Liebe Freunde, Bekannte und die die ich nicht kenne bzw. mich nicht kennen. Nächstes Jahr wäre mein 10-jähriges Jubiläum bei fb gewesen. Dazu werde ich es aber nicht kommen lassen, weil ich beschlossen habe meinen Account zu schließen (an eine wirkliche Löschung glaube ich ohnehin nicht mehr so wirklich).
Diese ganze „Cambridge Analytica“ Geschichte ist zwar ein gewisser Anlass, aber nicht der einzige oder gar Hauptgrund. Mein Entschluss kommt daher, dass ich einfach kein gutes Gefühl mehr bei und mit fb habe. Voranstellen möchte ich, dass das Net und fb vor 10 Jahren ein anderes waren als sie es heute sind.
Der Grund beizutreten war hauptsächlich, dass es halt alle getan hatten. Es war aus „Spass“, es war etwas neues und vor allem: es war „unschuldig“! Diese Unschuld hat sowohl das Net als auch und v.a. fb verloren! Und genau so wie man sich angemeldet hatte, weil es „halt alle getan“ hatten, ist dies nicht als theatralischer Abschied zu verstehen, sondern ein Versuch meinerseits einen Denkanstoss zu liefern sich bewusster mit gewissen Dingen auseinanderzusetzen und zu reflektieren! Und mir geht es nicht darum das Net insgesamt zu verteufeln und zu sagen, dass man das Net gar nicht mehr nutzen sollte, nein. Mir geht es um einen bewussten Umgang und nicht alles mitzumachen und mitzutragen!
Einer der „harmloseren“ Gründe mich zu verabschieden ist, dass sich fb zu einer Plattform entwickelt hat die mir persönlich nicht mehr gefällt.
Sie war natürlich schon immer mehr oder weniger eine Plattform der Selbstdarstellung. Das hat aber schon irgendwie skurrile Ausmaße angenommen und manche/viele sind leider schon so weit drinnen, dass sie ein ständiges Mitteilungsbedürfnis haben, dem ich mich bei aller Banalität echt nicht ständig „aussetzen“ möchte (und ja ich weiss, dass man das „wegschalten“ kann/könnte).
Das Lustige (oder eigentlich schon eher Verrückte) dabei ist ja, dass es mir unangenehm ist bzw. wäre so (extrem) viel aus meinem Privatleben in der Öffentlichkeit zur Schau zur stellen. Das Paradoxe hier ist ja aber, dass manche so viel aus ihrem Privatleben preis geben, dass es mir schon unangenehm ist (und eben nicht der preisgebenden Person)... Abgesehen davon ist das illusorischste aber, dass der Eindruck entsteht als würden die Leute ein cooles, fancy und sophisticated Leben führen, was ständig präsentiert bzw. aktualisiert werden muss. Alles hip, alles schön, und das schön weit weg (reisetechnisch) - alles lässig und geil. Ja, ich kann mich da teils selber nicht davon ausnehmen! Weil ich genauso Urlaubsfotos gepostet habe (natürlich nur die Besten und Schönsten). Aber bei manchen bzw. manchmal scheint das in einer Art Herausforderung zu münden, dem man sich unterwerfen kann - oder auch nicht.
Eigentlich ist das den Leuten e wirklich zu gönnen und es ist toll wenn sie so ein Leben haben und führen können (wenn es der Realität entspricht...)! Doch dieses ständige vorhalten des ewig geilen Lebens - ja, ich bin überzeugt davon, dass es grundsätzlich - so auch gefühlsmäßig bei mir manchmal - ein Gefühl der Unzufriedenheit des eigenen „unbedeutenden“ Lebens erzeugt! Was weiterhin Neid und Missgunst hervorruft und meinem Empfinden nach zur Erosion unserer Gesellschaft beiträgt.
Eine andere Sache ist die Entwicklung hin zu einer Werbeplattform.
Noch eine eher harmlose dennoch problematische Tendenz ist, dass sich Freunde/ Bekannte selbständig gemacht haben und fb als Plattform für sich nutzen. Folgendes ist echt nicht so einfach zu schreiben, weil ich niemanden verletzen, beleidigen oder vor den Kopf stoßen möchte, aber ich denke, dass sich manche folgender Sache nicht bewusst sind: Ich will wirklich niemandem zum „Vorwurf“ machen fb als Werbeplattform zu nutzen, weil es natürlich eine prima Möglichkeit bietet Leute, ergo Kunden zu erreichen, die es interessieren könnte. Ich möchte aber dennoch einen Denkanstoss geben, dass ich von Freunden nicht als potentieller Kunde wahrgenommen werden möchte - sondern eben als Freund oder eben Bekannter! Wir werden e schon mit Werbung allen Orts erschlagen, deswegen will ich eigentlich von Freunden eigentlich nicht auch noch damit „konfrontiert“ werden. Denn wenn wir uns (real) treffen, werde ich ja auch nicht alleweil angehauen, ob ich nicht dieses oder jenes machen und/oder kaufen möchte, oder?! Das muss die werbende Person gar nicht mal aktiv machen, dafür sorgt fb selbst durch die sich wiederholende Werbeschalte und -anzeige.
