Leidensfähigkeit

Was bringt das schönste Haus, wenn man sich mit dem Menschen, mit dem man darin wohnt, nicht mehr wohl und glücklich fühlt? Wenn man sich nicht mehr darauf freut nach Hause zu kommen, weil dort eisige Stille herrscht oder permanent gestritten wird? Wird dann nicht aus diesem Haus einfach nur ein selbst gebautes Gefängnis, dessen Mauern man einreissen sollte, um wieder frei zu sein? Und wenn man in der kleinen Wohnung einen anderen Menschen hat, mit dem man glücklich ist oder sich alleine dort frei fühlt, ist dies doch weit mehr Wert als der goldene Käfig.

Beachte die Hervorhebung.

Wenn man diese kleine Wohnung mit Bewohner vor der Nase hätt, würd jede(r) ernsthaft drüber nachdenken. Manche werden eh in der Situation sein und so handeln.
Viele werden aber grad , nach einer zermürbenden Phase, nicht ins kalte Wasser springen wollen. D.H. materieller Verlust, ev die gewohnte Umgebung verlieren, den Freundes und Bekanntenkreis, etc... und dann die Aussicht , allein in der besagten kleinen Wohnung zu sitzen. Oder, noch schlimmer, dasselbe Chaos wieder bei Null zu beginnen.

Hatte einen Fall im Bekanntenkreis... beide sehr gut verdient, jeder eigenes Haus / Eigentumswohnung, keine Kinder, nicht mal ein Hund. ... sogar da hat das Leiden lang gedauert. Nur als es soweit war, Sachen zusammengepackt und getrennt, fertig, jeder hat sich in seinen Bereich zurückgezogen , fertig. Da sind halt die materiellen Probleme komplett weggefallen, trotzdem ists ihnen schwergefallen.
 
Gerade die Kinder nehmen Komfortverlust sehr übel. Wenn sie dann mit Alleinerziehermama in einer Kleinwohnung hocken, die Familienkutsche weg ist, Familienurlaub gestrichen wurde und Schmalhans Küchenmeister ist... :D

Was du meinst ist die Fortsetzung von dem, was ich gemeint hab,....ich meinte, dass Kinder am frühesten merken, dass etwas in der Beziehung nicht passt!...:up:
 
Ich sudere hier auch oft, das sexuell zu wenig bei uns läuft, aber dazu leistet unser Alltag auch seinen Beitrag.
Sonst kommt mich unsere Beziehung ja nicht so schlecht vor, warum sollte ich mich trennen?
 
Die "hohe" Leidensfähigkeit liegt einzig und allein in der Angst vor der Veränderung. Und man wird es nicht glauben wieviele Menschen es gibt, die von Angst dominiert werden und dadurch handlungsunfähig sind.
 
Leidensfähigkeit ist eine Gabe der Natur, ohne die keine Kreatur überleben könnte. Wohl denen, die was aushalten können und ihren Weg gehen. Die wirklich armseligen Kreaturen sind die, die an ihren hedonistischen Ansprüchen zerbrechen.

Hedonismus – Wikipedia
 
Leidensfähigkeit ist eine Gabe der Natur, ohne die keine Kreatur überleben könnte. Wohl denen, die was aushalten können und ihren Weg gehen. Die wirklich armseligen Kreaturen sind die, die an ihren hedonistischen Ansprüchen zerbrechen.

Hedonismus – Wikipedia

ich würd das nicht unbedingt gegenüberstellen und entsprechend bewerten. Keiner kann aus seiner Haut raus, der eine tut sich so leichter, der andere so.
 
