Im übrigen belegen die zitierten Beispiele polizeilicher Aufdeckung sehr gut, was ich vor einigen Tagen über den Rechtsstaat gesagt habe: Eben weil die Polizei ständig und erfolgreich gegen die Zwangsprostitution vorgeht, darf ein Kunde in angemeldeten Locations grundsätzlich von freiwillig ausgeübter Prostitution ausgehen.
Dir ist hoffentlich klar, dass bis zur Festnahme dieser Menschenhändler/Zuhälter und Befreiung der Frauen oftmals Jahre vergehen, wie es auch in den von mir genannten Artikeln klar zum Ausdruck kommt! Auch wird in diesen Artikeln eindeutig gesagt, dass es sich bei den Frauen um angemeldete Prostituierte und legal angemeldete Studios gehandelt hat.
Hier noch ein interessanter Artikel, wo Frauen seit 2009 zur Prostitution gezwungen wurden und die Festnahme erst 2013, also 4 Jahre später erfolgte. Dies bedeutet 4 Jahre schwerster physischer sowie psychischer Missbrauch, Gewalt und Leid für diese Frauen!
Menschenhandel und Prostitution: Bereits 40 Jahre Haft für Bande
Wegen Menschenhandel steht eine bulgarische Bande in Wien vor Gericht und wurde bereits zu 40 Jahren Haft verurteilt.
Seit 2009 soll die Bande junge Frauen nach Österreich gebracht und sie zur Prostitution gezwungen haben.
Im Wiener Landesgericht ist am Dienstag ein weiteres Mitglied jener bulgarischen Menschenhändlerbande verurteilt worden, die seit 2009 junge Frauen nach Österreich gebracht und in der Bundeshauptstadt der Prostitution zugeführt hatte. Die Gruppierung hatte
bis zu ihrer Zerschlagung im Sommer 2013 vor allem den Straßenstrich im Prater dominiert. Über Evgeni A. (33) wurden sechs Jahre Haft verhängt.
Mit diesem rechtskräftigen Schuldspruch wegen Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung, grenzüberschreitenden Prostitutionshandels, Menschenhandels, Zuhälterei und Freiheitsentziehung sind mittlerweile neun Bandenmitglieder die meisten davon bereits rechtskräftig abgeurteilt. Insgesamt wurden von der Justiz 40 Jahre Haft ausgesprochen, wobei es für die einzelnen Täter bei einem Strafrahmen von bis zu zehn Jahren Sanktionen zwischen drei und acht Jahren setzte.
Diese Verhandlungsergebnisse sind herausragend und haben gemessen an früheren Urteilssprüchen Präventionscharakter. Das zeigt, dass die Aussagen der Opfer ernst genommen werden. Auch für uns als Gesellschaft ist das ein Signal mit Symbolkraft. Die Dimension des Verbrechens wird damit sichtbarer, stellte die Interventionsstelle für Betroffene des Frauenhandels (LEFÖ-IBF) am Dienstag in einer Presseaussendung fest. Der Verein unterstützt 21 Frauen, die nach der Festnahme von insgesamt 20 Beschuldigten befreit werden konnten, mittels Beratung, Betreuung und Prozessbegleitung.
Frauen zur Prostitution gezwungen
Die zur Sexarbeit gezwungenen Frauen waren in der Regel in Bulgarien angeworben worden, wobei man einigen vormachte, sie würden in Deutschland oder Österreich reguläre Jobs etwa als Abwäscherin bekommen. In Wien angelangt, waren sie teilweise massiver Gewalt ausgesetzt und wurden ausgebeutet.
Im gegenständlichen Fall wurden vom zuständigen Staatsanwalt erstmals sowohl die sexuelle Ausbeutung von Frauen als auch die Arbeitsausbeutung in der Prostitution angeklagt. Evelyn Probst, die Leiterin von LEFÖ-IBF, hob in diesem Zusammenhang die ausgezeichnete Zusammenarbeit mit den Justizbehörden hervor. Sowohl Staatsanwaltschaft als auch Gericht seien auf die Traumatisierung und die schwierige Situation der Opfer vorbereitet gewesen. Das habe wesentlich zu den guten Ermittlungsergebnissen beigetragen und den Betroffenen eine Retraumatisierung durch das Verfahren erspart, resümierte die Wiener Rechtsanwältin Barbara Steiner, die als juristische Prozessbegleiterin die betroffenen Frauen in den Hauptverhandlungen vertritt und für diese bisher Schadenersatz- und Schmerzengeld-Zusprüche von über 40.000 Euro erwirkt hat.
Bande kaufte Nachschub
Evgeni A., dem vom Gericht ebenfalls eine finanzielle Wiedergutmachung aufgetragen wurde, soll laut Anklage als Zuhälter zumindest sechs Frauen überwacht und diesen den Großteil ihrer Einnahmen abgenommen haben, wobei er nicht zimperlich vorging.
Wenn die Frauen nicht spurten, soll er ihnen mit Schlägen oder dem Ab- bzw. Durchschneiden der Beine bzw. des Magens gedroht haben. Wurde seiner Ansicht nach zu wenig gearbeitet, gab er den teilweise in seiner Wohnung in Wien-Ottakring untergebrachten Frauen nichts zu essen und zu trinken.
Als einige Prostituierte Probleme mit der Fremdenpolizei bekamen, kaufte er Nachschub, wobei für die betreffenden zwei Frauen 1.000 und 1.500 Euro bezahlt wurden. Besonders erschreckend war dabei das
Schicksal einer 22-Jährigen, die ihrer Aussage zufolge in Bulgarien von einem Mann mit einem präparierten Getränk bewusstlos gemacht und außer Landes geschafft worden war. Als sie schließlich bei Evgeni A. landete, soll dieser die bis dahin mit der Prostitution nicht vertraute junge Frau tagelang in seine Wohnung gesperrt haben. Dann soll er sie zunächst jenen Dealern überlassen haben, von denen er sein Kokain bezog.
