Besondere Vorlieben - Erfahrungen, Meinungen, Gedanken, Vorurteile ...

Mitglied #338

Aktives Mitglied
Weiblich Bisexuell Österreich, Wien (1010) Dieser Benutzer hat 3 Checks
Registriert
6.6.2003
Beiträge
2.856
Reaktionen
1.892
Punkte
261
Checks
3
Grüß Euch,

Petseit hat mich auf die Idee gebracht, diesen Thread zu eröffnen. In einem andren Thema, wo es um nicht alltägliche Vorlieben ging, hat Petseit folgendes geschrieben:

...wäre eigentlich mal ein spannendes thema darüber zu diskutieren - möglicherweise könnte es gelingen einiges an vorurteilen auszuräumen, denn manche festgefahrenen vorstellungen beruhen wohl auch darauf, dass es in den augen vieler für alles eine erklärung geben muss...
Vorurteile - entstehen meiner Meinung hauptsächlich durch zwei Gründe - Erziehung und falsches/kein Wissen.
Die Frage ist, ob man durch Diskussionen Vorurteile abbauen kann. Ich denke schon. Bei einigen Menschen zumindest - und dann war es das schon wert!
Wenn man mit Menschen spricht, ihnen erklärt, wie es wirklich läuft, kann es - zumindest bei jenen, die nicht starr ihrer Meinung folgen - einmal zur Aufklärung sorgen und folgend dann auch mit mehr Toleranz einem Thema gegenüber.

Das beste Beispiel, was Halbwissen angeht, ist das Thema "Ausländer". Vorurteile, Halbwissen, ... bringen nicht wirklich Toleranz.

Und es ist hier nicht anders - wenn man etwas nicht versteht/mag/selber lebt, vielleicht noch durch Erziehung/Umfeld/... anders gezeigt/erklärt bekommen hat.

Leider habe ich witzigerweise die Erfahrung gemacht, daß gerade in der SM-Szene oft die häufigsten Vorurteile und Intoleranzverhaltensweisen vorkommen.
Alles was nicht dem eigenen Leben, den eigenen Vorlieben entspricht, den eigenen Horizont übersteigt, versteht man es auf einmal nicht mehr.
Dann wird fast hobbypsychologisch erklärt, daß man sich doch am besten zum Therapeuten begeben sollte, etwas nicht in Ordnung ist, ...

Nur hier fängt natürlich auch für mich die Frage an - was ist noch ok?
Wo sind die Grenzen? Sollten eigentlich nur die betreffen, die miteinander spielen. Aber was ist mit Praktiken, die dauerhaft der Gesundheit schaden (egal ob psychisch oder physisch)?

Plaudern wir darüber - würde mich freuen.

Lieben Gruß,
Katarina
 
Also ich finde es spannend ;)

Doch ist mir auch schon aufgefallen, wenn man mal danach fragt - weil man es halt nicht "versteht" - dann aber auch gleich als intolerant bezeichnet wird ;) - ich mein ich muss ja nicht alles "verstehen" - aber klar interessiert es mich auch - warum manche Menschen was machen ;)

Vielleicht fragt man dann halt als "Unwissender" dämlich nach - kann schon sein....;)

Wenn die Toleranz den Anderen gegenüber (den Fragenden) auch gegeben ist - bin ich schon ziemlich gespannt auf etwaige Diskussionen... ;)

lg Elena
 
Wenn man mit Menschen spricht, ihnen erklärt, wie es wirklich läuft, kann es - zumindest bei jenen, die nicht starr ihrer Meinung folgen - einmal zur Aufklärung sorgen und folgend dann auch mit mehr Toleranz einem Thema gegenüber.
Also ..... um aus meiner eigenen Erfahrung zu berichten.
Ich habe noch wenige Themen hier im EF erlebt, wo es wirklich möglich gewesen wäre, auf Fragen zum BDSM oder Fetischbereich wirklich zufriedenstellende Antworten zu bekommen. Das beginnt damit, dass etwaige Zweifel oder Bedenken sofort brüsk zurückgewiesen werden, meist mit Hinweis auf Toleranz - und mit dem Standardsatz "jeder, wie er mag". Und es endet dort, wo völlig uninteressierte User mit unpassenden Bemerkungen jede sinnvolle Diskussion stören und letztlich zerstören.

