Sex. Gedanken zur Zukunft...

M

Gast

(Gelöschter Account)
Auf einer längeren Autofahrt heute Vormittag habe ich mir ein paar Gedanken zum Umgang der Menschen mit Sex heutzutage gemacht und wie es denn weitergehen wird, oder könnte.

Blicken wir mal zurück: Sex war etwas was hauptsächlich im Finsteren und unter der Bettdecke stattfand. In einer Ehe im Optimalfall dann wenn beide es gerade wollen, aber zumindest immer dann wenn der Mann es will. Irgendwelche "Praktiken" wie Oralverkehr haben wahrscheinlich nur im Kopf oder bei käuflichen Damen stattgefunden.

Dann kamen die 60er und mit ihnen die Hippiebewegung. Love and Peace. Alles wurde schrittweise lockerer, die Anti Baby Pille wurde erfunden, die Kirche mit ihren gepredigten Moralvorstellungen verlor schwer an Bedeutung. Erstmalig seit fast 2000 Jahren lösten sich die Frauen aus der Abhängigkeit der Männer (Beruf, Familie, Haushalt etc.) und nahmen das Ruder selbst in die Hand, entdeckten quasi ihre Freiheit & Sexualität neu. Die erste, befreiende, sexuelle Revolution!

Zum Ende der 90er Jahre revolutioniert eine neue Technologie die Welt und läutet meiner Meinung nach die 2. sexuelle Revolution ein: Das Internet!

Plötzlich können Menschen quer über den Globus in Bruchteilen von Sekunden miteinander komunizieren. Das Prinzip des Sich-kennen-lernens wird auf den Kopf gestellt! War es früher: Erst sich real kennenlernen, dann zusammen ins Bett gehen und vielleicht später über seine intimen Wünsche oder Neigungen dem anderen sich öffnen so heißt es heute: Sich erst virtuell über Sex, Neigungen, Vorlieben unterhalten, den anderen in sein innerstes blicken lassen, und dann erst real kennenlernen.
Wenn jemand früher Lust empfand wenn er ans Bett gefesselt ist so konnte er diesen Trieb meistens nur bei einer Domina ausleben. Die Frau/Freundin hätte ihn möglicherweise für verrückt und pervers erklärt. Heute: Ein paar Mausklicks und innerhalb von Sekunden findest du hunderte Gleichgesinnte mit denen du dich austauschen kannst, die sozusagen ein Netzwerk bilden. Und wenn du sie real kennenlernst wirst du feststellen das es nicht irgendwelche durchgeknallten Typen sind. Nein, es sind "ganz normale" Leute.

Wie wirds weitergehen?
Macht uns diese neue Freiheit glücklicher? Befreit sie uns und unsere Nachkommen wirklich?
Oder macht sie uns zu Getriebenen die einem Highlight nach dem anderen hinterherhecheln? Die versuchen alles noch zu toppen?

Sorry für die ewig lange Schreiberei aber eure Meinung würde mich mal interessieren.

cu
Lucky

PS: Anlaß für diese Gedanken ist ein befreundetes Pärchen die angeregt durch meine Erzählungen über Swingerclubs jetzt am Wochenende quer durchs Land fahren und sich mit Swingerpärchen treffen und sich nebenher wundern das sie ständig "ganz normale" Pärchen treffen :mrgreen:
 
...Und wenn du sie real kennenlernst wirst du feststellen das es nicht irgendwelche durchgeknallten Typen sind. Nein, es sind "ganz normale" Leute....
:mrgreen: Real hast mich noch nie getroffen... oder?

Zum Thema:
Ich finde eigentlich nicht, daß sich das "Kennenlernen" ansich geändert hätte. Sicher manche finden sich über` s Internet, was aber meiner Meinung nach die absolute Minderzahl ist. Der Rest wie gehabt, Disko - Flirten - Poppen...:cool:

Was die Aufgeschossenheit angeht mußte ich pers. feststellen daß die gewaltig gestiegen ist.

Duffy
 
Das Internet bietet schon viele Möglichkeiten. Heute jemanden für gewisse Stunden zu finden ist dadurch sicherlich leichter, eine Freundin zu finden mit der man über gewisse Stunden hinaus ein ganzes leben verbringen will, ist glaube ich übers Internet genau so schwer(oder leicht, ansichtssache ^^) wie durchs Fortgehen(Disco ect.).

