Da stellt sich mir die Frage, ob ein Transsexueller switchen kann? Eigentlich habe ich unter transsexuell bisher immer verstanden, dass ein Mensch, welcher körperlich einem bestimmten Geschlecht einzuordnen ist, sich selbst als dem anderen Geschlecht angehörig empfindet. Mir ist schon klar, dass nicht jede/r Transsexuelle den Weg bis zur letzten Konsequenz gehen wird, aber die Grundposition eines Transsexuellen sollte eigentlich schon das Bestreben sein, seinen Körper so weit wie möglich seinem empfundenen Geschlecht anzupassen.
trans-was?
wieder mal zeit für eine kurze begriffserklärung:
ICD-10
Mit dem ICD-10 werden Störungen der Geschlechtsidentität als eine "Persönlichkeits- und Verhaltensstörung" (Abschnitt F6) klassifiziert. Unter "F46, Störungen der Geschlechtsidentität" werden fünf Symthonbilder unterschieden. Deutlich getrennt davon wird "fetischistischer Transvestitimus" im Abschnitt F65 als "Störung der Sexualpräferenz" zwischen Fetischismus und Exhibitionismus klassifiziert.
Damit kann die psychiatrischen Diagnose zwischen sechs TransGender-Typen unterscheiden:
F64.0 Transsexualismus
F64.1 Transvestitismus unter Beibehaltung beider Geschlechtsrollen
F64.2 Störung der Geschlechtsidentität des Kindsalters
F64.8 sonstige Störungen der Geschlechtsidentität
F64.9 nicht näher bezeichnete Störung der Geschlechtsidentität
F65.1 fetischistischer Transvestitismus
Im Folgenden werden die einzelnen Positionen im Detail dargestellt:
F64.0 Transsexualismus
Klinisch-diagnostische Leitlinien
Es besteht der Wunsch, als Angehöriger des anderen anatomischen Geschlechtes zu leben und anerkannt zu werden. Dieser geht meist mit dem Gefühl des Unbehagens oder der Nichtzugehörigkeit zum eigenen Geschlecht einher. Es besteht der Wunsch nach hormoneller und chirurgischer Behandlung, um den eigenen Körper dem bevorzugten Geschlecht soweit wie möglich anzugleichen.
Diagnostische Leitlinien
Die transsexuelle Identität muß mindestens 2 Jahre durchgehend bestanden haben und darf nicht ein Symptom einer anderen psychischen Störung, wie z.B. einer Schizophrenie (F20.2), sein. Ein Zusammenhang mit intersexuellen, genetischen oder geschlechtschromosomalen Anomalien muß ausgeschlossen sein.
Forschungskriterien
1. Die Betroffenen haben den Wunsch, als Angehörige des anderen Geschlechtes zu leben und als solche akzeptiert zu werden, in der Regel verbunden mit dem Wunsch, den eigenen Körper durch chirurgische und hormonelle Behandlungen dem bevorzugten Geschlecht anzugleichen.
2. Die transsexuelle Identität besteht andauernd seit mindestens zwei Jahren.
3. Der Transsexualismus ist nicht Symptom einer anderen psychischen Erkrankung, wie z.B. einer Schizophrenie und geht nicht mit einer Chromosomenaberration einher.
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F64.1 Transvestitismus unter Beibehaltung beider Geschlechtsrollen
Klinisch-diagnostische Leitlinien
Dabei wird gegengeschlechtliche Kleidung getragen (cross-dressing), um zeitweilig die Erfahrung der Zugehörigkeit zum anderen Geschlecht zu erleben. Der Wunsch nach langfristiger Geschlechtsumwandlung oder chirurgischer Korrektur besteht nicht. Diese Störung ist dadurch vom fetischistischen Transvestitismus zu unterscheiden, dass das Umkleiden nicht von sexueller Erregung begleitet ist.
Forschungskriterien
1. Tragen der Kleidung des anderen Geschlechtes (cross-dressing), um sich vorübergehend dem anderen Geschlecht zugehörig zu fühlen.
2. Fehlen jeder sexuellen Motivation für das Tragen der Kleidung des anderen Geschlechtes.
3. Kein Wunsch nach endgültiger Geschlechtsumwandlung.
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F64.2 Störung der Geschlechtsidentität des Kindesalters
Klinisch-diagnostische Leitlinien
Diese Störung zeigt sich meist während der frühen Kindheit (und immer lange vor der Pubertät). Sie ist durch ein anhaltendes und starkes Unbehagen über das angeborene Geschlecht charakterisiert, zusammen mit dem starken Wunsch (oder der Beteuerung), zum anderen Geschlecht zu gehören. Es besteht eine beständige Beschäftigung mit der Kleidung oder den Aktivitäten des anderen Geschlechtes oder eine Ablehnung des eigenen Geschlechtes. Man nimmt an, dass diese Störungen relativ selten sind, und sie sind nicht mit der viel häufigeren fehlenden Anpassung an das stereotype sexuelle Rollenverhalten zu verwechseln. Um die Diagnose zu stellen, muß eine tiefgreifende Störung des normalen Gefühls für Männlichkeit oder Weiblichkeit vorliegen, bloße Knabenhaftigkeit bei Mädchen und ein mädchenhaftes Verhalten bei Jungen ist nicht ausreichend. Nach Erreichen der Pubertät kann diese Diagnose nicht mehr gestellt werden.