Wüsste ich über BDSM nur das, was ich hier im Forum erfragt hätte, dann könnte ich mit Fug und Recht sagen, dass ich noch genau so klug wäre wie vorher. Durch eine Fügung des Schicksals hatte ich aber das Glück, dass die ersten Menschen aus dem Forum, welche ich auch persönlich getroffen habe, BDSM schon über Jahre praktiziert haben. Von ihnen habe ich in vielen, teils sehr offen geführten Gesprächen sehr viel über Teilbereiche des BDSM erfahren, und zwar durchaus in dem Sinn, den auch Elena angesprochen hat. Denn auch ich bin nicht schnell zufrieden mit den Antworten, die ich bekomme, sondern gehe gerne den Dingen auf den Grund, möchte auch gerne etwas über die Motive und die Gefühle der Ausübenden erfahren. Ich bin der damaligen Freundesrunde sehr dankbar für das, was sie mir erzählt haben, denn ich habe damals sehr viel über einen Bereich der Erotik erfahren, der für mich mangels entsprechender Neigung bis dahin nur schwer nachvollziehbar war, und den ich seither mit anderen Augen zu sehen gelernt habe. Meiner Neigung entspricht es nach wie vor nicht, ob es um Dominanz, Fesselspiele oder SM geht - ist alles nicht meins. Aber ich habe wenigstens verstehen gelernt, dass es bei BDSM nicht nur um das Schwingen von Peitschen und das Herumführen an Halsbändern geht, sondern dass hinter diesen Äußerlichkeiten sich sehr viel im Kopf abspielt, und dass gerade die strengeren Spiele ein hohes Maß an gegenseitigem Vertrauen, gegenseitiger Verantwortung und .... ja .... durchaus auch Liebe beinhalten.

Peitschen und Halsbänder .... kein Zufall, dass ich diese explizit anführe. Wann immer nämlich ein "Normalo" mit BDSM in Berührung kommt, spielen diese beiden Utensilien eine große Rolle. Man sieht sie meist in Zeitungen abgebildet :roll: .... Ich mein', es ist einerseits ja verständlich. Wenn man schon einmal in der Öffentlichkeit ist, will man halt auch ein wenig provozieren. Und die "andere Seite" regt sich auch prompt darüber auf und spricht von den "Perversen" ..... ob man sich auf diese Weise näher kommt, wage ich zu bezweifeln. Wobei ich fast zu der Annahme neige, dass auf beiden Seiten nicht wirklich alle an einer Annäherung interessiert sind. Die einen vielleicht aus der Angst, Gefallen daran zu finden - und die anderen womöglich aus Angst, plötzlich nicht mehr verrucht und "besonders" zu sein.

Und leider sind meist jene die Wortführer, welche diese Besonderheit für sich beanspruchen. Das finde ich schade, nicht nur, weil sie auf diese Art der von ihnen vertretenen Neigungsgruppe nichts Gutes tun, sondern noch viel mehr deshalb, weil damit jene immer schweigsamer werden, welche ihre Neigung ganz natürlich leben, und welchen es ungleich leichter wäre, beim "Rest der Bevölkerung" sowohl Interesse als auch Verständnis für BDSM und seine Anhänger zu wecken.

Zum Fetisch-Bereich möchte ich auch ein paar Worte sagen. Der Begriff des Fetisch hat sich ja im Laufe der letzten Jahre in so ferne sehr gewandelt, als es sich eingebürgert hat, den Begriff Fetisch als Synonym für "Vorliebe" zu verwenden, was der ursprünglichen Bedeutung überhaupt nicht entspricht. Es ist ein Modewort geworden, ein Prädikat quasi. Überspitzt gesagt: wenn man heute keinen Fetisch hat, ist man in sexuellen Belangen ein Noname. ;)

Okay, soll sein - des Menschen Wille ist sein Himmelreich, und wenn einer sich Stricknadeln und Schraubenzieher in die Harnröhre einführen will, werde ich ihm nichts in den Weg legen, genauso wie ich niemanden daran hindere, in Windelhosen herumzulaufen oder sich in Pissoirs zu Wichsrunden zu versammeln. Verstehen kann ich das allsamt nicht, aber ich muss ja auch ned alles verstehen, und wenn die Betreffenden meinen, für sich das Nonplusultra entdeckt zu haben - meinen Segen haben sie.

Ich denk' mir nur bisweilen, dass gerade Menschen mit eher ausgefallenen Neigungen ihre Vorlieben auf eine Art präsentieren, die eigentlich nicht dazu geschaffen ist, Verständnis zu erzeugen. Und da frage ich mich schon manchmal, warum man diese Themen nicht in einer Form abhandeln kann, mit der man nicht automatisch Abscheu und Unverständnis hervorruft.

