Interessantes Thema.
Also hier wird vieles geschrieben, mit dem ich persönlich ganz andere Erfahrungen gemacht habe. Ich habe eine dev-maso Neigung - bislang aber so gut wie gar nicht ausgelebt.
Kindheitstraumen hatte ich in dem Sinne keine - jedenfalls kann ich mich nicht daran erinnern. Ich kann mich nur daran erinnern, daß ich mich mal als Kind vor einer Verwandten vor dem Baden ausziehen mußte. Was mir extrem peinlich war und ich irgendwie eine Blockade aufgrund von Scham hatte - sie aber drauf bestand und böse wurde.
Ansonsten fällt mir noch meine Mutter ein, die doch eine recht dominante Rolle einnahm - allerdings eher in dem Sinne, alles zu wissen, was für mich am besten ist, über alles bescheid wissen, was ich tue bzw. mir zu sagen, was ich wie zu machen habe. Manche werden sagen eine typische Mutter.
Besonders in zweiterem Umstand sehe ich große Parallelen zu anderen subs - zumindest männlichen. Wobei es vielen gar nicht bewußt ist, daß sie diese Neigung überhaupt haben. Im Grunde treten sie aber einer Frau schon im Alltagsleben gegenüber devot auf. Was jetzt nicht heißt, daß sie jeder Frau vor die Füße fallen, aber sie tun zumindest alles, damit sie sich in keiner Form belästigt fühlt. Mit anderen Worten: Da fehlt jede Sexualität und die Damen nehmen sie daher auch nicht als sexuelle Wesen war, sondern bestenfalls als Freund.
Und ich habe das gerade in letzter Zeit wieder beobachtet - bei den Männern macht derjenige den Stich, der am aufdringlichsten und sexuellsten (kann es nicht besser ausdrücken) an eine Frau herangeht. Das kann noch so unmöglich wirken, aber die überwiegende Anzahl der Damen hat wohl eine gewisse Naturdevotheit sich dem "Alpha-Männchen" zu unterwerfen. So sehe ich jedenfalls das allgemein gängige Prozedere.
Ich sehe das alles mittlerweile völlig wertfrei - aber man kann mir jetzt erzählen, was man will - es IST so.
Zurück zu mir selbst:
Bei mir ist es so, daß ich mich (offenbar auch im Gegensatz zu den angesprochenen Männern) mehr für Sex interessierte und mehr in mich hineinhörte und dadurch meine Neigungen aufspürte.
Das habe ich zunächst darin bemerkt, daß ich auf herkömmlichen Weg
null "Erfolg" bei den Frauen hatte. Am Anfang hat mich das genervt, doch andererseits kam ich immer mehr drauf, daß es mir weder irgendetwas gibt und ich auch nicht so sein will geschweige denn kann wie Otto-Normalmann. Und das fängt bei mir z.B. schon damit an, daß ich weibliche Reize und Signale ganz anders verarbeite als herkömmliche Männer - also nicht dassobligatorisch "ich will Dich - sorry - bumsen" auslöst.
Spätestens jetzt werden die meisten sagen - na bumm, der ist aber schräg gepolt, hat null Selbstvertrauen und braucht einen Therapeuten.
Das halte ich vor allem aus heutiger Sicht für schwachsinnig. Ich habe mein normales Leben eigentlich immer gut auf die Reihe gekriegt - vor allem auch beruflich. Und meine Neigung hat mich eigentlich immer nur auf sexueller Ebene begleitet.
Nun - ich war über mehrere Jahre in mehreren Therapien - auch, weil ich mir eingebildet habe, ich müßte jetzt sein wie jeder andere Mann eben auch (andere troubles hatte ich auch wie Ängste und Depressionen). Zu Beginn der ersten Therapie wurde mir gesagt, daß mir quasi männliche Anteile fehlen und es wurde mir bis zum Erbrechen erklärt, was ich alles an mir ändern müßte. Das hat aber nicht geklappt und konnte es auch nicht. Wie auch immer - nach der letzten Therapie ist es mir so schlecht gegangen wie nie - ich habe kaum einen Fuß vor den anderen bekommen.
Signifikant war, daß ich es zwar "geschafft" habe den einen oder anderen näheren Kontakt zum anderen Geschlecht herzustellen - es aber ausnahmslos so war, daß es sich entweder um Damen handelte, denen Sex nichts bedeutete oder um dominante Damen, die diese Neigung aber nicht ausleben konnten, wollten oder überhaupt erkannten (wobei es aber ganz offensichtlich war, daß sie diese in sich hatten - das war teilweise auch daran ersichtlich, daß sie mit Otto-Normalmann überhaupt nicht klarkamen, der sie natürlich immer zu dominieren versuchte).
Mir selbst wurde jedenfalls immer mehr klar, daß ich mich so akzeptieren sollte, wie ich bin und wie ich fühle. Mit der Neigung ist es so wie mit Ängsten: Wenn man dagegen kämpft, dann macht man sie nur stärker.
Ob ich jetzt irgendein Erlebnis damit aufarbeite weiß ich nicht. Kann ich mir allerdings nicht vorstellen, denn in den Therapien wurde derart viel zerpflückt, analysiert und versucht zu verändern, ohne, daß unter dem Strich irgendetwas für mich gewinnbringendes dabei herausgekommen wäre.
Die zweite Erkenntnis war die, daß ich mich als totalen Kontrollfanatiker entlarvte - in vielen Bereichen des Lebens vor allem über mich selbst. Ängste z.B. sind für mich heute nichts anderes als Kontrolle haben zu wollen. Deshalb sehe ich meine Neigung irgendwie als Ventil loszulassen, denn die sub-Rolle ist ja nichts anderes als sich fallenlassen oder loslassen. Hier könnte man wieder einen Zusammenhang mit der Kindheit sehen, denn hier hört man (auch ich) man ja allzu oft "reiß Dich zusammen", "so kannst Du das nicht machen" usw. - was nur eines bewirkt, nämlich sich selbst zu kontrollieren.
Schade finde ich, daß man (und da bezieh ich mich ein) diese Neigungen eigentlich nicht geeignet ausleben kann. Ich meine, ich weiß, daß ich weder mit einer "herkömmlichen" Frau glücklich werde, noch sie mit mir.
Aber es ist auch leider so, daß es in diesem BDSM-Bereich wahnsinnig viel Spinner gibt - doms wie auch subs. Doms, die meinen devot heißt blöd oder subs, die eigentlich doms sind, weil sie Wunschlisten ausarbeiten oder sich allem zu Füßen werfen, was Stiefel trägt.
Gefühl spielt scheinbar überhaupt keine Rolle, weil doms offenbar davon ausgehen, daß Gefühle und Zärtlichkeit für einen sub kein Thema sein können oder 365 Tage im Jahr keine eigene Meinung zu irgendetwas entwickeln kann.
Mit der ganzen SM-Szene, SM-Studios und Spielbeziehungen kann ich jedenfalls nicht wirklich etwas anfangen. Für mich ist das eine Sache von höchstem Vertrauen und Hingabe, die ich niemand gegenüber leisten kann, den ich 10 Minuten kenne.
Und selbst wenn sich 2 finden, die im wesentlichen gleiche Ansichten haben, so ist es oft schwierig, das auch auszuleben (weil Gefühle im Weg sind, der Kontrollzwang "zuschlägt" usw. usw.).
Insgesamt aber wie gesagt ein sehr interessantes Thema, das mich auch schon viele Jahre beschäftigt. Für mich selbst habe ich noch keinen geeigneten oder besser idealen Weg gefunden.