Demütigung bei SM?

B

Gast

(Gelöschter Account)
Als nicht SMler stelle ich mir folgende Frage:

Warum stehen manche Männer bei SM auf Demütigungen wie zum Beispiel Stieffellecken, an der Leine laufen etc...,

Das mit den Schmerzen kann ich nachvollziehen, auch wenn es nicht meines wär, oder auch die Hilflosigkeit beim Gefesseltsein.

Wäre echt interessant ein paar Erfahrungen/Meinungen dazu zu erfahren von um die Motivation dafür zu verstehen.
 
Nun, ich finde Demütigungen generell beim Spiel sehr spannend, nicht nur empfangenderweise, sondern auch gebend. Erklären kann ich es nicht, es macht mich schlicht und einfach an. Es ist schwer das jemandem zu erklären, der das nicht teilt. Erklär' mal einem Tauben Töne...

Das hat in meinen Augen aber noch lange nicht mit SM wohl aber mit BD bzw DS (die anderen Bestandteile des Akronyms BDSM) zu tun.
Mir persönlich ist dagegen schleierhaft, was an Schmerzen toll sein soll.

"Ist eben Geschmackssache", sagte der Affe und biss in die Seife.
 
Warum stehen manche Männer bei SM auf Demütigungen wie zum Beispiel Stieffellecken, an der Leine laufen etc...,

Das mit den Schmerzen kann ich nachvollziehen, auch wenn es nicht meines wär, oder auch die Hilflosigkeit beim Gefesseltsein.

vergleiche diese zwei sätze ! hast du dir damit die antwort nicht selbst gegeben ????
auf der einen seite kannst du schmerzen nachvollziehen, oder eben hilflosigkeit. auf der anderen seite fragst du warum gewisse typen auf demütigungen stehen.... :confused:
ist nicht schmerzen empfangen auch eine art demut ???
 
vergleiche diese zwei sätze ! hast du dir damit die antwort nicht selbst gegeben ????
auf der einen seite kannst du schmerzen nachvollziehen, oder eben hilflosigkeit. auf der anderen seite fragst du warum gewisse typen auf demütigungen stehen.... :confused:
ist nicht scherzen empfangen auch eine art demut ???

Dachte eher daran, daß beides intensive Gefühle sind.
Vielleicht habe ich eine falsche Vorstellung (weil Demütigung darin nicht vorkommt) davon, aber ich dachte zumindest das nachvollziehen zu können.

Genauso bei der Hilflosigkeit, hat weniger mit Demut als mit Erwartung zu tun, in meinem Kopf jetzt. (Also im Sinne von, "Hoffentlich nimmt sie ihn bald in den Mund oder so)

Bei eben sagen wir mal Stiefellecken, komm ich nicht mit.

Ich will es aber verstehen.
 
Für mich ist es einfach sehr eregend mich einer dom.Frau oder Paar aus zuliefern um alle
Demühtigungen auf mich zu nehmen.
 
denke auch schon lange darueber nach.

ich glaube, dass man das devote in sich tragen muss, um es wirklich nachvollziehen zu koennen. interessant ist, dass ich demuetigung, ausgeliefertsein und beherrschtwerden im sexuellen absolut spannend finde, nicht aber im taeglichen leben.
einerseits erklaere ich mir das als ausgleich zu meiner hohen beruflichen verantwortung, andererseits bin ich ueberzeugt davon, dass die wirkliche faszination beim bdsm das spürbare hundertprozentige vertrauen der beiden partner ineinander ist. denn ohne dieses, ist es nicht moeglich.

meine theorie - von praktischer bdsm erfahrung kann ich leider nicht viel berichten
 
es ist einfach geil wen an jemanden sexuell ausgeliefert, nicht weiß was als nächstes passieren wird, vorgeführt wird und alle augen auf einen gerichtet sind. Ich kann jedoch auch nicht genau sagen warum ich es geil aber wen man es so empfindet dan sollte man es einfach machen! ;)
 
Warum stehen manche Männer bei SM auf Demütigungen wie zum Beispiel Stieffellecken, an der Leine laufen etc...,

Soll ja auch Frauen geben die darauf stehen ;)

Um jetzt konkret auf die Frage einzugehen - Ich weiß es auch nicht "warum" mich dieses Szenario so antörnt - ich find es einfach "megageil".

