Caving, Hikikomori, Selbstisolation: Wer kennt das und was tun?

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Gast

(Gelöschter Account)
Liebes Forum,
Wenn Menschen alle soziale Kontakte abbrechen, sich zuhause zurückziehen, nicht mehr raus gehen, mit niemandem mehr schreiben, telefonieren, einfach so aus dem Leben verschwinden, nennt man das auch Caving oder Hikikomori, Shut-in, etc.
Wer kennt sich mit dem Thema aus?
Was kann man Betroffenen und Angehörigen raten? Therapien werden ja in diesen Fällen allein deshalb abgelehnt, weil mit der Zeit das Verlassen des häuslichen Umfelds gar nicht mehr möglich ist und die Isolation als Therapie und nicht als Krankheit wahrgenommen wird.
Genau genommen ist das ja wie ein stummer Suizid, wie gehen solche Geschichten aus? Kennt jemand Gruppen von Betroffenen oder Angehörigen, die sich auf Deutsch mit dem Thema auseinandersetzen?
 
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Hört sich jetzt ziemlich nach einer schweren Depression an?

Würde wirklich als erstes zu einem ganz normalen Hausarzt gehen.

Der wird dich dann dementsprechend weitervermitteln.

Viel Erfolg
 
Therapie wär am einfachsten aber zur Not Einweisung in eine Psychiatrie Die sollte man sich gut aussuchen.
Wird ein langer schwerer Weg.
 
Danke für eure Antworten hier und per Pn!
Therapie- und Behandlungsmöglichkeiten sind derzeit wegen allgemeiner Überlastung nur bei akuten Gefährdungssituationen gegeben. Falls hier weitere Betroffene oder Angehörige mitlesen, die Kontaktadresse einer Shg, die ich freundlicherweise von einer Userin bekommen habe, gibts von mir per Pn.
 
dann is aus die maus - finito - und bei manchen zeitgenossen darf man sich nicht wundern ;)
Empathielosigkeit ist ja ganz allgemein in Mode.
Ich fand es bedrückend, als ich von diesem Trend erfahren habe. Ich vermiete eine Wohnung in Wien (schon seit meinem Studium in den 90ern) und habe so einen Fall selbst kennengelernt, weil die Mutter meiner Mieterin die Öffnung der Wohnung veranlasst hatte, weil wohl monatelang niemand mehr von ihrer Tochter gehört hatte. Diese hatte wohl schon im Jahr vor Corona den Weg in eine recht organisierte Isolation eingeschlagen und ist schließlich scheinbar völlig von der Bildfläche verschwunden. Die gesuchte Frau wurde schließlich in ihrer völlig abgedunkelten Wohnung schlafend aber in normal ansprechbarem Zustand gefunden. Sie hatte die Kontaktversuche einfach ignoriert und war mit Ohrenstöpseln schlafen gegangen.
 
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Wer kennt sich mit dem Thema aus?
Ein wenig. Hatte kurzzeitig gewisse Tendenzen in die Richtung. Lustigerweise hat mir Online-Kontakt und uA das EF geholfen wieder ein bisschen rauszukommen. Auch Selbsthilfegruppen waren hilfreich. Wobei ich da einfach eine für Depression und eine etwas breiter gefächerte für diverse Persönlichkeitsstörungen besucht habe. Kontaktdatem per Interesse per PN.
und die Isolation als Therapie und nicht als Krankheit wahrgenommen wird.
Das Problem dabei ist dass die Außenwelt und die damit einhergehenden Probleme nicht verschwinden. Nur teilweise. Die sozialen Kontakte werden weniger und leichter... Irgendwann gibt auch der beste Freund auf. Vermieter wollen aber trotzdem ihre Miete, Essenslieferanten meist Geld und Ärzte sollte man auch gelegentlich aufsuchen wenn man nicht verfallen will.