Die nicht mehr ganz so harmlose Sache bzw. schlimmere Tendenz ist, dass, wenn ich nach einem Flug, Reiseziel, Ware schaue, ich gleich beharkt werde mit „zielgerichteter Werbung“. Und ohne scheiss, wenn ich mit jemanden über etwas chatte oder telefoniere und mir dann „zielgerichtete Werbung“ angezeigt wird - da wird mir schon anders! Genauso wenn ich den Media Markt verlasse und ich gleich aufgefordert werde doch mein „(Einkaufs-)Erlebnis“ dort zu bewerten...
Eine definitiv schlimme Entwicklung ist, dass fb ein Propagandamedium schlimmster Sorte geworden ist, welches die Negativ-Echo-Kammer ins unermessliche aufbläht. Denn negative Nachrichten sind halt die interessanteren Nachrichten. Was da spätestens seit 2015 abgeht, sollte eigentlich auf keine Kuhhaut mehr gehen! Da werden Falschmeldungen in furchteinflössender Geschwindigkeit verbreitet und gelogen, dass sich nicht nur die Balken biegen, sondern eigentlich das ganze Gebäude eigentlich schon eingestürzt ist! Das hat bei mir (und mir scheint bei vielen anderen auch) dazu geführt, dass sich die Leute in ihre eigenen Blasen zurückgezogen haben... Ein Teufelskreis.
Die aber weitaus schlimmste Tendenz die ich persönlich für mich erkannt habe, ist, dass sich fb - im Verbund mit google, uber, AirBnB, amazon etc. - zu einer Krake entwickelt hat, die uns ausspioniert und manipuliert! Schauen wir mal ob und wann die Kontrolle (über uns) dazu kommt...
Ich schließe mich da jedenfalls Chamath Palihapityias Meinung an, dass fb und eben genannte Firmen massiven (gesamt-)gesellschaftlichen Schaden anrichten (siehe oben die Anmerkung wegen Erosion der Gesellschaft)! Dazu komme ich gleich.
Die Verbreitung von Falschmeldungen ist das Eine. Dahingehend finde ich es erstaunlich, dass viele Leute zwar immer öfter von „bewusstem“ Leben bzw. Nachhaltigkeit sprechen, was besonders bei Lebensmitteln zu bemerken ist. Aber bei Uber, amazon etc. hört sich das dann auf. Woran liegt das? Ich „boykottiere“ amazon seit Jahren, ich weigere mich
Uber zu benutzen, genauso wie ich AirBnB seit langem nicht mehr nutze. Warum? Weil sie
Steuern hinterziehen/verschieben, nicht angemessen bezahlen - trotzdem oder eigentlich gerade deswegen ordentlich abcashen! Freunde, wo ist da die Nachhaltigkeit und euer Bewusstsein, dass ihr jedem Hund und Schwein, Katz und Pferd zukommen lasst?
Inzwischen gibts ja den Trend „lokal“ zu kaufen weil nachhaltig usw., aber euch selber und den (Mit-)Menschen haut ihr eigentlich auf die Fresse! Nachhaltig ist die geiz-ist-geil Mentalität auf keinen Fall! Und mich verwundert und ärgert es doch (bisweilen enttäuscht mich das auch), dass ich ob meiner Haltung Unverständnis kassiere oder in die Situation gerate mich für meine Einstellung „rechtfertigen“ zu müssen...
Nein, ich will kein Teil mehr davon sein und das nicht weiter unterstützen. Und selbst „nur mehr minimal“ dabei sein und nix mehr zu posten, keine Fotos online zu stellen etc. kann mein Gewissen nicht mehr ruhig stellen. Denn man kann und wird, wie man ja gerade feststellen durfte, ohne eigenem Zutun „verpfiffen“ (sprich Daten weitergeleitet). Dies durch Freunde/Listenbekannte (ohne dies zu wollen und/oder wissen), indem sie bei irgendeinem banalen bullshit-Bingo mitmachen und bei „welchem ‚Star‘ schaust du ähnlich“ oder „welche 4 kosmische Eigenschaften liest du als erstes“ die Berechtigung geben Daten von völlig unbeteiligten freizugeben.
Einfach jede Person in diesem UNsocial Network ist eine zuviel und bedeutet „Unterstützung“ - egal ob man das mit dem „Vorsatz“ macht „das System von innen heraus zu ‚stören‘“ indem man fleissig „kritische Artikel“ postet bzw. teilt - da beschwindelt man sich nur selber.
Klar, ganz so „bequem“ wird es ohne fb nicht mehr sein, weil dort recht zentral viele, sehr viele Informationen zusammenfließen - und genau das ist das Problem! Sie fließen dort nicht mehr „nur“ zusammen, sondern werden gesammelt, verknüpft, ausgewertet und monetarisiert! Das kann und will ich nicht mehr unterstützen, so bequem will ich nicht sein, dass mir das so egal sein kann.