Um ein Beispiel zu bringen: da hat es vor einigen Jahren einen Thread über Kaviar gegeben, in welchem eine Frau sehr offen über ihre Beweggründe und über ihre Empfindungen bei dieser Praxis geschrieben hat. Eines der eindrucksvollsten Bekenntnisse, die ich je in diesem Forum gelesen habe. Und das in einer mehr als gewählten Sprache, jenseits alles Vulgären und Peinlichen. Jeder, der diesen Thread gelesen hat, wird verstehen, was ich meine. Wenn ich im Vergleich dazu die aktuellen Kaviar-Threads hernehme, wo man über "anscheißen" und "abscheißen" selten hinauskommt, dann komme ich zu dem traurigen Schluss, dass jede sexuelle Spielart so faszinierend oder eben so abstoßend ist, wie die Form und die Sprache, in welcher über sie berichtet wird. Dessen sollten sich jene bewusst werden, welche hier über ihre Neigungen berichten.

Das wär's fürs erste vom Steirer.
Es gibt noch einige Gedanken dazu, sollte es erwünscht sein, werde ich gerne das eine oder andere Posting dazu schreiben. :)
 
Von ihnen habe ich in vielen, teils sehr offen geführten Gesprächen sehr viel über Teilbereiche des BDSM erfahren, und zwar durchaus in dem Sinn, den auch Elena angesprochen hat. Denn auch ich bin nicht schnell zufrieden mit den Antworten, die ich bekomme, sondern gehe gerne den Dingen auf den Grund, möchte auch gerne etwas über die Motive und die Gefühle der Ausübenden erfahren.



@Steirerbua

:bussal: Genau! Wenn es so abläuft - würde ich mich auch freuen - von diesem Bereich mehr erklärt zu bekommen!

Mir gehts es auch um die Motive und die Gefühle....dahinter!

Auch auf die Gefahr hin, das ich vielleicht für Euch "unsinnige" Fragen stellen werde, weil es ja für euch "normal" ist! Weil Ihr einfach einiges voraussetzen werdet - was mir aber durchaus fremd sein kann....

Na, ich bin mal gespannt ;)
 
1.)
@steirerbua es ist wohltuend wie sich ein steirer -auch für wiener- in einer so gewählten sprache , über heikle themen in verständliche und kurzweilige beiträgen ausdrücken kann !!!!
2.)
meine vorliebe, um zum ursprünglichen thema zurückzukehren, wären erotische, sportliche ringkämpfe (beziehungsweise kräftemessen)gegen sehr sportliche (durchtrainierte) frauen

der hintergrund wäre sich von frauen nicht nur psychisch zu dominieren lassen, sonder ich möchte (brauche) auch das gefühl, dass eine frau auch physisch in der lage wäre mir wiederstand zu leisten bzw. mich sogar zu überwältigen (natürlich ohne fesselung)
dass man:down: kein (zniachtl) schwächling sein muß, habe ich bereits mehrmals erlebt ..
dieser fetisch wird in anderen ländern, beispielsweise in deutschland vielfach bedient und man hat das gefühl diesen damen bereitet es auch spass ...
vielleicht lady katarina kannst Du über gastdominas solche dienste anbieten , bzw. war ich auch mit ausländischen dominas in verbindung die sich vorstellen könnten in einen schönen wiener studio als gastdomina zu praktizieren .....
@ lady katarina , wäre Dir sehr dankbar Deine verbindungen für diesen (wenn auch nicht Deinen) fetisch , spielen zu lassen ...
 
Ich denk' mir nur bisweilen, dass gerade Menschen mit eher ausgefallenen Neigungen ihre Vorlieben auf eine Art präsentieren, die eigentlich nicht dazu geschaffen ist, Verständnis zu erzeugen. Und da frage ich mich schon manchmal, warum man diese Themen nicht in einer Form abhandeln kann, mit der man nicht automatisch Abscheu und Unverständnis hervorruft.


ich schätze mal, dass auch hier das motto "weniger ist mehr" schon lange verloren gegangen ist
um aufzufallen und sich von der masse abzuheben muss man offensichtlich alles ins extreme treiben - traurig, aber immer wieder zu beobachten

und dabei hat gerade das thema bdsm soviele seiten und möglichkeiten, dass man stunden- und tagelang darüber einfach nur reden könnte
 
ich schätze mal, dass auch hier das motto "weniger ist mehr" schon lange verloren gegangen ist
Hauptsächlich dort, wo es anonym und schriftlich zugeht, soll heißen: z.B. hier. Im echten Leben sehe ich das als absolut unproblematisch - habe noch nie erlebt, dass ein neugieriger Stino irgendwo auf Unverständnis gestoßen wäre. Aber so, wie sich fast jeder im Netz als der größte und ausdauerndste Ficker darstellen will, so muss halt auch jeder der perverseste und härteste SMer sein. Wie soll daraus eine konstruktive Diskussion entstehen (was ja bei dem Thema so schon nicht ganz einfach ist)?