Trotzdem KANN sowas (unter bestimmten Umständen, zu bestimmten Zeiten) der natürliche Weg sein um zB den Triggern einer Phobie zu entfliehen. Man sollte sich aber fragen, und diesen Gedanken auch an Betroffene herantragen, ob diese Flucht a) das ist was sie wirklich wollen und b) eine Dauerlösung sein kann. Schon allein finanziell!

Genau genommen ist das ja wie ein stummer Suizid, wie gehen solche Geschichten aus?
Ganz unterschiedlich. Kommt zB auch aufs Einkommen an. Hikikomoris sind ja zB nicht unbedingt unfähig zu arbeiten. Es gibt welche, speziell in Japan, die ein stabiles Einkommen und einen Job haben (remote work) und sich ihr Leben so recht gut finanzieren und es leben können. In solchen Fällen halte ich es für eine Entscheidung.

Problematischer ist es in Fällen in denen sich der Schuldenberg türmt und die Isolation kein tragbarer Dauerzustand ist. Da müssen Lösungen, Therapien oder Hilfe gefunden werden bevor ein Leben zerstört ist oder im Suizid endet.

Therapien werden ja in diesen Fällen allein deshalb abgelehnt, weil mit der Zeit das Verlassen des häuslichen Umfelds gar nicht mehr möglich
Ein Vorteil der Covid Krise:
Therapien können/dürfen jetzt auch per Videochat oÄ abgehalten werden.
Wie leicht es allerdings ist einen Therapeuten zu finden der das von Anfang an und ausschließlich so durchzieht weiß ich nicht. Möglich sollte es aber schon sein. Therapeuten sind gelegentlich recht einfühlsame Menschen.
 
Ganz unterschiedlich. Kommt zB auch aufs Einkommen an. Hikikomoris sind ja zB nicht unbedingt unfähig zu arbeiten. Es gibt welche, speziell in Japan, die ein stabiles Einkommen und einen Job haben (remote work) und sich ihr Leben so recht gut finanzieren und es leben können. In solchen Fällen halte ich es für eine Entscheidung.

Problematischer ist es in Fällen in denen sich der Schuldenberg türmt und die Isolation kein tragbarer Dauerzustand ist. Da müssen Lösungen, Therapien oder Hilfe gefunden werden bevor ein Leben zerstört ist oder im Suizid endet.
Naja... Hikikomoris sind meist junge Menschen (in Japan oft Männer), die sich von ihren Eltern aushalten lassen. Finanziell droht ihnen keine Not, trotzdem ist es kein Zustand, den man als freiwillige Entscheidung sehen kann. Gehts doch meist um massive Ängste/Phobien oder anderen psychischen belastenden Störungen.

Zum Thema selbst:
Ich weiss auch wie es ist, wenn man nicht mehr raus in die Welt da draussen gehen will, weil einem einfach alles zuviel ist (Ängste und Depressionen... übel). War eine schreckliche Zeit und heute für mich kaum mehr vorstellbar, dass ich mal an diesem Punkt war (über einen längeren Zeitraum hinweg).

Eine Lösung habe ich nicht. Ich habe es selbst aus diesem Loch geschafft, weil ich wollte und irgendwie die Kraft dazu fand. Der Eintritt in eine Metal-Band (am Anfang musste ich mich regelrecht zu den Proben zwingen) hat mir einen rechten Schub gegeben. Das war wohl mein Glück und meine Therapie.
 
Naja... Hikikomoris sind meist junge Menschen (in Japan oft Männer), die sich von ihren Eltern aushalten lassen.
Mal so mal so. Persönlich kannte ich nur einen auf dem Weg der Besserung. Und der zB hatte vor Jahren einige Bitcoin gekauft und finanziell keine Probleme (soweit zumindest seine Story) . Aus Dokus zu den Thema kenne ich Fälle von gewerblichen Hentai-Artists oder Buchhalter die einfach von daheim aus arbeiten.

Nicht alle davon lassen sich von den Eltern oder irgendeinem System in irgendeinem Land aushalten.