Da die Störung der Geschlechtsidentität des Kindesalters vieles gemeinsam hat mit den anderen in diesem Abschnitt besprochenen Identitätsstörungen, wird sie hier unter F64.- beschrieben und nicht unter F90-F98.
Diagnostische Leitlinien
Das wesentliche diagnostische Merkmal ist der dringliche und anhaltende Wunsch (oder die feste Überzeugung), zum anderen als dem angeborenen Geschlecht zu gehören, zusammen mit einer starken Ablehnung des Verhaltens, der Merkmale oder der Kleidung des angeborenen Geschlechtes. Typischerweise zeigt sich dieses Verhalten erstmals im Vorschulalter. Um die Diagnose stellen zu können, muß es vor Eintritt der Pubertät aufgetreten sein. Bei beiden Geschlechtern kann ein Nichtanerkennenwollen der eigenen Geschlechtsanatomie vorliegen; dies ist jedoch eine wahrscheinlich seltene Manifestationsform. Charakteristischerweise behaupten Kinder mit einer Störung der Geschlechtsidentität, dadurch nicht beunruhigt zu sein, trotzdem können sie durch Konflikte mit den Erwartungen ihrer Familie und ihrer Altersgenossen oder durch Neckereien bzw. Ablehnung unter Druck geraten.
Man weiß mehr über diese Störungen bei Jungen als bei Mädchen. Typischerweise beschäftigen sich Jungen vom Vorschulalter an mit mädchenspezifischen Spielen und Aktivitäten und oft tragen sie gerne Mädchen- oder Frauenkleider. Solches Verkleiden erzeugt jedoch keine sexuelle Erregung (im Unterschied zum fetischistischen Transvestitismus bei Erwachsenen (F65.1)). Sie haben ein sehr starkes Verlangen, an den Spielen und dem Zeitvertreib von Mädchen teilzunehmen. Weibliche Puppen sind oft ihr Lieblingsspielzeug und Mädchen gewöhnlich ihre liebsten Spielgefährten. Während der ersten Schuljahre kommt es meist zu einer sozialen Ächtung, die in den späteren Jahren der Kindheit durch demütigenden Spott der anderen Jungen ihren Höhepunkt erreicht. Offenkundig feminines Verhalten kann während der frühen Adoleszenz nachlassen. Nachuntersuchungen zeigen, dass etwa ein bis zwei Drittel der Jungen mit einer Störung der Geschlechtsidentität in der Kindheit während und nach der Adoleszenz eine homosexuelle Orientierung aufweisen. Im Erwachsenenleben entwickeln sehr wenige einen Transsexualismus, obwohl die meisten transsexuellen Erwachsenen angeben, in der Kindheit Probleme mit der Geschlechtsidentität gehabt zu haben.
In Beratungsstellen, Polikliniken oder Arztpraxen kommen Störungen der Geschlechtsidentität bei Mädchen seltener als bei Jungen vor, aber es ist unbekannt, ob sich diese Geschlechtsverteilung auch in der Durchschnittsbevölkerung findet. Wie bei Jungen gibt es bei Mädchen eine frühe Erscheinungsform, bei der sie ein eigentlich gegengeschlechtliches Verhalten zeigen. Mädchen mit diesen Störungen haben typischerweise männliche Spielkameraden und zeigen ein lebhaftes Interesse an Sport, rauhem Spiel und Raufereien; sie haben kein Interesse an Puppen und daran, in Phantasiespielen wie "Vater und Mutter" oder "Küche und Kinderstube", weibliche Rollen zu übernehmen. Mädchen mit Störung der Geschlechtsidentität erleben meist nicht denselben Grad von sozialer Ächtung wie Jungen, obwohl auch sie unter Neckereien in der späten Kindheit oder der Adoleszenz leiden können. Die meisten geben das übertriebene Verlangen nach männlichen Aktivitäten oder Kleidung auf, wenn sie sich der Adoleszenz nähern, einige behalten eine männliche Identifikation und können später eine homosexuelle Orientierung zeigen.
Selten ist die Störung der Geschlechtsidentität verbunden mit einer anhaltenden Nichtanerkennung des angeborenen Geschlechts. Bei Mädchen kann sich dies in der wiederholten Behauptung äußern, dass sie einen Penis haben, oder dass einer wachsen wird. Sie lehnen es ab, sitzend zu urinieren, Brüste zu bekommen und zu menstruieren. Bei Buben kann sich dies in der wiederholten Behauptung äußern, dass sie sich körperlich zu Frauen entwickeln werden, dass Penis und Hoden abstoßend seien und verschwinden werden, und dass es besser wäre, keinen Penis und keine Hoden zu haben.
