du hast ja keine ahnung wie es in erziehungsheimen und vor allem in jugendstrafanstalten zugeht
aber eines wird dir wohl klar sein das dort jeder der dort ist (mal abgesehn von den wärtern) ausschliesslich von anderen kriminellen umgeben ist und das dort nicht die bibel sondern das strafgesetzbuch thema nummer 1 ist angefangen von §75 bis §321. die hoffnung ist aus ihnen dort "gutmenschen " zu formen, meistens bleibt der wunsch aber vater des gedankens und der schuss geht nach hinten los.
Information über den Strafvollzug in der Jugendstrafvollzugsanstalt Gerasdorf, mit Textauszügen:
Wo man die Freiheit übt
Ein Hallenbad, ein Tennisplatz. Ein Theatersaal mit Filmprojektor. Ein Park mit Teich. 120 Häftlinge sind hier eingesperrt. Darunter: zwölf Mörder, zwölf Sexualstraftäter, sechzig Räuber. Sie alle sind zwischen 14 und 27 Jahre alt. Es war ein europaweit bestauntes Projekt.
So haben die Beamten Verantwortung übernommen für Insassen, die sie heute Schützlinge nennen. Drei von vier Insassen haben Migrationshintergrund.
ungewöhnliche Beamte. Sie tragen keine Uniform. Ihre Autorität müssen sie durch ihre Persönlichkeit und nicht durch Distinktion unter Beweis stellen. Die Beamten sollten in angenehmer, nicht hierarchischer Atmosphäre über die Insassen beraten. die Psychologin Margitta Essenther ist die Anstaltsleiterin, war einst Chefin der Jugendgerichtshilfe Wien, einer Behörde, die Vorgeschichten krimineller Jugendlicher für die Richter recherchiert.
Und zur Behauptung ,Erziehung darf man nicht die Schuld zu schieben:
Achtzig Prozent der Insassen hier wurden in ihrer Kindheit mit Gürteln gedroschen, vergewaltigt, eingesperrt und nach dem Faustrecht erzogen.
Nur einer der 120 Häftlinge hier hat keine Suchterfahrung.
Und das Leben der Täter soll sich bessern, wenn man nichts Grundlegendes an ihrem Leben ändert?
Nicht einmal Supervision bekommen die Beamten. Sie organisieren dafür Skiausflüge in ihrer Freizeit oder spendieren ihren Schützlingen einen Kebab nach einem Theaterbesuch. Die Beamten haben keine andere Wahl, alle Insassen werden entlassen. Lebenslang gibt es für Jugendliche nicht. Selbst Mörder sind nach etwa sieben Jahren wieder frei. Membier sagt, hier säßen Mörder, die noch nicht einmal rauchen dürfen. "Wir versuchten, dem Häftling Alexander das Selbstwertgefühl zu geben, das er nie besaß, sagt Heiling. So stellen sich kleine Erfolge ein.
Die Beamten riskieren viel sogar ihre Existenz. Vor 13 Jahren schlitzte ein Insasse der Kollegin von Psycholgin Dvoulety kurz vor der Entlassung mit einem Messer den Hals auf.
Kürzlich saß auch Dvoulety ein Häftling gegenüber, der plötzlich ein Stanleymesser zückte. Die Sicherheitskontrolle hatte versagt. Mit Tests versucht sie herauszufinden, wie gewaltbereit sie tatsächlich sind.
Es ist Abend in Gerasdorf. Durch eine Lautsprecheranlage rufen Beamte die Häftlinge zum Tischtennis. Ein paar Jungs stemmen Gewichte, andere spielen Karten. Sie bauen Aggressionen ab und Freundschaften auf. Um acht Uhr werden die Einzelzellen geschlossen. Bis zehn Uhr fernsehen, dann wird der Strom abgeschaltet. Um sieben Uhr morgens Wecken.
Die zweite Chance
40 bis 45 Prozent der Fälle gehen gut, antwortet Psycholgin Essenther auf die Frage nach der Rückfallquote.
Nur ganz wenige werden noch als Jugendliche rückfällig und kommen dann ein zweites Mal nach Gerasdorf. Und wenn, dann meist wegen derselben Delikte wie beim ersten Mal: Drogen, Beschaffung, Raub. Die anderen sind meist schon erwachsen, wenn sie abermals eine Straftat begehen und kommen dann in den Erwachsenenvollzug. Hier gilt das Prinzip Hoffnung, der Glaube an die Veränderbarkeit des Menschen zum Positiven.
"Heute waren sie brav beim Putzen"
"Die meisten, die zu uns kommen, waren vorher Hilfsarbeiter, haben noch nie gearbeitet oder sind zumindest keiner legalen Tätigkeit nachgegangen", erzählt Heiling. "Viele sind dankbar, dass sie bei uns die Möglichkeit bekommen, eine Lehre zu machen". "Wer eine Lehre abschließt, hat gute Chancen, nicht mehr rückfällig zu werden", erzählt Betriebsgruppenleiter Feyertag.
Gearbeitet wird Montags bis Freitags von halb acht bis halb vier. "Um sechs Uhr werden wir geweckt, dann machen wir den Haftraum sauber und bekommen das Frühstück und bei Bedarf Medikamente. Um halb acht bin ich dann in der Werkstatt, zu Mittag und um 18 Uhr gibt's wieder Essen". "Dart, Fußball, Volleyball, Breakdance, Beachvolleyball und Muskeltraining" können in der JA unter anderem betrieben werden. Zu vermitteln, wie man seine Freizeit sinnvoll gestalten kann, ist wesentlicher Bestandteil des Jugendstrafvollzuges. "Es ist falsch, inhaftierte Jugendliche mitten in die Großstadt zu verpflanzen. Sie müssen raus in die Natur in ein gesundes Umfeld, nicht dorthin, wo die 'Freunde' schon über die Mauer schauen." Kino- und Museumsbesuche oder Wanderungen sollen zudem Inhaftierte nach Verbüßung einer längeren Haftstrafe an das Leben außerhalb der Justizanstalt gewöhnen.
