@ grünbaum
Ach, muss denn immer alles so kompliziert sein? Natürlich gibt es kein kompromissreines Leben. Natürlich musste Janis Joplin ebenfalls Kompromisse machen und Kit wird es auch müssen.
Es geht um die Alltagskompromisse, die in letzter Konsequenz den Durchschnitt, den Mainstream ausmachen. Janis Joplin scherte sich keinen Deut um diese, lebte ihre Gleichgeschlechtlichkeit offen aus, in einer Zeit wo dies noch mehr verpönt war als heute (und bald wieder sein wird). Lebte ihre Alkoholsucht aus (und wurde sogar von der Werbung vereinnahmt dafür, was ja schon wieder ein Kompromiss ist), was damals wie heute ganz besonders für Frauen ein Makel sondergleichen ist, genauso wie Sexsucht. I wanna fuck You all (oder so ähnlich) rief sie während eines Konzertes einmal in die rasende Menge, ich täte das gerne mal von Brittney Spears hören, was täte sich da abspielen.
Kurz, sie hat sich als Frau nicht arrangiert, in einer männerdominierten Welt, sondern als Frau so dargestellt, wie sie es eben gerne möchte, ohne Kompromisse. Wie so viele Größen, die sich dem Mainstream entgegengestellt haben und die Kompromisslosigkeit gewählt haben (Jim Morrison, Edgar Allen Poe etc.) ist sie nicht an ihren Süchten gescheitert, sondern an innerer Vereinsamung, herbeigeführt von einer verständnislosen Masse, die solcher Art Unikum bestenfalls zur Profitmaximierung verstehen konnte und wollte.
Kit will ich nicht beschreiben, weil mir das nicht zusteht. Aber wenn ich mich selbst beschreibe, dann beschreibe ich DEN Kompromiss:
Ich wollte Entwicklungshelfer werden, Dichter oder Rockmusiker, nicht im Traummännlein-Alter sondern gleich nach der Matura. Aber, wenn und vielleicht, und wenn dann sowieso, und vielleicht nicht gleich, etwas später, dann doch nicht, und überhaupt nun bin ich ein besserer Buchhalter mit guter Dotierung, netter Frau, Eigenheim und vier Zöglingen, davon einer Unrechtens Das ist der Kompromiss, Das ist der Mainstream. 98% von uns ereilt dieses Schicksal und 2% nicht.