Forschungskriterien
Bei Mädchen:
1. Andauerndes intensives Leiden daran, ein Mädchen zu sein und erklärter Wunsch, ein Junge zu sein (nicht begründet mit kulturellen Vorteilen für Jungen). Oder das Mädchen besteht darauf, bereits ein Junge zu sein.
2. Entweder 1. oder 2.:
1. Anhaltende deutliche Aversion gegen üblicherweise weibliche Kleidung und Bestehen auf typisch männlicher Kleidung, z.B. männlicher Unterwäsche und anderer Accessoires;
2. anhaltende Ablehnung weiblicher anatomischer Gegebenheiten, die sich in mindestens einem der folgenden Merkmale äußert:
1. Behauptung, einen Penis zu besitzen, oder dass ein Penis wachsen wird;
2. Ablehnung, im Sitzen zu urinieren;
3. Versicherung, keine Brüste bekommen oder menstruieren zu wollen.
3. Das Mädchen hat bis jetzt nicht die Pubertät erreicht.
4. Die Störung muß mindestens sechs Monate vorliegen
Bei Buben:
1. Anhaltendes intensives Leiden darunter, ein Junge zu sein sowie intensiver Wunsch oder seltener, Behauptung, bereits ein Mädchen zu sein.
2. Entweder 1. oder 2.:
1. Beschäftigung mit typisch weiblichen Aktivitäten, z.B. Tragen weiblicher Kleidungsstücke oder Nachahmung der weiblichen Erscheinung, intensiver Wunsch, an Spielen und Zeitvertreib von Mädchen teilzunehmen und Ablehnung von typisch männlichem Spielzeug, Spielen und Aktivitäten;
2. anhaltende Ablehnung männlicher anatomischer Gegebenheiten, die sich durch mindestens eine der folgenden wiederholten Behauptungen äußert:
1. dass er zu einer Frau heranwachsen wird (nicht nur in eine weibliche Rolle);
2. dass sein Penis oder sein Hoden ekelhaft sind oder verschwinden werden;
3. dass es besser wäre, keinen Penis oder Hoden zu haben.
3. Der Junge hat bis jetzt nicht die Pubertät erreicht.
4. Die Störung muß mindestens sechs Monate vorliegen.
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F64.8 sonstige Störungen der Geschlechtsidenität
Für dieses diagnostische Kriterium ist kein spezielles Kriterium definiert.
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F64.9 nicht näher bezeichnete Störung der Geschlechtsidentität
Für dieses diagnostische Kriterium ist kein spezielles Kriterium definiert.
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F65.1 fetischistischer Transvestitismus
Klinisch-diagnostische Leitlinien Kleidung des anderen Geschlechts wird hauptsächlich zur Erreichung sexueller Erregung getragen.
Diagnostische Leitlinien
Diese Störung unterscheidet sich vom einfachen Fetischismus dadurch, dass Fetischgegenstände oder Kleidung nicht nur getragen werden, sondern auch den Anschein erwecken sollen, dass es sich um eine Person des anderen Geschlechts handelt. Meistens wird mehr als ein Gegenstand getragen und oft handelt es sich um eine vollständige Ausstattung mit Perücke und Make up. Fetischistischer Transvestitismus unterscheidet sich vom transsexuellem Transvestitismus durch die deutliche Koppelung an sexuelle Erregung und das starke Verlangen, die Kleidung nach dem eingetretenen
Orgasmus und dem Nachlassen der sexuellen Erregung abzulegen. Häufig berichten Transsexuelle über eine frühere Phase von fetischistischem Transvestitismus, und wahrscheinlich stellt dieser in solchen Fällen eine Zwischenstufe in der Entwicklung zum Transsexualismus dar.
Forschungskriterien
1. Die allgemeinen Kriterien für eine Störung der Sexualpräferenz (F65) müssen erfüllt sein. Dies sind:
1. Wiederholt auftretende intensive sexuelle Impulse und Phantasien, die sich auf ungewöhnliche Gegenstände oder Aktivitäten beziehen.
2. Handelt entsprechend den Impulsen oder fühlt sich durch sie deutlich beeinträchtigt.
3. Diese Präferenz besteht seit mindestens sechs Monaten.
2. Tragen von Accessoires oder Kleidungsstücken des anderen Geschlechtes, um den Anschein zu erwecken und das Gefühl zu haben, Angehöriger des anderen Geschlechtes zu sein (cross-dressing).
3. Das Tragen der gegengeschlechtlichen Kleidung ist eng mit sexueller Erregung verbunden. Wenn es zum Orgasmus gekommen ist und die sexuelle Erregung abnimmt, besteht ein starkes Verlangen, die Kleidung abzulegen.
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