Sehr trefflich formuliert, daß Dir Allgemeinbildung trotz ---gymnasiums fremd geblieben ist und Du ein Mensch der Ausbildung bist.
Latein hat Dir beim Lernen moderner Sprachen deswegen nichts geholfen, weil Du Dich durchquälen mußtest und daher nach Ablegen der letzten Prüfungen, für die Latein nützlich war, die Synapsen radikal unterbrochen hast (sei es durch Verdrängen, sei es durch einen Vollrausch), sodaß sie später nicht mehr brauchbar zur Verfügung standen.
Natürlich ist für den, der sich an Bemmerl erfreut ein großer Bem einfach zuviel des Guten und er hält diesen - alleine schon als atavistische Abwehr eines Selbsteingeständnisses für "an Schaß".
Dieselbe bildungsfeindliche Argumentation ist älter als 50 Jahre, schon im Alten Ägypten hat den Wert der Bildung diskutiert. Schon damals hat man erkannt, daß Bildung eben das ist, was über das Nützlichkeitsdenken weit hinausreicht und deswegen nicht von allen verstanden werden kann. Per aspera ad astra meint auch, daß die, die in aspera verharren, weil es ihnen beispielsweise genügt, eben nicht ad astra gelangen.
Im Übrigen haben Säue bisher immer nur fressen gelernt.
Interessante Antwort.....
aber zuerst: Bist du Österreicher?? Denn deine "Übersetzung" oder Interpretation des "Bemmerl" lässt darauf schliessen, dass nicht......
siehe:
http://www.ostarrichi.org/wort-2217-at-Bemmerl.html
Also mit einem "grossen Bem" hat das Bemmerl im österreichischen wirklich sowas von NIX zu tun......
But now to something completely different - wie Monty Python zu sagen pflegt:
Bildung ist für mich etwas "Lebendiges", etwas das sich ändert und praktisch andauernd neu definiert werden sollte (muss).
Vor Galileo war "Bildung", unter anderem, zu wissen, dass sich die Erde im Zentrum des Universums befindet. "Bildung" war auch lange Zeit hauptsächlich auf Religion und Geisteswissenschaften spezialisiert, ganz einfach weil die Naturwissenschaften für (ebenfalls) lange, lange Zeit einfach unterdrückt wurden. "Bildung" war, die Bibel zu kennen, sie am Besten in Latein, Hebräisch und Griechisch lesen zu können und auch zu "wissen" wie man sich verhalten muss, um ins Reich Gottes zu gelangen. "Bildung" wurde hauptsächlich in Klöstern und angeschlossenen Klosterschulen vermittelt.
Ebenfalls war es für einen ziemlich langen Zeitraum absolut möglich, mehr oder weniger das gesamte "Weltwissen" sich anzueignen. Physik, Chemie, Medizin, Mathematik, Geschichte, Geographie, Pharmazie, Wirtschaft, Geologie, Technik usw.....alles steckte noch in den Kinderschuhen. Nur als Beispiel: Schon vor über 2000 Jahren sagte Demokrit, dass die Materie aus Atomen besteht und doch dauerte es dann bis ins 17/18. Jahrhundert, bis "das Wissen" darüber erweitert wurde. Und bis dahin war eben "Bildung" zu wissen, dass es Atome gibt. Heute ist alleine das gesamte Wissen über das Atom nicht mehr allgemein vermittelbar. Es gibt Wissenschftler die verbringen ein ganzes Leben damit, ein Teilchen des Atoms zu erforschen und zu untersuchen. Nun, wer entscheidet, wieviel dieses "Wissens" zur "Allgemeinbildung" gehört??
Was ich sagen will:
Was an Schulen unterrichtet wird, sollte immer an die jeweilige Zeit angepasst werden. Ich glaube einfach, dass es heute wirklich nicht mehr notwendig ist, Latein zu lehren. Und - Gott sei Dank - sehe ich ja jetzt bei meinen Nichten, dass dem auch nicht mehr unbedingt so ist. (Ich liebe Dative!!) Eine lernt mittlerweile Englisch, Französisch und Spanisch, die Andere Englisch, Russisch und Chinesisch. Und ich wäre einfach froh gewesen, wenn es diese Wahlmöglichkeiten bereits zu meiner Zeit gegeben hätte!
Epilog: Ich würde NIE den Wert von Bildung bestreiten. Bildung ist das Wichtigste in unserem Leben! Und eine gute Allgemeinbildung hilft mehr oder weniger in allen Lebenslagen. Doch ich wage zu behaupten: Allgemeinbildung war und ist immer wieder neu zu definieren. Und ob im 21. JH es wirklich noch des Lateins bedarf um asl gebildet zu gelten, wage ich zu bestreiten! "epuur si muove" - in diesem Fall nicht die Erde sondern die "Bildung"!