Andererseits kann ich mir ja auch net erklären "warum" das unbedingte Bemühen von 22 Menschen, eine luftgefüllte Lederkugel in einem rechteckigen, mit Netz verziertem Kastl zu versenken, bei manchen derartige Emotionen freisetzt dass sie vollends die Kontrolle über sich verlieren :fragezeichen:

LG
chasi
 
Ja, solche Frauen gibts ;)


Gute Frage - schwierig zu beantworten. Was genau geil macht, ist wohl sehr sehr individuell und subjektiv, wenn überhaupt zu beantworten. Ich versuchs trotzdem mal, passt eh gut zum aktuellen Selbstfindungstrip :mrgreen:

Die Sache mit den Schmerzen und Fesselungen kannst du verstehen, schreibst du. Da ist für mich auch schon ein bisschen Demütigung dabei, Unterwerfung. Wenn ich nackt und gefesselt im Raum stehe, (hänge, liege, ...) bin ich schutzlos. Hat auch irgendwie was mit Scham zu tun. Ich bin nackt, präsentiert, kann mich nicht bedecken.. Das ist für mich auf eine gewisse Art auch demütigend. Was daran erregend ist? Vielleicht die Tatsache, dass mich jemand genau so sehen will, sonst würd sich ja wohl keiner die Arbeit machen, mich da so aufwändig zu verschnüren *lach* Die Scham schlägt in Lust um - sich zu schämen, wäre eh sinnlos, da ich an meiner Situation gefesselt ja nicht wirklich was ändern kann. Die Blicke auf meiner Haut erregen mich, auch wenn ich sie nur spüre und selbst, vielleicht aufgrund verbundener oder geschlossener Augen, nicht sehen kann. Mir gefällt die Tatsache, dass es für den aktiven Part vielleicht auch erregend ist, mich so zu sehen, schutzlos, irgendwie verunsichert..
Hm, ist irgendwie schwieriger zu erklären, als ich dachte. Und der Aspekt der Wehrlosigkeit beim Fesseln ist ja nochmal was anderes..

Wenn ich jetzt versuche, (mir) meine Erregung bei Dingen wie zB Stiefellecken usw zu erklären, wirds noch schwieriger. (Wobei ich das mit den Stiefeln noch nicht hatte.)
Solche Demütigungen liegen irgendwie immer jenseits einer Grenze. Diese Grenzen kommen, denke ich mal, auch viel von der Erziehung, der Gesellschaft.. Es ist ja nicht "normal". (Ich kann das Wort langsam aber sicher nicht mehr leiden.)
Und diese Grenze zu überschreiten, das hat was. Dinge zu tun, die "man" halt einfach nicht tut. Auch, dass man das für einen bestimmten Menschen - den/die Top oder Dom oder was auch immer - hat was. Sich selbst überwinden, um jemand anderem einen Gefallen zu tun, eine Freunde zu bereiten, einfach um gehorsam zu sein, das Gegenüber nicht zu verstimmen.. Wenn man sich selbst (natürlich mit aktiver oder passiver Mithilfe) über diese Grenze bringt, ist das ein wahnsinnig schönes Gefühl.
Und NICHTS geht über das süffisante Lächeln des Tops, wenn die Sklavin "brav" war. Absolut NICHTS ;) Es tut gut, zu spüren zu bekommen, dass das eigene Verhalten gut war. Wenn der andere sich freut, dass man sich mit und für ihn/sie überwunden hat..

Ich lebe meine devote Seite ja noch nicht sooo lange aus, vielleicht kann ichs nächstes Jahr schon besser in Worte fassen :haha: Und ich hatte/habe auch immer wieder Dinge erlebt, die mich in Erstaunen über mich selbst versetzt haben. Ein Beispiel, dass mir einfällt: Das "klassische" Eckerlstehen.
Ich hab nicht gehorcht, dann ab in die Ecke. Nicht im privaten Rahmen, sondern auf einer Veranstaltung. Und es war ein wirklich intensives Gefühl. Für alle ist sichtbar, dass ich nicht gehorcht habe, dass ich nicht folgsam war, dass ich meinen Dom enttäuscht habe, ihm mein Verhalten nicht recht war.. Alle sehen, ich habe einen Fehler gemacht. Das Warten war auf der einen Seite wirklich schlimm - ich wusste ja nicht, wann ich wieder weg "darf" und was mich danach erwartet - und auf der anderen Seite sehr erregend, vielleicht gerade deswegen. Die "Grenze", die ich dabei für mich überschritten habe, war vielleicht, mich mehr oder weniger öffentlich anprangern zu lassen. Erregung war wohl nur möglich, weil ich wusste, dass das alles in einem relativ geschützen Rahmen abläuft und ich vollstes Vertrauen zum Dom hatte..
Ja, und so ging das dann weiter mit den Grenzen :mrgreen: Es macht mich ja auch wahnsinnig an, Zuseher zu haben. Schon ein interessierter Blick ist ein kleines bisschen Anerkennung - für den Top, weil er mich im Griff hat, für mich, weil ich gehorsam bin.. Keine Ahnung.
Demütigung zuzulassen ist für mich auch was recht intimes. Nicht vor jedem, der mich schlagen darf, würde ich auch auf die Knie gehen, im übertragenen Sinne. Demütigung heißt für mich auch: Ich gebe (für den Moment) einen Großteil meines Stolzes und meiner Würde auf und weiß trotzdem, mein Gegenüber respektiert mich und passt auf mich auf, weil ich in dieser Situation besonders verletzlich bin.


