Als Akademiker weiß man über alles Bescheid? Eher nicht. Warum das in Österreich eine zugelassene Behandlungsmethode ist und in Deutschland nicht, kann ich nicht beurteilen. Fakt ist aber auch, dass die reine Zulassung keine Aussage über eine Wirksamkeit trifft. Beispielsweise ist auch Magnetfeldtherapie ohne nachgewiesene Wirksamkeit zulässig. Obwohl beides auf der Basis von elektromagnetischen Feldern basiert, ist das, was bei Elektrosmog schlecht sein soll, plötzlich bei Magnetfeldtherapie gut. Es gibt halt verschiedenste Dinge, die du geäußert hast, die mich persönlich stutzig machen. Beispielsweise führst du die Theorie an, dass die Lebensmittel in den letzten 50 Jahren an Nährwert verloren haben und deswegen die orthomolekulare Medizin so wichtig sei. Die Theorien von Pauling stammen aber von vor über 50 Jahren, wo ja jeder Apfel und jede Tomate demnach noch in Ordnung war. Auch gehst du davon aus, dass die Normwerte für den Serumspiegel von Substanzen bedarfsabhängig seien. Der menschliche Körper ist aber als dynamisches System zu sehen, welches über interne Regulationsmechanismen die Konzentration im Blut selbstständig in einem bestimmten Bereich hält. Dadurch ergibt sich ja auch erst eine klinische Aussagekraft, wenn der Normbereich verlassen wird und damit klar ist, dass der Regelkreis nicht funktioniert. Dadurch kann der Bedarf einer Substitution entstehen. Ein bekanntes Beispiel ist die Regulation des Calciumhaushaltes, die im Alter nicht mehr gut funktioniert und tatsächlich in einem Risiko für Osteoporose mündet. Insofern hast du recht, dass der Bedarf personen- oder altersabhängig unterschiedlich sein kann. Ausschlaggebend dafür ist aber die mittels Serumspiegel ermittelte Abweichung vom Normwert zur Erkennung eines Substitutionsbedarfes. Eine wie zB von der Deutschen Gesellschaft für orthomolekulare Medizin empfohlene ständige und anlasslose Substitution von 1 Gramm Calcium pro Tag wird einfach vom Körper über Eigenregulation über die Nieren ausgeschieden und dein Geld wörtlich das Klo heruntergespült, weil der Körper selbstständig immer eine bestimmte Konzentration herstellen will und auch muss. Insofern ist der Normbereich für die meisten wichtigen Substanzen in der Regel nicht personenabhängig. Gibt halt Hormone, die sich in ihrer Konzentration naturgemäß im Laufe der Jahre verändern, z.B. Testosteron. Und selbst bei nachgewiesenem Mangel ist es immer sinnvoll, nicht einfach zu substituieren, sondern den Grund für den Mangel zu suchen. Viele selbstregulierende Systeme im Körper können im schlimmsten Fall durch Tumore an zB Nieren oder an Hypophyse oder entzündliche Darmerkrankungen gestört sein. Eine Bekannte ist beispielsweise jahrelang mit erheblichen Eisen-Substitionen behandelt worden bis festgestellt wurde, dass der Darm eine chronisch-entzündliche Krankheit hat und deswegen diverse Substanzen vom Darm aufgrund der verringerten Darmoberfläche unzureichend aufgenommen wurden. Es hat dann ein gewisses Risiko, sich von jemanden behandeln zu lassen, der massenhafte Substitutionen auf Grundlage von unbewiesenen Theorien von vor 50 Jahren als sinnvolle Therapie ansieht.
P.S. Auch wenn du das vielleicht anders siehst: ich will wir persönlich nichts. Aber in dieser Diskussionsrunde sehe ich mich als Gegenpol, wo du doch so viel Werbung für die Methode gemacht hast.