Einer der Punkte warum ich dieses Forum (aber auch andere) so schätze sind die Einblicke in die Sichtweise und Gefühlswelt die "Praktizierende" haben .... leider haben sich hier Einige in diesem Bereich aktive mit ihren Beiträgen eher sehr "zurückgezogen".
ad Vorurteile)
Vorurteile sind Sicher auch eine Art Schutzmechanismus. Bei Themen wo ein differenzierter(er) Einblick fehlt, oder zunächst, aus welchem Grund auch immer, verwehrt ist macht es unter Umständen sogar Sinn, Vorbehalte zu haben.
ad Spielarten)
Wie in jeder Kategorie, ist auch im Bereich BDSM die Anzahl der Spielarten Legion; gegen eine "Schubladisierung" ist ja grundsätzlich auch nichts Einzuwenden, Hauptsache die Anzahl der "Schubladen" ist groß genug
ad Fetischismus)
Ist lustig, dass das hier gebracht wird ..... mein Erst-Kontakt mit dem Begriff Fetisch an sich stammt aus dem Bereich Natur-/Religionen und Mystizismus und beschrieb einen Fetisch (Bär kramt in seiner Erinnerung von vor 25 Jahren) als einen Gegenstand der durch "Besprechen" und/oder bestimmte Handlungen besondere und/oder auch magische Eigenschaften bekommt.
Im sexuellen Kontext habe ich es so verstanden, dass die Grenze zwischen Neigung und Krankheit über den Vollzug der sexuellen Handlung an sich definiert wird. Insofern diese ohne Fetisch nicht mehr möglich ist, wird laut ICD klassifiziert.
ad BDSM)
Ich denke, es reicht nicht aus das
"Das" festzustellen ohne nach dem
"Warum" zu fragen.
Ein Symptom kann durchaus unterschiedliche Ursachen haben. Weiters habe ich die Vermutung, und stelle als These in den Raum, dass in vielen Fällen gewisse BDSM orientierte Praktiken als Ausgleich/Ventil zum Alltag dienen; quasi auch um ein mentales Gleichgewicht herzustellen.
Manager (auch von Großkonzernen) und andere Führungskräfte gehen zu Dominas, offensichtlich um "die Kontrolle" abgeben zu können .... um sich treiben lassen zu können; Personen, die im Alltagsleben keinen oder wenig Einfluss auf ihr Umfeld haben und dort weder Kontrolle noch Macht ausüben, in der Vergangenheit Passiv und/oder "Opfer" (auch von Mißbrauch) waren, nehmen eine dominante Rolle ein.
Das geht aus meiner Sicht so tendenziell in die Richtung von Ying und Yang, wo es ja auch um Balance und Ausgleich geht ..... nur so ein bärischer Denkansatz.
ad Spielarten)
Ich bin ja ein Freund einer differnzierten Betrachtung, daher will ich da auch einen graduelle Unterscheidung einbringen.
Es gibt klarerweise einen himmelhohen Unterschied zwischen einer Steigerung der "Reize" wo zusätzlich zu sexueller (bsp. vaginal/analer) Stimulation eine Zusatzreiz mittels Schmerz vorgenommen wird wo also über die Kombination dieser beiden Empfindungen ein kombinierter Kick, ein gesteigertes grenzüberschreitendes Hochgefühl erreicht werden soll.
Dies im Gegensatz zu Praktiken, die ausschließlich über Schmerzreize und Entzug funktionieren (Atemkontrolle, härtere
Bondage, Elektrostimulation, Needeling, "Grün- und Blau" Schlagen, etc.); da würde ich sehr genau die Hintergründe analysieren. Gab es da vielleicht in der persönlichen Entwicklung (Kindheit) Situationen, wo Schmerz (Schlagen) einem Liebesbeweis gleichgesetzt wurde?
ad Grenze)
Ansatz: Die Grenze ist aus meiner Sicht in einer permanenten, irreversiblen Modifikation/Schädigung zu sehen.
Begründung: Da sich die Einstellung einer Person zu BDSM und Modifikationen über die Jahre und mit der Lebenssituation Ändern kann, ist auch eine Änderung der Sichtweise und Einstellung auf und zu solche "Eingriffen" möglich. Ein irreversibler Eingriff bietet so ein "Undo" nicht.
Verifikation: Im Bereich der Tatoos haben wir es zum Beispiel schon gesehen, da gibt es ja bereits einen Markt für Entfernungen mittels Laser.
Dies ist dann auch der Bereich, wo ein verantwortungsvoller "Spielpartner" aus meiner Sicht Stop Aktivitäten setzen müsste.
Zu den genannten Beispielen: Es gibt psychologische Krankheitsbilder, die mit Begriffen wie BDD respektive BIID beschrieben sind (bitte googeln, sind glaube ich auch auf Wiki zu finden). In solchen Fällen würde ich dann professionelle Unterstützung durch Spezialisten angeraten sehen und die Grenze dessen, was man innerhalb einer Spiel- respektive Lebenspartnerschaft "abhandeln" kann, als überschritten sehen.
Weiters scheint es mir in eingen Fällen so zu sein, dass die Zugehörigkeit zu solchen Gruppen teilweise fast schon zu einer Art "Ersatzreligion" wird. Parallel dazu werkt auch anscheinend auch in dem Bereich die Größer, Besser, Weiter, Härter Mechanismus und treibt zu immer härteren Praktiken und in Situationen, wo man sich über immer größerer Extreme zu Unterscheiden sucht.
LG Bär