Finanziell droht ihnen keine Not, trotzdem ist es kein Zustand, den man als freiwillige Entscheidung sehen kann.
Natürlich in dem Fall! Erstens haben Eltern meist auch keine unbegrenzten Ressourcen, speziell in der Pension und zweitens tendieren die dazu irgendwann zu sterben. Dann ist natürlich die Frage wie das Erbe aussieht... Aber unendlich ist es meist nicht.

Das heißt finanzielle Not und Gefahr für die eigene Existenz droht den meisten. Außer eben denen diesich trotzdem eine Karriere bzw ein Berufsleben von daheim aus erhalten.

Und WENN es jemand schafft sein Leben in selbstgewahlter Isolation zu leben und finanzieren... Dann halte ich das genauso für eine Entscheidung und freie Wahl wie von Leuten die es schaffen ihr Leben permanent auf einem Boot zu verbringen.
Ob ichs nachvollziehen kann ist da nicht so wichtig für mich. Interessant finde ich da nur zu unterscheiden: ist er (langfristig, erhaltbar) abgesichert und glücklich(er als anders) damit.

Wenn beides ein Ja ist: schön für ihn oder sie :schulterzuck:
 
Liebes Forum,
Wenn Menschen alle soziale Kontakte abbrechen, sich zuhause zurückziehen, nicht mehr raus gehen, mit niemandem mehr schreiben, telefonieren, einfach so aus dem Leben verschwinden, nennt man das auch Caving oder Hikikomori, Shut-in, etc.
Wer kennt sich mit dem Thema aus?
Was kann man Betroffenen und Angehörigen raten? Therapien werden ja in diesen Fällen allein deshalb abgelehnt, weil mit der Zeit das Verlassen des häuslichen Umfelds gar nicht mehr möglich ist und die Isolation als Therapie und nicht als Krankheit wahrgenommen wird.
Genau genommen ist das ja wie ein stummer Suizid, wie gehen solche Geschichten aus? Kennt jemand Gruppen von Betroffenen oder Angehörigen, die sich auf Deutsch mit dem Thema auseinandersetzen?
Ein nicht unbeträchtlicher Teil meines Freundeskreises besteht aus solchen Menschen. Größtenteils Programmierer und andere, die ihre Arbeit von zu Hause aus erledigen können.
Aber wenn sie unter Gesellschaft sind, sind sie unter Gesellschaft. Und sie melden sich nicht bei niemandem, sondern nur bei sehr wenigen.
Wenn sie sich nicht selbst melden, rufen sie zumindest irgendwann zurück.
Ich kann das gut nachvollziehen, gehe auch nur raus, wenn ich spiele oder in die Arbeit muss.
Menschen sind anstrengend.

Also schließe ich mich Aschu an, eine geregelte Isolation muss nichts mit Ängsten oder Depressionen zu tun haben, es kann auch einfach nur bedeuten, ich hab keinen Bock auf Menschen.
Solange die Entscheidung aus freien Stücken getroffen wird und organisiert ist, würde ich diese auch akzeptieren.
 
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Liebes Forum,
Wenn Menschen alle soziale Kontakte abbrechen, sich zuhause zurückziehen, nicht mehr raus gehen, mit niemandem mehr schreiben, telefonieren, einfach so aus dem Leben verschwinden, nennt man das auch Caving oder Hikikomori, Shut-in, etc.
Wer kennt sich mit dem Thema aus?
Was kann man Betroffenen und Angehörigen raten? Therapien werden ja in diesen Fällen allein deshalb abgelehnt, weil mit der Zeit das Verlassen des häuslichen Umfelds gar nicht mehr möglich ist und die Isolation als Therapie und nicht als Krankheit wahrgenommen wird.
Genau genommen ist das ja wie ein stummer Suizid, wie gehen solche Geschichten aus? Kennt jemand Gruppen von Betroffenen oder Angehörigen, die sich auf Deutsch mit dem Thema auseinandersetzen?

Akzeptanz ist kein Thema?
 
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