Oh Mist, jetzt hab ich grad mal auf Vorschau geklickt und merke erst, wie lang und phasenweise wirr das alles ist. :oops: Na, egal, ich lass es einfach mal stehen, vielleicht kann ja irgendwer mit dem ein oder anderen Gedanken was anfangen.. Und falls nicht - ich schiebs einfach auf die Uhrzeit (und die Gehirnsaugerschneckis from outer space und so..)
 
Vielen Dank für eure Erklärungen, vor allem das ausführliche Post von "missmary".

Also eine Lustsklavin finde ich schon toll wiederum.

Ich habe wahrscheinlich durch meine Bequemlichkeit "den Sklaven" nicht in mir. :mrgreen:

Danke nochmals !
 
Erklären kann ich es nicht, es macht mich schlicht und einfach an. Es ist schwer das jemandem zu erklären, der das nicht teilt.
Aber vielleicht kann man dem doch ein bisschen auf die Spur kommen, was sich da psychologisch abspielt.
Ich denke, soviel kann man sagen: Die Lust an der Demütigung ist die Lust an der Unterwerfung. Um die demütigenden Handlungen (Stiefellecken, an der Leine geführt werden etc.) geht es nicht an sich, sondern nur als äußeres Zeichen der Unterwerfung. Und die Unterwerfung ist Ausdruck der Verehrung. Dieser letzte Satz trifft meiner Ansicht nach zumindest bei FemDom zu. Ich habe Zweifel, ob männliche Dominanz gegenüber weiblicher Sub das gleiche ist, nur umgekehrt, oder ob da andere Bilder von Männlichkeit und Weiblichkeit wirksam sind. Feministisch korrekt wird das in beiden Fällen nicht sein. Der männliche Sklave imaginiert sich die Frau als ein vollkommenes Wesen, dem keine Frau gerecht werden kann. Die weibliche Sklavin dagegen gibt sich einem Ideal des Mannes als starker, strenger Beschützer hin. Beide Fälle sind Aspekte patriarchaler Geschlechterbilder.

Der Trick des männlichen Sklaven ist es, sich selbst zu Erhöhen, indem er sich die Frau vergöttlicht. Das ist ein religiöser Akt. So wie sich der Mensch gegenüber der Natur erhöht, indem er sich einen allmächtigen Gott imaginiert, zu dem nur er, der Mensch, in einem besonderen Verhältnis steht, so erhöht sich der Sklave, indem er sich eine Göttin erschafft, der er die Ehre hat dienen zu dürfen. Paradoxerweise erhöht man sich (in beiden Fällen) umso mehr, je mehr man sich erniedrigt. Denn je mehr man sich erniedrigt, desto mehr erhöht man das Wesen, gegenüber dem man sich erniedrigt, und je mehr man dieses Wesen erhöht, desto größer ist die Ehre diesem Wesen auch nur die Stiefel lecken zu dürfen.
 
Das war sehr beeindruckend analysiert.
Vor allem den religiösen Aspekt (die Frau auf ein Podest zu heben)
und die daran gebunden Selbsterhöhung.
 