Ich nehme mich jetzt nicht komplett aus. Doch wo nehmen bitte manche menschen diese überaus lange leidensfähigkeit her?
Ich meine, meine ehe hängt seit einem guten Jahr schief...und ich habe meine " Deadline", doch wenn ich des öfteren mitbekomme, wielange manche " mit nem Fünkchen Hoffnung" in für sie laut eigenen eigentlich untragbar Situationen ausharren können, fasziniert, erschreckt, beängstigt mich.
Wenn das lebenszenit schon lange erreicht wurde, zehn, zwanzig dreißig Jahre trotzdem wie ein hanswurst abgewartet wird, ob sich vielleicht nicht dich etwas ändert. Da wird gesudert, gejammert, das eigene leid heroisch wie ein orden auf der brust herumgetragen, ja vielleicht noch die eigene leidens-story drausgemacht, aber geändert wird nichts. Über jahre...
hart ausgedrückt denke ich, ab einem gewissen Alter ist es schon egal. Nehme ich an. Achja und zu ändern hat sich immer nur der Andere. Selber ist man die eloquente, vollkommen ausgereifte Persönlichkeit und dass der partner so ist wie man ist hat nur mit selbigen zu tun...
Jetzt erst erlebt im Freundeskreis meiner Eltern, aber schon des öfteren auch hier begegnet.
Wieso???
Wird das materielle was ja fraglos auch wichtig ist generell über den persönlichen Seelenfrieden gelegt? Hat man Angst den Partner danach zu vermissen? Weil man niemandem mehr hat, den schwarzen Peter zuzuschieben???
Manchesmal triggert mich das dermaßen an, mit der Angst einmal soo zu enden. Wobei meine Freunde mich auslachen und sagen dazu wäre ich viel zu frei in meiner brust...
Weils einfacher ist, zu jammern, wie schlimm und böse die anderen sind, als auf sich selbst hin zu schauen, einen Schritt zurück zu machen, und zu reflektieren, wer man eigentlich selbst ist und welchen Anteil man selbst am Scheitern der Beziehung hat.
Weils einfach ist, zu jammern, als sich seiner eigenen Ängste bewusst zu werden und sich ihnen zu stellen.
Weils einem etwas gibt, sich als "Opfer" des bösen, bösen Anderen zu präsentieren und weil man dann dadurch Zuwendung und Ansprache im Freundeskreis bekommt.
Und weil einem die materiellen Güter wichtiger sind als das eigene Glück im Inneren. Danke, Werbung!
Weil man das Lebens-Glück im Außen sucht und nicht im Innen, und weil einem nicht klar ist, dass jeder für sein Leben selbst die Verantwortung übernehmen muss. Weil der strahlende Prinz auf dem Schimmel oder die Prinzessin, die im Schloss schmachtend auf ihren Helden wartet, Kindermärchen sind - weil es niemanden gibt, der uns glücklich manchen wird, weil wir das nur selbst können.
 
Jeder, der in einer (vermeintlich unglücklichen) Beziehung ist wird seine Gründe haben, wieso er diese Beziehung führt.
Es mag Leute geben, die im Beisein der Freunde über die Beziehung jammern, weil sie sich selbst gern jammern hören oder was weiß ich - und am Ende des Tages ist es vielleicht gar nicht so schlimm.
Fakt ist, dass man als Außenstehender keine Beziehung beurteilen kann, das können nur die beiden Menschen, die diese Partnerschaft miteinander führen. Deshalb finde ich, dass es niemandem zusteht zu sagen "die sind nur noch aus Bequemlichkeit, Feigheit, wegen Geld zusammen".
Unabhängig ob die Partnerschaft glücklich ist oder nicht hat niemand das Recht, sie zu be- oder verurteilen. Natürlich neigen Menschen dazu, aber es ist einfach entbehrlich... denn wie gesagt, es wird Gründe geben, warum man zusammen ist. Was das für Gründe sind sollte nur das Paar etwas angehen.
 
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Weil man das Lebens-Glück im Außen sucht und nicht im Innen, und weil einem nicht klar ist, dass jeder für sein Leben selbst die Verantwortung übernehmen muss. Weil der strahlende Prinz auf dem Schimmel oder die Prinzessin, die im Schloss schmachtend auf ihren Helden wartet, Kindermärchen sind - weil es niemanden gibt, der uns glücklich manchen wird, weil wir das nur selbst können.
:up::up::up: unterschreibe ich....und hat Mensch dies und die daraus resultierende Freiheit einmal erfahren, gibts kein zurück mehr...wozu auch?
 
Weil es halt keine Garantie dafür gibt, dass das was nachkommt, besser ist! Und weil man das instinktiv auch weiss! Und weil nur eine geringe Anzahl von Menschen echte "AbenteurerInnen" sind.
 
Viele vergessen einfach, dass Beziehungen zu führen eine harte Arbeit ist.
Beiderseits! Wenn einer stagniert, sich andauernd selbst oder seine Arbeit oder seine Kinder oder Hobbies.. wichtiger nimmt, als den Partner, dann fängts schleichend an, einer leidet darunter.. Ist das falsch, Fehler zu machen? Nein, natürlich nicht, falsch ist es, diese Fehler nicht ein zu gestehen und sie permanent beim anderen zu suchen.. Niemand ist selbstverständlich und hat es verdient unter jemand anderen zu leiden.