Abgesehen von guten und wertvollen Erklärungen vermisse ich allerdings auch interessierte Frage - ohne die wird sich bestimmt niemand aufraffen, einen Text "einfach so ins blaue" zu schreiben.
 
Zur Orientierung ein Ausschnitt aus der Wikipedia:
Das international gebräuchliche Handbuch ICD, das von der Weltgesundheitsorganisation herausgegeben wird, kehrte zur ursprünglichen enger gefassten Bedeutung zurück und versteht unter Fetischismus nur die sexuelle Fixierung auf Gegenstände. Die einflussreiche American Psychiatric Association, die das zunächst nur national verwendete Handbuch DSM herausgibt, entschied sich für eine erweiterte Definition und versteht unter Fetischismus die Fixierung auf Gegenstände oder Körperteile. Durch Erscheinen einer deutschen Ausgabe des DSM hielt diese Auffassung auch im deutschsprachigen Raum Einzug.

Fetisch als Vorliebe zu übersetzen ist sicher falsch.
Auch Freuds - für unsere Diskussion - etwas zu enge Definition des Fetischs als krankhafte Abweichung scheint mir nicht brauchbar.


Doch zur Eingangsfrage von Lady Katarina:
Wo sind die Grenzen? Sollten eigentlich nur die betreffen, die miteinander spielen. Aber was ist mit Praktiken, die dauerhaft der Gesundheit schaden (egal ob psychisch oder physisch)?

Da muß man, meine ich, zwischen den eigenen Grenzen und den allgemein geltenden Grenzen unterscheiden.

Das erste ist leicht und von jedem in seiner Art zu setzen.
Das andere ist sehr schwierig - Ich meine, daß es eigentlich nur die Grenzen sein können, die die Rechtsordnung setzt. Diese werden den einen zu weit, den anderen zu eng sein und für niemanden passen, da die Gesellschaftlichen Verhältnisse ausschließlich nur aus lauter Einzelfällen besteht.

Gerade das von Steirerbua genannte Beispiel der Kaviarspiele ist gut geeignet. Diese sind nahezu immer ungefährlich zu gestalten (wenn man die Grundregeln der Hygiene nach dem Spiel wieder einhält), aber dennoch für nahezu alle Menschen besonders ekelerregend. Auch mich beutelte es, als ich die einschlägige Szene des Films "Salo oder die 120 Tage von Sodom" von Pasolini sah - da weicht das rationale Wissen deutlich von dem emotionalen Erleben ab.
 
...Aber so, wie sich fast jeder im Netz als der größte und ausdauerndste Ficker darstellen will, so muss halt auch jeder der perverseste und härteste SMer sein. ....

Also das stimmt zwar in vielen Fällen, aber gerade in diesem Forum sicher nicht bei allen.
 
Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sadism & Masochism

Also ich weiß ja gar nicht wo ich da anfangen soll. Weil ich mich überhaupt nicht auskenne bei diesen Dingen.
Jetzt einmal eine generelle Frage....

Dominanz:
..also die meisten Frauen würde ich mal sagen sind sowieso devot angehaucht. Oder es gibt viele davon.
Meine Frage - wo fängt das an?
Gibt es da Grenzen - Einstufungen....?
Also "normal" devot - oder wie devot muss man sein, das es dann in diese szene gehört?

Ich weiss, ist vielleicht eine dämliche Frage ;) aber ich weiss überhaupt nicht wo da die Grenzen sind? Oder der Übertritt? oder wie man das auch immer nennen mag.....

....oder gibt es hier eh keine klare Abgrenzung - und es verschwimmt?
 
Grüß Euch,

@ Jupiter:


Fetisch als Vorliebe zu übersetzen ist sicher falsch.

Auch Freuds - für unsere Diskussion - etwas zu enge Definition des Fetischs als krankhafte Abweichung scheint mir nicht brauchbar.


Es ist allerdings mittlerweile eine gängige Praxis, Vorlieben als Fetisch zu bezeichnen. Dagegen spricht auch heute nichts mehr. Göttin sei Dank sind wir aus Freuds Zeiten herausgewachsen.

Grundsätzlich würde der Fetisch als solcher ja nur dann einer sein, wenn man ohne diesen nicht kann.
Ich bin allerdings froh, daß man in der heutigen Zeit, im heutigen Sprachgebrauch in der Szene, Fetisch auch als Vorliebe/Leidenschaft bezeichnet wird.


Da muß man, meine ich, zwischen den eigenen Grenzen und den allgemein geltenden Grenzen unterscheiden.