Die Sache mit den Schmerzen und Fesselungen kannst du verstehen, schreibst du. Da ist für mich auch schon ein bisschen Demütigung dabei, Unterwerfung.
Ich würde Schmerzen bzw. das Zufügen bzw. das Ertragen (müssen) von Schmerz auch als Demütigung und Ausdrück der Unterwerfung sehen.
Angeblich gibt es auch Menschen, die Lust am Schmerz an sich haben. Dazu gibt es auch Therien, dass das Erleben von Schmerz mit der Ausschüttung von Endorphinen verbunden sein kann, die ein Lustgefühl verursachen.
Wenn ich nackt und gefesselt im Raum stehe, (hänge, liege, ...) bin ich schutzlos. Hat auch irgendwie was mit Scham zu tun.
Vielleicht liegt der Genuss darin, sich nicht schämen zu müssen. Durch die totale Hingabe fällt die Distanz zum anderen weg, es gibt nichts mehr zu verbergen. Man macht sich den oder die Dom zur idealen Mutter, vor der es nichts gibt, wofür man sich schämen müsste.
Solche Demütigungen liegen irgendwie immer jenseits einer Grenze. Diese Grenzen kommen, denke ich mal, auch viel von der Erziehung, der Gesellschaft..
Die Kritik der Feministinnen an BDSM ist, dass hier patriarchale Machtverhältnisse zwischen den Geschlechtern reproduziert werden. Das wirft aber die Frage auf, warum BDSM dann als deviant gilt. Darauf würde ich zwei Antworten vorschlagen. Zum einen kann man es als eine Art Überaffirmation erklären. Patriarchale Machtverhältnisse werden bis zur Kenntlichkeit übertrieben. Mit Bezug auf die Freiwilligkeit der Unterwerfung und der freien Wahl der Rolle (dom oder sub) könnte man in vorsichtiger Anlehnung an Judith Butler von Travestie sprechen. Gesellschaftliche Machtverhältnisse werden persifliert, indem man sie nachspielt und auf den Kopf stellt.
So sind beispielsweise Machtverhältnisse in unserer Gesellschaft allgegenwärtig und resultieren in einer unfreiwilligen Unterwerfung der unterdrückten Person/en. Sie sind geschlechtsspezifisch, politisch, religiös, familiär und miliärisch festgeschrieben, und sie werden vor allem auch durch den als 'nomal' gesehenen Herterosex in der patriarchalen Konstruktion der Ehe eingeschreiben. Eine Loslösung von diesen Machtverhältnissen erscheint unmöglich, dieselben können scheinbar bestenfalls kritisiert werden. Sadommasochistische Spiele aber resultiren genau in dieser Loslösung, weil sich die Praktizierenden genau dieses Machtkonstrukt zu ihrem eigenen Konstukt machen, in dem Symbole überbetont und Rollen frei(willig) gewählt werden. [...] Es scheint vielleicht absurd, dass ausgerechnet durch ein Szenario, in dem Symbole der Unterwerfung und des Dominierens und Verfügens über einen anderen Menschen und Körper so ausgeprägt sind, eine Loslösung von Machtstrukturen in unserer Gesellschaft und Freiheit erzielt werden kann. Durch die Freiwilligkeit aber, in der ein/e S/M-Praktizierende/r in seine/ihre Rolle schlüpft, und in dem genauen Festlegen der Grenzen und Bedürfnisse wird eine Art von Sex durchlebt, die isoliert ist von unfreiwilliger Gewalt."
(Brunner, Astrid: "Kinky Scenes" in: gezeit ed0402 "pertussis", S. 19)​

Ein bisschen Sado-Anarchismus: "Why will the Structure allow every other kind of sexual behavior but that one? Because submission and dominance are resources it needs for its very survival. They cannot be wastet in private sex. In any kind of sex. It needs our submission so that it may remain in power. It needs our lusts after dominance so that it can coopt us into its own power game. There is no joy in it, only power. I tell you, if S and M could be established universally, at the family level, the State would wither away." (Pynchon, Thomas: Gravity's Rainbow, S. 737 der Originalausgabe)
Und NICHTS geht über das süffisante Lächeln des Tops, wenn die Sklavin "brav" war. Absolut NICHTS ;) Es tut gut, zu spüren zu bekommen, dass das eigene Verhalten gut war. Wenn der andere sich freut, dass man sich mit und für ihn/sie überwunden hat..
Das ist für mich schon ein problematischer Aspekt, brav zu sein, um Wohlwollen als Belohnung zu bekommen, sich Respekt und Wertschätzung durch Gehorsam verdienen. Ist das noch bloßes erotisches Spiel oder werden hier anerzogene Defizite im Selbstwertgefühl ("Ich werde nur geliebt und respektiert, wenn ich brav und gehorsam bin.") wirksam und sichtbar? Und soll man das dann pathologisieren und Therapie empfehlen oder braucht man gar nichts zu therapieren, wenn persönliche Defizite lustvoll ausgelebt werden können?
 
Ich würde Schmerzen bzw. das Zufügen bzw. das Ertragen (müssen) von Schmerz auch als Demütigung und Ausdrück der Unterwerfung sehen.
Angeblich gibt es auch Menschen, die Lust am Schmerz an sich haben. Dazu gibt es auch Therien, dass das Erleben von Schmerz mit der Ausschüttung von Endorphinen verbunden sein kann, die ein Lustgefühl verursachen.
Ich zähl mich zu den Menschen, für die Schmerz sehr lustvoll sein kann. Wie gesagt, KANN. Nicht immer. Wenn nicht mehr der Schmerz an sich mich erregt, dann ist es die Demütigung, die dahinter steckt. (Glaub ich jedenfalls.)

