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Ich denke, das ist aber schon ein entscheidender Punkt:
Und ich denke, darauf zielt die Frage von Brotfresser: Wie geht man als Gläubiger damit um, dass viele, viele andere Menschen etwas anderes glauben? Kann man heute noch im Ernst davon ausgehen, dass die sich halt alle irren und man selbst im Besitz der Wahrheit ist? Und wenn man das nicht glaubt, warum glaubt man dann überhaupt noch an genau das, was man glaubt, wenn man nicht meint, das was man glaubt, sei der wahre Glaube und andere Glauben daher notwendig bis zu einem gewissen Grad unwahr und irrig?
Es handelt sich hier mehr um Richtlinien für ein harmonisches Leben, wie man sie auch in anderen Philophien (z. B. Stoa) bis hin zu zeitgenössischer Lebensberatung findet. Es handelt sich nicht um Gebote, deren Nichteinhaltung mit Strafe im Diesseits oder Jenseits bedroht ist.Dieses Handeln wird nicht als Sünde oder Unrecht verboten und bestraft, sondern hinsichtlich der zugrunde liegenden und einsehbaren Motivation abzulehnen empfohlen.
Ich verstehe nicht, warum religöser Glaube eine Überzeugung sein soll, die nicht diskutiert werden darf. Komischerweise findet es kein Atheist intolerant, wenn man ihm die Existenz Gottes zu beweisen versucht. Er hält es nur für irrig. Warum missbrauchen Gläubige den Begriff Toleranz, um sich nicht mit Einwänden gegen ihre Hirngespinste auseinandersetzen zu müssen?Ich gehe allerdings davon aus, dass eine andere Lebens- und Glaubensauffassung ohne Fanatismus und missionarischen Eifer auskommen sollte. Das gilt in besonderem Maße den sog. Nichtgläubigen. Wenn da jemand versucht, mir klarzumachen, dass ich total verblendet/gehirngewaschen oder sonstwas bin, ist meine Toleranz dem Unglauben gegenüber relativ schnell am Ende.
Aber ist diese Überheblichkeit dem monotheistischen Glauben nicht inhärent? Was bleibt von meinem monotheistischen Glauben übrig, wenn ich ihn nicht als einzig wahren Glauben ansehe? Warum habe ich dann überhaupt ausgerechnet meinen Glauben, wenn ich den Glauben anderer auch nicht für schlechter oder falsch halte?Der Satz von gogolores mit der monotheistischen Überheblichkeit, von der wir Abstand nehmen sollten, hat mir übrigens sehr gut gefallen!
Und ich denke, darauf zielt die Frage von Brotfresser: Wie geht man als Gläubiger damit um, dass viele, viele andere Menschen etwas anderes glauben? Kann man heute noch im Ernst davon ausgehen, dass die sich halt alle irren und man selbst im Besitz der Wahrheit ist? Und wenn man das nicht glaubt, warum glaubt man dann überhaupt noch an genau das, was man glaubt, wenn man nicht meint, das was man glaubt, sei der wahre Glaube und andere Glauben daher notwendig bis zu einem gewissen Grad unwahr und irrig?