Zweiter Tripbericht Ananda Köln
Remedium: 90 Minuten Tantramassage für 160,-
Set: Frankfurter Straße 40, Köln-Mülheim, später Nachmittag.
Setting: Relaxt und offen für alles, was kommt
.
Nachdem ich im Sommer ein erstes und sehr anregendes Erlebnis bei Ananda Köln hatte und erneut in der Stadt war, freute ich mich auf eine weitere spannende tantrische Begegnung.
Die Frankfurter Straße ist eine belebte Einkaufsstraße die direkt vom Wiener Platz abgeht, der zentralen U-Bahnstation in Mülheim, etwa 15-20 Minuten vom Kölner Hauptbahnhof/Dom. Das Massageinstitut befindet sich zwischen einem Supermarkt und einem Beate-Uhse-Shop, etwa fünf Gehminuten vom Wiener Platz entfernt.
Eins vorweg: diskrete Zugangsmöglichkeit ist nicht. Erstens wimmelt die Frankfurter Straße vor Menschen, zur Rush Hour noch mal mehr als sonst, und zweitens befindet sich direkt neben der Klingel das Schaufenster eines Ladens dessen Kassenpersonal so positioniert ist, dass es praktisch den ganzen Werktag über durch die Scheibe auf die Tür schaut, die zum Massageinstitut führt. Allerdings gibt es in dem Gebäude auch Privatparteien und überdies befindet man sich in Köln, wo es keinen Menschen juckt, ob man zur Massage geht oder nicht.
Die erste Begegnung mit der Masseurin ist verhalten. Etwas an mir scheint sie zu irritieren. Was es ist, kann ich nur raten. Selbstverständlich bin ich nüchtern, frisch geduscht und trete freundlich, höflich und respektvoll auf. Auch ist sie rein optisch leider gar nicht mein Fall schon fast zu schlank wirkt sie physisch insgesamt eher hart und unzugänglich. Alter schwer zu schätzen: ungefähr Mitte bis Ende vierzig. Ich kann mich des Gedankens nicht erwehren (first impressions are a bitch): Na serwas, das fängt nicht gut an.
Die Situation ändert sich aber im Gespräch sehr schnell und ich lerne sie als interessante, sympathische und lebenserfahrene Persönlichkeit kennen. Nachdem wir ein wenig über Meditationsarten, Vorübungen zum Lotossitz und ihren mehrwöchigen Aufenthalt in einem Ashram geplaudert haben, taut sie sichtlich auf und ich bekomme mit Wimpernklimpern und Haarewerfen sogar ein paar Flirtsignale. Alles gespielt, jaja, ich weiß.
Die Stimmung hat sich jedenfalls ins Gegenteil verkehrt. Es ist
on.
Darauf folgt die längste mündliche Einführung zu einer Tantramassage, die ich bisher erlebt habe.
Ungefähr 20-25 Minuten erklärt sie mir, wie die Massage ablaufen wird, welche Hilfsmittel sie einsetzt, wie ich wann sitzen, stehen und liegen soll, dass es erfahrungsgemäß bereits im Mittelteil zu einer, nunja, schubartigen Freisetzung fließender Energien des, ähem, Sexualchakras kommen könne,es aber besser wäre, dies zurückzuhalten weil sonst die Energien verpuffen würden und im letzten Viertel der Massage dann noch mal ein Zeitpolster für *husthust* alle Flüsse, die fließen wollen oder auch nicht, eingeplant sei usf.
Die Massage insgesamt folgt dem üblichen Verlauf mit Bauchlage, Rückenlage, Konzentration aufs Sakralchakra. Auch hier ist der Beginn zunächst wenig vielversprechend endlos lange, endlos sanfte Streichbewegungen. Es ist sinnlich und nicht unangenehm, allerdings habe ich inzwischen schon genügend Massagen erlebt um mir die Einschätzung zuzutrauen, dass der eine oder andere beherzt zupackende oder knetende Griff aus der traditionellen Heil- oder Wellnessmassage für den Energiefluss auch im tantrischen Kontext förderlicher ist als ewiges seideweiches Streicheln.
Füße werden kaum, Stirnregion gar nicht einbezogen. Wie immer schade. An dieser Stelle eine Frage an die Profis: Bittet ihr die Masseurin (im Vorgespräch oder während der Massage) darum, auch bestimmte Körperteile oder -regionen gezielt in die Massage einzubeziehen?
Sei's drum, alles ändert sich in der Rückenlage. Hier beginnen die Energien zu fließen, ich merke einen deutlichen Trichtereffekt und bin inzwischen in einem guten Atemrhythmus und einem angenehm meditativen Zustand. Nun geschieht etwas, das die Massage trotz aller vorangegangenen Schönheitsfehler zu einer neuen und einzigartigen Erfahrung für mich macht. Plötzlich lässt sie von allen anderen Körperregionen ab und konzentriert sich für längere Zeit nur noch auf die Dammregion. Ich weiß nicht genau, was und wie sie das macht es muss Fachausdrücke und Namen dafür geben, vielleicht kann Helikon hier helfen aber durch gezielte, sich kaum bewegende Halte- und Druckgriffe in der Damm- After und Genitalregion erzeugt sie in meinem ganzen Körper ein Gefühl großer Wärme und Geborgenheit. Ich fühle mich komplett entspannt und ein tiefer Friede erfüllt mich.
Aus dieser Stimmung geht es fließend in die Lingammassage, die nicht schlecht ist, aber auch nicht außergewöhnlich. Die *räusperräusper* Freisetzung der Sexualenergie am Ende geschieht nicht explosiv, sondern eher als langsames, anhaltendes und sanftes Ziehen. Das Gefühl von Frieden und Entspanntheit hält an. Danach folgt die Auflage von warmen Tüchern, Nachruhen und eine Dusche.
Auch nach der Massage plaudere ich noch lange mit der Masseurin über Tantra, Yoga, ihren Dienstplan (sic!)
Buddhist Retreats, Ernährung und vieles mehr. Neben den 90 Minuten Nettomassagezeit haben wir uns bestimmt über eine Stunde unterhalten. Einen Gutschein bekomme ich auch geschenkt.
Ich verlasse Ananda mit zwei Erkenntnissen: Der erste Eindruck muss nicht maßgeblich für den weiteren Verlauf der Massage sein und jede Massage, die ich bisher erleben durfte, hatte ein neues und völlig unerwartetes Element dabei, das nicht vorhersehbar war und mich komplett überrascht hat. So soll es sein.
Tantra ist offen.