Kurz unsere Geschichte, über drei Generationen, jeder kann dann rauslesen was er glaubt...
Mein Vater (+ seine Mutter natürlich) wurde als Kleinkind von seinem Vater verlassen. Der tauchte dann nach zehn Jahren nochmal auf, versprach Kontakt zu halten , war dann verschwunden. Wir erfuhren erst jetzt dass er im hohen Alter im Ausland gestorben ist.
Vater wuchs bei Onkel + Tante auf, war offensichtlich für Oma nicht möglich Ihn bei sich zu haben, waren schwierige Zeiten.
Irgendwann heiratete sie wieder - Ihr zweiter Mann war in Ordnung und für bei ganzen Familie beliebt. Trotzdem hatte und habe ich jetzt noch mehr das Gefühl das mein Vater nie damit fertig wurde von seinem Vater im Stich gelassen worden zu sein.
Jetzt ich - meine Mutter starb als ich in die Volksschule ging. Danach kam die Stiefmutter - die ich nie leiden konnte - um es noch vornehm auszudrücken. Das beruhte auch auf Gegenseitigkeit... obwohl wir beide (das muß ich Ihr anerkennen) uns bemühten miteinender auszukommen und die schwierige Sitution des jeweils anderen bewusst war. Habe als Konsequenz dann als Erwachsener immer einen Horror vor jeder Art von Familienleben gehabt, bin auch immer geflüchtet wenns ernst wurde.
Nächste Generation:
Mein Frau hat einen kleinen Sohn in die Ehe mitgebracht (ich nenne Ihn hier "Peter") - der mich als Ersatzvater sofort in Beschlag nahm. Der arme Tropf hat nicht mitgekriegt das der echte sich gleich aus dem Staub gemacht hatte... wir haben das Spiel lange - für mich zu lange - mitgespielt, ich wollte bei jeder Gelegenheit mit der Wahrheit heraus, irgendwie ist es durch drei Schuleintritte gelungen (Anmeldung mit Familiendaten!) das geheimzuhalten. Kam mir dadurch noch blöder vor.... wenn ich nur der Lebensgefährte/ Onkel/ Freund gewesen wäre hätte die Rolle gepasst, so mußte ich den Vater spielen dem aber die Herzlichkeit / Liebe / alles was man für das leibliche Kind empfindet fehlt... Was für ein Mist... wollte nie Stiefvater sein, fühlte mich fehl am Platz und dem nicht gewachsen...
Irgendwann kam dann der zweite Sohn... und genau das was ich immer gewusst / gefürchtet hatte trat ein, sogar noch vor der Geburt: Er war sofort (und ist noch immer) mein Ein und Alles und es wurde für Peter damit noch schwieriger. Habe mich redlich bemüht beide gleich zu behandeln, ist mir wahrscheinlich nicht immer gelungen.
Habe dann Peter - nach wieder ein paar Jahren - erklärt was da eigentlich läuft ... er hat es gut aufgenommen, hat sich aber dann sichtlich Gedanken gemacht, speziell warum sein Vater sich nie wieder blicken hat lassen. Da wiederholt sich die Geschichte meines Vaters...
So wie es ausschaut - ich kann nicht in Ihn hineinschauen - hat er es besser verarbeitet als mein Vater und ich es konnten. Das will ich jetzt auch nicht ausrollen.
Ist jetzt alles schon wieder eine Zeit her...
Was ich damit sagen will :
Trotzdem mir die Problematik Stiefvater/ Stiefkind durch die Vorgeschichte bestens ( oder schlechtest? ) bekannt war - (ich wollte auf ein eigenes Kind verzichten um nicht Peter damit automatisch ins Abseits zu stellen - das klingt jetzt blöd, es war auch nicht der einzige Grund, aber zumindest eine wichtige Überlegung) - und ich mein möglichstes tat ist es sehr schwer gewesen unter diesen Umständen ein halbwegs normales Familienleben zu haben. Wir haben uns zeitweilig gegenseitig aufgerieben. Ich bekam auch den weisen Spruch zu hören "Man kann doch ein anderes Kind genauso gern haben wie ein eigenes..." kann das nicht nachvollziehen....
Lehre aus der Geschichte gibt es für mich keine. Solche Situationen (Trennung/ Todesfall) gibt es nun einmal, man kann das Beste draus machen, irgendwo nimmt man da sein Binkel mit.