Hat im digitalen (Kredit-)Zeitalter die tatsächlich im Umlauf befindliche Geldmenge (erst recht seit der Entkoppelung vom Goldstandard) auch nur irgendeine reale Bedeutung?
Eine gewisse Bedeutung hat sie schon, aber eben nur in einer sehr eingeschränkten Form. Notenbanken betreiben heute eine Zinssteuerung, d.h. sie setzen am kurzen Ende den Geldmarktzins (Einlagen-/Refinanzierungszins) und beeinflussen am langen Ende den Kapitalmarktzins mehr oder weniger stark über Offenmarktgeschäfte. Die Geldmenge dient oder diente beispielsweise der EZB nur als Referenzgröße aber nicht als Steuergröße. Die FED orientiert sich überhaupt nicht an ihr. Sie weist beispielsweise das Geldmengenaggregat M3 offiziell überhaupt nicht mehr aus.
Nachdem die Modelle der Notenbanken die derzeitige Inflation nur ungenau abbilden konnten, diskutiert man derzeit, ob und welche anderen Indikatoren zusätzliche Informationen liefern könnten. Eine dieser Indikatoren ist die Geldmenge. Prognosefähigkeit bedeutet aber nicht automatisch eine Kausalität, wie der TE immer wieder unterstellt.
Selbst die von ihm genannten Quellen weisen ausdrücklich darauf hin, dass sollte die Geldmenge eine Prognosefähigkeit für künftige Inflationsentwicklungen besitzen, das nicht mit einem kausalen Zusammenhang gleichzusetzen ist. Ein Faktum, das er laufend ignoriert und in irgendwelche Verschwörungstheorien packt.
Ob die unterstellte Prognosefähigkeit der Geldmenge tatsächlich ausreichend ist, um künftige Preisentwicklungen besser vorhersagen zu können, wird sich zeigen. In den 1970er und -80er Jahren hatten wir eine recht ähnliche Situation. Wie heute, ein Preisanstieg durch exogene Preisschocks. Die deutsche Bundesbank betrieb damals offiziell eine Geldmengensteuerung, arbeitete mit Modellen, die den Zusammenhang zwischen Geldmenge und Preisniveau darzustellen versuchten. Sie konnte den Preisschock und den darauffolgenden allgemeinen Preisauftrieb ebenso wenig vorhersagen geschweige denn verhindern. So viel zur Prognosefähigkeit der damaligen Modelle.
Außerdem wird in dieser Diskussion viel zu wenig zwischen Zentralbank- oder Reservegeldmenge und Kreditgeld- oder Giralgeld unterschieden. Zentralbankgeld wird, wie der Name schon sagt, von den Notenbanken geschöpft und dient ausschließlich dem Zahlungsverkehr innerhalb des Bankensektors.....bzw. als Bargeld.
Wenn in den Medien von „die Notenbanken fluten die Märkte mit Geld“ dann ist immer von Zentralbankgeld und Offenmarktgeschäften, mit denen die Notenbanken über den indirekten Ankauf von Staatsanleihen den Kapitalmarktzins zu steuern versuchen, die Rede.
Außer in Form von Bargeld kommt dieses Zentralbankgeld nie in den „realen“ Wirtschaftskreislauf. Aber auch in diesem Fall hat es keine direkte Auswirkung auf das Geldmengenaggregat M3, weil es sich nur um eine Umschichtung innerhalb der Geldmengenaggregate M1/M2/M3 handelt.
Der überwiegende Anteil heutigen Geldes ist Buchgeld, also Giralgeld, das über die Kreditgeldschöpfung durch Geschäftsbanken geschaffen wird. Auf diese Giralgeldschöpfung haben Notenbanken nur einen sehr indirekten Einfluss, nämlich dadurch, dass sie über den Geldmarktzins Kredite verteuern oder verbilligen. Der wahre limitierende Faktor sind aber die gesetzlichen Vorgaben zu den Kernkapitalquoten, die Banken vorhalten müssen und die Anzahl an solventer Kunden, die Kredite nachfragen.
ich sähe keine Auswirkungen, würde das Bargeld tatsächlich 'abgeschafft'. Es liefe alles über die restlichen Zahlungsmittel normal weiter, nehme ich an!?
Ich nehme an, du spielst auf den "digitalen Euro" an. Schon vom Begriff etwas unglücklich, denn schon jetzt ist der Euro in Form von Buch- oder Giralgeld digital.
Die Idee dahinter ist, dass jeder Bürger ein Konto bei der Zentralbank bekäme und auf diese Art bargeldlos bezahlen könnte, ohne dabei auf private Zahlungsdienstleister zurückgreifen zu müssen.