Moral ist überhaupt ein schwieriger Begriff. Sie wird hauptsächlich dann benutzt, wenn keine guten Argumente mehr zur Verfügung stehen. Insofern schließe ich mich dir an: Wer ohne moralische Verfehlung, der werfe den ersten Stein.
Beiden geht es am Ende besser? Kurzfristig ja, mittel- bis langfristig wage ich das zu bezweifeln, ich denke, dass viele Damen einen recht hohen Preis zahlen, wenn sie länger im Gewerbe sind.
Kann dir hier nur zum Teil zustimmen.
Es gibt sicher Frauen wo das zutrifft (das sie langfristig darunter leiden) allerdings bin ich nicht der Meinung,
dass dies auf alle, oder die Mehrheit zutrifft.
Sonst würde ich mir auch schwer tun weiter diese Dienstleistung in Anspruch zu nehmen, ich würde dann ja zum leiden
dieser Frauen beitragen.
Ich denke es hängst sehr viel vom individuellen psychologischen Makeup der Frau zusammen, wie prinzipiell ihre
Einstellung zu Sex und Männern ist, und warum sie diesen Beruf macht.
Die Frauen die darunter leiden sind hauptsächlich die, die sich aus Geldnot entschieden haben den Beruf zu machen
und nicht wirklich eine andere Wahl haben, zumindest ist das mein Eindruck.
Allerdings glaube ich, dass die Queens zu dieser Gruppe ziemlich disjunkt sind, fast alle haben auch eine "normale" Tätigkeit
und auch sehr wichtig, können unangenehme Kunden jederzeit ablehnen.
(zumindest hoffe ich, dass dies so ist)
Das ist eine komplett andere Situation als eine 25 jährige Rumänin, die kaum Deutsch spricht, zwei Kinder durchfüttern muss,
und sonst über keinerlei Qualifikationen verfügt.
Die meisten Studien die sich mit der langfristigen psychologischen Verfassung von Sexworkern beschäftigen, sind leider
auch oft gezielt durchgeführt worden um ein bestimmtes Bild zu vermitteln, wo dann eben nur bestimmte Frauen aus einer sehr heterogenen Gruppe herausgepickt werden.
Und auch wenn die Frauen "einen Preis" bezahlen, musst du bedenken, dass dies auf sehr viele "normale" Berufe genauso zutrifft.
Der Manager, der nie zu Hause ist, und seine Ehe deswegen in die Brüche geht.
Der Bauarbeiter, der mit 40 einen komplett ruinierten Körper hat.
Der Arzt, dem das leiden seiner Patienten zu Kopf steigt und er deswegen zum Alkoholiker wird.
Die Hausfrau mit drei Kindern, die später draufkommt das sie viel lieber Künstlerin geworden wäre.
Die Karrierefrau ohne Kinder, die im Alter den starken Wunsch nach einer Familie verspürt, es ist aber zu spät für sie.
Alle diese Menschen haben einen Preis gezahlt, oft einen sehr großen, das Leben ist leider kein Wunschkonzert und einen bestimmten Weg zu gehen, schließt immer gleichzeitig viele andere Wege aus.
Der Preis einer freien Gesellschaft ist, dass Menschen eben auch die Möglichkeit haben, falsche Entscheidungen zu treffen.
(wobei eine Entscheidung später zu bereuen, heißt nicht das sie zum Zeitpunkt wo sie getroffen wurde, falsch war)
Einige Frauen (vielleicht sogar die Mehrheit) bereuen also sicher später, diesen Weg eingeschlagen zu haben, allerdings ist hier eben die Frage, inwiefern das speziell mit dem Sexwork zusammen hängt, oder ob es nicht vielmehr eine generelle Eigenschaft des Lebens ist.
Das Ganze ist halt auch nur rein theoretisches Gefasel von mir, ich will mir hier nicht anmaßen mich in Frauen
hineinversetzen zu können die den Job machen.
Vielleicht hast du recht, schwer zu sagen, so ganz werden wir das wohl nie erfahren.
(bis sie irgendwann eine Technologie zum Gedanken lesen erfinden)