Natürlich habe ich mich beim Schreiben dieser Zeilen nicht ausschließlich auf mein Gedächtnis verlassen. Das Gedächtnis spielt uns manchmal Streiche, auch wenn wir es nicht wahrhaben wollen. Aber beginnend beim Sechstagekrieg sind es vor allem meine eigenen Erinnerungen, überprüft durch den Blick ins Internet. Dabei habe ich eine erstaunliche Entdeckung gemacht: Eine Quelle aus Deutschland, die der Objektivität verpflichtet sein sollte verschweigt und verändert Fakten, die das Vorgehen Israels in eine schiefes Licht bringen könnten.
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beit...aktiv/495284/Die-Gruendung-des-Staates-Israel
In dieser Quelle, die sich als „Chronik des Staates Israel“ präsentiert, wird zum Beispiel der Sinaifeldzug gleich überhaupt nicht erwähnt. Der Beginn des Sechstagekrieges ist sehr zu Gunsten Israels beschönigt. Die Balfour – Erklärung wird als Versprechen für einen eigenen Staat für die Juden dargestellt. Selbst jüdische Quellen interpretieren das nicht so. Kritische Anmerkungen zum Staat Israel werden immer in die Ecke „political incorrect“ gedrängt. Auf jeden Fall dann, wenn sie von Deutschen oder Österreichern kommen. Bei meiner zweiten Reise nach Israel werde ich das selbst erfahren müssen.
Nun aber wieder zurück in die 70 – er Jahre ........ die Flüchtlinge aus Palästina werden in den Aufnahmeländern als Belastung wahrgenommen. Auch arabische Solidarität hat recht enge Grenzen, wenn sie nicht nur in Parolen besteht sondern konkret gelebt werden soll. Und die PLO bildet in Jordanien und im Libanon eine zusätzliche Miliz, die außerhalb der staatlichen Ordnung steht.
Der verlorenen Sechstagekrieg bescherte dem Königreich Jordanien eine weitere Flut von Flüchtlingen aus dem Westjordanland, das nun unter israelischer Kontrolle stand. Von Anfang an gab es Konflikte mit den PLO – Milizen und radikalen Abspaltungen (Gruppe Abu Nidal, Volksfront für die Befreiung Palästinas), die bürgerkriegsähnliche Züge annahmen. Am 1. September wird ein Anschlag auf den König verübt, am 16. September 1970 bombardiert die jordanische Luftwaffe die Flüchtlingslager und greift mit Panzern an. Man schätzt, dass dabei bis zu 5000 Menschen getötet wurden (Schwarzer September).
Unter Vermittlung Ägyptens kommt es zu einem Abkommen zwischen Arafat und König Hussein. Als Konsequenz werden die Flüchtlingslager in den Libanon verlegt. Das multi-ethnische Land wurde dadurch in den Nahost - Konflikt hineingezogen und in endlose Bürgerkriege verwickelt, in denen die Palästinensermilizen auf Seiten moslemischer Gruppierungen gegen die maronitischen Christen standen.
Da es für die palästinensischen Kämpfer praktisch unmöglich ist auf israelisches Staatsgebiet vorzudringen, verlagern sie ihre Aktivitäten vorwiegend nach Europa. Flugzeugentführungen und Angriffe auf jüdische und auch jordanische Einrichtungen stehen auf dem Programm. Die spektakulärste Aktion war die Geiselnahme bei den Olympischen Spielen in München durch die „Organisation des Schwarzen Septembers“. Diese Aktionen lenkten zwar die Blicke der Weltöffentlichkeit immer wieder auf den Nahostkonflikt, sind aber dem Image der Palästinenser abträglich. In Israel kommt es zu vereinzelten Selbstmordanschlägen.
1978 kommt es zum Camp – David – Abkommen, 1979 zum Friedenschluss zwischen Ägypten und Israel. Dieser Hoffnungsschimmer führt zur Bildung der israelischen Friedensbewegung „Peace now“. Sie spielt heute keine Rolle mehr, der Frieden ist weiter denn je.
1980 annektiert Israel das damals nur von Arabern bewohnte Ostjerusalem. 1981 folgt die Annexion der syrischen Golanhöhen.
1982 kommt es zum ersten Libanonkrieg, der in Israel den Namen "Operation
Frieden für Galiläa" trägt. Dieser Krieg wird einen Wendepunkt in der Beurteilung Israels durch die europäische Öffentlichkeit bilden. Israelische Truppen stoßen bis auf Beirut vor. Über Vermittlung durch die Amerikaner ziehen die Kämpfer der PLO aus dem Libanon ab und erhalten Exil in Tunesien. Die Amerikaner versprechen, sich für die Lösung der Flüchtlingsfrage einzusetzen. Die Vorstellungen Amerikas und der zivilisierten Welt stimmen aber mit den Vorstellungen Israels nicht überein.
Nunmehr waren die Flüchtlingslager ohne militärischen Schutz. Mit Zustimmung der israelischen Armee drangen christliche Milizionäre am 16. September in die palästinensischen Flüchtlingslager von Sabra und Schatila ein. Zivilisten einschließlich der Frauen Kinder und Alten wurden getötet. Es kam zu Vergewaltigungen und Folterungen. Opfer wurden verstümmelt. All das geschah mit Wissen und vor den Augen der israelischen Armee, die sogar Beobachtungsposten eingerichtet hatte und das Lager abriegelte, sodass niemand entkommen konnte. Es wird sogar behauptet, dass sie Israelis durch Leuchtraketen ermöglichten, damit auch bei Nacht weiter gemordet werden konnte. So hatten die christlichen Milizen das Blutbad nach zwei Tagen vollendet.
Die libanesische Seite spricht von 460 Toten, israelische Quellen nennen 800 Getötete. Die Palästinenser sprechen von 3300 Ermordeten. Unabhängige Quellen schätzen die Zahl der Opfer auf 2000.
Die israelische Militärführung war ebenso wie die Regierung über die Vorgänge informiert. Verteidigungsminister war ein gewisser Ariel Sharon. Er musste, nachdem seine Mitverantwortung feststand von diesem Amt zurücktreten, bekam aber ein Ministeramt ohne Portefeuille. Er löste mit seinem Besuch am Tempelberg die zweite Intifada aus und wurde später Ministerpräsident. Der Hauptverantwortliche auf libanesischer Seite, Elie Hobeika, wurde nie zur Verantwortung gezogen. Er wurde nach dem Ende des Bürgerkrieges mit mehreren Ministerämtern „ausgezeichnet“.
Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat am 16. Dezember 1982 erklärt, dass das Massaker von Sabra und Schatila ein Völkermord gewesen gewesen sei.
Fortsetzung folgt