Wenn sich die Situation so darstellt wie ich sie von der Schilderung von
@Mitglied #506400 ausgehend sehe... Dann sind seine Freunde zumindest kein Teil der Lösung. Da geb ich dir leider Recht.
Was ich aus Erfahrung aber sagen kann ist dass die "Lösung" so nicht existiert bzw von der Zielsetzung abhängt.
Geht es darum Freundschaften zu erhalten? Geht es darum ihn vom Alkohol wegzubringen? Geht es darum dass er das geilste, angenehmste (vl rauschigste) Leben leben kann? Geht es darum dass die Familie und Ehe möglichst harmonisch weitergeführt werden kann?
Ganz unterschiedliche Zielsetzungen und ganz unterschiedliche Probleme. Ihn vom Alkohol wegzubringen erfordert seine Motivation was zu ändern. Das erfordert vermutlich Leidensdruck, Leidensdruck erfordert dass ihn diverse Leute im Stich lassen und das wird Freundschaften und vl die Familie und Beziehung zerstören.
Was halt auf jeden Fall nicht gehen wird ist das alte Bekanntschaften nach alten Mustern genauso weiterlaufen.
Vor über 20 Jahren lernte ich einen Banker kennen, dick im Geschäft, wichtiger Job, Großfinanzierungen im dreistelligen Millionenbereich. Mein Job war damals, ihn von einer Eröffnungsfeier eines Großprojektes abzuholen und nach Hause zu bringen.
Er, der diese Finanzierung abgewickelt hatte, lag unter dem Tisch, stockbesoffen.
Der Weg zu ihm nach Hause anschließend über 2 Stunden, ich fuhr, er redete...als wir bei ihm waren, bin ich mit in seine Wohnung...Dachgeschoß in der Salzburger Innenstadt, ohne Einrichtung. Miete bezahlte er nicht, weil er seine Privatangelegenheiten nicht mehr auf die Reihe bekam. Die letzte Großfinanzierung hätte er fast versemmelt, sein Dienstgeber drohte mit Rauswurf.
Er hat erzählt, ich hab zugehòrt. Irgendwann musste ich weiter, ich hab ihm meine Adresse gegeben und gemeint er soll vorbeischauen.
Ein Monat später stand er auf der Straße...nicht wegen Kohlemangels, sondern weil er es einfach nicht mehr auf die Reihe bekam. Er ist damals bei uns eingezogen und wir haben ihm Nächtelang zugehört, diskutiert, gesprochen...er war ein großartiger Mensch. Und er hat den ganzen Weg bis auf den Mönchsberg, zum beabsichtigten Sprung gebraucht um zu erkennen, dass er das alles so nicht will.
Er ist heute noch davon überzeugt, dass wir ihm damals das Leben gerettet haben.
Wir gaben ihm zwei Wochen Zeit, er konnte einfach nur dasein, mit uns mitleben...dann zurück auf die Straße oder in Behandlung.
Er hat nochmal geheiratet, zwei mittlerweile erwachsene Töchter bekommen, ist trocken geblieben und hat sich seinen Freundeskreis wieder aufgebaut als er trocken war.
Die meisten auf diesem hohen Level müssen ganz tief fallen damit sie es checken...der war damals Anfang 40, aber Mental wie ein dementer 80 jähriger drauf. Ich stelle mir die Situation halt in Erinnerung an den Typen damals vor.
Solange er jemanden hat der ihm seine Arbeit abnimmt, für ihn Dinge erledigt, solange seine Frau bleibt wird das nix werden.
Ich fürchte er kann erst dann begreifen wie beschissen es um ihn steht, wenn mal ein paar Wochen nichts mehr funktioniert, er Geschäftstermine versäumt oder dort besoffen auftaucht und so weiter.
Kontrollverlust bedeutet nicht zwingend die Kontrolle über alles, aber zumindest über die Sucht zu verlieren. Der muss nicht zwingend dauernd nicht ansprechbar, aber sicher dauernd besoffen sein.
Er hätte vielleicht eine Chance, aber wie Du sagst, er muss es selbst entscheiden.
Die Entscheidung erleichtert man ihm u.U. mit einer klaren Ansage einem klaren Ultimatum.
Und dann muss man sich zurückziehen, und zwar konsequent.
Man kann ihn natürlich auch beim Sterben begleiten, aber das ohne den eigenen Anspruch ihm helfen zu wollen, das macht auch nur beide Seiten fertig.
Viel mehr Auswege sehe ich da leider nicht mehr.