Vielleicht liegt der Genuss darin, sich nicht schämen zu müssen. Durch die totale Hingabe fällt die Distanz zum anderen weg, es gibt nichts mehr zu verbergen. Man macht sich den oder die Dom zur idealen Mutter, vor der es nichts gibt, wofür man sich schämen müsste.
Guter Ansatz! Vielen Dank für diesen Denkanstoß.

Die Kritik der Feministinnen an BDSM ist, dass hier patriarchale Machtverhältnisse zwischen den Geschlechtern reproduziert werden. Das wirft aber die Frage auf, warum BDSM dann als deviant gilt. Darauf würde ich zwei Antworten vorschlagen. Zum einen kann man es als eine Art Überaffirmation erklären. Patriarchale Machtverhältnisse werden bis zur Kenntlichkeit übertrieben. Mit Bezug auf die Freiwilligkeit der Unterwerfung und der freien Wahl der Rolle (dom oder sub) könnte man in vorsichtiger Anlehnung an Judith Butler von Travestie sprechen. Gesellschaftliche Machtverhältnisse werden persifliert, indem man sie nachspielt und auf den Kopf stellt.
Wenn ich als Frau mich freiwillig und aus reiner Lust einem Mann unterwerfe, ist das in meinen Augen nichts, was man kritisieren sollte. Feminismus in allen Ehren, aber das geht mir ein bisschen zu weit.
Was ich zum Rest und vor allem zu den Texten sagen soll, weiß ich nicht. Ich finds total interessant und hab Lust, mich mal weiter mit diesen Gedanken und Meinungen zu beschäftigen. :)

Das ist für mich schon ein problematischer Aspekt, brav zu sein, um Wohlwollen als Belohnung zu bekommen, sich Respekt und Wertschätzung durch Gehorsam verdienen. Ist das noch bloßes erotisches Spiel oder werden hier anerzogene Defizite im Selbstwertgefühl ("Ich werde nur geliebt und respektiert, wenn ich brav und gehorsam bin.") wirksam und sichtbar? Und soll man das dann pathologisieren und Therapie empfehlen oder braucht man gar nichts zu therapieren, wenn persönliche Defizite lustvoll ausgelebt werden können?
Ich weiß für mich selbst genau, dass dieses Bravsein usw nur im Spiel und im sexuellen Kontext existiert. Im "echten" Leben werde ich mich sicher nicht verbiegen, nur, um jemandem zu gefallen. Ich bin auf Lob etc, das ich mir so "verdiene", nicht angewiesen.
Allerdings war ichs mal. Und deswegen glaube ich, durchaus behaupten zu können, dass es bei mir mittlerweile nur mehr ein Spiel ist. Ausführlicher mag ich das an dieser Stelle nicht beschreiben, mir ist grade nicht so nach Seelenstriptease ;)
Wo die Grenze zwischen "noch im Rahmen" und echtem Therapiebedarf ist, wage ich allerdings nicht zu beurteilen. Ich bin mir nur sicher, es gibt sie.
 
Wenn ich als Frau mich freiwillig und aus reiner Lust einem Mann unterwerfe, ist das in meinen Augen nichts, was man kritisieren sollte.
Alice Schwarzer wird eine Aussage zugeschrieben, wonach es devote Frauen gar nicht gibt, sondern dass Frauen, die die devote Rolle annehmen nur eine anerzogene Rolle spielen. (Genauer kenne ich aber die Argumente Schwarzers nicht.) Man könnte die vermeintliche Freiwilligkeit in Frage stellen, indem man argumentiert, die Frau, die die devote Rolle annimmt, sei unaufgeklärt in dem Kantischen Sinn der Aufklärung als Ausgang aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit. "Faulheit und Feigheit sind die Ursachen, warum ein so großer Teil der Menschen ... gerne zeitlebens unmündig bleiben; und warum es anderen so leicht wird, sich zu deren Vormündern aufzuwerfen." (Kant) Feministinnen wie Schwarzer würden vielleicht sagen: Die Frau, die die devote Rolle annimmt, geht den Weg des geringsten Widerstandes. Sie ist zu faul und zu feig die Mühe und das Wagnis auf sich zu nehmen aus dieser Rolle auszubrechen und gibt sich mit den kleinen Belohnungen für ihr Brav- und Gehorsamsein zufrieden. Der Einwand dazu könnte sein, dass erotisches Spiel und wirkliches Leben zweierlei sei. Aber ist das nicht, wie wenn man sagte, "Die Küche ist dreckig, aber die Wohnung ist sauber.", so als ob die Küche nicht zur Wohnung gehörte? Ist nicht Sexualität auch ein Teil des Lebens und daher nicht vom "wirklichen" Leben oder Alltagsleben abgrenzbar?
Ich weiß für mich selbst genau, dass dieses Bravsein usw nur im Spiel und im sexuellen Kontext existiert. Im "echten" Leben werde ich mich sicher nicht verbiegen, nur, um jemandem zu gefallen. Ich bin auf Lob etc, das ich mir so "verdiene", nicht angewiesen.
In der sexuellen Beziehung bist Du vielleicht doch darauf angewiesen und brauchst es in anderen Bereichen des Lebens nicht, weil Du es dort bekommst.
 