Und was verliere ich denn wirklich? Ich habe mich und mein fb Verhalten bzw. das was so vor sich geht die letzten Wochen beobachtet. Und ich muss sagen, dass ich diesen ominösen „Algorithmus“ satt habe. Denn mir werden eigentlich e immer dieselben in etwa 10-15 Personen angezeigt... Ich habe mal nachgecheckt, ob die anderen von meiner Liste echt „gar nichts“ machen - und doch, sie sind aktiv. Aber es wird mir nicht angezeigt. Warum das weiss nur fb, denn die entscheiden ja irgendwie was ich hauptsächlich bekommen und sehen soll... Natürlich, wir sind „selbstverantwortlich“ und könn(t)en schauen was die anderen so tun, aber ehrlich, wer macht das schon proaktiv und v.a. regelmäßig?!
Und das was mir angezeigt wird ist eigentlich wiederum vielfach Werbung - von Freunden und was Freunde „liken“...
Diesem „Tunneldiktat“ will ich mich nicht mehr unterwerfen! Deswegen verliere ich durch die „Löschung“ meines Accounts meines Erachtens nicht so viel. Und die Informationen (über Veranstaltungen z.B.) gehen ja nicht verloren oder existieren einfach
nicht mehr, sondern können an anderer Stelle, allerdings dezentral, besorgt werden. Es bedeutet halt ein bisschen mehr Aufwand und das sollte es einem wert sein. Der Vorteil ist auch, dass man gleich zu einer (Re-)Diversifizierung beitragen würde, weil nicht mehr nur eine Stelle (also fb) abgefragt wird. Noch existiert das Net und die Möglichkeit Homepages einzurichten bzw. zu besuchen. Vielfalt statt Einfalt!
Was bleibt also was für fb spricht? Im Kontakt mit Freunden zu bleiben? Der Satz an sich ist schon absurd! Es GIBT ein Leben auch ohne fb und es gibt Freunde und Kontakte auch OHNE fb! Bei den inter/nationalen Zufallsbekanntschaften bzw. jenen die man generell selten(er) sieht mag ein gewisser Faktor wegfallen sich zu treffen. Aber verdammt noch mal, ich reise nicht an die verrücktesten Orte der Welt, um dann zu Hause an meiner Bequemlichkeit und fb zu scheitern!?! Und es kann ja nicht sein, dass ich nur wegen der Partys auf fb bleibe, so banal kann mein Leben nicht sein.
Und ganz so grundsätzlich ein paar Gedanken zum virtuellen vs. realen Leben: Mir hauts manchmal echt den Vogel raus, wenn im Grunde alle die ich kenne erst mal das Net checken was da über dieses oder jenes zu lesen/sehen ist!
Das Restaurant wurde da und dort schlecht bewertet? Bewertungen auf booking und wie sie alle heissen nehme ich zwar wahr, aber halte mich nicht sklavisch daran wie viele andere die gläubig nur dann wo hin gehen, wenn (mindestens) 9,8+ erreicht wird...
Egal um was es sich handelt, Leute, warum wurde was geschrieben, WER hat das geschrieben? Für mich ist alles erst mal (und inzwischen) nur Manipulation! Verlasst euch doch wieder auf euch selber, geht selber wo hin, macht euch eure eigene Meinung, hört auf Leute die ihr kennt! Stattdessen muss ich als Person gegen Phantome argumentieren - weils im Net steht..fuck das ist echt etwas was mich am meisten nervt!!! In der Hinsicht finde ich es mittlerweile wirklich mühsam und empfinde es als eine Zumutung, dass ich als reale Person gegen Freunde anreden muss, weil die irgendwelche Berichte von irgendwem lesen, wo keiner weiß, ob die Person überhaupt wirklich existiert. Und wenn es dann wirklich schlecht gewesen sein sollte, so what? Gibt bitte echt schlimmeres und nächstes Mal geht man eben nicht mehr hin.
Zum Abschluss möchte ich noch anmerken, dass ich mit jenen mit denen ich so oder so in Kontakt bin, mein Abgang e keinen Einfluss haben wird, was mich freut
Ich hoffe, dass ihr mich auch so auf dem laufenden haltet
Bei allen anderen wäre es schön, wenn sich auf andere Art und/oder Weise der Kontakt erhält
Auf jeden Fall: denkt über die Entwicklung nach, was sich in den letzten 5 Jahren im Net und fb so getan und verändert hat, warum es sich verändert hat und ob es wirklich so egal ist!? Habt ihr ne Ahnung was eigentlich in den fb (und jeden anderen) AGBs steht? Ich NICHT - und das kanns eigentlich auch nicht sein! Übernehmt wieder die Kontrolle über eure eigenen Dateien, Fotos, Texte etc.
Löscht euer fb Profil - und tretet wieder ins Leben
oder anderweitig in Kontakt
Wäre doch cool, wenn Foren wieder auferstehen würden. Wir sehen uns im realen Leben, auf einer anderen Plattform oder vielleicht erstelle ich meinen eigenen Blog bzw. Homepage ;o)