"Zwölf Prozent der Inhaftierten sind Mörder und alle männlichen Jugendlichen, die ein schweres Delikt begangen haben, kommen zu uns. Wir nehmen die Gefährlichkeit raus, indem wir viel mit den Insassen kommunizieren, sie wie Menschen behandeln, auf sie eingehen und ihnen die Therapien angedeihen lassen, die sie brauchen", schildert Heiling.
Chance statt Endstation
"Du wirst auch hier manchmal bedroht, wenn du dich weigerst, jemandem Drogen von einem Freigang mitzubringen aber das ist nichts gegen das, was ich im Wiener Landesgericht erlebt habe, sagt Zorkan. Der Anstaltspfarrer spielt mit den Burschen manchmal Fußball. Die meisten Hafträume sind Einzelzellen. Doch zum Rückzug in die Einsamkeit soll wenig Zeit bleiben. Die Burschen sollen von sieben bis zwanzig Uhr eine Ansprechperson haben, sagt Dr. Margitta Essenther, seit Dezember 2002 Leiterin der Sonderanstalt Gerasdorf.
Bei den meisten ist vieles schon viel früher versäumt worden, sagt Klaus Freytag, Justizwachebeamter in der Freigängerabteilung. Die Mutter am Strich, der Vater Alkoholiker, viele landen in Heimen. Sie ziehen mit fünf Jahren mit den Zwölfjährigen mit, erläutert Chefinspektor Hans Leyrer, dienstführender Beamter. Erst sind sie bei Automatenknackereien dabei, dann bei Pkw-Einbrüchen, sie schwänzen die Schule erst fallweise, dann regelmäßig. Fünfundneunzig Prozent unserer Burschen haben Erfahrungen mit Drogen, erklärt Margitta Essenther. Achtzig Prozent mit Gewalt erst als Opfer, dann als Täter.
Sie werden das erste Mal bei einem krummen Ding erwischt stehen zum ersten Mal vor Gericht, das zweite Mal lautet auf bedingt. Sie sind fünfzehn und haben noch nie gearbeitet, die Schule ohne Abschluss verlassen, und:
Durchschnittlich sind sie dreimal vor Gericht, bevor sie bei uns landen, sagt Werner Kotrc, Justizwachebeamter und Meister in der Maurer-Lehrwerkstätte.
Was soll da noch der Vollzug ändern?Das Erste, was sie hier lernen, ist ein Konzept, ist Struktur in ihr Leben zu bringen, betont Leyrer.
Unser Konzept ruht auf drei Säulen: Erstens Schule, Beruf, Fortbildung, zweitens wollen wir ihnen eine andere Freizeit zeigen, als sie kennen, drittens Therapie. Letzeres wird immer öfter nötig.
Drei Viertel der Burschen, die zu uns kommen,
haben Persönlichkeitsstörungen mit hohem Behandlungsbedarf, sagt Essenther. Sie leiden meist am Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Syndrom,
sind extrem aggressiv und haben keinerlei Einfühlungsvermögen (Empathie). Zweiter Problemkreis sind Drogenabhängigkeit und schwere Drogenerfahrungen; dritter Themenkomplex: 40 Prozent der Insassen haben nicht die österreichische Staatsbürgerschaft, weitere 30 Prozent sind Neoösterreicher.
In zwei Abteilungen haben wir ein Patensystem, erklärt Margitta Essenther. Je ein Justizwachebeamter kümmert sich um fünf Insassen. Er spricht mit ihnen, ist Anlaufstelle für Probleme.
Jeder vierte Insasse ist Schwarzafrikaner, großteils inhaftiert wegen Drogendelikten. Das Problem dabei: Die meisten Schwarzen geben sich nur als Jugendliche aus, sind aber erwachsen. Der auffälligste Jugendliche habe weiße Brusthaare gehabt.
In der Jugendvollzugsanstalt erhalten die Burschen zumindest das Angebot, die Hauptschule nachzuholen, oder einen Sonderschulabschluss zu bekommen. Sogar die Matura könnten sie nachmachen.
Täglich kochen die Burschen unter Anleitung einer Köchin für 40 Justizwachebeamte und 130 Insassen, für einen Kindergarten in der Stadt, für 150 Personen in der Justizanstalt Wiener Neustadt, für Essen auf Rädern und ein Seniorenheim.
Die Justizwachebeamten in Gerasdorf sollten Alleskönner sein als verständnisvoller Pate, gestrenger Vater, gerechter Lehrherr und Lehrer. ein Resozialisieren ist bei vielen nicht möglich sie waren eigentlich noch nie in ihrem Leben sozialisiert. In ihrer Welt hat das Faustrecht geherrscht. Das neue Konzept ist auf Einzelzellen ausgelegt. Das hat das Gewaltproblem in der Anstalt gesenkt. Beigetragen hat dazu auch die Sperre der Zellen ab 20 Uhr.
Das Konzept besteht aus Nähe und Kontrolle, erklärt Oberstleutnant Kraft, stellvertretende Leiterin. Mit Nähe sei gemeint, dass die Jugendlichen über alles mit ihren Paten reden sollen. Unter Kontrolle versteht sie Haftraumvisitierungen fallweise mit Hunden, Harntests und Kontrolle von Freigängern. Nicht zu vermeiden ist es, wenn die Jugendlichen nach Freigängen die Drogen im Körper schmuggeln. Für Notfälle haben wir eine Einsatzgruppe.