Hier wird doch nicht einer wirklich behaupten, dass im Kriegsfall (der Österreich eigentlich egal sein sollte, da neutral), das Bundesheer irgendwas gegen einen allfälligen Feind ausrichtet.
Ja, Benno,
hier wird das sicher keiner behaupten.
Ich habe meinen Präsenzdienst zu einer Zeit geleistet, wo ich noch
8 1/2 Monate "durfte". Ich habe die Grundausbildung als Pionier
in
der Tegethoff-Kaserne am Kuchelauer Hafen gehabt, und habe dann
in der Wilhelmskaserne im Prater "gewohnt" - meinen Dienst habe ich
im Ministerium versehen, im Presse- und Informationsdienst. Ich
darf sagen, daß ich während dieser Zeit nicht weniger gearbeitet
habe als in meinem zivilen Büro, und es war eine durchaus angenehme und interessante Arbeit. Ich hatte sehr viel Kontakt mit fast allen österreichischen Kasernen, und einmal war ich sogar eine
Woche lang zu einer wehrpolitischen Veranstaltung nach Vorarlberg
abkommandiert (inkl. einem Tag Skifahren am Arlberg
).
Soweit, so gut. Damals hat es im Ministerium fast
nur Beamte und
Vertragsbedienstete gegeben, die zu 100% davon überzeugt waren,
daß Österreichs Heer im Ernstfall sehr wohl Chancen hätte, einen
"Eindringling" abzuwehren. (Hier sei eingefügt, daß uns unsere
Neutralität verpflichtet, ein militärisches Eindringen mit allen Mitteln
zu verhindern oder wenigstens zu erschweren, wobei damals das
Szenario natürlich noch Österreich als Puffer zwischen den beiden
großen militärischen Blöcken gesehen hat. Ein Eindringen war aber
selbst den größten Kriegshelden nur unter dem Aspekt des Durch-
marschierens denkbar.)
Das Lustige an der Sache war, daß das BMfLV damals eigens ein
Brettspiel konzipiert hat ("Das Strategiespiel"), mit welchem man
die Aufgabe hatte, drohende Invasoren abzuwehren. Um die
damals herrschende Auffassung vom "unbesiegbaren Österreich"
bis in die Wohnstuben zu tragen, war das Spiel so konzipiert, daß
nur Österreich gewinnen konnte. Ich alter Quertreiber habe mit
einigen meiner PD-Kollegen das Spiel etwas überarbeitet, so daß
auch eine "Niederlage" Österreichs möglich geworden ist. Das hat
das Spiel meines Erachtens aufgewertet, weil man auch beim
zweiten oder dritten Mal Spielen denken mußte, wenn man
gewinnen wollte.
Als ich es dann meinem Vorgesetzten präsentiert habe, hat mir
das die Maßregelung eingetragen, ich sollte während der Dienstzeit
besser arbeiten und nicht mir Gedanken machen über ein Spiel,
von dem ich keine Ahnung habe !
Zum Abschied hat er mir dann versichert, daß ich eine wunderbare
Schreibkraft gewesen wäre, aber ... "ein Soldat werden sie nie!"
Da hab ich ja nochmal Glück gehabt.