Das erste ist leicht und von jedem in seiner Art zu setzen.
Das andere ist sehr schwierig - Ich meine, daß es eigentlich nur die Grenzen sein können, die die Rechtsordnung setzt. Diese werden den einen zu weit, den anderen zu eng sein und für niemanden passen, da die Gesellschaftlichen Verhältnisse ausschließlich nur aus lauter Einzelfällen besteht.

Gut, Du unterscheidest einmal in zwei Grundgrenzen.
Die eigene und die, der Umwelt.

Lassen wir es mal dabei.
Die eigene Grenze geht sowieso nur mich persönlich was an.
Jedoch was ist mit meinem engen Spielpartner z.B.? Wozu zählt der?

Wo sollte Deiner/Eurer Meinung Letzterer die Grenzen ziehen?

Jetzt mal ganz banal gesagt, was interessiert mich die Gesellschaft, wenn ich einvernähmlich mit meinem Partner im Schlafzimmer extremen BDSm betreibe?!
Gut die Hälfte der gängigen SM-Praktiken hätten Probleme mit der Gesetzgebung bzw. dümpeln irgendwo in einem Graubereich herum.

Was ist mit einem Pärchen, wo beide einvernähmlich spielen.
Der eine Part möchte, daß der andre ihm den Finger amputiert. Ist halt seine Leidenschaft.
Sie hätte z.B. praktisch damit kein Problem. Ist das hier dann (unabhängig der gesetzl Grenze) ok oder nicht?
Wo zieht Mensch die Grenze?

Ich bin der Meinung, jeder Mensch darf mit seinem Körper tun und lassen, was er will.
Wo zieht man die Grenze?

Gerade das von Steirerbua genannte Beispiel der Kaviarspiele ist gut geeignet. Diese sind nahezu immer ungefährlich zu gestalten (wenn man die Grundregeln der Hygiene nach dem Spiel wieder einhält), aber dennoch für nahezu alle Menschen besonders ekelerregend. Auch mich beutelte es, als ich die einschlägige Szene des Films "Salo oder die 120 Tage von Sodom" von Pasolini sah - da weicht das rationale Wissen deutlich von dem emotionalen Erleben ab.

Eben.
Wo zieht man wirklich die Grenzen? Gibt es überhaupt welche?
Nur weil x Menschen etwas nicht verstehen/nachvollziehen können oder es gar als pervers einstufen? Weil die Allgemeinbevölkerung mit SM-Praktiken oft wenig bis gar nichts anfangen kann? Das ist mir z.B. wurscht.

Nur hab ich noch immer keine Antwort gefunden - gibt es eine Grenze und wo?
Bzw. sollte es eine Grenze geben?
Was ist, wenn eine Domina mit einem Wunsch (gegen Bezahlung) konfrontiert wird, der dem Gast dauerhaft gesundheitl. Schäden verursacht?
Was ist, wenn der Partner, der Partnerin im Einvernehmen etwas tun soll, das dauerhaft schädigt?

@ Elena:

..also die meisten Frauen würde ich mal sagen sind sowieso devot angehaucht. Oder es gibt viele davon.
Meine Frage - wo fängt das an?
Gibt es da Grenzen - Einstufungen....?
Also "normal" devot - oder wie devot muss man sein, das es dann in diese szene gehört?

Also das denke ich so nicht. So pauschal läßt sich das sicher nicht sagen.
Aber um auf Deine Frage zurück zu kommen.

Gibt es Einstufungen?
Ich mag diese ganzen Schubladen nicht. Man ist, wie man ist, wie man sich fühlt.
Wenn man für sich selber seine Neigung als devot bezeichnet, ist das ok.

Wieviele SM muß man betreiben um SMler zu sein?
Da gibt es kein Patentrezept - auch wenn es einige gern hätten.
Die Grenzen sind oft sehr, sehr fließend. Oft laufen die Neigungen/Fantasien/Leidenschaften ineinander, man switcht, man probiert, lernt neue Sachen kennen, erweitert seine Grenzen, tastet sich heran.

Zu verschieden ist da der Mensch und seine Leidenschaften, als daß man meiner Meinung diesen in eine Kategorie packen kann.

Lieben Gruß,
Katarina



 
Als grosses Problem erachte ich die unreflektierte Übernahme von klassischen S/M-Bildern in die Populärkultur und Werbung... Das Arbeiten mit auf Bilder abstrahierten Praktiken reisst diese vollkommen aus ihrem Kontext und verunmöglicht auch ein Verstehen der mentalen Mechanismen dahinter.

Was in der Folge das in unserer Gesellschaft leider weit verbreitete 'Größer/Weiter/Besser' ins Spiel bringt: es fehlt der Bezug zum Empfinden und somit auch das Verständnis, *warum* manche Menschen derartige Praktiken ausleben (und das meist in weit milderer Form als derartige Abbildungen Unbeteiligte glauben machen). Und somit wird das Nachspielen oder die Diskussion darüber oft auf Angaben in cm reduziert und geht damit zwangsläufig am eigentlich so interessanten Kern der Vertiefung gegenseitigen Verständnisses vorbei.