Menschenhandel: Bande verurteilt
Der 22-Jährigen gelang schließlich auf spektakuläre Weise die Flucht aus den Fängen des Angeklagten. Am 4. Juli 2013 riss sie gegen 0.30 Uhr an einer Kreuzung mit Anzeichen äußerster Verzweiflung die Fahrzeugtür eines vor einer Ampel zum Stehen gekommenen Autos auf und sprang in den Wagen eines wildfremden Mannes, wobei sie Mafia! Mafia! schrie. Der Unbekannte chauffierte sie in seine Wohnung, hörte sich die Geschichte der Frau an und überredete sie, Anzeige zu erstatten. Er gab ihr auch Gelegenheit zu telefonieren,
weshalb die 22-Jährige erstmals seit ihrem Verschwinden ihre Eltern hatten in Bulgarien mittlerweile eine Vermisstenanzeige aufgegeben mit ihrer Familie Kontakt aufnehmen konnte.
Evgeni A. wurde am 19. Juli festgenommen. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich noch zwei junge Frauen in seiner Wohnung, die er ebenfalls zur Prostitution gezwungen haben soll. Das geht einfach so nicht, was sich da abspielt. Das ist fernab jeder Vorstellung von einem zivilisierten Zusammenleben, bemerkte Richter Ulrich Nachtlberger in der Urteilsbegründung. Evgeni A. erklärte sich nach Rücksprache mit Verteidiger Herbert Eichenseder mit der über ihn verhängten Freiheitsstrafe einverstanden.
(APA)
(Quelle:
http://www.vienna.at/menschenhandel-und-prostitution-bereits-40-jahre-haft-fuer-bande/3930793)
Und zum Abschluss noch noch ein letzter Artikel, diejenigen, die es wirklich interessiert, können ja selbst weiter recherchieren:
Menschenhändler zwangen Opfer in Wien zu Prostitution
MICHAEL MÖSENEDER
26. November 2011, 12:28
258 POSTINGS
Schlag gegen bulgarische Gruppe - Auch Minderjährige und Behinderte unter den Opfern
Wien -
Tagsüber mussten sie auf den Straßenstrich gehen - in der Mariahilfer Straße, in der U-Bahn-Station Westbahnhof, wo die Stammfreier zu ihnen kamen. Wurde es dunkel, brachten die Zuhälter sie in schmuddelige Bordelle - waren dort zu viele Frauen, mussten sie im Auto schlafen. "Sie" sind die Opfer eines Clans b
ulgarischer Menschenhändler, die mindestens 28 Frauen aus ihrer Heimat in Wien zur Prostitution gezwungen haben sollen.
Eineinhalb Jahre ermittelte die Exekutive beider Länder für die "Operation Montana", am 14. November schlugen die Fahnder ab fünf Uhr morgens zu. Sieben mutmaßliche Haupttäter - alle Mitglieder einer Familie - wurden festgenommen, insgesamt sind es 22 Beschuldigte, dazu kommen 34 Kontaktpersonen, die teils kleinere Aufgaben im Rahmen des Menschenschmuggels erledigten. 31 Opfer sind bekannt, neben den Frauen auch drei Männer, die zum Betteln gezwungen wurden.
Gerald Tatzgern vom Bundeskriminalamt schätzte am Mittwoch bei einer Pressekonferenz, dass es rund 100 Betroffene gibt.
Benannt ist die Operation nach einem verarmten Landstrich im Nordwesten Bulgariens. Mehrere der Opfer stammen von dort,
in die Prostitution wurden sie mit der "Lover-Boy-Methode" gelockt. Die männlichen Verdächtigen spielten den Frauen - eine davon minderjährig, eine behindert - die große Liebe vor. Schirmten sie immer mehr von der Familie ab, versprachen Verdienstmöglichkeiten im Westen. In Wien mussten sie dann um 20, 30 Euro ihren Körper verkaufen. Gezwungen mit Schlägen, Vergewaltigungen und Drohungen gegen die Familie.
Dreijähriger als Pfand
In einem Fall war der dreijährige Sohn eines Opfers in der Hand eines mutmaßlichen Täters, schildert Claudia Dannhauser von der Wiener Polizei. Die Frau sorgte dennoch für einen Durchbruch bei den Ermittlungen:
Sie vertraute sich bei der vorgeschriebenen Kontrolluntersuchung einer dortigen Mitarbeiterin an - was ungewöhnlich ist. Denn viele der Frauen sahen sich bei der Befragung durch die Polizei zunächst nicht als Opfer. "Es hat erst dann ,Klick' gemacht", sagt Dannhauser. Viele waren bis zuletzt überzeugt, für ihren Freund für eine bessere Zukunft zu arbeiten.
"In einem Fall hat eines der Opfer zu Hause von ihren Erlebnissen erzählt. Doch ihre Schwester war überzeugt, dass ihr das nicht passieren könnte, und ließ sich mit einem Verdächtigen ein", erzählt Tatzgern. Möglichkeiten zum Ausbruch hatten sie kaum. "Die meisten sprechen weder Englisch noch Deutsch und können lateinische Schrift nicht lesen."
Als Illustration für die Forderung der Grünen, Menschenhandel als Asylgrund zuzulassen, sieht Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) den Fall nicht. "Wir haben in Österreich bereits einen sehr hohen Schutz für Opfer." EU-Bürgerinnen stehe frei, ob sie in die Heimat oder hierbleiben wollen, manchmal bekämen sie auch eine neue Identität. (Michael Möseneder, DER STANDARD Printausgabe, 24.11.2011)