibt die Masse mehr oder weniger unverändert-Schüler und Lehrer bzw Kinder und Eltern stehen sich mit gleich dicken Sturköpfen gegenüber-, aber der Blick auf die Quantität verdeckt, was sich in der Qualität ändert!
Es kommt zu einem beträchtlichen Umbau auf der Ebene der Nervenfasern und der dazugehörigen Verschaltung. Der Ort dieser neuen Weichenstellung liegt ganz vorn im so genannten Frontallappen, in dem die Wissenschaftler unsere humanen Fähigkeiten vermuten-Selbstkontrolle, Urteilsvermögen, Gehemmtheit, Neugierde und mehr. Hier nimmt zwischen dem elften und dem dreizehnten Lebensjahr die graue Substanz der Hirnrinde etwas zu, wie unter anderem mithilfe von Magnetresonanzuntersuchungen ermittelt wurde, die auch zeigen, daß einige Nerven mehr verknüpft und andere Verbindungen unterbrochen werden. Der Vorgang setzt bei Mädchen etwas eher ein, als bei Jungen. (Bildet euch darauf bloß nichts ein!!! Deshalb seid ihr auch nicht intelligenter! Man hat mit euch bloß früher Probleme!!! Das ist somit auch WISSENSCHAFTLICH ERWIESEN!!)
Natürlich wächst auch das Gehirn bei Kleinkindern, aber es gibt Unterschiede zwischen Kindern und Jugendlichen. Bei Kindern richtet sich das nervöse Zurechtstutzen des Gehirns vor allem nach den Reizen, die von den Eltern vorgegeben werden. Teenager hingegen sorgen selbst für die besondere Festlegung der neuralen Kontakte!
Sie setzen ihre Schwerpunkte von sich aus-nicht mehr die Eltern entscheiden, ob ihr Kind Geige oder Handball spielt, das tun die Teenager selbst! Wie kommt es zu diesem Wechsel?
Die einfache Antwort liegt in der Tatsache, daß sich irgendwann der Wechsel vom abhängigen zum selbstständig agierenden Kind vollziehen muß und die Teenager in dem Alter leben, in dem er sich vollzieht.
Menschliches Leben beginnt in der Sicherheit, die von anderen geliefert wird und strebt nach der Autonomie, die man benötigt, um später anderen die gleiche Sicherheit geben zu können. Und in der Mitte ist man bei dieser Umpolung hin und her gerissen, was entsprechende psychische Spannungen bedingt.
Die heutige Wissenschaft hat nachgewiesen, daß Teenager nicht rational, sondern aus dem Bauch heraus entscheiden. Während sich ihr frontaler Kortex umbaut, lassen sie ihn mit Rückfragen in Ruhe. Für ihre Entscheidungen nutzen sie stattdessen bevorzugt ein Areal im Gehirn, das Amygdala oder Mandelkern heißt und weit, weit weg vom Frontallappen in der Tiefe des Limbischen Systems liegt.
Mit seiner Hilfe können Teenager so impulsiv reagieren, wie sie es tun, und deshalb kümmern sie sich auch zu wenig um die möglichen Risiken ihres Tuns.
Sie nehmen auch die Signale nicht wahr, die ihnen helfen wollen. Wenn Erwachsenen Bilder mit Gesichtern gezeigt werden, die Wut oder Entsetzen ausdrücken, erkennen sie das mithilfe des frontalen Kortex. Genau den bauen Teenager gerade um und so leiten sie die Analyse des Geschehens in den Mandelkern um, der viel weniger erkennt und gröber urteilt, als es die Hirnrinde tut. Vielleicht würden die wilden Jungen und Mädchen ja gerne verstehen, was das erzürnte oder verzweifelte Gesicht der Mutter ihnen sagen will, aber sie können es einfach nicht!
Während sie außen schon anfangen, erwachsen auszusehen, sind sie es innen noch nicht. Die Natur hat etwas anderes mit ihnen vor. Die Eltern können dabei nur zusehen-und helfen, das Schlimmste zu vermeiden. Ihre Kinder lieben sie, auch wenn es eine schlimme Zeit lang nicht so aussieht!
Ich habe das meinem Freund vorgelesen, aber geholfen hat es ihm nicht!
lG Satyr
Gestern ruft mich ein Freund an:" Oida, host a bissl Zeit?"
