Nun ja, dann willkommen im Club der Promis und Freiberufler !
Wenn man sein Profil öffentlich macht, wie in einem BookSusi Profil, dann muss man damit rechnen, dass Leute darauf aufmerksam werden, und einen buchen. Und meistens ist das dann auch gewollt !
Dass man dann neben seinem Verdienst noch eine Bewertung bekommt, ist eigentlich ganz normal: der Theater-Schauspieler (und der Charter-Flugpilot) bekommt Applaus gespendet. Ein Politiker gewinnt das Vertrauen der Wählerschaft und wird wiedergewählt. Ein Influencer definiert sich über seine „Likes“, ein Hotel bemüht sich um gute Bewertungen auf Booking.com und bei Uber bewertet der Gast den Fahrer und der Fahrer den Gast.
Bei den erwähnten Rezensionen gelten üblicherweise die Konventionen der Etikette, die Bewerter haben deswegen auch tw. keine Scheu, unter ihrem echten Namen und mit Gesichtsfoto zu schreiben. Die Bewerter wissen auch, dass sie von Unternehmen für ihre Bewertung theoretisch geklagt werden können, was zu zusätzlicher Vorsicht anregt.
Anders als in Freierforen, wo das Motto
anything goes hochgehalten wird: da werden oft alle möglichen Details - von Schadenfreude über kleine Hoppalas der SW während des Treffens, über ihr Privatleben bis hin zum Aussehen ihrer Intimregion - genüsslich an die Öffentlichkeit gezerrt, weil man vor der
Community mit seinem Wissen und ein bisschen
Drama über die betreffende SW angeben möchte.
Die Anonymität in Freierforen schützt die User und begünstigt sexistische Exzesse.
Die Tatsache, dass sich kaum Frauen und Andersdenkende an den Diskussionen beteiligen wollen oder können, verhindert demokratische Vielfalt und führt zu erhöhtem Konformitätsdruck.
Da ist es mir sogar lieber ich kann die Bewertungen lesen und darauf reagieren (was viele Damen auf BookSusi auch tun) anstatt dass hinter meinem Rücken über mich geredet wird.
Was ist mit den Freierforen, in die man als SW auf korrektem Weg gar nicht hinein kommt, weil nur Männer erwünscht sind - was sogar anhand eines extra
Aufnahme - Erfahrungsberichts überprüft wird?
Was ist mit den Webseiten, die sich damit brüsten, dass es keine
Zensur gibt und bei denen der Server irgendwo im Ausland ist?
In solchen Fällen kann eine SW jedenfalls nicht um Löschen ansuchen und nicht rechtlich dagegen vorgehen. Wäre interessant zu sehen, was passiert, wenn sie auf Beiträge über sich reagiert - ob dann ihr gegenüber als
persona non grata nicht doch irgendeine Massnahme ergriffen würde.
Wenn sie Beiträge über sich überhaupt findet, in dem Dickicht an Bewertungsseiten und sonstigen Verschlüsselungsmechanismen.
Mir wurde schon öfter zugeraunt, dass über mich geschrieben wurde und dazugehörige Details erwähnt, die auf mich passen, aber über Google finde ich nur Beiträge aus dem EF über mich und die waren definitiv nicht gemeint.
Eine SexWorkerin, die den Vergleich mit anderen oder die Beurteilung durch andere meiden möchte, hat sich den falschen Job gesucht und sollte tunlichst soziale Medien meiden
Nein, denn die Sichtweise, dass man eine Sexdienstleistung nicht "beurteilen" kann bzw. will, ist auch unter genügend Kunden verbreitet. Glücklicherweise.
Und die Gesichter derjenigen, die immer lässig von "
selbst schuld..
im falschen Job" schreiben, möchte ich sehen, würde tatsächlich eines Tages die Mehrheit der SW aufgrund der Freierforen streiken. Die werten Herren würden wahrscheinlich ganz schnell, ganz kleinlaut werden.
Abgesehen davon, dass ständig nach motivierten SW gesucht wird, die Freude an der Tätigkeit haben, andererseits aber oft eine "
Selbst schuld,
wär's halt keine Hur'
geworden"-Mentalität gepflegt wird.
Wenn ich mich entscheiden müsste, was schützenswerter ist: die freie (respektvolle) Meinungsäußerung oder die Freiheit mit Deep Fakes, Filtern, gestohlenen Bildern und anderen Mogeleien sich als etwas anderes darzustellen als dass man wirklich ist, um andere Leute an der Nase herumzuführen, dann ist meine Entscheidung eine leichte.
Aber in diesem Fal würde eine sachlich gehaltene Zeile darüber wohl auch genügen.
Keine wütenden, gekränkten Ausbrüche voll Boshaftigkeiten und Neiddebatten, wie man sie immer wieder findet.
Ich will die berühmte
Abzocke auch nicht rechtfertigen, aber ich habe hier schon die Meinung gelesen, dass eine
normale, junge Frau niemals SW wird.
Könnten Österreicher, denen es doch verhältnismässig gut geht, nicht etwas nachsichtiger gegenüber (jungen) Frauen aus anderen, ärmeren Ländern sein, die sich ihre Jugend und ihr beruflichen Weg wohl auch anders erträumt hätten?
Ja, es ist enttäuschend, wenn es nicht so klappt, wie man sich das erhofft hätte, aber
diese Frauen üben immerhin eine Tätigkeit aus, vor der man die eigenen Kinder mit allen Kräften schützen wollen würde.