Aber das Jammern hilft einfach nix, da muss ich selbst aktiv daran arbeiten, dass es wieder funktioniert oder wenn meine Schmerzgrenze erreicht ist, gehen.

Ziel ist es, als Team zu agieren und dabei nicht darauf zu vergessen, das jeder eine individuelle Einheit mit Bedürfnissen und einem Leben ist. Manche Leben sind halt durch die äußeren Umstände mehr ineinander verwoben und deshalb auch nicht so einfach im schnellverfahren zu lösen. Da steht dann viel auf dem Spiel, nicht nur finanziell, auch emotional und sobald da Kinder mit drin verwickelt sind, hat man noch eine größere Verantwortung. Wenns bei vielen auch besser ist, dass sie sich trennen, aber den Kindern zu liebe, sollte man sich trotzdem gut miteinander ausreden und versuchen positiv auseinander zu gehen.

Mir gefällt nicht, dass diese Komfortzone immer so negativ behaftet ist. Diese ganzen Motivationssprüche und oft auch diese direktvertrieb werbesprüche schmeißen mit dem "verlassen der Komfortzone" um sich.
Ich kann mich nicht mein Leben lang in Zonen bewegen die hart und herausfordernd und anstrengend sind, da gehst ja ein. Wo ist da die Erholungsphase?! Komfortable zu sein, ist ja was schönes - ruhig, gelassen, ein bequemes, relaxtes Leben zu führen, es zu genießen und dankbar zu sein für das was man hat.. Das is für mich Komfort!
Denn harte, kalte Schicksalsschläge kommen eh von allein.

Klingt alles natürlich schön und gut, die Umsetzung ist halt nicht so einfach, da spielen viele Faktoren zusammen. Das ist tagtäglich Arbeit und manchmal gelingts besser, manchmal schlechter.

Jede Beziehung betrifft sowieso nur 2 Menschen und da kann niemand hinein schauen aus welchen Gründen sie (noch) zusammen sind oder warum sie fremd gehen oder oder oder.
Darüber zu richten wäre zwecklos.
 
Ziemlich simpel zu erklären. Menschen sind gewohnheitstiere. Darum ist es auch so schwer aus erlernten Mustern auszubrechen. Das gewohnte gibt Komfort und Sicherheit. Und noch dazu laufen diese Prozesse völlig unbewusst ab.
 
Liebe Banderas
Deine tiefsinnige Frage löste bei mir einen Sturm von grauenhaften Assoziationen aus. Ich las zwar die fünf ersten Antworten, die alle von Frauen stammten, schon gestern Abend, beschloss jedoch, erst einmal darüber zu schlafen, und legte mich im Traum neben Dich. Ob und allfällig wie Du mich berühren würdest. wollte ich Dir überlassen. Und nun meine Antworten:
1. Eine unglaublich robuste Leidensfähigkeiten bewiesen nicht nur einzelne Menschen, sondern auch ganze Völker seit Jahrtausenden, weil andere keinerlei Mitgefühl entwickeln, sondern rücksichtslos nach ihrem Vorteil handeln. Die Leiden der bekriegten, gefolterten, versklavten, geknechteten, unterdrückten und verfolgten Menschen sind unbeschreiblich. Die Bösartigkeit auf der einen und die Leidensfähigkeit auf der anderen Seite scheint zum Wesen des Menschen zu gehören wie der aufrechte Gang. Damit umzugehen lernen viele schon von früher Kindheit an, wenn sie den Streit in der Familie erleben oder geschlagen werden. Die Erziehung der Kinder ist, da es diese zum Teil lebenslang konditioniert, von grosser Bedeutung.
2. Von ähnlicher Bedeutung kann die religiöse Beeinflussung sein: Buddhisten glauben das ganze Leben sei ein unaufhörliches Leiden, das es zu ertragen gelte und von Wiedergeburt zu Wiedergeburt weitergegeben würde, bis es gelänge, sich damit vollkommen abzufinden. In den monotheistischen Religionen straft Gott zwar auch, ist aber bei denjenigen, die an ihn glauben, gnädig. Speziell bei den Christen spielt zudem die Liebe die wichtigste Rolle: "Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen", schrieb Paulus in seinem berühmten 1. Brief an die Korinther (1. Korinther 13.13). Schade, dass so wenig, die sich Christen nennen, dieses "hohe Lied der Liebe" kennen und danach leben. Die Mitteleuropäer sind eben nicht mehr so stark von der Kirche indoktriniert wie im Mittelalter, ud viele haben ihr den Rücken zugekehrt.
3. Die Gründe für die oft kaum zu glaubende Leidenstoleranz sind individuell und situativ sehr verschieden. Die Nachkommen sowie der Wohlstand und die Beachtung, die ein Paar geniesst, mildern die Zwietracht eher als Kinderlosigkeit und Armut. Viele angeschlagene Ehen werden wahrscheinlich um der Kinder willen weitergeführt, und um den guten Ruf und den gesellschaftlichen Status der Familie zu wahren.
4. Verschiedene Ängste und die Befürchtung materieller Einbussen erhalten ebenfalls manche gescheiterte Ehe formell, besonders wenn sich die sexuellen Bedürfnisse ausserehelich befriedigen lassen.
5. Es scheint, dass die klassische Ehe und die sexuelle Treue auf Lebenszeit immer mehr durch andere Verbindungsformen verdrängt werden wird.
 