Alice Schwarzer wird eine Aussage zugeschrieben, wonach es devote Frauen gar nicht gibt, sondern dass Frauen, die die devote Rolle annehmen nur eine anerzogene Rolle spielen. (Genauer kenne ich aber die Argumente Schwarzers nicht.) Man könnte die vermeintliche Freiwilligkeit in Frage stellen, indem man argumentiert, die Frau, die die devote Rolle annimmt, sei unaufgeklärt in dem Kantischen Sinn der Aufklärung als Ausgang aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit. "Faulheit und Feigheit sind die Ursachen, warum ein so großer Teil der Menschen ... gerne zeitlebens unmündig bleiben; und warum es anderen so leicht wird, sich zu deren Vormündern aufzuwerfen." (Kant) Feministinnen wie Schwarzer würden vielleicht sagen: Die Frau, die die devote Rolle annimmt, geht den Weg des geringsten Widerstandes. Sie ist zu faul und zu feig die Mühe und das Wagnis auf sich zu nehmen aus dieser Rolle auszubrechen und gibt sich mit den kleinen Belohnungen für ihr Brav- und Gehorsamsein zufrieden. Der Einwand dazu könnte sein, dass erotisches Spiel und wirkliches Leben zweierlei sei. Aber ist das nicht, wie wenn man sagte, "Die Küche ist dreckig, aber die Wohnung ist sauber.", so als ob die Küche nicht zur Wohnung gehörte? Ist nicht Sexualität auch ein Teil des Lebens und daher nicht vom "wirklichen" Leben oder Alltagsleben abgrenzbar?
Interessanter und auch nachvollziehbarer Ansatz, auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, dass diese Theorie auf viele devote Frauen zutrifft.
Für mich kann ich wohl behaupten, dass es bei mir nicht stimmt. Typische Rollenklischees von Mann und Frau gab es bei mir in der Familie so gut wie garnicht. Und mir wurde auch bestimmt nicht vorgelebt, dass frau sich zu unterwerfen hat oder dergleichen.
Der Weg des geringstens Widerstandes.. Hm. Auf der einen Seite - ja, kann sein. Vielleicht hab ich das beim Spielen gern, weil ich mir im Leben nie den leichtesten Weg ausgesucht habe. Auf der anderen kann ich es nicht ganz nachvollziehen, das mit dem "zu faul, um aus der Rolle auszubrechen". Meine Rolle im Leben ist die einer selbstbewussten (wenn auch jungen) Frau, die weiß, was sie will, und bereit ist, sich den A... aufzureißen, um ihre Ziele zu erreichen. Eigentlich breche ich ja gerade dann aus dieser aus, wenn ich mich unterwerfe...
Ich trenne BDSM schon vom Rest meines Lebens. Ich meine, ich grenze mich nicht davon ab.. Aber die Lust an der Unterwerfung hat mich zB noch in keinem meiner Nebenjobs gepackt. Ich halte mich auch nicht für "alltagsdevot". (Und vermutlich auch sonst niemand, der mich kennt ;)) Diese Sexuelle Spielart ist einfach eine weitere Facette meines Lebens, aber keine dominierende.


In der sexuellen Beziehung bist Du vielleicht doch darauf angewiesen und brauchst es in anderen Bereichen des Lebens nicht, weil Du es dort bekommst.
Für mich kann ich da definitiv sagen: NEIN.
Vielleicht hast du mich missverstanden. Ich brauche Lob, Zuspruch und Anerkennung, das kann ich nicht leugnen. Aber das möchte ich nicht dadurch bekommen, dass ich mich verbiege, um jemandem zu gefallen. Außerdem nehmen die anderen Bereiche meines Lebens wesentlich mehr Platz ein als BDSM, ich weiß also nicht, ob das das eigentlich "ausgleichen" oder ersetzen könnte.