Ich denke, Masszahlen im weitesten Sinne können maximal zur Orientierung über Grenzen dienen, innerhalb derer sinnvolles Spiel möglich ist: es lohnt sich nicht, Einläufe mit 10L anzusetzen ;-) Über das Empfinden des Rezipienten / der Rezipientin sagt es allerdings nichts aus, ob es 0,5 oder 2-3L waren... Erfahrungslevel, anatomische Gegebenheiten, das Spiel rundherum (und da wären, um beim Beispiel zu bleiben, nicht nur Haltezeit und Position entscheidend sondern auch allfällige Vorbehandlung, Zusätze, Bewegung etc.) machen einen gewaltigen Unterschied -- und stellen in Summe erst das von den beiden Spielpartnern angestrebte Erlebnis dar. Zu vielschichtig für eine plakative Aufklärungskampagne befürchte ich...

Derartige Spielweisen Leuten zu vermitteln, die, vorbeeinflusst durch allgegenwärtige Bilder, einen recht verzerrten Eindruck haben, ist nicht ganz einfach: schliesslich spielt sich das meiste doch im Kopf ab...

Bevor das zu einem Roman ausartet noch ein paar Worte zu den vorangegangenen Beiträgen:
@steirer: beeindruckende Wortmeldung zum Thema für jemand, der anscheinend selbst nichts damit anfangen kann. Hut ab für die offene Einstellung und gesunde Einschätzung.

@lady katarina: Wie immer eine Stimme der Vernunft. In manchen Threads habe ich schon deine unermüdlichen Stellungnahmen bewundert, die auch in bereits leichen Gesprächsschieflagen noch Bezug zur Realität herstellen.

@elena: Bzgl. Kategorien teile ich Lady Katarinas Meinung: Schubladen mögen bei einer ersten Beurteilung einer neuen Situation durch eine Einteilung des Spektrums noch hilfreich sein, eine Abbildung der Tatsachen sind sie aber nicht. Und man sollte nicht seine eigene suchen um darin Platz zu nehmen -- der Auftrag wäre eher, sich so geschickt zwischen vorhandene zu setzen, dass eine neue Schublade zwingend notwendig wird ;-)
 

Grundsätzlich würde der Fetisch als solcher ja nur dann einer sein, wenn man ohne diesen nicht kann.
Es ist allerdings mittlerweile eine gängige Praxis, Vorlieben als Fetisch zu bezeichnen. Dagegen spricht auch heute nichts mehr.

Naja ..... eigentlich spricht schon etwas dagegen.
Da wäre zum einen der Umstand, dass es genug Leute gibt, welche einem echten Fetisch anhängen, also ihre sexuelle Erregung und Befriedigung ausschließlich durch die Beschäftigung mit einer leblosen Sache erfahren.
Solange es diese Menschen gibt - und die wird es immer geben -, solange würde eigentlich sehr viel dagegen sprechen, die Bezeichnung für eine Vorliebe oder ähnliches her zu nehmen, und damit den Sinn des Wortes zu verdrehen.
Echter Fetischismus gilt immer noch zu Recht als eine Störung der Sexualpräferenz, und wird unter bestimmten Voraussetzungen als eine behandlungswürdige Krankheit eingestuft.

Dann gibt es Fetischisten, welche auch aus leblosen Sachen ihre Lust schöpfen, dies aber durchaus in Verbindung mit einem lebendigen menschlichen Partner. Das wäre der zweite Grund, der gegen die Verwendung des Begriffes "Fetisch" spricht.

Der dritte Grund wäre meines Erachtens der, dass der Begriff bereits derart inflationär angewendet wird, dass er letztlich überhaupt nichts mehr aussagt. Wie in einem benachbarten Thread zu lesen ist, wird dort so gut wie alles als Fetisch eingestuft, und das trägt lediglich dazu bei, dass dieser Begriff mehr und mehr abgewertet wird. Schließlich wird's noch so weit kommen, dass jemand, der eine Vorliebe für Frauen hat, auch als Fetischist durchgeht.

Also bleibt unter'm Strich nur die Frage, worin der Sinn dieser Fetisch-Manie liegen soll?
Und da bleibe ich dabei, dass es primär nur darum geht, auch einen Fetisch zu haben und sich damit zumindest hier im Forum entsprechend in Szene zu setzen, und um die Angst, dass dies mit einer gewöhnlichen Vorliebe nicht so leicht zu erreichen wäre.