Zu der Leidensfähigkeit meiner Eltern kann ich sagen, dass ich da nur Streit kennengelernt habe. Ich hatte keine Eltern, die Hand in Hand im Alter gegangen sind oder sich mal umarmt haben. Nein, ich hatte Eltern, die ständig im Clinsch lagen. Das hat natürlich auch auf uns Kinder abgefärbt. Ich kann nur sagen, sie haben es nicht besser verstanden, damals, sie sind zu keiner Eheberatung gegangen, haben Haus und Kinder zusammenhalten wollen. Deshalb haben sie ausgeharrt das ganze Leben und waren dabei unglücklich. Mein Vater ist dann mit nicht mal 56 an Krebs erkrankt und mit fast 61 verstorben. Ausharren in solchen extremen Leidenssituationen macht krank!
 
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Gerade die Kinder nehmen Komfortverlust sehr übel. Wenn sie dann mit Alleinerziehermama in einer Kleinwohnung hocken, die Familienkutsche weg ist, Familienurlaub gestrichen wurde und Schmalhans Küchenmeister ist... :D

Ich kann hier aus eigener Erfahrung sprechen und Dir mal mein Empfinden als Kind mitteilen: Wir hatten ein großes Haus mit Sauna, Fitnessraum und großem Swimmingpool im riesigen Garten. Ein Paradies für jedes Kind würde man wohl meinen, aber für mich war es dies nicht. Meine Eltern haben sich überhaupt nicht verstanden, es wurde ständig gestritten und zu Hause herrschte eine emotionale Eiseskälte zwischen meinen Eltern. Obwohl sich meine Eltern durchaus bemüht hatten nicht direkt in meiner Anwesenheit zu streiten, hat dies bei weitem nicht immer funktioniert und Kinder bekommen weitaus mehr mit als Eltern wahrhaben wollen! Ich habe mir bereits als Kind und dann noch mehr als Teenager gewünscht meine Eltern würden sich trennen und ich wäre mit meiner Mutter SEHR GERNE und SOFORT in eine kleine Wohnung gezogen. Nichts hätte ich mir mehr gewünscht als das, einfach um der Harmonie, der Ruhe und des Friedens willen! Was bringt denn ein großes Haus mit allen Annehmlichkeiten, wenn man die Eltern immer streiten hört, eine emotionale Eiseskälte zwischen ihnen herrscht und man die meiste Zeit ohnehin in seinem Kinderzimmer verbringt, um davon so wenig als möglich mitzukriegen? Irgendwann folgte dann zum Glück tatsächlich endlich die Scheidung, die ziemlich reibungslos verlief. Mein Vater hat das Haus behalten, meine Mutter wurde entsprechend ausbezahlt und sie ist dann in eine Wohnung gezogen, in der sie von Anfang an sehr glücklich war und es noch immer ist. Niemals hätte sie ihre Wohnung gegen ihr vorheriges Leben eintauschen wollen. Mein Vater hat weiter im Haus gelebt und irgendwann eine neue Frau kennengelernt, die dann dort eingezogen ist und mit der er weitaus mehr harmoniert hat. Es haben dann also alle davon profitiert.
 
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