Ein Rollenspiel findet auch statt, wenn jemand nicht switched. Ansonsten wäre es kein BDSM mehr, aber egal.
Aha... das heißt, für Dich ist Rollenspiel, Switchen = BDSM?
Also meiner Meinung nach haben Rollenspiele mit BDSM eher soviel zu tun, wie Thunfisch für einen Wurstliebhaber. Es gibt Leute, die leben ihr konventionelles Sexleben und finden plötzlich heraus, dass beide gerne Doktorspiele oder Professor/Schüler-Spiele lieben. Was hat denn das mit BDSM zu tun?
Du meinst, man lebt nur "dominant", wenn man es dauerhaft ist. Warum Du das meinst, begründest Du nicht.
Ich sprach von
mir, dass
ich kein Switcher bin, es versuchte, aber meine Dominanz immer wieder durchkam. Generell ist mir die "man-Aussage" zu oberflächlich, weshalb ich auch nicht derart oberflächliche Thesen aufstelle. Die Begründung solcher erledigt sich somit ebenfalls.
Ich weis, man kann ohne weiteres beides sein, eben zu unterschiedlichen Zeiten. Wenn ich in einer Situation aktiv bin, dann spiele ich das nicht, dann bin ich das. Und wenn ich in einer Situation passiv bin, dann bin ich das auch, und nicht spiele das.
Ja, da reden wir anscheinend wirklich aneinander vorbei, oder verstehen etwas unterschiedliches unter "spielen". Ich sehe darin keinen negativen Touch, wenn ich mit meinem Partner spiele.
Das hängt von Stimmungen ab, vom Partner, von der Situation, von den Gegebenheiten, aber es ist niemals ein "Schauspiel", so wie Du es bezeichnest, sondern immer gelebt und echt.
Wenn Du Schauspiel mal wörtlich zerpflückst, denn wird daraus ein Spiel, war auch etwas für das Auge ist. Daher zuvor meine Anmerkung, dass ich Doktorspiele in Jeans und T-Shirt abtörnend finde. Und auch an dieser Stelle: Ich finde nicht, dass Schauspiel ein negativ behaftetes Wort ist - zumindest nicht für mich.
Ich brauche nicht "dauerhaft" dominant sein, um zu wissen, daß ich BDSM lebe, im Gegenteil, mir sind Menschen, die meinen, ihre (aktive oder passive) Haltung aus einer Session mit in den Alltag nehmen zu müssen, eher suspekt.
Wir sind alle verschieden. Der eine ist nun einmal von Natur aus dominant, der andere bevorzugt es, sich führen zu lassen. Das alleinig mit dem BDSM in Verbindung zu bringen ist für mich ein wenig fern des Alltags, des Lebens.
Und was Sessions mit dem Alltäglichen zu tun haben... Ich bringe meine Peitsche weder beim Einkauf noch beim Tanken in Aktion(obwohl die Utensilien immer im Kofferraum liegen).
Weil sie eben nicht zwischen BDSM Situation und Alltag trennen können.
Natürlich gibt es Menschen, die den Boden unter den Füßen verlieren. Doch die gibt es überall und betreffen nicht nur das Sexualleben, sondern auch Alkoholismus, Drogen etc. Und die Auslöser sind in den Alltäglichkeiten zu finden: Überforderung, Überfluss, Defizite u. ä.
Meines Erachtens nach soll der BDSM eine Vervollständigung, eine Perfektionierung und auch der Ausgleich im Leben eines Menschen darstellen - soweit die Neigung vorhanden ist.
Eigentlich sind das für mich Menschen, die glauben, eine Rolle spielen zu müssen, und die sich nicht eingestehen können, daß ein Mensch Momente der Stärke hat und Momente, in denen er/sie sich fallenlassen möchte.
Was Stärken und Schwächen angeht, das sich fallen lassen - da gebe ich Dir Recht. Doch ist die Frage, ob man das sich fallen lassen wörtlich, oder im übertragenden Sinn vollführt. Auch in schwachen Momente sollte ein Mensch die Stärke besitzen zu wissen, wo, wann und vor allem bei wem er sich fallen lassen kann. Das hat jedoch mit dem Ablegen der Dominanz nichts zu tun. Es erfordert wesentlich mehr Stärke, Verpflichtungen in andere Hand zu geben, sich eine Auszeit zu genehmigen als sich zu überlasten oder gar aufzugeben.
Das führt zu weit, daher an dieser Stelle der gekonnte Abbruch zur Stellungnahme.
Und wie gesagt, ich hab schon die tougheste Studiodomina plötzlich sehr weit fliegen gesehen und die gefügigste O plötzlich eine diebische Freude am Hauen kriegen sehen. Das ändert nichts an ihrer Glaubwürdigkeit und an der Tatsache, daß sie BDSM leben und nicht schauspielern.
Naja, über Glaubwürdigkeiten haben wir bis zu diesem Punkt noch nicht geschrieben. Ist auch nicht über einen Kamm zu scheren. Wie gesagt gibt es überall gute und schlechte Vertreter einer jeden Berufsgruppe.
Und ja, mir tun Menschen leid, wenn sie nicht beide Seiten einer wunderschönen Medaillie erleben können. Das ist wie immer nur rote Gummibärli essen, wenn man auch gelbe, grüne, orangene und weiße haben kann.
Ich denke, Mitleid ist hier fehl am Platz, solange jeder das lebt, was ihm gefällt. Was hilft es mir den devoten Part zu leben, wenn er mir keinen Spaß macht oder mich im schlechtesten Fall daran hindert, mich und meine sexuellen Gelüste auszuleben. Und um auf Dein Gummibärli zurück zu kommen: Nicht jeder mag die andersfarbigen; es gibt Menschen die kaufen sich die Packung, sortieren die roten Bären aus und werfen den Rest weg bzw. verschenken sie weiter.
Und nochmal zum besseren Verständnis mein eigenes Posting:
Dann bekenne ich mich mal zu den 10 %, die keine Switcher sind. Und auch wenn ich dauerhaft den dominanten Part übernehme, setze ich meine Gegenüber nicht dermaßen unter Druck, dass deren Belange kein Gehör bei mir finden.
...Ich übernehme den dominanten Part, weil ich die Dominanz lebe und liebe - alles andere wäre eine Verleugnung meiner Persönlichkeit.
Deutlich zu lesen: Ich spreche hier über mich, mein Leben und meine Vorlieben und nicht darüber, was ich unter wahrem BDSM verstehe und in welche Schublade ich es packe.
BDSM entsteht im Auge des Betrachters und im Empfinden des Liebhabers dessen. Eine Verallgemeinerung würde den Reiz unterbinden.
Denn wie hat hier schon jemand in einem anderen Thread geschrieben (sorry, wörtlich bekomme ich es jetzt nicht hin, nur sinngemäß und da bitte ich den Poster um Nachsicht):
Auch im normalen Liebesleben wird das Facesitting im gewissen Sinn durch die 69-Stellung praktiziert, wenn sie ein wenig abgewandelt wird.
Als reinen BDSM-Akt würde ich es somit nicht bezeichnen.
Lieben Gruß