Was ist mit einem Pärchen, wo beide einvernähmlich spielen.
Der eine Part möchte, daß der andre ihm den Finger amputiert. Ist halt seine Leidenschaft.
Sie hätte z.B. praktisch damit kein Problem. Ist das hier dann (unabhängig der gesetzl Grenze) ok oder nicht?
Wo zieht Mensch die Grenze?

Ich bin der Meinung, jeder Mensch darf mit seinem Körper tun und lassen, was er will.
Wo zieht man die Grenze?
Ich halte dies für ein unglückliches Beispiel, und ich glaube (oder hoffe zumindest), dass es auch innerhalb der BDSM-Szene nur einer verschwindenden Minderheit vorbehalten ist, keine Bedenken gegen solche von Dir geschilderten Praktiken zu haben.

Wenn Du nach der Grenze fragst, dann würde ich nach meinem Empfinden die Grenze dort sehen, wo der normale Hausverstand beginnt, sich an den Kopf zu greifen. Jede gravierende irreversible Verletzung der Körper der Beteiligten ist daher in meinen Augen deutlich jenseits der tolerierbaren Grenze, und lässt sich weder mit sexueller Motivation, noch mit dem freien Verfügungsrecht des Menschen über seinen Körper rechtfertigen.
Klar, kurz und bündig. :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo miteinander!

Ich bin ja von Natur aus neugierig.Was für mich einfach grenzwertig ist ohne jemanden zu nahe zu treten ist: Kaviar Natursekt und wenn man sich verstümmelt.
Weil ich denke mir wenn man seine Genitalien verstümmelt kann im Kopf nicht alles ok sein oder?!

Also ich bin selber was den sexuellen Bereich angeht devot aber ich würde nicht behaupten das ich im "normalen Leben" devot bin.Das könnte ich mir in meiner beruflichen Situation nicht wirklich erlauben bzw wenn ich es sein würde, nicht lange durchhalten.

Mich macht es einfach an wenn mich mein Partner "benutzt" aber natürlich alles mit Mass u Ziel!und ich finde da ist Vertrauen das A und O!

glg
 
Grüß Euch,

@ Steirer:

Natürlich hast Du grundsätzlich recht. Jedoch hat sich im Laufe der Zeit in der Fetisch/SM-Szene der Begriff Fetisch auch für Lieblingsfantasien eingebürgert.
Was mich persönlich jetzt nicht so stört. Ich mag z.B. das Wort Neigungen nicht sonderlich, es hat unterschwellig immer was Negatives.
Viel lieber ist mir persönlich Leidenschaften z.B.

Fetischismus ist natürlich das, was wir vorher besprochen haben. Jedoch war das ja weniger das Thema.

Mir ist auch durchaus bewußt, daß viele das Wort Fetish für einfache Geschmäcker einsetzen.
Unabhängig davon, daß es durchaus Busenfetischisten gibt.


Ich halte dies für ein unglückliches Beispiel, und ich glaube (oder hoffe zumindest), dass es auch innerhalb der BDSM-Szene nur einer verschwindenden Minderheit vorbehalten ist, keine Bedenken gegen solche von Dir geschilderten Praktiken zu haben.

Ich finde das Beispiel gar nicht so unglücklich. Schließlich war ja meine Ausgangsfrage - wo die Grenzen sind.
Und diese Praktiken sind gar nicht so ungewöhnlich. Wobei wir hier schon wieder bei der Frage sind - was ist noch in Ordnung und was nicht.

Es gibt viele die Bodymodifications mögen (bei sich oder dem Partner) - nur was ist einfach noch ok und was fällt in den Bereich "Krank" bzw. psych. Störung im Bezug auf gewisse Körperteile.
In einem andren Thread z.B. hatten wir doch jemanden, der gerne seine Eichel abschneiden möchte, weil er dort wenig/nichts spürt.

Wie gesagt, grundsätzlich bin ich der Meinung, jeder kann mit seinem Körper anstellen, was er will.
Unabhängig davon, daß manche Bodymodyfications sicher aufgrund einer psych. Störung passieren.
Und genau hier ist auch ein Punkt.
Der Ausführende - welche Grenzen hat dieser? Seine eigenen, persönlichen oder doch auch die Verantwortung bei gewissen Dingen "nein" zu sagen. Nur bei welchen?

@ Sweet_26:

Ich bin ja von Natur aus neugierig.Was für mich einfach grenzwertig ist ohne jemanden zu nahe zu treten ist: Kaviar Natursekt und wenn man sich verstümmelt.
Weil ich denke mir wenn man seine Genitalien verstümmelt kann im Kopf nicht alles ok sein oder?!

