Interessante Sichtweisen, teilweise sehr gegensätzlich.
Mir geht's aktuell vor allem um das "Konstrukt an sich" (klingt cool theoretisch, stimmt's?
) - den Stellenwert, den "Liebesentzug" innerhalb von Beziehungen generell haben kann, besonders dann aber im Zusammenhang mit D/S- bzw. Erziehungsspielchen.
Aus meiner Sicht bedeutet Liebesentzug (oder die Androhung davon) vor allem die Zerstörung des aufgebauten Vertrauensverhältnisses. Sprich: Beziehung - Liebe - Zoff - einer wendet sich ab, ist nicht mehr "greifbar". Aus dem ersten Zorn heraus: verständlich, passiert mir auch, konnte mein Mann überhaupt nicht gut ertragen. Also: reden. Erklären: "Ich kann jetzt nicht, laß uns das Reden auf später verschieben, ich bin jetzt zu wütend/traurig/was auch immer dafür." - also Bestätigung: ich lieb dich, auch wenn ich dich grad an die Wand schmeißen möchte.
Das Vertrauen darf nicht erschüttert werden, wenn also hinter Schweigen, Rückzug, Ignoranz tatsächlich die Drohung steckt, den Partner fallen zu lassen, dann ist es das, was ich Liebesentzug nenne. Ich denk mal, es wird für viele Partnerschaften ein Problem, wenn man nicht dann, wenn man unaufgeregt und einander zugewandt ist, sich gegenseitig klar macht, was welche Reaktionen zu bedeuten haben - ich bin als Knallfrosch schnell mal bei der Tür raus, rede nicht und verweigere den Blickkontakt. Für MICH bedeutet das lediglich: muß erstmal wieder runter vom Dampf, bevor ich Schlimmeres sage und den Partner damit wirklich verletze, gesagte Worte kann man ja nicht einfach wieder zurücknehmen. Also: mag aussehen, wie Liebesentzug, isses aber nicht, ich denk daß im Lauf des Kennenlernens solche Dinge entweder geklärt und verstanden werden müssen, sonst leidet der Teil, der sich dann ungeliebt und von Verlust bedroht sieht, völlig unnötig. Kann ja nicht Ziel einer Beziehung sein, ne?
Wie auch immer, im Zusammenhang mit D/S taucht das irgendwie potenziert auf, hab ich den Eindruck. Man spielt dabei natürlich mit Machtgefälle, mit Druck oder Strafen, wie auch immer. Löst Emotionen aus, natürlich - soll's ja auch. Voraussetzung ist hier dann doch Vertrauen (jajaja, ned nur für'n Arschfick!) - sich von jemandem toppen lassen, den man weder respektiert noch dem man Vertrauen entgegenbringt macht ja keinen Sinn (soll's aber auch geben, hab ich zu meinem Erstaunen gelesen - für mich jedenfalls ohne Vertrauen nicht vorstellbar). Also: Nähe, Vertrauen wird aufgebaut, um dann in bestimmten Situationen den Verlust genau dieses Beziehungsfundaments anzudrohen oder als Strafe einzusetzen.
Das ist der Teil, der mich interessiert. Meine Auffassung dazu eben: geht nicht, jedenfalls was mich betrifft. Jemanden, der sich von mir abwendet, lasse ich ziehen.
Aber ich frage mich trotzdem: wie könnte "Liebesentzug" als Bestrafungsinstrument eingesetzt werden, ohne daß es zerstörerisch wirkt? Schweigen, der Entzug von Aufmerksamkeit, sagen: "Da ist die Tür, komm nicht wieder" (um das dann wieder zurückzunehmen nach dem Spiel)?
Ich sehe keinen großen Unterschied zu "normalen Beziehungen" außer vielleicht dem, daß D/S u.U. stärkere Emotionen auslöst, je nachdem mit welchen Grenzen eben gespielt wird.