Sie ist ja davon ausgegangen, dass sie diese Mehrheit spielend und ohne jedes Risiko vergrößern kann, genauso wie Cameron daran glaubte, dass die Brexit-Abstimmung zu seinen Gunsten ausgeht.
Als dumm würde ich sie nicht bezeichnen. Sie hat sich halt klassisch verzockt.
Sie hat dumm gehandelt, denn sie ist dieses Risiko aber ohne jede Not eingegangen. Im Gegensatz zu Cameron, der vor der Wahl mit dem Rücken zur Wand gestanden ist. Er hatte eben den Farage mit seiner "Austritts - Partei" im Nacken. Und er hat sich seine Parlamentsmehrheit erfolgreich auch mit dem Versprechen gesichert, dass er für den Fall seines Wahlsieges die Abstimmung über den Austritt durchführen wird. Seine Spekulation ist zunächst aufgegangen. Er hat die Wahl gewonnen.
Mit diesem Mandat und der angekündigten Austrittsabstimmung hat er versucht, der EU Zugeständnisse abzuringen. Gerade aus österreichischer Sicht wäre es gar nicht so übel gewesen, wäre man den Briten in der Frage der Personenfreizügigkeit etwas mehr entgegen gekommen. Da waren schon Ansätze drinnen, die auch uns gefallen hätten (Verhinderung der sich anbahnenden Sozialunion).
Schauen wir mal, ob sich Kurz nicht wie May verpokert hat.
Hier würde ich sagen: das ist ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen. Wie schon gesagt, es hat keinen wirklichen Grund für diese Wahlen gegeben. May hatte eine stabile Mehrheit, Punkt. Und die hat sie jetzt nicht mehr.
Was Österreich betrifft, so ist klar, dass das auch für Sebastian Kurz in die Hose gehen kann. Aber diese Neuwahlen sind doch aus einer gänzlich anderen Situation entstanden. Die rot - schwarze Koalition hat eigentlich kaum mehr etwas zustande gebracht. Kern und Mitterlehner haben sich mühsam von einem Konflikt zum nächsten weiter geschleppt. Wer es objektiv betrachtet, der wird zur Erkenntnis kommen, dass es höchst an der Zeit war, diesem Zustand ein Ende zu bereiten.
Strache ist durch den Auftritt des Neu - Parteichefs Sebastian Kurz in den Umfragen auf Platz 3 zurück gefallen. Auch wenn das so ausgeht, so steht er dennoch als Wahlgewinner fest. Denn
beide derzeitigen Regierungsparteien werden lieber eine Koalition mit den Blauen eingehen als mit dem "alten" Partner. Und besonders bei den Roten werden ja derzeit alle Hebel in Bewegung gesetzt, um sich nach der Wahl unverzüglich mit Heinz Christian ins Bett legen zu können.