Geiz ist geil...

D

Gast

(Gelöschter Account)
...inspiriert durch die "edlen" Verfechter der geiz ist geil Lehre im horizontalen Gewerbe möchte ich hier ein bisschen allgemeiner einen Beitrag eröffnen um nicht im selbigen zu sehr off-topic zu kommen.

Der Grundgedanke klingt ja sehr nett, billiger ist besser. Nur glaube ich, dass da einfach viele sehr kurzsichtig sind. Dem Kapitalgeber (Eigentümer) jedes Unternehmens ist völlig egal wieviel er verlangen kann, so lange er (dem Risiko entsprechend) eine marktmäßige Rendite seines eingesetzen Kapitals bekommt. Sinken die Preise, "müssen" die Kosten sinken oder der Anbieter zieht sich mittel bis langfristig aus dieser Branche/Region zurück und setzt sein Geld anderwertig ein.

Im Endeffekt gewinnt niemand etwas, es kommt einfach nur zu einen deflationären Prozess, Preise sinken, Löhne sinken (mindestens) im selben Ausmaß, Kaufkraft sinkt, die Preise sinken weiter, die Löhne ebenso,... . Als Erfolgsbeispiel der geiz ist geil Fraktion wird gerne der Handymarkt genannt. Die Preise sind signifikant gesunken, das stimmt schon, allerdings nicht unbedingt die Kosten pro User. Sprich ein Teil (oder der Großteil) der Preissenkungen wird durch mehr Konsum ausgeglichen, gewonnen (außer wichtigen Handygesprächen a la "Schatzi, was gibt's heute zum essen" und "Schatzi, ich kommt 5 Minuten später heim, ich muss noch tanken" wird rein gar nichts. Der Rest der Kosteneinsparung geht über niedrigere Personalkosten und niedrigere Investitionen, somit sinkt einerseits die Qualität und gleichzeitig gehen Arbeitsplätze verloren, Kaufkraft sinkt, den Rest siehe oben.

Das Grundprinzip ist ganz einfach: Geld ist mobil, Menschen sind es nur beschränkt. Hab ich Geld, will ich eine entsprechende Verzinsung (nicht nur der böse Industrielle, auch du und ich wenn wir für die Pension sparen und unser Geld in einen Fond anlegen, Pensionsfonds sind übrigens so ziemlich die brutalsten Player am Kapitalmarkt, fast schon witzig wenn man aus Sorge um die Pension sein mühsam erspartes Geld in so einen Fond anlegt und eine entsprechende Rendite erwartet und der Fond dann, um die Rendite zu erreichen, druck auf die Unternehmen deren Anteile er hält macht und man im Endeffekt von der eigenen Pensionsvorsorge wegrationialisiert wird, man ist einfach zu teuer um den eigenen Renditeansprüchen zu genügen, aber darum ging es eigentlich nicht). Reale (sprich in Gütern/Dienstleistungen und nicht in Geld gemessene) Wirtschaftsleistung ist mehr oder weniger kurzfristig Potentialseitig fixiert (und wächst langfristig in Ländern wir Österreich um's Potentialwachstum, in unserem Fall sind es um die 2%), Preise sind für unsere wohlergehen völlig egal, sinken sie, sinken unsere Löhne, steigen sie, steigen auch unser Löhne. Das einzige Potential sind Änderungen relativer Preise (sprich das Verhältnis einzelner Preise zueinander, zB der Preis eines Laptops ausgedrückt in Liter Milch) und die Verteilung des Volkseinkommens (was bekommen die Kapitalgeber, was bekommen die Arbeitskräfte). Ändern sich relative Preise, gibt es Gewinner und Verlierer, in Summe trotzdem ein Nullsummenspiel. Bei der Verteilung des Einkommens kommt es auf die Macht der beiden Gruppen an, derzeit sind eindeutig die Kapitalgeber im Vorteil und das Einkommen wandert tendenziel auch in deren Richtung. Jede (massive) Änderung von Preisen (sei es nach oben oder nach unten oder auch nur der relativen Preise) macht eine Veränderung der Einkommensverteilung leichter (abgsehen von gewissen Nominallohnrigiditäten), auch hier eher zu Gunsten der Kapitalgeber.

Ich weiß, sehr, sehr unerotisches Thema, aber da das Thema immer wieder angeklungen ist gibt es vielleicht doch Interesse.
 
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