Wer sich mit ihm anlegte, der war so gut wie tot: Mitte der 80er Jahre hatte Kiezgröße Peter N., (Spitzname: „Wiener-Peter“), auf St. Pauli einen Ruf wie Donnerhall. Mindestens vier Rotlicht-Rivalen ließ er durch „St.Pauli-Killer“ Werner Pinzner liquidieren. Das Urteil für den Österreicher: Lebenslänglich.
Doch nach 15 Jahren kam „Der Wiener“ 2001 frei, lebt heute als Rentner auf Ibiza. Blonde, knapp bekleidete Mädels, Sportwagen, Rennboote, Hummer, Champagner. Wer den Ex-Knacki auf seiner Website besucht, bekommt einen Eindruck vom (angeblichen) Lebensstil Peter N.s. Dass er es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt, zeigt er bei seiner Altersangabe. Statt 61, gibt er sein Alter mit 51 an.
Unter Beziehungsstatus steht: „Es ist kompliziert“ und er teilt mit, woran er hauptsächlich interessiert ist: An Frauen. Wovon er lebt, erzählte der „Wiener Peter“ Björn Platz, dem Autor der NDR-Doku: „Als die Killer auf den Kiez kamen“: „Ich entwickle Apps.“ Ansonsten ist Peter N. schweigsam, über die „Alten Zeiten“ reden, das will er nicht mehr.
Als der Ex-Kellner und gebürtige Österreicher Peter N. 1972 aus Berlin ins Hamburger Rotlicht wechselte, war er ein Nobody und auch nicht der Typ, der Eindruck machte. Ein jetzt vom NDR im Archiv entdeckter Film zeigt einen zurückhaltenden Mann, der sich in der Box-Kneipe „Ritze“ für 8000 Mark eine goldene Rolex kauft.
"Wiener-Peter"
Exklusive Bilder aus dem NDR-Archiv: Der „Wiener Peter“ in den 70er Jahren in der legendären Box-Kneipe „Die Ritze“ beim Rolex-Kauf.
Screenshot NDR-Doku Lizenz
"Wiener-Peter" auf Ibiza.
Archiv Lizenz
Hauptsache Gold und schön protzig: Cartier oder Rolex? Schwere Entscheidung für den „Luden von Welt“. „Wiener-Peter“ nahm die Rolex (r.).
Screenshot NDR-Doku Lizenz
Tod in der „Ritze“: Wegen seiner leichten Schlitzaugen hieß der 1981 vom Barhocker geschossene Fritz Schroer nur „Chinesen-Fritz“.
Thomas Hirschbiegel Lizenz
Peter N. heute: Als App-Entwickler unter Palmen auf der Balearen-Insel. Als Interessen gibt er aktuell im Internet an: “Frauen“.
Thomas Hirschbiegel Lizenz
Zuhälter mit Stil: Der „Wiener Peter“ im beigen Kaschmirmantel 1982 bei der Beerdigung seines Kollegen „Schöner Mischa“ auf dem Ohlsdorfer Friedhof.
Thomas Hirschbiegel Lizenz
In der "Ritze" wurde Fritz Schroer auf einem Barhocker erschossen.
HFR Lizenz
Doch während seine Konkurrenten ihre Muskelberge unter den „Versace“-Hemden anspanten, konnte „Der Wiener“ mit etwas aufwarten, das auf St.Pauli selten war: Er hatte was in der Birne. Und er war gierig. Gierig nach Macht, Ansehen, Einfluss und natürlich Geld. Und „Wiener Peter“ war bereit dafür über Leichen zu gehen.
Schon bald war er Herr über eine Bordell-Etage im Mega-Puff „Palais d’ Amour“ an der Reeperbahn. Doch die Macht musste er teilen. Sein Partner war „Chinesen-Fritz“ Schroer. 1981 wurde der Schnauzbart-Träger in der „Ritze“ von einem Killer aus Sizilien vom Barhocker geschossen. Wie praktisch für „Wiener-Peter“, nun musste er die Puff-Einnahmen nicht mehr teilen. Doch dem „Wiener“ konnte nie etwas nachgewiesen werden.
1984 lernte er Werner Pinzner kennen – Beginn einer tödlichen Partnerschaft. N. gab Pinzner den Tipp zu einem Überfall. Pinzner zog den Coup professionell durch, überfiel zwei Geldboten des ADAC an der Amsinckstraße (Hammerbrook) und erbeutete 100000 Mark.
Der „Wiener Peter war beeindruckt von der Kaltschnäuzigkeit Pinzners. Die beiden Männer wurden sich schnell einig. 20000 Mark sollte Pinzner für jeden Gegner von Wiener Peter bekommen, den er „wegmachte“, wie der St. Pauli-Killer sein blutiges Handwerk zynisch nannte.
Allein 1984 kostete diese Partnerschaft drei Hamburger Zuhältern das Leben. Anfang 1985 machte der muskelbepackte „Neger-Waldi“ den Fehler „Wiener Peter“ in der Disco „Top Ten“ am Revers zu packen und zu bedrohen. Zwei Monate später war „Waldi“ tot.
Ein zweiter Zuhälter, der sich zufällig im Haus aufhielt, starb ebenfalls durch Kopfschüsse. 1986 wird der Killer verhaftet und sein Auftraggeber gleich mit. Das Urteil für „Wiener Peter“: lebenslänglich. 2001 kam er frei, zog erst nach Österreich, dann nach Ibiza.