"Ja, um was geht es?"
"Kum afoch hea. Des muast g`segn haum! Kaffe oda Biea?"
"Beides."
"Guad, oiso in 15 Minuten?"
"Ok, bin unterwegs."
Dort angelangt, höre ich es schon im Stiegenhaus.......
Es gibt also wieder mal Zoff! Ich läute und ein total entnervter Freund öffnet.
"Kum eine. Gemma ins Wohnzimma."
Auf dem Weg dorthin nimmt er gleich 2 Bier mit.
Im Wohnzimmer sitzt sein Sohn. 16 Jahre alt. Mit vor der Brust verschränkten Armen, die Beine übergeschlagen und mit trotzig zur Schau gestelltem Gleichmut betrachtet er eingehend die Zimmerdecke.
"Schau da den Trottl au. I kennt eam ane druckn, daß eam 14 Tog da Schädl wockelt!"
"Was ist überhaupt los?"
Mein Freund reicht mir ein paar Zettel........Matheschularbeit!
Das Papier erinnert an ein mögliches Gemälde von Picasso in seiner "roten Phase"! Keine Rechnung, bei der nicht der Korrekturstift des Lehrers sein Werk getan hätte!
Ich überfliege die "Arbeit" und lese:"Ist das dein Ernst?"
Eine Frage des Lehrers.
Ganz unten prangt groß und gut leserlich eine 5!!!
Ich beobachte den Sohn mit leicht gesenktem Kopf aus den Augenwinkeln, als müßte ich seinen Geisteszustand überprüfen.
Er zieht lässig ein Bein hoch, faltet seine Hände darum und lächelt frech vor sich hin.
"Eine gute Frage. Die deines Lehrers, oder?": frage ich ihn. Er zuckt mit den Schultern und brummt etwas vor sich hin.
Obwohl ich schon länger nicht integriert und differenziert habe, sehe ich dennoch sofort, daß da etwas nicht stimmen kann. Der liebe Sohn, welcher diese Rechnung erst erlernt hat, sollte es demnach noch viel besser wissen.
Jetzt erscheint eine neue Figur in dem Drama. Die liebe Tochter (15) betritt die "Bühne"!
"MAMA!!! Kann ich heute mit dem XY fortgehen? Spätestens um 12 sind wir zu Hause!"
Das Gesicht meines Freundes läuft rot an!
"Wos hob i da g`sogt? Du host Hausarrest! Und des fia 3 Wochn! Oiso wos soi de Frog?"
"Aber ich versäum da die Geburtstagsparty meines Freundes!"
"Des is ma wuascht! Hest in da Schui mea auzaht!"
Krachende Tür!!! Lautes Geheul!!!
Jetzt kommt seine Frau. Sie ist ziemlich fertig.
"Du, ich weis nicht mehr, was ich tun soll. Ich habs im Guten und im Schlechten probiert. Helfen tut nichts!"
"Was soll ich euch raten? Ich selbst hab (Gott sei Dank) keine Kinder."
Wir haben dann noch ein Bier und einige Kaffee getrunken und ein wenig versucht, auf den Sohn einzuwirken. Ich befürchte, helfen wird es nichts.
Vor einiger Zeit habe ich ein interessantes Buch gelesen, welches auch diese Problematik bearbeitet.
"Die Bildung des Menschen" von Ernst Peter Fischer.
Ich zitiere:
Zu den großen Themen der professionellen Erzieher und der zuständigen Laien namens Eltern gehört die Zeit, die wir als Teenager verbringen. Aus Kindern, die etwa ein Dutzend Jahre brav und adrett waren, in der Schule glänzten und pünktlich zum GEIGENUNTERRICHT gingen, werden plötzlich Nervensägen.
Sie werden rebellisch, verstreuen ihre Kleidung, greifen zu Zigaretten und Alkohol und beginnen zu rülpsen. Was bislang entweder verzweifelt als Problem der Erziehung gedeutet oder als hormonal bedingte Dysfunktion zur Kenntnis genommen wurde, bekommt mit neuen technischen Entwicklungen der Wissenschaft eine zusätzliche Dimension. Wie sich nämlich herausstellt, wird bei den Teenagern das Gehirn "umgebaut", und zwar massiv!!!