Ich denke schon das die "Freiheit" die Menschen glücklicher macht, das einzige Problem ist meiner Meinung nach die Gesellschaft im allgemeinen, viele machen diese Dinge doch in der nachbarschafft wissen meist nur wenige davon, und wenn da mal was an die öffentlichkeit kommt dann ist es schon fast wie ein verbrechen, wenn zB eine Frau ihren Körper für Geld verkauft oder wenn Leute in Swingerclubs gehen. Die Gesellschafft (im Kollektieven Sinne) könnte da ruhig noch etwas tolleranter werden(soll nicht bedeuten das jetzt jeder mit jedem vögeln soll:mrgreen: ). Sex ist etwas schönes und wenn jemand mehr spaß darann hat, dann sollte er/sie dafür nicht gleich so verurteilt werden.

mfg:D
 
Blicken wir mal zurück: Sex war etwas was hauptsächlich im Finsteren und unter der Bettdecke stattfand. In einer Ehe im Optimalfall dann wenn beide es gerade wollen, aber zumindest immer dann wenn der Mann es will. Irgendwelche "Praktiken" wie Oralverkehr haben wahrscheinlich nur im Kopf oder bei käuflichen Damen stattgefunden.

Dann kamen die 60er und mit ihnen die Hippiebewegung. Love and Peace. Alles wurde schrittweise lockerer, die Anti Baby Pille wurde erfunden, die Kirche mit ihren gepredigten Moralvorstellungen verlor schwer an Bedeutung. Erstmalig seit fast 2000 Jahren lösten sich die Frauen aus der Abhängigkeit der Männer (Beruf, Familie, Haushalt etc.) und nahmen das Ruder selbst in die Hand, entdeckten quasi ihre Freiheit & Sexualität neu. Die erste, befreiende, sexuelle Revolution!

Ich glaube da blickst du einfach ein wenig zu wenig weit zurück:

Denk' mal an die "wilden 20er" da ist es auch schon ganz schön rundgegangen,nur gab es damals noch nicht diese Medienlandschaft um das zu verbreiten.

oder noch weiter zurück:
Frankreich in der Zeit der Revolution!

noch weiter:
Die Römer in der Antike?

Ich bin eher der Meinung daß die sexuelle Freizügigkeit schon immer vorhanden war jedoch immer wieder mal von Perioden der Prüderie (ausgelöst von sog. Moralisten oder auch "Religionsführer" genannt) unterbrochen wurden.
 
Ich bin da ziemlich beim Fremdgeher. Freizügige Zeiten hats immer wieder mal gegeben, einfach, weil es immer freizügige Menschen gibt. Aber eben auch prüde und dann ist wahrscheinlich ausschlaggebend, wer grad die Oberhand hat. ;)
 
Ich bin da ziemlich beim Fremdgeher. Freizügige Zeiten hats immer wieder mal gegeben, einfach, weil es immer freizügige Menschen gibt. Aber eben auch prüde und dann ist wahrscheinlich ausschlaggebend, wer grad die Oberhand hat. ;)

Ich denke die Zukunft des Sexes wird sehr davon abhängen wie sich die Frage der Geschlechter entwickelt.

Zur Zeit gibt es einerseits die "freizügige Strömung", die den Frauen die Lust am Sex zuspricht, die keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern sieht, die das Leben bejaht (z.B.:Emanzipatorische Bewegungen, Prostituierten Gewerkschaften, vielleicht sogar dieses Forum ;) )
Dagegen arbeiten die konservativen männerdominierenden Strömungen, die Hierarchie, Krieg und ein Leben im Jenseits als Ideal ansehen. Fast immer wird dies mit einem religiösem Fetisch verbunden (z.B.:Allah, Gott, Autos). Bei diesen ist der Mann das dominierende (natürlich gottgegeben), die Frau hat zu gehorchen. Sie ist Mittel zum Zweck der Befriedigung des Mannes.

Was die Lust und den Sex betrifft, wird er entweder frei und gleichberechtigt, oder eingesperrt und nur dominanten Männern vorbehalten sein.
Ich hoffe ersteres wird sich durchsetzen.

Ausführlich wird dies in dem sehr spannendem Buch "Kelch und Schwert: Unsere Geschichte, unsere Zukunft" von Riane Eisler besprochen. Darin geht es um die Archeologie der Beziehung zwischen Frau und Mann. Jeder in diesem Forum sollte das lesen, und ihr wünschet Euch alle im Kreta vor 5.000 Jahren zu leben ;)
 
Ich bin eher der Meinung daß die sexuelle Freizügigkeit schon immer vorhanden war jedoch immer wieder mal von Perioden der Prüderie (ausgelöst von sog. Moralisten oder auch "Religionsführer" genannt) unterbrochen wurden.
Ich bin da ziemlich beim Fremdgeher. Freizügige Zeiten hats immer wieder mal gegeben, einfach, weil es immer freizügige Menschen gibt.