Tut mir leid, falls manche meiner Gedanken zum Thema vielleicht etwas wirr und unausgereift klingen - Ich lebe BDSM noch nicht lange aus und hab erst jetzt mal Zeit und innere Ruhe, um mich ausgiebig damit zu beschäftigen. :oops:
 
Ich würde Schmerzen bzw. das Zufügen bzw. das Ertragen (müssen) von Schmerz auch als Demütigung und Ausdrück der Unterwerfung sehen.
Angeblich gibt es auch Menschen, die Lust am Schmerz an sich haben. Dazu gibt es auch Therien, dass das Erleben von Schmerz mit der Ausschüttung von Endorphinen verbunden sein kann, die ein Lustgefühl verursachen.Vielleicht liegt der Genuss darin, sich nicht schämen zu müssen. Durch die totale Hingabe fällt die Distanz zum anderen weg, es gibt nichts mehr zu verbergen. Man macht sich den oder die Dom zur idealen Mutter, vor der es nichts gibt, wofür man sich schämen müsste.Die Kritik der Feministinnen an BDSM ist, dass hier patriarchale Machtverhältnisse zwischen den Geschlechtern reproduziert werden. Das wirft aber die Frage auf, warum BDSM dann als deviant gilt. Darauf würde ich zwei Antworten vorschlagen. Zum einen kann man es als eine Art Überaffirmation erklären. Patriarchale Machtverhältnisse werden bis zur Kenntlichkeit übertrieben. Mit Bezug auf die Freiwilligkeit der Unterwerfung und der freien Wahl der Rolle (dom oder sub) könnte man in vorsichtiger Anlehnung an Judith Butler von Travestie sprechen. Gesellschaftliche Machtverhältnisse werden persifliert, indem man sie nachspielt und auf den Kopf stellt.
So sind beispielsweise Machtverhältnisse in unserer Gesellschaft allgegenwärtig und resultieren in einer unfreiwilligen Unterwerfung der unterdrückten Person/en. Sie sind geschlechtsspezifisch, politisch, religiös, familiär und miliärisch festgeschrieben, und sie werden vor allem auch durch den als 'nomal' gesehenen Herterosex in der patriarchalen Konstruktion der Ehe eingeschreiben. Eine Loslösung von diesen Machtverhältnissen erscheint unmöglich, dieselben können scheinbar bestenfalls kritisiert werden. Sadommasochistische Spiele aber resultiren genau in dieser Loslösung, weil sich die Praktizierenden genau dieses Machtkonstrukt zu ihrem eigenen Konstukt machen, in dem Symbole überbetont und Rollen frei(willig) gewählt werden. [...] Es scheint vielleicht absurd, dass ausgerechnet durch ein Szenario, in dem Symbole der Unterwerfung und des Dominierens und Verfügens über einen anderen Menschen und Körper so ausgeprägt sind, eine Loslösung von Machtstrukturen in unserer Gesellschaft und Freiheit erzielt werden kann. Durch die Freiwilligkeit aber, in der ein/e S/M-Praktizierende/r in seine/ihre Rolle schlüpft, und in dem genauen Festlegen der Grenzen und Bedürfnisse wird eine Art von Sex durchlebt, die isoliert ist von unfreiwilliger Gewalt."
(Brunner, Astrid: "Kinky Scenes" in: gezeit ed0402 "pertussis", S. 19)​

Ein bisschen Sado-Anarchismus: "Why will the Structure allow every other kind of sexual behavior but that one? Because submission and dominance are resources it needs for its very survival. They cannot be wastet in private sex. In any kind of sex. It needs our submission so that it may remain in power. It needs our lusts after dominance so that it can coopt us into its own power game. There is no joy in it, only power. I tell you, if S and M could be established universally, at the family level, the State would wither away." (Pynchon, Thomas: Gravity's Rainbow, S. 737 der Originalausgabe)Das ist für mich schon ein problematischer Aspekt, brav zu sein, um Wohlwollen als Belohnung zu bekommen, sich Respekt und Wertschätzung durch Gehorsam verdienen. Ist das noch bloßes erotisches Spiel oder werden hier anerzogene Defizite im Selbstwertgefühl ("Ich werde nur geliebt und respektiert, wenn ich brav und gehorsam bin.") wirksam und sichtbar? Und soll man das dann pathologisieren und Therapie empfehlen oder braucht man gar nichts zu therapieren, wenn persönliche Defizite lustvoll ausgelebt werden können?[/QUOTE]

hi..