Zwar bleibt die Masse mehr oder weniger unverändert-Schüler und Lehrer bzw Kinder und Eltern stehen sich mit gleich dicken Sturköpfen gegenüber-, aber der Blick auf die Quantität verdeckt, was sich in der Qualität ändert!
Es kommt zu einem beträchtlichen Umbau auf der Ebene der Nervenfasern und der dazugehörigen Verschaltung. Der Ort dieser neuen Weichenstellung liegt ganz vorn im so genannten Frontallappen, in dem die Wissenschaftler unsere humanen Fähigkeiten vermuten-Selbstkontrolle, Urteilsvermögen, Gehemmtheit, Neugierde und mehr. Hier nimmt zwischen dem elften und dem dreizehnten Lebensjahr die graue Substanz der Hirnrinde etwas zu, wie unter anderem mithilfe von Magnetresonanzuntersuchungen ermittelt wurde, die auch zeigen, daß einige Nerven mehr verknüpft und andere Verbindungen unterbrochen werden. Der Vorgang setzt bei Mädchen etwas eher ein, als bei Jungen. (Bildet euch darauf bloß nichts ein!!! Deshalb seid ihr auch nicht intelligenter! Man hat mit euch bloß früher Probleme!!! Das ist somit auch WISSENSCHAFTLICH ERWIESEN!!)
Natürlich wächst auch das Gehirn bei Kleinkindern, aber es gibt Unterschiede zwischen Kindern und Jugendlichen. Bei Kindern richtet sich das nervöse Zurechtstutzen des Gehirns vor allem nach den Reizen, die von den Eltern vorgegeben werden. Teenager hingegen sorgen selbst für die besondere Festlegung der neuralen Kontakte!
Sie setzen ihre Schwerpunkte von sich aus-nicht mehr die Eltern entscheiden, ob ihr Kind Geige oder Handball spielt, das tun die Teenager selbst! Wie kommt es zu diesem Wechsel?
Die einfache Antwort liegt in der Tatsache, daß sich irgendwann der Wechsel vom abhängigen zum selbstständig agierenden Kind vollziehen muß und die Teenager in dem Alter leben, in dem er sich vollzieht.
Menschliches Leben beginnt in der Sicherheit, die von anderen geliefert wird und strebt nach der Autonomie, die man benötigt, um später anderen die gleiche Sicherheit geben zu können. Und in der Mitte ist man bei dieser Umpolung hin und her gerissen, was entsprechende psychische Spannungen bedingt.
Die heutige Wissenschaft hat nachgewiesen, daß Teenager nicht rational, sondern aus dem Bauch heraus entscheiden. Während sich ihr frontaler Kortex umbaut, lassen sie ihn mit Rückfragen in Ruhe. Für ihre Entscheidungen nutzen sie stattdessen bevorzugt ein Areal im Gehirn, das Amygdala oder Mandelkern heißt und weit, weit weg vom Frontallappen in der Tiefe des Limbischen Systems liegt.
Mit seiner Hilfe können Teenager so impulsiv reagieren, wie sie es tun, und deshalb kümmern sie sich auch zu wenig um die möglichen Risiken ihres Tuns.
Sie nehmen auch die Signale nicht wahr, die ihnen helfen wollen. Wenn Erwachsenen Bilder mit Gesichtern gezeigt werden, die Wut oder Entsetzen ausdrücken, erkennen sie das mithilfe des frontalen Kortex. Genau den bauen Teenager gerade um und so leiten sie die Analyse des Geschehens in den Mandelkern um, der viel weniger erkennt und gröber urteilt, als es die Hirnrinde tut. Vielleicht würden die wilden Jungen und Mädchen ja gerne verstehen, was das erzürnte oder verzweifelte Gesicht der Mutter ihnen sagen will, aber sie können es einfach nicht!
Während sie außen schon anfangen, erwachsen auszusehen, sind sie es innen noch nicht. Die Natur hat etwas anderes mit ihnen vor. Die Eltern können dabei nur zusehen-und helfen, das Schlimmste zu vermeiden. Ihre Kinder lieben sie, auch wenn es eine schlimme Zeit lang nicht so aussieht!
Ich habe das meinem Freund vorgelesen, aber geholfen hat es ihm nicht!
lG Satyr