Gut, das sind jetzt Deine Grenzen.
Andre z.B. lieben KV. Finde es nur ein wenig unglücklich, daß alles in einem Atemzug mit Deiner Meinung kranken Menschen steht.

Gut, wann fängt es an? Piercing? Prinz Albert?
Zungenspalten?
Dicke Ohrringe (die gedehnten Ohren gehen auch nie mehr zurück).

Wann kann man Deiner Meinung sagen - das ist aufgrund einer psych. Erkrankung oder das ist einfach, weil es ihm gefällt?

Also ich bin selber was den sexuellen Bereich angeht devot aber ich würde nicht behaupten das ich im "normalen Leben" devot bin.Das könnte ich mir in meiner beruflichen Situation nicht wirklich erlauben bzw wenn ich es sein würde, nicht lange durchhalten.[/quote]

Wir sprechen hier ja von zwei völlig unterschiedlichen Paar Schuhen.
Das eine ist sexuell motiviertes Devotsein - das andere eine Alltagssituation.

Aber es ist ein gutes Beispiel.
Was ist mit Praktiken, die sehrwohl in den Alltag hineinlaufen.
Z.B. 24/7 Beziehungen, wo der devote Teil keine Entscheidung mehr über sein Leben hat, sondern alles abgibt.
Wirtschaftlich, beziehungstechnisch, Arbeit, Freunde, ...

Was ist z.B. mit dem sog. Feeding?

Wo setzt man jetzt hier die Grenzen?

Fragen über Fragen.

Lieben Gruß,
Katarina

PS: es ist nicht alles nur auf den jeweils zitierten User gemünzt bzw. gilt die Fragestellungen natürlich allgemein.
 
Was ist mit Praktiken, die sehrwohl in den Alltag hineinlaufen. Z.B. 24/7 Beziehungen, wo der devote Teil keine Entscheidung mehr über sein Leben hat, sondern alles abgibt. Wirtschaftlich, beziehungstechnisch, Arbeit, Freunde, ...

Was ist z.B. mit dem sog. Feeding?

Wo setzt man jetzt hier die Grenzen?

...als ersten schritt muss ich mal wissen, dass ich mich, wenn ich jemandem nachhaltigen gesundheitlichen (oder aber auch wirtschaftlichen) schaden zufüge, auf mitunter sehr dünnem eis bewege.

zumal es mir im extremfall wohl wenig nützen täte würde ich vor gericht mit einem "sklavenvertrag" wacheln.
 
Servus,

Du, mir ging es wie gesagt nicht um die Grenze "Gesetzeslage", sondern um die Frage, wo man persönlich eine Grenze ziehen soll/muss?!

Natürlich kann und werde in den meisten Fällen (wo kein Kläger, da kein Richter), wenn ich jemanden körperlich verstümmel, gerichtlich belangt werden.
Aber das war weniger das, worüber ich reden wollte, denn das ist ja sowieso klar.

Mir ging es viel mehr darum, wann der Ausführende "Halt" sagen sollte/muss.

Woher weiß man, ob das nicht wirklich eine psych. Angelegenheit ist, wenn jemand z.B. Bodymod. will.

Und auch in 24/7 Geschichten - wo sollte man aufhören oder gar nicht erst mitmachen.

Na klar, ein sog. Sklavenvertrag hat null gesetzliche Wirkung/Absicherung.
Es ist jedoch in der heutigen Zeit so, daß Gerichte bei einfacheren Verletzungen, die jetzt nicht dauerhaft körp. Schaden zur Folge haben, das nicht zwangsläufig als Körperverletzung einstufen, wenn es einvernehmlich war.

Nur gibt es eben meiner Meinung auch Praktiken, die trotzdem, daß sie einvernehmlich passieren, zumindest grenzwertig bzw. teilweise nicht mehr ok sind.

Grüße,
Katarina
 
mir ging es wie gesagt nicht um die Grenze "Gesetzeslage", sondern um die Frage, wo man persönlich eine Grenze ziehen soll/muss?!

auch wenns natürlich so rüberkommt: eine rechtsdebatte wär das letzte was ich anzetteln
wollte :cool:

dennoch wärs für mich zumindest ansatzweise ein gradmesser für eine mögliche grenzziehung - dass ich mich allenfalls für schäden an anderen menschen verantworten müsste.

...und haarig wirds nun einmal - wenn im extremfall von einvernehmlichkeit plötzlich nimmer die rede ist. du hast selbst "psychische verfassungen" und deren konsequenzen ins spiel gebracht...
 
hm...
mir fällt grad ein, wie mir eine freundin vor jahren schaudernd erzählt hat "stell dir vor, der wollt mir einen finger in den po stecken" ...
 
Zurück
Oben