wow cooles thema, sehr interesanntes thema wie ich finde.. mir ist auch so einiges aufgefallen zu diesem thema, den seit meinem 12ten lebensalter habe ich mehr oder weinger starke sm-phantsien.. ausgelebt habe ich das ganze nur einmal in nem laufhaus bei ner bizarr-lady, aber im kopf hab ich sehr oft starke phantasien. irgendwie beschäftigt mich das thema aber auch so sehr stark, denn phantasien befriedigen auch nur bis zu einem gewissen teil sogar wenn sie ausgelebt werden.. ich kann mir gut vorstellen das man irgendwie etwas in seinem leben mit dem ganzen zu kompensieren versucht, die frage ist nur klappt das ganze oder treibt es einen keil zwischen einem selbst und der sexualität, zwischen der welt draußen und die in einem drinnen, ich bin mir nicht sicher aber langsam denke ich sm ist nicht das gesündeste für die psyche, sm phantasien steigern sich meist auch im alter und werden immer krasser zum teil..abartig, auch wenn es abgemacht ist findet sich etwas menschenverachtendes darin, wenn 3 männer eine frau förmlich auseinander nehmen, 24/7 oder cuckolding(in dem zusammehang las ich auch etwas von kastration und fremdbefruchtung) also wenn das nicht irgendwie irre is.. mir sind männliche doms gar nicht geheuer auch wenn ichs nicht erklähren kann warum, is so ein gefühl.

hm, mir gefällt die analyse von barfly sehr gut und ich hoffe das ganze kann ich auch ohne therapie in den griff kriegen, fühl mich zur zeit sehr unsicher mit meiner sexualität, hatte erst 2 freundinen und glaub das beziehungen sehr kompliziert im allgemeinen sind, tja und dann noch der sexkram dazu, wer blickt da schon immer hundert prozent durch.. jeder smler glaubt er müsse es rechtfertigen seine neigung sei normal, wo wir schon wieder bei den normen wären.. ich muss sagen schämen tu ich mich nicht für meine neigung aber ob sie so gesund sind für zwischenmenschliche beziehungen bezeifle ich stark und es fließt alles zusammen im leben! den wer hatt nicht im alltag auch sexphantasien zwischendurch.. gedanken kommen und gehen und das mit dem streng trennen finde ich sehr diszipliniert aber ich wär ganz gern ein mensch der zufrieden ist auch ohne demütigung und schmerz den schließlich ist das leben eh so auch schon voll davon..

gruß
 
Ich habe schon relativ früh diese Kribbeln gespürt, wenn ich meine Phantasen heimlich ausübte. Nackt vor Menschen gedemütigt zu werden, die angezogen sind erregte mich seit je her. Dieses Kribbeln hatte ich schon, ich kann mich noch gut erinnern, da wußte ich noch nicht einmal was man tun muß um einen Samenerguß zu bekommen. Dachte damals Pissen in kleinen Spritzern ist das gleiche.......
Aber mittlerweile denke ich, daß ich damit geboren worden bin. Mit dem Maso - Gen!

Grüße an alle Thementeilnehmer

(Maso) Max
 
Wie schon Wittgenstein sagte: "Der Glaube an den Kausalzusammenhang ist DER Aberglaube." Eine eindeutige Antwort auf die Warum-Frage wird wohl immer ideologisch gefärbt sein. Die Wirklichkeit ist interdependent komplex und multifaktoriell. Es gäbe da ja noch zu dem vielen, was schon gesagt wurde und beachtliche Ansätze bietet, auch die psychoanalytische Seite. Und unterm Srtich immer auch die Frage der persönlichen Haltung: Kann ich an anderen etwas akzeptieren, was ich nicht verstehe? Kann ich an mir etwas akzeptieren, was ich nicht verstehe? Kann ich mit einer Normabweichung leben - und in welcher Weise lebe ich damit? Wie gehe ich mit den Konsequenzen um, die deviantes Sexualverhalten sozial, familiär, für Beziehungsmöglichkeiten bietet? Das scheinen mir die interessanteren Frage zu sein als ein "warum".
 
mit großen interesse u. bewunderung über soviel toller darstellungen u. niveauvoller konversation möcht ich gerne daran teilnehmen...
nun...kann ich ja nur von mir aus gehen...und muß festhalten...
ich denke mit neigungen wird man geboren..u. man versucht echt..diese auch zu *befriedigen* weil man sonst unglücklich ist u. ständig auf der suche..
und.ich frage
ist eine demütigung u.s.w. nicht nur dann wirklich u. echt eine demütigung wenn man etwas muß....weil man nicht auskann u. weil es erzwungen wird? nat. vorrausgesetzt man hat so einem *verhältnis* zugestimmt...
kann etwas eine demütigung sein..wenn man sie das eh wünscht, was man tun muß?
lg
james
 
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