Ich weiß nicht ........ ich hab mich ja nicht wirklich intensiv mit diesem Thema auseinander gesetzt, aber soweit ich informiert bin, ist sexuelle Freizügigkeit doch eine sehr individuelle Angelegenheit. Da gibt es so viele Abstufungen, auch unter den "Prüden" zum Beispiel - jeder ist ja auf andere Weise prüde.

Ich zum Beispiel bin nicht wirklich prüde. Reden kann man mit mir sowieso über alles, mich interessiert auch sehr viel, was mit Sex zu tun hat (auch ausgefallene Praktiken zum Beispiel), da unterhalte ich mich gerne mit Menschen mit entsprechenden Neigungen.
Ich lass' auch sehr viel mit mir machen, wenn man es nur versteht, mein Interesse zu wecken. Aber aus meinem Verlangen heraus gesprochen: ich muss es nicht haben, ohne dabei das Gefühl zu verspüren, etwas zu versäumen.

Nein - ich glaube ganz einfach, dass es immer schon in den diversen Schlafzimmern wild her gegangen ist. Worin ich eine gravierende Änderung zu früheren Zeiten sehe, das ist das Abhandenkommen von Werten, und das sind vor allem die Möglichkeiten der modernen Kommunikationsmittel.

Auf der einen Seite erlauben Medien und gerade das Internet einen weltweiten Erfahrungsaustausch sowie Zugriff auf Informationen in Sekundenschnelle.

Auf der anderen Seite sind Begriffe wie Anstand und Intimität heute nicht mehr extrem nachgefragt, was ich persönlich schade finde. Anstand verhindert nämlich nicht sexuelle Aufgeschlossenheit, er würde aber eigentlich verbieten, Begebenheiten aus dem Intimleben an Dritte weiter zu erzählen. Das wird mir immer schmerzhaft in Erinnerung gerufen, wenn ich den einen oder anderen "Erfahrungsbericht" in Zusammenhang mit Prostituierten lese, wo ja die Intimsphäre der jeweiligen Damen auf das Gröbste verletzt wird, und das oft mit einer Wortwahl, die den Schluss zulässt, dass der Berichterstatter nicht nur keinen Anstand sondern auch keinen Charakter hat.

Mich wundert nicht, dass die besonders "Aufgeschlossenen" auf das Wort "Moral" reagieren wie der Teufel auf das Weihwasser, weil sie in diesem fadenscheinigen Angriff die beste Verteidigung ihrer wertelosen Lebensweise sehen.

Dabei verhindert auch Moral nicht die sexuelle Aufgeschlossenheit, denn nicht jeder, der sich unter dem Begriff Moral etwas vorstellen kann, wird dadurch automatisch in seinen sexuellen Freiheiten eingeschränkt. Er wird diese sexuelle Freiheit viel eher auf eine Art ausleben, die sich den Grundwerten der Ethik nicht verschließt, und wird zum Beispiel auch im Umgang mit Prostituierten die Würde seines Gegenüber achten und respektieren.

Und dem Fremdgeher sei noch gesagt, dass nicht jeder Mensch, dem Moral etwas bedeutet, automatisch ein Moralist ist. Und dass so genannte Moralisten auch Religionsführer genannt werden, ist schlichtweg ein Unsinn.

Meint der Steirer :)
 
Ziggy meint:
sexuelle Aufgeschlossenheit, wie hier im Forum, ist sicher häufiger, aber nicht die Regel. Der wirklich krasse Unterschied ist in meinen Augen, wie junge Leute mit Sex umgehen. Und das hat sich in so fern gewandelt, dass diese "kids" einen unmittelbarerern Zugang zu Sexualität haben, als ich z.B. in meiner Jugend. U.a.. durch Internet, Medien, whatever.

Andererseits, und das stimmt mich froh - ich habe viele wirklich gute Freunde, die grad erst so 20 rum sind...und das, was in jedem Menschen steckt, ist der unendliche Wunsche nach einem "soulmate", diese romantische Hoffnung auf Liebe, Nähe, Vertrautheit. Und daran wird keine Cyberworld, keine noch so ausgefeilte Technik oder sonst was ändern - der Wunsch nach dem einzigen "Du", mit dem man Träume, Wünsche, Gedanken, Leid und Hoffnungen teilt.

Und so gesehen - was auch immer passiert...es wird immer Menschen geben, die alles für die Liebe tun.

Und all denen drück ich heut schon alle Daumen :daumen:
 
Mich wundert nicht, dass die besonders "Aufgeschlossenen" auf das Wort "Moral" reagieren wie der Teufel auf das Weihwasser, weil sie in diesem fadenscheinigen Angriff die beste Verteidigung ihrer wertelosen Lebensweise sehen.

Ich bin mit allem was du schreibst absolut einverstanden, bis auf diesen Satz da oben. Ich meine das sexuelle Freizügigkeit und "wertelose Lebensweise" einfach 2 verschiedenen Dinge sind.

Ich kenne Paare die freizügigen Sex (was immer man darunter verstehen mag) praktizieren und gleichzeitig 2 Kinder zu Hause haben. glaubst du das diese Leute kein "Werte" haben?
 
Vielleicht sehen wir was völllig anderes, wenn wir an freizügig und prüde denken, Steirer. Ich seh nicht automatisch irgendwelche Gruppensexorgien vor mir, bei der die einen begeistert mitmachen und die anderen sich vor Ekel abwenden.

Ich hab dabei eigentlich eher an die Einstellung gedacht. Und prüde heißt für mich einfach, dass jemand zB meint, Sex nur in der Ehe, versteckt zu Hause und nur mit dem Ziel, ein Kind zu zeugen.

Prüde sein ist für mich mehr Ansichtssache als Tun oder Nichttun, wobei sich die Einstellung natürlich auch aufs Tun auswirkt, ganz klar. Ich denke aber zB auch automatisch an Toleranz - jemand, der prüde ist, ist selten tolerant. Und wenn, dann würde ich ihn nicht unbedingt als prüde bezeichnen, sondern als konservativ, was für mich weniger negativ behaftet und absolut okay ist. Ich hab zB so eine konservative Freundin: wird rot, wenn man über Sex redet, erzählt nichts von ihrem Sexualleben und wenn, dann erfährt man, dass sich da nicht so viel abspielt ... aber sie lässt alle anderen machen, was sie wollen.

Das ist für mich halt eben schon ein Unterschied.

Was den Moraldiskurs betrifft, geb ich dir natürlich recht. ;)
 
Wie wirds weitergehen?
Macht uns diese neue Freiheit glücklicher? Befreit sie uns und unsere Nachkommen wirklich?
Oder macht sie uns zu Getriebenen die einem Highlight nach dem anderen hinterherhecheln? Die versuchen alles noch zu toppen?
Ich denke, die Freiheit macht uns dann glücklicher, wenn man sie gemeinsam ausleben kann und will. Man muss ja nicht. Befreien tut sie mMn insofern, als dass man sich heute mehr öffentlich traut, Sex zu erleben oder drüber zu reden gegenüber früher. Ohne gleich "gebrandmarkt" oder aus der Gesellschaft verstoßen zu sein.

Ansonsten sehe ich nicht wirklich, dass es die Kids heute viel leichter hätten. Jemanden über´s Internet kennenzulernen mag zwar leichter sein, aber das "Danach" ist immer noch gleich schwer, wie es zu meiner Jugendzeit war. Ich denke mal, es ist ein Prozeß der eigenen Reife, wann man wie mit Sexualität umgeht.

Und es kann diese Freiheit auch unglücklicher machen: wenn man eben versucht, immer Neuem hinterherzuhecheln und uU den jetzigen Sex schon nimmer wirklich genießen kann, weil man zuviel denkt oder zuviele Erwartungen stillen will.
 
Erstmals: Super Thread Lucky! :daumen:

Viele interessante und Meinungen - im Ansatz gut beschrieben - auch bezüglich der Freizügigkeit, die für mich erst durch die Entwicklung der Weltreligionen mehr oder weniger eingeschränkt wurde.

Ganz schön und passend, vor allem aber berührend, finde ich diese Aussage:

..und das, was in jedem Menschen steckt, ist der unendliche Wunsche nach einem "soulmate", diese romantische Hoffnung auf Liebe, Nähe, Vertrautheit. Und daran wird keine Cyberworld, keine noch so ausgefeilte Technik oder sonst was ändern - der Wunsch nach dem einzigen "Du", mit dem man Träume, Wünsche, Gedanken, Leid und Hoffnungen teilt.

Und so gesehen - was auch immer passiert...es wird immer Menschen geben, die alles für die Liebe tun.

Und all denen drück ich heut schon alle Daumen :daumen:
 
@Alex.at: Bin da mit dir absolut einer Meinung.

Das was der Ziggy da schreibt ist die Quintessenz, das pure, reine Destillat aus der ganzen Geschichte.:daumen: :daumen: Auch wenn die "ganz harten Hunde" über sowas romantisches nur müde lächeln (fraglich obs die ganz harten Hund' überhaupt gibt?:roll: )
 
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